Eua Senf

Danke, Sepp

09.09.2015, 21:18 Uhr von:  Gastautor

Um die FIFA und Sepp Blatter gab es zuletzt einigen Wirbel. Oder eher mehr als sonst. Hier ein paar Worte von einem aufrichtigen Bewunderer des Vielleicht-zukünftigen-Ex-Präsidenten. Aber Achtung: Nicht ganz ernst nehmen.

Was ist bloß los? Das Wetter ist scheiße, ich muss noch ne Hausarbeit aufs Papier bringen und Wochenende mit Bundesliga und Borussia ist auch noch nicht. Trotzdem wachte ich heute Morgen zum zweiten mal in Folge mit einem fetten Grinsen im Gesicht auf. Man könnte sagen: Hätte ich keine Ohren gehabt, hätte ich im Kreis gegrinst. Es ist diese Unbeschwertheit, die mich seit zwei Tagen begleitet und mich nahezu schweben lässt. Endlich kann ich wieder entspannt sein, muss mir keine Gedanken mehr machen, kann dem weltweiten Fußball endlich wieder mit Offenheit und Kritiklosigkeit gegenübertreten.

Ich bin so glücklich. Glücklich darüber, dass ich die Liebe zum Fußball nicht aufgegeben habe und bis vor ein paar Tagen weiter an das Gute in diesem Sport geglaubt habe, denn ich wusste: Irgendwann kommt die Wahrheit ans Licht und ich werde mich bestätigt fühlen. Ich bin so dankbar dafür, dass es einen Journalisten gibt, der ein Interview mit dem Mann möglich gemacht hat, der der Grund für mein fettes Grinsen ist. Der Mann, der mich seit nunmehr zwei Tagen schweben lässt. Der Mann, der mir alle Unsicherheit und Angst um meinen geliebten Fußball genommen hat. Sein Name: Sepp Blatter!

Der Journalist ist ein Mann von den BBC News und er besuchte meinen Helden in einem seiner Büros (er hat sich - da bin ich mir nun sehr sicher - mehrere Büros verdient) in der FIFA-Zentrale in Zürich. Es ist bescheiden eingerichtet: Ein Teppich, zwei Tische, zwei Vitrinen, drei Pflanzen, zwei Sessel. Menschlich. So wie du und ich. Man hält sich eben bedeckt bei der FIFA. Protz und Luxus sind nicht ihre Tugenden. Wie dem auch sei, auf den beiden genannten Sesseln sitzen sich also nun der Journalist von der BBC und mein Held, Sepp Blatter gegenüber. Der Fragenhagel beginnt. Es geht relativ schnell um die Korruptionsvorwürfe gegen die FIFA und gegen Sepp Blatter als Person (unverschämt). Blatter antwortet blitzschnell, räumt alle Missverständnisse aus dem Weg, klärt uns Fußballfans endlich auf. Endlich rückt er mit der Wahrheit raus, endlich nimmt er all den Medien den Wind aus den Segeln und das alles mit nur einem sowas von unfassbar überzeugenden Satz, dass diesem einfach rein gar nichts mehr hinzuzufügen ist: "Es gibt keine Korruption in der FIFA, es gibt keine Korruption im Fußball!" Bums! Da habt ihrs! Ihr inkompetenten Zeitungsfutzis, ihr schlecht recherchierenden WDR-Praktikanten, ihr so unwahrscheinlich kritischen aber dennoch unwissenden Ex-Politiker, die Qatar bereisen und angeblich zeigen wollen, die Menschen würden da ungerecht behandelt. Und das auch noch wegen der WM 2022. Unfug! Ihr Fans, die millionenfach gesagt haben, die WMs in Russland und Qatar seien erkauft. Ihr Fans, die immer alles schlecht reden müssen und immer was zu motzen haben. Jetzt habt ihr es endlich gehört: ES GIBT KEINE KORRUPTION IM FUßBALL!

Geht nach draußen, schreit es in die Welt hinaus, erzählt es euren Freunden, eurer Familie. Nehmt Menschen in den Arm und freut euch mit ihnen, bastelt kleine Sepp Blatter-Figuren und schenkt sie euren Liebsten zu Weihnachten, damit sie ihren Christbaum damit schmücken können. Geht in die nächste Eckkneipe und sprecht einen Toast aus für den Fußball, für die FIFA, ja für Sepp Blatter. Trinkt! Trinkt, bis ihr nicht mehr könnt, denn es gibt wirklich was zu feiern. Verkündet diese frohe Botschaft, erzählt dem Priester eures Vertrauens davon und bittet ihn, am nächsten Sonntag eine Predigt darüber zu halten: "Die Menschlichkeit der FIFA sollte uns allen ein Vorbild im Leben und Umgang miteinander sein." Seid einfach endlich wieder glücklich, der Spuk ist vorbei, Blatter hat es uns gesagt. Alles ist gut.

Ich jedenfalls bin einfach nur froh und dankbar, dass ein Journalist es endlich geschafft hat, die Wahrheit aus Sepp Blatter herauszukitzeln. Mit scharfen Fragen hat er ihn nahezu gezwungen, diese Aussagen zu tätigen. Kompliment also an dieser Stelle auch an den Mann von der BBC. Aber der ganz besonderer Dank gilt natürlich Sepp Blatter. Dank dafür, dass er all seinen Mut zusammen genommen hat und uns Fans endlich gesagt hat, wie es wirklich aussieht im Fußball.
Dank dafür, dass er mir diese Angst, die ich um meinen Sport hatte, genommen hat und dafür, dass ich nun wieder so unbeschwert bin, dass ich endlich wieder mit gutem Gewissen jede WM mit dem Hintergedanken "Das ist alles gut und richtig!" anschauen kann. Dank dafür, dass ich wieder mit einem fetten Grinsen aufwachen kann. Ich bin einfach dankbar für alles, Sepp Blatter. Aber eine Sache ist da, die mich doch ein wenig aufregt! Das ganze hätte auch einfach mal im letzten Frühjahr stattfinden können, denn dann hätte ich die WM in Brasilien auch gucken können. Naja, aber irgendwas ist ja immer. Nichtsdestotrotz bin ich unfassbar beeindruckt über die Arbeit von Sepp Blatter, die er bisher für den Fußball getan hat. Er hat so vieles erreicht und den Sport zu dem gemacht, was er nun ist: Eine Begeisterung für den gesamten Globus. Selbst in Qatar weiß man nun, dass es diesen Sport gibt. Das ist sein Werk! Ich bin traurig und erschüttert, dass ein solch ehrlicher, weiser und mutiger Mann nun im Februar die große Bühne verlassen muss, weil ein paar halbstarke Anwälte aus Amerika meinten, die FIFA wäre korrupt und hätte krumme Dinger gedreht. Keine Ahnung, wie man auf so etwas kommen kann.

Bei mir hat dieser Mann nach diesem Interview jedenfalls einen Stein im Brett und meinen vollsten Respekt! Schaut euch das Interview an und ihr werdet genauso überzeugt sein wie ich und ab morgen auch endlich wieder mit einem fetten grinsen im Gesicht aufwachen und denken: "Im Fußball gibt es keine Korruption. Alles ist gut!"

geschrieben von Philipp

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