Spielbericht Amateure

BVB II in Aachen - Ein lecker Pünktchen in der Printenstadt

04.08.2012, 12:27 Uhr von:  Redaktion

Punkt gewonnen oder verloren?Borussia Dortmunds Amateure haben den nächsten Punkt in der Dritten Liga erkämpft. Auch am Aachener Tivoli zeigten die Jungs eine gute Leistung und verdienten sich den Erfolg redlich. Marcel Halstenberg brachte den BVB kurz vor der Pause per Elfmeter in Führung, aber obwohl die Defensive über weite Strecken sicher stand, kam die Alemannia nach einer Standardsituation zum Ausgleich. In der Schlussphase musste dann noch kräftig um den Punkt gezittert werden. Insgesamt hat sich der Eindruck aber bestätigt, dass die Mannschaft in dieser Liga gut mithalten kann. Wer hätte vor der Saison gedacht, dass man gegen diese Auftaktgegner so gut aussehen würde?

Bereits am frühen Nachmittag macht sich bei glühender Hitze ein Mob von gut 1.200 Mann aus der Bierstadt gen Westen auf. Die Zugfahrt verlief trotz MKÜ-Begleitung friedlich, entspannt. Bei solchen Temperaturen waren die Menschen in den Kampfmonturen wohl nicht auf Action aus. Auf der Rückfahrt demonstrierten sie dann aber doch noch mal ihre Deeskalationstrategie. Ob die Verhaftung gerechtfertigt war, weiß ich nicht, aber wenn man derart grob vorgeht, muss man sich nicht wundern, wenn sich Leute darüber aufregen. Leider war auf der Strecke ein Zug liegen geblieben, so dass wir einen Umweg über Krefeld nehmen mussten und erst mit einer halben Stunde Verspätung Aachen erreichen. Von dort ging es mit den Sardinenbüchsen-Shuttlebussen zu einer Rundfahrt über die Dörfer, bevor endlich der neue Tivoli ins Blickfeld kam, der sich hinter dem CHIO-Reitstadion versteckt. Die Zeit bis zum Anpfiff war nun leider reichlich knapp und so erreichte ein Großteil der BVB Supporter erst einige Minuten nach dem Anpfiff den Block. Daher entschied man sich kurzfristig statt des Stehplatzblocks die leere Hintertortribüne in Beschlag zu nehmen. Das wirkte sich natürlich auch positiv auf die Stimmung aus, denn es ist immer schöner, wenn die Supporter sich direkt gegenüber stehen. Die modernen Tortenstück-Gästeblöcke sind einfach nicht das Wahre.

Der Aachener TivoliAnsonsten kann das Stadion mit seinen eng am Spielfeld gelegenen, steilen Tribünen ohne Oberrang durchaus überzeugen. Zudem schmeicheln die Farben natürlich dem Dortmunder Auge. Es wirkt aber auch etwas seelenlos, eben wie ein typischer Hellmich-Bau und das Dach erinnert an den Wellblechpalast von Gladbach. Für ein Drittligaspiel war das Stadion ausgesprochen gut gefüllt, knapp 20.000 Zuschauer sind für diese Liga schon eine Ansage. Hoffentlich bleibt das Interesse an der Alemannia über die lange Saison ähnlich groß.

Erste Halbzeit

In den ersten Minuten übernahm die Alemannia das Kommando. Mehr als eine leichte Feldüberlegenheit konnten sie sich aber nicht erspielen. Den ersten Warnschuss gab Sascha Rösler nach 6 Minuten ab, ansonsten spielte sich die Partie weitgehend fern der Strafräume ab. Die Amas kämpften sich aber, wie schon gegen Osnabrück und Bielefeld, von Minute zu Minute besser ins Spiel. Es entwickelte sich ein munterer Schlagabtausch. Beide Mannschaften hatten jedoch Schwierigkeiten, sich Chancen zu erspielen. David Wagners Truppe scheint inzwischen die Klopp-Schule verinnerlicht zu haben. Sie setzte jedem verlorenen Ball direkt nach und übte schon in der Aachener Hälfte starken Druck auf den ballführenden Gegner aus.

Leider erst 10 Minuten nach Anpfiff in der Kurve - dafür 80 Minuten VollgasAlbert Streit, Aachens Kapitän und Schaltzentrale wurde von Fring und Bakalorz in der ersten Hälfte nahezu komplett neutralisiert. So dauerte es eine knappe halbe Stunde, bis Aachen zur ersten echten Torchance kam. Zum Glück zeigte sich Außenverteidiger Schwertfeger wenig abschlussstark und setzte einen Kopfball aus kurzer Distanz neben den Kasten. Kurz darauf wurde aber auch Borussia erstmals gefährlich. Ein Freistoß von Halstenberg landete in der Mauer, aber der Ball fiel Hofmann direkt vor die Füße und der hatte aus 17 Metern freie Bahn. Leider verzog auch er knapp.

Sascha Rösler hat sich auch nach seinem Wechsel zu Aachen seine sympathisch-faire Spielweise bewahrt. Er meinte nun wohl, ein Zeichen setzen zu müssen und senste Bakalorz an der Mittellinie spektakulär um. Das wäre ja nicht weiter erwähnenswert, wenn Rösler nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit den sterbenden Schwan mimen würde. Röslers Zeichen vermochte seine Mannschaft aber auch nicht zu wecken. Immer wieder mussten sie den Rückpass auf den eigenen Torwart wählen, weil sich wegen des BVB Pressings keine andere Anspielstation bot.

Die Führung für Borussia fiel dann aber doch etwas glücklich. Jonas Hofmann versuchte einen Fernschuss und traf Baumgärtel an der Hand. Obwohl der kaum eine Möglichkeit hatte, auszuweichen, pfiff der Schiri Elfmeter. Halstenberg versenkte den trocken und weil Aachen weiter nicht viele Ideen hatte, ging es wenig später mit einer Führung in die Pause, die nicht einmal unverdient war.

Zweite Halbzeit

Marcel Halstenberg bejubelt den Führungstreffer vor der KurveZiemlich überraschend kam nicht die zurückliegende Heimelf stärker aus der Kabine. Es waren die Amateure, die in der Anfangsphase den Ton angaben. Aber ebenso wie Aachen in der ersten Halbzeit konnten sie ihre Feldüberlegenheit nicht in Torchancen ummünzen. Auf der Anzeigentafel wurde nun eine bemerkenswerte Statistik eingeblendet: 6:6 Torschüsse und nur 51% Ballbesitz für die Gastgeber. Für ein Auswärtsspiel, in dem man als Außenseiter antritt, sind das erstaunliche Werte.

Halstenberg zeigte im Anschluss an eine Ecke noch einmal seine Schusstechnik und schickte einen Volleyhammer ab, schoss aber leider direkt den Torwart an. Kurz darauf nahm ihn David Wagner vom Platz, weil er übers Wochenende mit den Profis zu irgendwelchen Testspielen nach Hamburg fahren soll und deshalb nicht mehr als 60 Minuten im Pflichtspiel ran sollte. Da werden meiner Meinung nach die Prioritäten falsch gesetzt. Jeder Einsatz bei den Profis ist für die Jungs sicher eine gute Erfahrung, die sie gerne mitnehmen, aber der Klassenerhalt in der Dritten Liga sollte doch eigentlich wichtiger sein, als irgendwelche Testspiele.

Für die Amateure hatte dieser Wechsel jedenfalls fatale Folgen. Denn die Alemannia nutzte es eiskalt aus, dass die Dortmunder Abwehr kurzzeitig nicht mehr richtig sortiert war. Nach einem Freistoß stimmte die Zuordnung nicht und so konnte Thiele den Ausgleich erzielen. Es wirkte aber so, als hätte er dabei Zlatan Alomerovic regelwidrig behindert. Nun verloren die Amas kurzzeitig den Faden und Aachen schnürte den BVB in der eigenen Benatelli gegen StreitHälfte ein. Eine Viertelstunde vor Schluss hätte Aachen den wohl vorentscheidenden Treffer machen müssen. Es herrschte in riesiges Chaos im Dortmunder Strafraum und drei Aachener kamen direkt hintereinander zu guten Schusschancen. Alomerovic zeigte in dieser Szene erneut Schwächen beim Rauslaufen, so dass Hübner den Ball schließlich aus dem leeren Tor köpfen musste. Scheinbar wird der BVB Keeper durch seine Maske doch etwas in der Sicht behindert oder er scheut wegen seiner Gesichtsverletzung noch das letzte Risiko.

Aber als diese kurze Schwächephase überstanden war, fing die Truppe sich wieder und brachte das Spiel in den letzten 10 Minuten ruhig und besonnen über die Zeit. Selbst durch Fairnessengel Rösler, der nun jede seiner Aktionen auf dem Hosenboden beendete, ließ man sich nicht aus dem Konzept bringen. Durch diese couragierte und disziplinierte Mannschaftsleistung verdiente man sich den Auswärtserfolg. Denn einen gewonnenen Punkt in Aachen muss man sicher als Erfolg werten. David Wagner wies nach dem Spiel darauf hin, dass es nun aber auch langsam Zeit für den ersten Sieg in Liga Drei wird. Die Gelegenheit dazu bietet sich schon am Dienstagabend. Dann ist Wacker Burghausen in der Roten Erde zu Gast.

Bakalorz gegen RöslerEine Anmerkung noch für die Leser des sg.de Tickers:Leider hat das Tickern ja mal wieder nicht über das komplette Spiel geklappt. Die Anfangsminuten gingen auf das Konto der Deutschen Bahn (siehe oben). In der zweiten Halbzeit gab es wohl tatsächlich generelle Netzprobleme, laut Auskunft unserer Technik mit einem Knoten in Frankfurt. Daher konnte ich irgendwann überhaupt nicht mehr auf unsere Server zugreifen, obwohl das W-Lan im Tivoli wirklich Weltklasse ist. Dienstag in der Roten Erde sollte es dann trotz langsamerer Verbindung wieder besser laufen.

Pressekonferenz

Mitschnitt der Pressekonferenz nach dem Spiel mit den beiden Trainern.

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Die Fotostrecke zum Auswärtsspiel unserer Zweiten auf dem Aachener Tivoli findet Ihr auf unserer BVB-Fotoseite unter diesem Link.

Fakten

Aachen: Krumpen - Schwertfeger, Olajengbesi, Stehle (81. Erb), Baumgärtel - Brauer, Streit - Heller (60. Borg), Rösler, Kefkir (60. Andersen) - Thiele

Amateure: Alomerovic - Hornschuh , F. Hübner, Meißner, Halstenberg (60. Terzic) - Bakalorz, Fring - Hofmann (72. Baykan), Benatelli, Durm - Soltanpour (60. Ducksch)

Tore: 0:1 Halstenberg (41. Handelfmeter), 1:1 (61. Thiele)

Gelbe Karten: Brauer, Rösler – Benatelli, Durm, Meißner

19.342 Zuschauer im neuen Tivoli

Web, 03.08.2012

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