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Euro 2012-Tagebuch Teil 4: Bei einer Familie in Charkiv

15.06.2012, 09:09 Uhr von:  Rene
Euro 2012-Tagebuch Teil 4: Bei einer Familie in Charkiv
Euro 2012

In Charkiv kamen wir bei einer sehr netten Familie unter. Neben einheimischen Gerichten gab es für uns auch einige Infos zur Stadt bei einem kurzen Rundgang. Bei einem erneuten Werkstattbesuch mit unserem Omega wurden wir ebenfalls tatkräftig unterstützt. So konnten wir das Spiel der deutschen Mannschaft in vollen Zügen genießen.

Bei der Weiterfahrt wurden wir dieses Mal nicht von schlechten Straßen, sondern von einem Wetterumschwung leicht ausgebremst.

Am Dienstag Nachmittag erreichten wir Charkiv. Bereits bei unserer Abfahrt in Donetsk zeigte das Termometer fast 30 °C. In Charkiv lagen wir dann bei 35 °C. Die Fahrt zum Haus unserer Gastgeber mussten wir zunächst abbrechen, da uns das Navi über kleinere Seitenstraßen zum Haus leitete. Mit unserem Gefährt und voller Beladung waren diese jedoch nicht befahrbar, auch nachdem alle Mitfahrer ausstiegen. Ein anderer Weg führte uns dann ans Ziel zu einem kleinen, recht alten Haus in einer kleinen nicht befestigten Seitenstraße. Die größten Löcher auf dem sandigen Untergrund waren aber mit Bauschutt gestopft, so dass wir dort durchkamen.

Empfangen wurden wir dort von Tanja und ihrer Tochter Yulia und direkt bekocht. Das Haus war einfach eingerichtet. Unsere Gastgeber stellten uns ein Schlafzimmer und eine Schlafcouch im Wohnzimmer zur Verfügung. Ein weiteres Zimmer, Küche und Bad gab es noch. Ventilatoren sorgten für die nötige Kühlung. Ein bisschen später kam auch noch der Herr des Hauses von der Arbeit und erzählte viel auf Ukrainisch mit Bruchstücken aus Englisch und Deutsch. Davon verstanden wir leider nur die Hälfte, aber die Kommunikation klappte zumindest einigermaßen. Am Abend trafen wir uns noch mit der Tochter unserer Gastgeber in der Stadt und bekamen eine kleine Stadtführung. Im Anschluss verfolgten wir die Spiele der Gruppe A in der Fan Zone und in einer nahen Pizzeria. Hier gab es 5 Bier + große Pizza für 13 Euro. Um 1 Uhr nachts erreichten wir wieder das Haus unserer Gastgeber und wurden noch mit etwas zu essen empfangen. Klar zu machen, dass wir bereits gegessen haben war schwer - außerdem wollten wir nicht unhöflich sein, so dass wir uns noch auf den Mitternachtssnack einließen.

Und wieder in die Werkstatt

Euro 2012

Der Vormittag des Deutschland Spiels wurde zunächst mit einem Werkstattbesuch eingeleitet. Die Fahreigenschaften unseres Omega hatten sich drastisch verschlechtert. Er schaukelte mittlerweile bei jeder Bodenwelle. Der Stoßdämpfer hinten rechts hatte einiges an Flüssigkeit verloren. In der Werkstatt bestätigte sich dies dann. Das Teil war vollkommen ohne Funktion. Neue wurden innerhalb von drei Stunden besorgt und eingebaut. Dabei wurden wir tatkräftig von unserem Gastgeber Alexandr unterstützt. Ohne ihn hätten wir die kleine, aber sehr geordnete Werkstatt in einem Hinterhof an einem Schotterweg irgendwo in Charkiv wohl nie gefunden. Für 100 Euro bekamen wir hier zwei neue Stoßdämpfer. Einer der Mechaniker erklärte uns dann, dass unser Wagen in der Ukraine um die 6.000 Euro Wert wäre. Der kurze Gedanke, den Wagen gleich hier zu verkaufen, wurde schnell verworfen. Unseren Omega können wir ja nicht hier lassen.

Wieder zu Hause angekommen, gab es noch Schaschlik. Dies wurde auf einer Feuerstelle gegrillt und an riesigen Spießen serviert. Absolut genial und lecker! Bevor es mit Yulia und einer ihrer Freundinnen in die Fanzone ging, gab es noch ein kleines Konzert. Beide studieren klassische Musik in Kiev. Für Interessierte gibt es auf ihrer Homepage mehr Infos. In der Fanzone legte ein niederländischer DJ für meinen Geschmack viel zu laute Techno-Musik auf. Die Mädels hatten jedoch richtig Spaß wie ihr auf diesem Video sehen könnt: Youtube. Wir verabschiedeten uns dennoch recht zeitnah aus der Fanzone. Mit der Metro fuhren wir in die Nähe des Stadions. Das Benutzen der öffentlichen Verkehrsmittel ist im Kartenpreis übrigens bei allen Spielorten enthalten. Über die Bierversorgung muss man sich auch keine Gedanken machen. Einige Läden haben 24 Stunden geöffnet und auch immer gekühlten Gerstensaft auf Lager.

Euro 2012

Das deutsche Spiel begann hier erst um 21:45 Uhr Ortszeit. Unsere Gastgeber hatten wir ebenfalls mit Karten versorgt. Trotz der späten Stunde war es immer noch sehr heiß. Schwitzend standen wir also in Charkiv, gut eine Stunde entfernt von der russischen Grenze um ein internationales Topspiel zu sehen. Chancen auf beiden Seiten ließen auch keine Langeweile aufkommen. Geiles Spiel!

Nach dem Spiel machten wir mangels Alternativen halt an einem 24 Stunden Supermarkt in dem es eiskaltes Bier für 40-80 Cent (je nach Sorte) gab. Wir standen einfach auf dem Platz davor und haben gefeiert, Fotos mit vorbeikommenden Ukrainern gemacht und uns mit einigen unterhalten. Zwei wollten dann unbedingt deutsche Fanlieder lernen. Das war echt witzig und wir haben uns kaputt gelacht wie die Personen uns nachgesungen haben: "So geh'n die Deutschen, die Deutschen die geh'n so...".

Nach einigen Bieren und einer tollen gemeinsamen Feier und unzähligen Fotos mit Passanten die auf uns zukamen wollten wir uns um ca. 2.30 Uhr auf den Weg nach Hause machen. Zwei deutschsprechende Ukrainer riefen uns ein Taxi, erklärten dem Fahrer den Weg und spendierten uns gleich die Fahrtkosten. Unglaublich diese Gastfreundlichkeit die uns hier an jeder Ecke wiederfährt.

Euro 2012
Die Weiterfahrt am Donnerstag traten wir am späten Nachmittag an. Zwischenstation war wieder das uns bereits bekannte Hotel in Khorol. Die Straßen auf der West-Ost-Achse zwischen Lemberg über Kiev nach Charkiv kennen wir bereits. Hier gibt es keine großen Schlaglöcher oder Spurrillen wie auf der Fahrt nach und von Donetsk. Einige Abschnitte sind hier komplett neu geteert, der Rest ist zwar zum Teil sehr wellig, aber auch mit Geschwindigkeiten über 70 km/h befahrbar. Lediglich ein Temperatursturz um fast 20 °C und ein großes Unwetter bremsten uns ein wenig. Zeitweise betrug die Sichtweite unter 20 Meter und das Wasser stand einige Zentimeter auf der Fahrbahn und in den Spurrillen. Unsere Zwischenstation erreichten wir dann auch erst zur zweiten Halbzeit des ersten Abendspiels.

Am heutigen Freitag geht es die restlichen Kilometer zum Spiel Schweden gegen England. Wir freuen uns auf ein interessantes Duell in der ukrainischen Hauptstadt. Am nächsten Tag geht es dann direkt weiter nach Lemberg zum abschließenden Gruppenspiel unserer Mannschaft.

Weitere Infos zu unserer Tour gibt es auch auf unserer Facebook Seite: Pokalhelden on Tour.

geschrieben von René & Patrick

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