Spielbericht Jugend

Erlebnisbericht Baku 2015

28.10.2015, 09:58 Uhr von:  Steffen
Erlebnisbericht Baku 2015
Baku 2015

Nachdem Borussia und seine Fans bereits 2010 das Vergnügen hatten, in der Europa League nach Baku reisen zu dürfen, bot sich dieses Jahr die Gelegenheit, es nachzuholen oder zu wiederholen.

2010 in der Qualifikationsrunde musste noch alles schnell gehen, um die Reise nach Baku unter Dach und Fach zu bringen - was neben der Premiere des Reiseziels und den bis dato noch rar gesäten internationalen Spielen unserer Borussia - die Tour für alle Beteiligten sicher noch aufregender machte.

Baku in grau

Für mich war die Tour damals leider nicht machbar und so wurden heuer direkt nach der Auslosung Nägel mit Köpfen gemacht. Das überstrapazierte Urlaubskonto gab eh nicht viel Spielraum her.

Nachdem meine letzte Reise aus Saloniki (unfreiwillig) auf der Arbeit endete, durfte sie dieses Mal dort starten. Über Bus, DUS und Moskau war man auch schon in Baku. Die Einreise mit e-Visa lief problemlos – wie auch nicht anders zu erwarten, wenn die Reiseagentur zu einer Holding der Ehefrau des Präsidenten gehört - und auch ein Bus fuhr schon vor der im Internet propagierten Zeit in die Stadt. Der westliche Preis für die billige Absteige war dann auch ok, als man uns zu unserer Überraschung bereits um 7 Uhr morgens aufs Zimmer ließ.

Es wird fleißig weiter gebaut

Nach einem kurzen Nickerchen und der ersten Nahrungsaufnahme ging es an die Uferpromenade. Der graue Himmel mit Nieselregen entsprach leider dem Deutschen, der Blick auf die entfernte Altstadt und den darüber thronenden Flame Towers machte das aber wett. Vom Regierungspalast konnte gemütlich die Promenade entlang geschlendert werden, ehe wir zum Fontaine Square einbogen. Weitere Nahrungsaufnahme wurde angesichts von Touristenläden und amerikanischen Fast-Food-Ketten erst einmal aufgeschoben und die Promenade weiter zum Bus-Treffpunkt abgeschritten. Dieser erwies sich als ödes Fleckchen mit einer Kaffee-Bude. Nach der einstündigen Busfahrt in Saloniki konnte auf Bustransfer eh verzichtet werden, also ab in die Altstadt. Nahrungsaufnahme gelang hier mit dem einzig angebotenen Gericht – einer Fettsuppe – eher semi, dafür gab es super leckeres NZS-Bier. FCKNZS! Diesen guten Stoff gibt es leider nur vom Fass, sodass unterwegs immer auf Xirdalan zugegriffen werden musste.

Auf der anschließenden Taxisuche das spannende Prozedere: ‚Bakcell-Arena, you know?‘ – ‚Yes.‘–‚Europa League, Football, Borussia Dortmund?‘ –‚ Yes.‘ –‚ Really?‘ –‚ Yes.‘ Also dem Kutscher frohen Mutes anvertraut. Und wo landen wir? Vor irgendeinem Luxushotel. Naheliegend bei Arena und Football. Sollte hier nun gleich Franz Beckenbauer herausspazieren und uns einen Geldkoffer übergeben? Also nochmal das Fragespiel, ihm das Ticket gezeigt und die gute Groundhopper-App zeigte sogar offline noch eine Adresse der Hütte an. Fahrer nickt zuversichtlich und fährt weiter. Nächster Halt: Aserbaidschanischer Fußballverband. ‚Ne, oder? - Bekommen wir hier jetzt wenigstens einen Geldkoffer?‘ Fahrer springt raus, sprintet die Treppen hoch und kommt freudestrahlend wieder heraus. Er hatte nach dem Stadion gefragt, na immerhin. Weiter ging die Fahrt und beim Erspähen der Flutlichtmasten baten wir ihn, hier anzuhalten. Hier wäre es viel zu gefährlich, warnte er uns. Uns war es egal, gefährlich war es auch keineswegs. Es flogen zwar Böller über die Straße, aber die Leute waren einfach in freudiger Erregung. Ein Mob Jugendlicher stürmte ein Stadiontor. Auch das war verständlich angesichts des für ihre Verhältnisse teuren Eintritts an diesem Abend. Diese fanatische Stimmung ums Stadion herum bestätigte uns darin, nicht den Shuttlebus genommen zu haben.

Quäbälä - Borussia

Im Stadion war davon eher weniger zu spüren. Aber wie bereits 2010 gegen Qarabag Agdam spielte Borussia an diesem Abend wieder gegen einen Klub im Bakuer Exil. Auch wenn es dieses Mal ganz einfach aus dem Grund geschah, dass das Stadion von Qäbälä nicht tauglich für internationale Spiele ist. Im Gegensatz dazu, dass Qarabag alle Spiele in Baku spielt, da die Region Bergkarabach von Armenien besetzt ist. Das Stadion selbst war dann doch nicht ganz so steril wie bei einem Neubau angenommen. Der Gästeblock im Oberrang hatte Charme, auch wenn die Stimmung nur schwer auf die seitliche Ecke überschwappte. Nach dem Spiel wurde noch von einem zum anderen der 24 Stunden geöffneten Kioske gezogen, ehe man endlich die verdiente Mütze Schlaf bekam.

Müdigkeit und weiterhin grauer Himmel obsiegten am nächsten Morgen zunächst dem Drang, diese tolle Stadt weiter zu erkunden. Außerdem musste nochmal die ÖPNV-Verbindung in den 40 km entfernten Vorort Shuvelan gecheckt werden. Dort sollte am Freitag ein Erstligakick steigen. Erst ging es jedoch in ein Restaurant. Beim Bestellen aufs Geratewohl, in der Hoffnung etwas landestypisches zu bekommen, den Zonk gezogen - Rouladen gefüllt mit Fett (!). Nach anschließend kurzem Stadtrundgang in die Metro - für sagenhafte 0,20 Manat (keine 20 Cent) - gestiegen und an den Stadtrand gefahren. Neben dem Nationalstadion und der nationalen Gymnastikarena gierte hier an einiger riesigen und chaotischen Kreuzung die Taximafia auf Gäste zum Flughafen. Diese links liegen gelassen und zum ebenso chaotischen Busbahnhof herüber, um dort die richtige Buslinie zu finden. Diese fuhr gerade los. Noch angeklopft und reingesprungen. Nun standen wir im völlig überfüllten Bus auf den Trittstufen des vermeintlich richtigen Gefährts. Englisch sprach niemand, aber irgendwann konnte man sich einen Reim darauf machen, dass der Zettel überm Fahrer mit Ortsnamen und Zahlen die Fahrtzeit angab und der die Haltestellen immer verließ, wenn die Stoppuhr vor ihm die jeweilige Zeit erreichte. Musste also passen und das tat es nach über einer Stunde dann auch. Ganze 0,40 Manat kostete diese Fahrt beim Ausstieg direkt vorm angestrebten Stadion.

AZAL - Neftci Baku

Wie so viele Stadien in und um Baku ein Neubau, diese AZAL Arena. Wie inzwischen auch der ansässige Klub benannt nach der staatlichen Fluggesellschaft. Um das Stadion herum aber deutlich heruntergekommene Häuser. Es blieben noch knapp zwei Stunden bis zum Anpfiff und so wurde am gegenüberliegenden Kiosk ein Bier gekauft und die Wegrichtung Meer eingeschlagen. Inzwischen schien auch prächtig die Sonne. Das Meer wurde jedoch nicht erreicht, es ging zwischen immer mehr herunter gekommenen Häusern auch nie wirklich geradeaus. Nach einigen Blocks glichen die Straßen nur noch wilden Müllkippen. Aber direkt an diese und eine Gas- oder Ölpipline grenzte schließlich noch ein Wohnviertel, welches uns vollends den Weg zum Meer abschnitt. Einen schönen Strand schien es dort aber auch nicht zu geben. Zurück am Kiosk waren dort schon deutlich mehr Dortmunder angekommen und die Biervorräte lichteten sich. Nachdem dann eruiert war, dass das Stadion trotz zahlreich anwesender Polizei einfach frei samt Einkäufen betreten werden konnte, machten es sich insgesamt ca. 30 Dortmunder zwischen insgesamt vielleicht 400 Zuschauern bequem. Die Gäste von Neftci Baku wurden von etwa 70 Leuten unterstützt, die sich in zwei Gruppen am Support versuchten. Ein richtig schwaches Spiel gewann die Heimmannschaft dann in der Nachspielzeit per Elfmeter mit 2:1.

Flame Towers

Nachdem man die Hinfahrt als Sparfuchs in 1 ½ Stunden bewältigt hatte, hätte nun für die Rückfahrt ein Taxi kein allzu großes Loch in die Reisekasse gefressen. Aber irgendwie hatte diese Busfahrt auch ihren Reiz und die Busse fuhren im 5-Minuten-Takt zurück nach Baku. Als dieser uns wieder an der Metro-Station ausspuckte, hatte diese nun einen völlig anderen Reiz. Das Nationalstadion und andere Gebäude leuchteten bunt in der Nacht, ähnlich den Flame Towers. Mit der Metro ging es zurück in die Innenstadt und dort wurde nach den bisherigen Essens-Fehlgriffen ein 24/7 Dönerhaus aufgesucht. Es lohnte sich! Anschließend an der Uferpromenade einfach noch die leuchtende Skyline auf sich wirken gelassen.

Am Samstag wurde zunächst der Berg mit den Flame Towers erklommen. Direkt daneben liegt eine Parkanlage mit mehreren Aussichtsebenen, die einen traumhaften Blick über die gesamt Stadt bieten - Wahnsinn! Vor allem, da das Wetter nun auch mitspielte. Leider musste es sich dann irgendwann wieder auf den Weg gemacht werden, denn es stand noch ein weiteres Spiel auf der Agenda.

Inter Baku - Ravan Baku

Die Metro beförderte uns wieder in eine etwas weniger schicke Gegend. Baku bietet definitiv viele Kontraste. Zwei Straßen weiter befanden sich dann aber auch die nächsten Hochhaus- und Glanzbauten. Leider mussten wir feststellen, dass auch das etwas ältere Stadion von Inter Baku modernisiert und mit einem sinnlosen Glasbau ummantelt worden ist. Der Eintritt war wieder frei und etwa 200 Zuschauer wohnten dem Kick gegen Ravan Baku bei, welchen Inter mit 2:0 für sich entscheiden konnte. Der Flug zurück startete morgens um 5, weshalb sich eh nachts auf den Weg zum Flughafen gemacht werden sollte. Zum Spaß wurden mal Airporthotels abgecheckt und da haute das Sheraton doch für seine Verhältnisse einen echten Schnapper raus. Also mal früher hin da, um wenn möglich noch in den Pool zu hüpfen. Dort angekommen teilte man uns aber leider mit, der Pool sei schon geschlossen.

Blick auf Baku
Ohne Pool war uns der Spaß dann doch eine Nummer zu teuer für die paar Stündchen Schlaf. Woraufhin man uns quasi anbettelte, doch bitte zu bleiben, man würde auch extra für uns den Pool nochmal eine halbe Stunde öffnen. Witzige Situation, entsprach aber nicht unseren Vorstellungen. Also wurde sich nach ein paar Gute-Nacht-Bieren noch etwas am Flughafen abgelegt. Ist dort wirklich gut machbar.


Weniger gut gefiel mir dann die Rückreise mit Aeroflot. Auf der Hinreise war schon zu lernen, dass die aus ihren Fliegern gerne eine Sauna machen. Also schon nur im T-Shirt rein in den Bomber. Trotzdem in Moskau nass geschwitzt gelandet und bei 3° nach draußen in den Bus entlassen - super. Rüber gemacht nach Frankfurt und mit dem ICE zum Augsburgspiel.

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