Spielbericht Profis

Wenn ein Stadion Abschied nimmt

25.10.2015, 22:33 Uhr von:  Redaktion
Wenn ein Stadion Abschied nimmt

Von zwei überaus verdienten Borussen galt es heute Abschied zu nehmen und zwar zwei der bemerkenswertesten Borussen überhaupt. Nebenbei wurde auch noch ein wenig Fußball gespielt. Gegen Augsburg. Und 5:1 gewonnen.

Eine gefühlte Ewigkeit ist es her, dass das Westfalenstadion letztmals die Pforten für ein Heimspiel unserer Borussia öffnete. In der Zwischenzeit musste die große BVB-Familie Abschied nehmen von zwei der umtriebigsten und bemerkenswertesten Persönlichkeiten der letzten Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte. Der Tod von Rüdiger Raguse und Arne Steding, die beide nach schwerer Krankheit starben, versetzte Fußballfans weit über Dortmund hinaus in Schockstarre.

Neben den Lücken, die sie in der Familie, dem Freundes- und Bekanntenkreis hinterlassen haben, sind auch viele Gruppen in und um unseren Verein herum betroffen. Gerade wir bei schwatzgelb.de können unsere Fassungslosigkeit, unsere Wut und unsere Traurigkeit nur schwer verbergen. Ohne Arne hätte es dieses Fanzine wohl nie gegeben oder würde in der gegenwärtigen Form so nicht existieren können. Wenngleich der große Bill Shankly diesen Interpretationsansatz bei dem Zitat vom Leben und Tod im Fußball wohl nicht indendierte, bleibt doch mit Blick auf Rüdiger und Arne festzuhalten: Der Fußball ist tatsächlich mehr als eine Frage nach Leben und Tod. Zumindest beim heutigen Spiel verband er nämlich das Gedenken an die Verstorbenen mit der Leidenschaft für diesen Sport, die nicht zuletzt auch Rüdiger und Arne ausgezeichnet hat.

Spruchbänder und Gedenkminute

Zeugnis für diese Verbindung gaben die vielen Spruchbänder sowie die Gedenkminute ab, die wie die beiden Trauerfeiern deutlich machten, dass dieser Verein über das Rasenviereck hinaus zusammenhält und in Freud' und Leid vereint ist. Wir alle hoffen, dass der schmerzliche Trauerprozess der Angehörigen Rüdigers und Arnes durch die Solidarität, das Andenken und die Anteilnahme des heutigen Tages begleitet und die schmerzhaften Gedanken und Gefühle zumindest etwas abgemildert werden konnten.

Viele Spruchbänder auf der Süd für Arne und Rüdiger

Zumindest der Autor dieser Zeilen war nicht in der Lage, sich zu jeder Zeit zu 100% auf das sportliche Geschehen auf dem Rasen zu konzentrieren. Nach den letzten Tagen fiel es einfach noch zu schwer, sich über falsche Einwurfentscheidungen aufzuregen oder die taktische Variabilität der abkippenden Sechser zu beurteilen. So sei es gestattet, dass der sportliche Teil dieses Berichts sich wirklich nur auf die notwendigen Erläuterungen kapriziert. Und auch die direkt nach der Schweigeminute sowie zu Beginn der zweiten Hälfte präsentierten, widerwärtigen Spruchbänder in Richtung des Fan-Beauftragten Daniel Lörcher aus Reihen der 0231Riot-Crew sollen hier kein weiteres Forum mehr erhalten. Für so etwas wurde nämlich einst der Begriff „Schande“ in den DUDEN aufgenommen.

Ex-Borusse Markus Feulner stand beim FCA in der Startelf

Mit dem Gast aus Augsburg kam einer der typischen EuropaLeague-Problemvereine der letzten Jahre (frag' nach in Frankfurt und in Freiburg) ins ausverkaufte Westfalenstadion. Aufgrund der Tabellenkonstellation, der Spielerkader sowie der aktuellen Form (trotz des EL-Auswärtssiegs der Schwaben) konnte der Favorit in dieser Partie nur unsere Borussia sein. In der Aufstellung ersetzte auf der rechten offensiven Position im Vergleich zum Spiel in Baku etwas überraschend Gonzalo Castro den Heidelberger Jonas Hofmann. Julian Weigl wurde durch Sven Bender ersetzt, Park durch den wieder fitten Marcel Schmelzer. Bei den Gästen aus Bayern standen mit Markus Feulner (als Rechtsverteidiger) und Dong Won Ji (in der 75. Minute eingewechselt) zwei Ex-Borussen im Kader.

Drei Tore in 15 Minuten

Aubameyang bejubelt den Führungstreffer

Vor gedämpfter Stimmungskulisse, die zu Beginn des Spiels aus gegebenem Anlass mit „Leuchte auf“ und „Dortmunder Jungs“ aufwartete, entwickelte sich in der ersten Halbzeit ein total einseitiges Spiel. Lediglich Koo kam nach 15 Minuten zum Kopfball, doch stellte dieser nur ein Warm-Up für Roman Bürki dar. Kurze Zeit später begann die 3-Tore-Viertelstunde. Zunächst war es nach superber Kombination über Ginter, Castro und Gündogan Torjäger Aubameyang, der die Führung erzielte. Nur drei Minuten später hämmerte Reus einen Pass von Kagawa in die Maschen. Bereits jetzt hatten also Arne und Rüdiger jeweils ein Tor geschenkt bekommen.
Ein Distanzschuss Gündogans (28.) konnte von Hitz noch pariert werden, doch gegen einen Schuss von Marco Reus aus gefühlt zehn Zentimetern nach feiner Hackenvorlage Kagawas war der Schweizer im FCA-Gehäuse machtlos. Die Halbzeitansprache fand dann beim FCA vor offensichtlich nur 8 Mann statt, wurde Hitz doch noch einmal warmgeschossen, während die zur Halbzeit eingewechselten Werner und Moravek auf dem Feld bereits ihre Runde drehten. Kurz flackerte Hoffnung in der Nord-Ost-Ecke auf, als Bobadilla aus klarer Abseitsposition zum 1:3-Anschluss einköpfte. Nachdem der Argentinier freistehend die große Chance auf das 2:3 vergab (65.), sorgte Aubameyang mit seinen Saisontoren 12 und 13 für den standesgemäßen 5:1-Sieg. Stefan Effenberg kann am Mittwoch kommen!

An dieser Stelle soll der Spielbericht diesmal bereits enden. Einzelbewertungen und Stimmen zum Spiel hätten zumindest im heutigen Kontext doch eine gewisse Profanität aufgewiesen. Als Erinnerung an die Gegebenheiten der letzten Tage und Wochen sei mit dem allfälligen Zitat von Albert Camus geschlossen, dessen Richtigkeit und Allgemeingültigkeit davon jedoch nicht berührt wird. Mit Blick auf die vielfältigen sozialen und ehrenamtlichen Aktivitäten von Rüdiger und Arne rund um den BVB und die Stadt Dortmund erfährt diese Aussage ja vielleicht ihre Berechtigung und kann als Inspiration für die vielen anderen engagierten Frauen und Männer dienen:

Alles, was ich über Moral und Verpflichtungen weiß, verdanke ich dem Fußball.

Daten zum Spiel

BVB (4-2-3-1): Bürki – Ginter, Sokratis, Hummels, Schmelzer – Gündogan, Bender (75. Weigl) – Castro (75. Januzaj), Kagawa, Reus (82. Ramos) – Aubameyang


FCA (4-4-1-1): Hitz – Feulner, Callsen-Bracker, Klavan, Max – Koo, Kohr (75. Ji), Baier, Esswein (46. Werner) – Trochowski (46. Moravek)– Bobadilla

Tore: 1:0 Aubameyang (18., Vorarbeit Gündogan), 2:0 Reus (21., Kagawa), 3:0 Reus (33., Kagawa), 3:1 Bobadilla (49., Werner), 4:1 Aubameyang

(85., Ramos), 5:1 Aubameyang (90., Kagawa)

Chancen: 8:3

Ecken: 6:4

Zuschauer: 81.359 (ausverkauft)

SR: Gräfe (Berlin)

Gelbe Karten: Werner, Feulner

Malte D., 25.10.2015

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