Spielbericht Amateure

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen

27.10.2014, 21:50 Uhr von:  Redaktion

Einkesselung von Block HDen Sonntagnachmittag hatten sich wohl viele Beteiligte anders vorgestellt. Mit anderthalb stündiger Verspätung wurde das Spiel zwischen der U23 von Borussia Dortmund und Hansa Rostock angepfiffen. Als man sich endlich auf Fußball konzentrieren konnte, sahen die Zuschauer ein unterhaltsames Spiel, an dessen Ende leider wieder kein schwarz-gelber Sieger stand.

Ausgangslage

Die Lage vor dem Spiel war für beide Mannschaften annähernd gleich bescheiden. Der mit 28 Gegentreffern schlechteste Abwehrverbund traf auf den mit 15 Treffern schlechtesten Sturm der Liga. Ein Pünktchen trennte Hansa Rostock und unseren Ballspielverein vor dem Spiel. Da sich im Parallelspiel an diesem Nachmittag auch die Zweitvertretung von Mainz 05 und der Jahn aus Regensburg gegenüberstanden, hätten drei Punkte ein sicheres Verlassen der Abstiegsränge bedeuten können. Auch für Hansa Rostock wären es drei Punkte gegen den Abstieg gewesen. An der Ostsee steht man genauso mit dem Rücken zur Wand wie die Zweite vom BVB.

Vor dem Spiel

Abgesperrter Hansa-FanblockZunächst ein paar Worte, warum es zur Verzögerung des Anpfiffs kam. Dies allerdings in Kurzform, da hierzu in Kürze noch ein ausführlicher Kommentar veröffentlich wird, der sich mit den Vorkommnissen sowie dem Verhalten von Ordnungsdienst und Polizei genauer auseinandersetzen wird. Augenzeugenberichten und der Polizei zu Folge sind ca. 300 BVB Anhänger in den Sitzplatzblock H gestürmt, ohne für diesen eine Karte zu haben. Was aus Fansicht ein probates Mitteln darstellt, um mit der Gruppe zusammenzustehen und evtl. Materialien zu „schmuggeln", ist nichtsdestotrotz verboten und führt bei den Ordnungshütern natürlich direkt zu Schnappatmung. Wenn dann auch noch um die 60 Personen den Rasen stürmen, um zu den Rostockern zu rennen und zu provozieren, ist natürlich klar, welche Schlüsse gezogen werden. Die Platzstürmer zogen sich jedoch schnell zurück, da eine größere Gruppe Rostocker außerhalb des Stadions ein interessanteres Ziel darstellte. Die 60 Personen verließen also das Stadion (ob sie von der Polizei aufgegriffen wurde, steht bislang nicht fest) und die verbleibenden Fans im Block H konnten sich jetzt auf das volle Programm einstellen. Auf Grund der hohen Polizeipräsenz war der Block schnell von einer Hundertschaft in voller Kampfmontur umstellt, es wurden alle Personalien aufgenommen und die Personen aus dem Block geführt. Das dauerte seine Zeit und solange die „Ermittlungen" liefen, wurden keine weiteren Fans in Stadion gelassen. Der Anpfiff verzögerte sich. Das wirklich skandalöse daran ist aber, dass wir die Geschehnisse nicht selbst verfolgen konnten. Journalistisch Arbeitenden wurde der Zutritt zum Pressebereich zunächst verweigert, der MDR musste seine Kameras abbauen und Fans, die den Polizeieinsatz filmen wollten, wurden unter Androhung von Stadionverbot dazu aufgefordert, dies zu unterlassen. Auch mit dieser Einschränkung der Pressefreiheit wird sich der separate Kommentar näher beschäftigen.

Nico Knystock kam neu ins TeamZurück zum Wesentlichen an diesem Nachmittag: Dave Wagner wartete mit einer stark veränderten Startformation auf. Auf Grund einer kurzfristigen Schienbeinverletzung bei Marian Sarr sowie der Gelb-Sperre von Gorenc-Stankovic wurde kräftig rotiert. Knystock kam für Sarr, Hornschuh ersetzte Gorenc-Stankovic und Derstroff wurde für seine gute Vorstellung gegen Osnabrück mit einem Startelfeinsatz belohnt. Harder blieb nur die Bank. Da allerdings mit Ji, Solga und Hornschuh nun bereits drei Ü23-Spieler auf dem Platz standen, musste Alomerovic für Bonmann Platz machen.
Auf Seiten der Rostocker gab es keine Überraschungen in der Startelf. Lediglich der Gelb/Rot-gesperrte Hahnel wurde von Johannes Brinkies im Tor ersetzt.

1. Halbzeit:

Um 15:35 Uhr konnte das Spiel dann angepfiffen werden. Inzwischen waren auch wieder Fans unserer Zwoten im Stadion vertreten, zunächst nur auf den Stehplätzen, später dann auch im Sitzplatzbereich, nachdem dieser von der Polizei wieder freigegeben worden war. Beide Mannschaften legten direkt munter los, mit einem Plus für den BVB in Sachen Spielanteilen. Trotzdem konnten die Rostocker die erste Chance des Spiels für sich verbuchen. Nach rund fünf Minuten setzte sich Amini gut durch, sein Pass in die Mitte wurde jedoch abgefangen. Mit einem schnellen Konter kam Hansa in die Hälfte der Borussia, der Abschluss erfolgte allerdings noch viel schneller und überhastet aus 35m – aufs Tordach. Der BVB ließ sich davon aber nicht beeindrucken und zog weiterhin sein Spiel durch. Julian-Maurice Derstroff wollte direkt zeigen, dass er Jubel um Derstroffs 1-0den Schwung aus dem Osnabrück-Spiel mitgenommen hatte und zog einfach mal von der Strafraumkante ab, 1:0. Derstroff war völlig allein gelassen worden, konnte sich den Ball genau auf den Fuß legen und schoss platziert vom Torwart aus links unten ins Eck. In der Folge konnten die „Amas" das Spiel weiter kontrollieren, Torchancen sah man allerdings eher für die Mannschaft von Peter Vollmann. Wobei das Wort „Torchancen" an dieser Stelle etwas übertrieben ist. Lediglich ein Kopfball durch Ziemer in der 36. Minute konnte als gefährlich eingestuft werden. Der Rest endet meist relativ einfach bei Bonmann. Es war aber keinesfalls langweilig. Auf dem Rasen wurde das Tempo hochgehalten und fair gekämpft. Hornschuh warf sich jedoch etwas übermotiviert in einem Zweikampf mit Christiansen und bezahlte mit einer kleineren Platzwunde – mit bandagiertem Kopf ging es weiter. Nach Foulspiel an Derstroff bzw. Jordanov wurden dann noch Jakobs und Krauße verwarnt und dann war auch schon Halbzeit.

2. Halbzeit:

Während der BVB sich noch ein wenig Zeit ließ, waren die Rostocker schon früh wieder zurück auf dem Rasen. Schünemann kam für Pett, beim BVB blieb alles wie in Halbzeit 1. Nach 48. Minuten musste allerdings auch David Wagner das erste Mal wechseln. Für Ji ging es nicht weiter, für ihn kam Harder ins Spiel. Die Kogge hatte scheinbar den Schuss vor den Bug überstanden und kam nun besser ins Spiel. Trotzdem muss man nicht so eine Einladung wie in der 53. Minuten aussprechen: Obwohl nur 1,74m groß gewachsen, kann der ehemalige Dortmunder Jugendspieler David Blacha nach Freistoß zum 1:1 einköpfen. Wenn man aber auch so frei steht, spielt Körpergröße wohl keine Rolle mehr.
Ausgerechnet David Blacha erzielte den AusgleichAufreger und große Chance hielt die zweite Halbzeit allerdings nur vereinzelt parat. Harder versuchte sich artistisch, brachte aber zu wenig Kraft hinter den Ball (58.). Beide Teams ließen dem Gegner relativ große Räume, genutzt wurden diese jedoch nur wenig. Wenige Minuten später verpasste auf Rostocker Seite Marcel Ziemer knapp in der Mitte. Auch Hornschuh machte es auf der Gegenseite nicht besser und setzte seinen Kopfball nach einer Ecke zu hoch an. Das Spiel plätscherte vor sich hin, nur in der 69. Minuten beschwerten sich die Rostocker Fans lautstark, weil sie einen Elfmeter für ihre Mannschaft gesehen haben wollen. Schiedsrichter Kempkes stand allerdings gut und zeigte sofort „Ball gespielt" an. Nur wenige Minuten später hätte sich der BVB-Anhang zu Recht über eine Schiedsrichterentscheidung beschweren können: Krauße kann Amini nur per Foulspiel stoppen, die zweite gelbe Karte blieb jedoch aus. Und so endete das Spiel mit zwei Minuten Zugabe letztendlich wohl leistungsgerecht mit 1:1.

Der gewonnene Punkt bringt beide Mannschaften momentan nicht richtig voran. Unsere Zweitvertretung bleibt weiterhin auf einem Abstiegsplatz und tritt ein wenig auf der Stelle – nach nun schon 11 Spielen ohne Sieg. Positiv hingegen, das man aber auch seit zwei Spielen nicht mehr verloren hat und somit immerhin zwei Punkte sammeln konnte. Oder wie David Wagner auf der Pressekonferenz bildlich ausdrückte: „Wir sammeln unsere Punkte wie die Eichhörnchen und wenn das am Ende zum Klassenerhalt führt machen wir das gerne und es soll uns recht sein."

Ji musste direkt nach Wiederanpfiff verletzt rausDie Pressekonferenz folgt in Kürze

Statistik

Borussia Dortmund II: Bonmann – Knystock, Hornschuh, Zimmermann, Narey – Solga, Amini – Kefkir (Nyarko, 89.), Derstroff (Weber, 68.), Jordanov – Ji (Harder, 48.)

Hansa Rostock: Brinkies – Jakobs, Weidlich, Ruprecht, Pett (Schünemann, 46.) – Krauße, Christiansen – Bickel, Stevanovic, Blacha – Ziemer

Tore: 1:0 Derstroff (7.) – 1:1 Blacha (53.)

Gelbe Karten: Derstroff, Amini – Jakobs, Krauße, Ziemer

Zuschauer: 3.110

Seb, 27.10.2014

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