Spielbericht Amateure

Niederlage gegen den sympathischsten Fußballpräsidenten der Welt

21.09.2014, 14:43 Uhr von:  Redaktion

Klaus Ulonska - Ein Mann lebt seine Emotionen aus!Die Talfahrt der BVB Amateure setzt sich nach der zweiten Heimniederlag in einer Woche fort. Beim 0:2 gegen Fortuna Köln wirkten die BVB-Talente insbesondere in der zweiten Halbzeit phasenweise wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen. Wenn die Aufsteiger aus Köln auch nur einen Bruchteil ihrer Torchancen genutzt hätten, wäre ein Debakel die unweigerliche Folge gewesen. Aber dank des Kölner Unvermögens im Abschluss blieb es beim schmeichelhaften 0:2. Den Sympathiepreis des Tages eroberte allerdings unangefochten der Präsident der Fortuna, der sich auch als ihr leidenschaftlichster Fan entpuppte.

Klaus Ulonska machte sich bereits vor Anpfiff bei der sg.de Amas-Crew beliebt, indem er sich unaufgefordert und ohne Verweis auf seinen Präsidententitel vorstellte. Sodann setzte er sich neben drei Kölner Schränke in der Reihe vor uns, nahm den Breitesten herzlich in den Arm und begrüßte ihn mit „mein starker Freund“. Spätestens da war den sg.de Amateurfunkern klar, dass wir auf die ansonsten üblichen Pöbeleien über den Gegner bei diesem Spiel besser verzichten sollten. Einen Großteil des Spiels tigerte der einstige 100-Meter-Staffel-Europameister dann in unserem Rücken herum, nicht ohne einem Kölner Journalisten ausführlich die magischen Kräfte seines Glücksschals zu erläutern, der ja leider auch in der Roten Erde seine Wirkung nicht verfehlen sollte. Eigentlich hätten wir uns den Amateurfunkbericht auch sparen können, wenn wir Ulonska einfach ein Mikrofon unter die Nase gehalten hätten, denn jede kritische Szene wurde von ihm unter nervösem Hüpfen lautstark kommentiert. In der zweiten Halbzeit eroberte Ulonska dann endgültig unser Herz: Der übertrieben leidenschaftliche Fortuna Trainer Uwe Koschinat bepöbelte in einem unnachahmlichen Wutanfall so laut den Linienrichter, dass sein Geschrei noch im benachbarten Westfalenstadion zu hören gewesen sein dürfte und wurde von seinem Präsidenten dafür mit lautstarken „Uwe Uwe“-Sprechchören gefeiert. Wohl selten saß ein Drittligatrainer derart fest im Sattel. Nach Abpfiff der Partie demonstrierte Ulonska dann noch, dass er nichts von seiner Sprinterexplosivität verloren hat, stürmte auf den Platz und besprang (!) den nächstbesten Betreuer. Sowas kannste Dir nicht ausdenken, das erlebt man nur im Stadion!

Ausgangslage

Alomerovic dirigierte vergebensWeil bei den Profis die Verletzungsseuche anhält, musste Dave Wagner mit Sarr, Gyau und Maruoka erneut drei Akteure abstellen. Dennoch versprach die Ausgangslage durchaus Hoffnung: Die Fortuna kassierte aus den ersten neun Saisonspielen sechs Niederlagen und stellte mit lediglich acht Treffern auch die schlechteste Offensive der Liga – und das wurde während des Spiels auch mehr als deutlich, dazu später mehr. Allerdings war den Fortunen zuletzt mit einem Heimsieg gegen Haching eine Trendwende geglückt, während der BVB II zuletzt Niederlage an Niederlage reihte. Coach Wagner zeigte sich allerdings nach der Pleite gegen den CFC noch optimistisch, dass der nächste Gegner eher der Kragenweite seiner Mannschaft entspricht. Über weite Strecken des Spiels konnte seine Mannschaft diese Einschätzung allerdings nicht bestätigen.

Trotz Parallelansetzung und Gewitterwetter waren gut 1.000 Zuschauer in die Rote Erde gepilgert. Der Gästeblock war knapp halbvoll und die Fortuna-Anhänger präsentierten einen Oldschool-Support wie man ihn in Zeiten der Dominanz der Ultrakultur in den Kurven nur noch selten zu hören kriegt. Dazu gehörten auch längere Phasen der Stille, die sich aber mit lauten Schlachtrufen abwechselten. Sehr positiv ist, dass sich in Block H inzwischen auch dann, wenn die UvdA auf Reisen sind, ein ordentlicher Haufen Supportwilliger einfindet, die sogar einiges an Fahnen und eine Trommel dabei hatten. Da ist sicher noch Luft nach oben, aber so etwas dürfte bei Parallelansetzungen einer Zweitvertretung bundesweit einmalig sein (die besondere Situation beim HSV96 mal außen vor gelassen).

Erste Hälfte

Von Platz 19 in der Tabelle war bei den Gästen zunächst aber dennoch wenig zu sehen. In den ersten Minuten war Köln die bessere Mannschaft, attackierte den BVB früh in dessen Hälfte und hätte durch Kialka in Führung gehen können. Der Kölner 10er traf aber mit einem überraschenden Fernschuss nur die Latte. Es dauerte einige Minuten, bis auch die Amateure endgültig im Spiel angekommen waren, aber ab da waren sie dann auch das spielbestimmende Team. Während Väyrynens Kopfball und Nyarkos Schuss noch deutlich am Tor vorbeigingen, sorgte Oguzhan Kefkir per Freistoß fast für die Führung. Poggenborg im Tor der Fortunen fischte den Ball aber noch so gerade aus dem Winkel. Als sich der BVB langsam aber sicher ein 1:0 verdient hätte, leistete sich plötzlich Kefkir einen schlimmen Fehlpass. Andersen lief frei auf Alomerovic zu, sah den besser postierten Dahmani und der schaffte es tatsächlich, aus rund acht Metern am leeren Tor vorbeizuschießen. Mit dem Blaszczykowski-Gedächtnisschuss ging es dann in die Pause.

Zweite Hälfte

Narey steht die Angst vor der Niederlage ins Gesicht geschriebenIn den ersten Minuten schienen beide Teams noch gleichwertig, aber dann übernahmen mehr und mehr die Gäste das Kommando. Sie hatten zu ihrem aggressiven Pressing aus der Anfangsphase der Partie zurückgefunden und die Borussen taten sich immer schwerer einen geordneten Spielaufbau hinzubekommen. Den Gegentreffer leitete dann dementsprechend auch ein Ballverlust der Borussen nach eigenem Einwurf ein. Das darf natürlich nicht passieren. Ebensowenig darf sich aber die Abwehr im Anschluss derart konfus präsentieren, dass Rahn völlig frei angespielt werden kann. Im Gegensatz zu seinen Mannschaftskollegen blieb Rahn auch vor dem Kasten cool, umkurvte Alomerovic und schob ein.

Jetzt war beim BVB Tag der offenen Tür angesagt. In der Hintermannschaft herrschte totales Chaos. Ein höherer Rückstand blieb nur aus, weil Fortuna entweder das Aluminium anvisierte oder vor dem Kasten komplett versagte. Als Hornschuh mal wieder von Rahn überlaufen wurde, wusste er sich nicht mehr anders als mit einem Foul zu helfen und da Rahn sonst alleine auf Alomerovic zugelaufen wäre, sah der Kapitän folgerichtig Rot wegen Notbremse. Damit waren die Dortmunder Chancen natürlich komplett zunichte gemacht. Nyarko rückte in die Innenverteidigung, aber für mehr Stabilität konnte auch er nicht wirklich sorgen. Köln machte aber zunächst weiter wie bisher und setzte den Freistoß unter die Latte und den anschließenden Flugkopfball aus kürzester Distanz über das Tor.

Der Finne konnte sich nur selten so wie hier in Szene setzenSo blieb die Resthoffnung beim BVB-Anhang intakt, die sich aber nur aus der alten Weisheit speiste, dass immer noch einer kassiert wird, wenn vorne klarste Chancen vergeben werden. Die BVB-Angriffe blieben weiter meist harmlos. Kurz vor Schluss sorgte dann Rahn für Verblüffung bei uns und für Ekstase bei seinem Präsidenten, denn nachdem einfachste Einschussmöglichkeiten durch die Fortunen en masse vergeben worden waren, lupfte er den Ball aus halbrechter Position wunderbar über den herausgeeilten Alomerovic und versenkte damit sicher die kleinste der Kölner Torgelegenheiten. Mit dieser hochverdienten Heimniederlage rutscht die BVB U23 erstmals in dieser Saison auf einen Abstiegsplatz. Nächste Woche stehen zwei weitere Parallelansetzungen an. Zunächst geht es Mittwoch nach Meiderich und dann kommen die Stuttgarter Kickers in die Rote Erde. Beides starke Gegner, so dass es ungewiss erscheint, ob Dave Wagner und seinen Jungs in diesen Spielen eine Trendwende gelingt. Abschließend noch ein Fazit in eigener Sache: Nach Abpfiff drehte sich der „starke Freund“ von Fortuna-Präsi Ulonska zu uns um und bescheinigte uns das Spiel gut kommentiert zu haben. Irgendwas haben also auch wir verkehrt gemacht. Wir werden das bis Samstag knallhart analysieren und uns völlig neu aufstellen. Versprochen!

Pressekonferenz

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Statistik

BVB II: Alomerovic - Narey, Hornschuh, Gorenc-Stankovic, Güll (80. Bandowski) - Solga (63. Amini), Nyarko - Jordanov, Harder, Kefkir (68. Derstroff) - Väyrynen

Fortuna: Poggenborg - Kwame, Hörnig, Uaferro, T. Fink - Andersen, Pazurek - Dahmani (92. Engelmann), Oliveira Souza (56. Kraus), Rahn - Kialka (83. Aydogmus)

Tore: 0:1 Rahn (53.), 0:2 Rahn (91.)

Gelbe Karten: Gorenc-Stancovic - Fink, Andersen

Rote Karte: Hornschuh

1.063 Zuschauer in der Kampfbahn Rote Erde

Bilder: Michi - Fanabteilung

cka und Web 21.09.2014

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