Warmlaufen

Aufstieg und Fall des Felix M

04.11.2011, 21:18 Uhr von:  Redaktion

Der Versuch der Annäherung an das Thema VfL Wolfsburg ist zum Scheitern verurteilt. Ob mit Zahlen oder mit Worten. Niemand hat die Absicht, sich mit diesem Verein zu beschäftigen. Die kurze knappe Anweisung zum Ende der anstrengenden Wochen lautet: Spiel gewinnen und Pause machen. Das sollte gegen die in dieser Saison endgültig im Mittelmaß dümpelnden Niedersachen machbar sein. Wenngleich die Partie sicher kein Selbstläufer werden wird, sind wir bei schwatzgelb.de guter Dinge. Sonst sieht es für Borussia und walter09 schlecht aus. Wer will das schon? Deshalb an dieser Stelle einfach ein paar Worte über den Aufstieg und Fall des Felix M.

„Ob Felix Magath die Titanic gerettet hätte, weiß ich nicht – auf jeden Fall wären die Überlebenden topfit gewesen". Jan-Aage Fjörtoft fasste bereits früh das Dilemma des Deutsch/Puerto-Ricaners Felix Magath zusammen. Nach einer erfolgreichen Karriere als Spieler führte der ehemalige Lebemann („Ein- bis zwei Schachteln HB am Tag waren es schon") kurz vor diesem Spruch Fjörtofts die Frankfurter Eintracht zum Klassenerhalt. Dies war lange Zeit sein einziger Erfolg als Trainer. Er war Feuerwehrmann und wollte mehr sein. Der passionierte Schachspieler entwickelte sein eigenes System.

Felix, wann ist die Sache aus dem Ruder gelaufen? Wann war da nur noch Tee? Wann hast Du entschlossen zu kaufen und zu kaufen und zu leihen und zu kaufen und zu leihen? War es wirklich erst bei den Blauen? Das Lied legt es nahe.

Als der Anruf kam, war es sowieso schon klar
Dass es so nicht mehr lange geht
Die Ergebnisse waren zwar noch vorzeigbar
Doch schon lange nicht mehr so ok
Er sagte „Unser Zeit ist bald vorbei"
Und seine Stimme wurde kalt
Die Krise der Fleischindustrie
Macht auch vor Gelsenkirchen keinen Halt
Oh, diese Sätze machen alt

Und wenn es manchmal auch so scheint
Als ob ihn niemand mehr versteht
Und die Welt um ihn zusammenbricht
Zeigt sich meist doch am nächsten Tag
Wie er weitergeht
Und eine Ende lang noch nicht das Ende ist

Ali ist kurz danach aus Buer weggegangen
Er lebt jetzt wieder im Iran
Gerald sagt er ist glücklich, er kickt immer noch den Ball
Wenn ich ihn auf der B1 stör
Angelos macht jetzt irgendwas mit Griechenland
Er hat sein Geld gut angelegt
Manu spielt als einziger noch in einem Team
Bei Versicherern und beim großen T
Auch das ist absolut okay

Und wenn es manchmal auch so scheint
Als ob ihn niemand mehr versteht
Und die Welt um ihn zusammenbricht
Zeigt sich meist doch am nächsten Tag
Wie er weitergeht
Und eine Ende lang noch nicht das Ende ist

Der Aufstieg war lang, der Aufstieg war erfolgreich. Felix räumte nach Frankfurt und nach Stuttgart etliche Titel ab. Langsam wurde er Felix Allmächtig. Wo er war, war er der Verein. Das ging gut. In Wolfsburg führte er einen runderneuerten Kader zum Titel. Doch er wußte, wie es weitergeht. Bei den Blauen sorgte er erst für Angst und Schrecken auf der Geschäftsstelle und doch konnten seine Maßnahmen nicht das Ende der schalenlosen Zeit herbeiführen.

Lange schon war kein Geld mehr da, im Gegensatz zu Transferformularen. Er durfte keine Unsummen ausgeben, er fuhr nach Puerto Rico, kam zurück und kaufte einfach jeden Spieler. Ablösefrei? Alt? Spielt in Korea? Spielt im Iran? Spielt gar nicht mehr? Das waren keine Kriterien. So ging es weiter und abwärts. Immer schneller. Und immer unterhaltsamer. Als gar nichts mehr ging, schickte er sich an Facebook-Pionier zu werden. Und er wurde es. Innerhalb kürzester Zeit war er erfolgreicher als alle Pro- und Anti-Guttenberg-Gruppen zusammen. So lang ist das schon her. Während der eine Franke ins Exil in die USA ging, um dort als Gatte der kommenden Modeikone zu reüssieren, wurde der andere Franke zwar mit Teer und Federn aus dem Ruhrgebiet gejagt, konnte jedoch beim alten Arbeitgeber, der nach der Meisterschaft auf überragende Zwischenlösungen gesetzt hatte, anheuern. Mit Ach und Krach gelang der Klassenerhalt. Der Feuerwehrmann war wieder da. Nach zahlreichen nationalen Titeln.

Aber Felix konnte und wollte nicht stoppen. Wieder kamen die Spieler aus allen Ländern dieser Welt, wieder zahlte er Unsummen für das große Ziel: Die Meisterschaft 2014. Das Ziel, das er bei den Blauen nie hätte erreichen können. Man hatte es ihm gerade noch rechtzeitig gesagt. Noch einmal Meister werden, noch einmal mit dem VW durch die Stadt fahren. Das wäre was. Und danach? Was kommt danach? Nationaltrainer von Puerto Rico? Man weiß es nicht. Die Reise des Felix M geht weiter. Und nach jedem Aufstieg kommt ein neuer Fall. „Der Aufstieg und Fall des Felix M." gastiert an diesem Samstag im Dortmunder Westfalenstadion. Seien Sie dabei bei „Spieler, Ausreden, Sensationen!"

BVB: Weidenfeller - Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer - Leitner, Kehl - LPerisic, Götze, Großkreutz - Lewandowski

Magaths Söldner: Benaglio - Ochs, Kyrgiakos,Thoelke, Schäfer - Träsch, Josué - Dejagah, Koo, Hasebe - Mandzukic

Schiedsrichter: Jochen Drees

Anstoß: 05.11.2011 - 15.30 Uhr im wunderschönen Westfalenstadion

steph, 04.11.2011

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