Warmlaufen

Leverkusener Allerlei

13.01.2011, 15:38 Uhr von:  Redaktion

Leverkusen GästeblockLeverkusen, Leeeverkusen, Lever – kuuusen, irgendwie kann man es so oft sagen, wie man will, es kommt keine echte Begeisterung für den Gegner aus der Pillenstadt auf. Jede Saison wieder muss man in diesen Vorort von Köln, der nicht mal einen Hauptbahnhof besitzt. So verschlägt es einen immer wieder nach Leverkusen Mitte, an einen Bahnhof, der vom Spannungsgehalt her ohne weiteres mit solchen Oasen der Erlebnisbahnhöfe wie Stendal, Bad Oeynhausen oder Mühldorf mithalten kann. Von dort aus marschiert man durch einen Park zur mittlerweile von außen sehr schicken Arena. Die Autofahrer haben zu diesem Zeitpunkt schon den Kampf um einen Parkplatz im nahen Wohngebiet entweder gewonnen oder entnervt verloren. Dieses futuristisch anmutende Gebilde neben der Autobahn mutet dabei etwas an wie eine Einkaufspassage, in der nach 20 Uhr nichts mehr los ist. Vor dem Gästeblock sieht man dann auch mit etwas Glück das erste Mal so etwas wie Anhänger von Bayer Leverkusen.

Zigarettenautomat in LeverkusenIm Stadion ändert sich an den Kräfteverhältnissen der Fans nicht allzu viel. Der Heim- und Gästeblock halten sich ungefähr die Waage, was an dem kleinen Häufchen aktiver Fans auf Leverkusener Seite und dem sehr beschränkten Gästekontingent liegt. Im Gästeblock hat man auch einen klasse Blick auf die Logen hinter dem Tor, dort suhlt sich der Geldadel beim Essen und wirft hin und wieder einen Blick auf das Spielfeld. Abgerundet wird das Ganze durch ein Rauchverbot im Stadion, das von einem Zigarettenautomaten direkt am Gästeblock allerdings gnadenlos unterlaufen wird. Dieser Automat ist somit an sich das einzige wirkliche Kultige an diesem ganzen Betriebssportverein. Da hilft kein UEFA-Cup-Sieg und kein gewonner DFB-Pokal und keine mehrfach unglücklich errungenen zweiten Plätze, diese Werkself bleibt einfach ein steriles Gebilde, das mittlerweile irgendwie dazu gehört. Dennoch verwundert es einen wie die Medien während des Winterlochs zu der Einschätzungen kamen, solche Vereine seien Traditionsvereine.

Gerade Bayer Leverkusen ist der Beweis, dass zu einem „Traditionsverein“ immer noch mehr gehört als langjährige Erfolge oder Ligenzugehörigkeit oder Leiden. Irgendetwas fehlt einfach und sorgt dafür, dass die Massen eben zum 1. FC Köln gehen und nicht zu Bayer.

BarriosWir fahren hin, finden Leverkusen scheiße und wollen unbedingt gewinnen, weil wir den Abstand weiter ausbauen wollen und noch eine Niederlage aus der Hinrunde ausgeglichen werden muss. Mit Schrecken werden sich die meisten an die mehrköpfige Hydra Sami Hyypiä erinnern. Immer wenn ein Ball im Leverkusener Strafraum flog, tauchte einer von Hyypiäs zahllosen Köpfen oder Beinen auf und beförderte das runde Leder wieder heraus. Es war einfach verrückt und am Ende Stand eine 2:0-Niederlage.

Während der BVB danach mit einer nahezu unveränderten Grundaufstellung eine unglaubliche Siegesserie startete, stellte Leverkusen im Verlaufe der Saison um. Diese Umstellung wurde sicherlich durch eine Reihe von Verletzungen bedingt, u.a. erwischte es den Boatengfreund Ballack. Während vor der WM noch der Weltuntergang nahe schien, interessierte es in Leverkusen schon deutlich weniger Leute. Die letzten Spiele absolvierte die Heynckes-Elf in dem uns so bekannten 1-4-2-3-1 System.

BallackIm Tor kommt der wiedergenesene Nationaltorhüter Adler zum Einsatz. Davor bilden Schwaab (für den gesperrten Kadlec), Reinartz, Friedrich und Castro eine Viererkette. Davor bilden Rolfes und Vidal ein Doppelsechs. Michael Ballack hat noch deutlichen Trainingsrückstand und wird höchstens eine Jokerrolle einnehmen können. Auf links darf Barnetta wirbeln, während zentral der Brasilianer Renato Augusto die Bälle verteilt. Rechts spielt Sidney Sam, der im Laufe der Saison immer stärker wurde und wiederum ein schlechtes Licht auf die Personalpolitik des HSV wirft. Gerade die starken Leistungen von Sam lassen vermuten, dass Leverkusen weiterhin nur mit einem Stürmer spielt. Dieser könnte Kießling oder Derdiyok heißen. Generell muss man gegen diese Leverkusener Mannschaft von Anfang an höchst konzentriert sein, denn die individuelle Klasse ist Bayer sei Dank sehr hoch.

Bei den Dortmundern ist die Personalsituation zwar nicht dramatisch, aber schon gespannter. Kagawa weilt noch mit Japan beim Asien-Cup, und Weidenfeller und Barrios waren beide krank. Mittlerweile sind sie zwar wieder gesund, aber zumindest für Barrios dürfte die Startelf noch zu früh zu kommen. Damit wurde auch der Dreikampf um die KagawaKagawa-Position zu einem Zweikampf, da Lewandowski nun als Spitze auflaufen wird. Ob nun Götze oder Zidan die Position hinter Lewandowski einnimmt, ist immer noch nicht raus. Wurden zuletzt Mario Götze Vorteile im Kampf um die Position zugeschrieben, will man nun einen Tendenz zu Zidan entdeckt haben. Man wird es wohl erst am Freitag erfahren.

Je nachdem wie Klopp sich entscheidet, werden die anderen Mittelfeldpositionen vermutlich durch Großkreutz und Kuba eingenommen. Dahinter werden Sahin und Bender das gewohnt zuverlässige Duo bilden. Die Viererkette vor Weidenfeller kann man auch per Copy&Paste einfügen: Schmelzer, Subotic, Hummels und Piszczek. So einfach, so gut.

Auf geht es. Ab nach Leverkusen, die Rückrunde geht los!

Rahmenbedingungen

Stadion: Das umgebaute Ulrich-Haberland-Stadion mutet von außen sehr futuristisch an. Innen haben leider nur 30000 Personen Platz. Das reicht auch Ullrich-Haberland Stadionnormalerweise völlig aus, nur wenn Gegner mit höheren Fanaufkommen sich ankündigen, wird es eng. Während es international dort schon nahezu zu Geisterspielen kommt, schaffen es die "Großen" der Liga, dass das Stadion aus allen Nähten platzt. So waren es auch dieses Mal wieder zu wenig Karten für die Gäste und jeder Inhaber kann sich glücklich schätzen.

Wetter: Wer bis hierher gelesen hat, kann auch selber bei den gängigen Seiten nachgucken.

Schiedsrichter: Peter Gagelmann

mrg, 13.01.2010

Einen Dank an jvl für das Bild vom Zigarettenautomaten!

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