Unsa Senf

Ich, Trainerversteher

23.06.2012, 16:14 Uhr von:  Redaktion

Gezz is soweit. Weil kein Fußball ist, hab ich ein Buch gelesen. Musste ja so kommen. Der Online-Dealer meines Vertrauens hat eine Aktion am laufen, wo er jeden Tag Fußballbücher verschenkt. Als eBook. An einem Tag habe ich dran gedacht und prompt ein Buch über den Trainer (oder wie Kind 2 beim Anblick von Klopp-Fotos immer sagt: "Treeeeena") erwischt. Das heißt "Jürgen Klopp - Echte Liebe". Hinter diesem an Scheußlichkeit kaum zu überbietenden Titel verbirgt sich ein Buch, das einem echt was beibringt. Über den Trainer, über Fußball, über Mainz 05 und überhaupt. Unterteilt ist das Buch in einen guten und einen eher schlechten Teil, wobei die gute Nachricht ist, dass der gute Teil vorne ist. Hinten flacht es sprachlich und inhaltlich ziemlich ab, ist aber dennoch interessant.

Das Buch erklärt, warum Klopp so ist, wie er ist und warum er so spielen lässt, wie er spielen lässt. Und zwar erklärt das Buch das so gut, dass sogar ich es kapiert habe und jetzt ein echter Trainerversteher bin. Und nebenbei auch ein Transferversteher. Ich weiß noch, daaaamals, als die den Klopp beim BVB präsentiert haben. Ich so inne Ecke vom Presseraum am warten. Den Klopp noch nie aus der Nähe oder überhaupt in echt gesehen. Und dann kommt der umme Ecke und irgendwie geht das Licht an. Überall. Ich hatte das Gefühl, die hätten am Dimmer gedreht - sogar in mir drin, weil es auch da schlagartig heller wurde. Und dann hat der Sachen gesagt, die kein Blabla waren. Da saß ein Mann mit einem feinen Sinn für Humor, für Ironie und mit offenbar wahnsinnig viel Bock auf Fußball. Da haben wir also drei Sachen gemeinsam. Was ich mir damals gedacht habe, war: "Wenn der auch nur die Hälfte von dem umsetzt, was er hier sagt, ist er der beste BVB-Trainer aller Zeiten."

Er hat nicht die Hälfte umgesetzt, er hat alles umgesetzt. "Vollgasveranstaltungen", "jeden einzelnen Spieler besser machen", "Leidenschaft zeigen", "kein Rasenschach" und ich weiß nicht, was noch alles. Fest steht: Er hat es umgesetzt. Selbst ohne Titel wäre Jürgen Klopp schon jetzt der wichtigste Trainer, den dieser Verein jemals hatte. Weil er ein bisschen das Verbiesterte aus dem Verein getrieben hat. Weil sogar Michael Zorc auf Pressekonferenzen lacht. Und Aki Watzke auch. Und irgendwie wir alle.

Und die Gründe, warum das so ist, stehen in diesem Buch. Den Hauptgrund verrate ich hier: Der Klopp ist von A bis Z authentisch.

Darum glauben wir ihm, was er sagt. Darum plappern wir den ganzen "Von-Spiel-zu-Spiel"-Kram nach. Darum glaube ich im Gegensatz zu vielen anderen Kumpels und Kollegen nicht, dass das Umfeld jetzt abhebt und völlig realitätsferne Ansprüche stellt. Denn was soll denn am Champions-League-Sieg bitte realitätsfern sein???

Nee, in echt: Wir haben doch seit 2008 gelernt, dass es Spaß macht, eine Entwicklung zu verfolgen. Dass es einfach klasse ist, zu sehen, wie sich die Mannschaft Schritt für Schritt verbessert. Und dass es total geil ist, bei den Bayern zu gewinnen und danach zu sagen: "Joa, ma kucken, watt so wird". Ich muss wirklich sagen, dass ich diese Denkweise bezogen auf den BVB total verinnerlicht habe. Ich erwarte von der neuen Saison rein gar nichts, das sich irgendwie in Zahlen ausdrücken ließe. Ich will einfach nur Spaß haben und nicht verbießtert irgendeinem Titel hinterherhecheln. Das war schon so, bevor ich das Buch gelesen habe, aber ich wurde darin bestätigt. Ist ja auch nicht falsch.

Euer

desperado09, 23.06.2012

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