Warmlaufen

Freiburg nervt - immer wieder

16.12.2011, 10:09 Uhr von:  Redaktion

Hummels gegen Cissé - für die BVB-Fans kein VergnügenIch sage es ehrlich und klar wie es ist, es kotzt mich an, alljährlich nach Freiburg zu fahren. Eigentlich ist das sogar schade, denn so richtig viel kann Freiburg direkt dafür eigentlich nichts – doch die Umstände machen es immer, und immer wieder zu einer leidigen Aufgabe.

Am kommenden Samstag wird zumindest einer der Redakteure versuchen durch eine alternative Anreise, etwas Spannung in die Sache zu bringen. Bis dato habe ich Freiburg nur über Schienen und per Flugzeug erreicht. Doch wie man es macht, es bleibt eine quälende Veranstaltung, selbst mit dem fliegenden Untersatz ist man gefühlt zu lange unterwegs, denn Basel ist nicht Freiburg und so muss man noch durch das Nirgendwo im Irgendwo ins Breisgau.

Der langsamste Hochgeschwindigkeitszug der Welt (im Bahnjargon ICE genannt) bringt einen zwar direkt nach Freiburg, nur ist die Fahrtzeit immer noch viel zu lang und langweilig. Mit dem Auto wird es sicherlich nicht besser, doch könnten glatte und verschneite Straßen für neue Reizpunkte sorgen. Kommt man dann an, denkt man jedes Mal, man sollte hier mal ein paar Tage Urlaub machen – nur um es dann doch nicht zu machen.

Auf Grund der Reisezeit hat man aber nun meist kaum Zeit die Stadt zu genießen, sondern muss zum kleinsten Stadion der Liga. Selbst für diesen Spucknapf hat sich nun ein Namensgeber finden lassen und so heißt es nicht einmal mehr Dreisamstadion. Ansonsten ist das Stadion eigentlich ganz muckelig und von der Lage her im Wohngebiet eben etwas besonderes. Doch diese Lage führt dazu, dass man mit etlichen Regularien rumschlagen muss, die von der Stadt scheinbar für nötig befunden werden.

In Freiburg gibt es nur Probleme für FansGenerell ist man im Ländle eher spießbürgerlich veranlagt und so fährt mancher Fan mittlerweile lieber nach Bayern als nach Baden Württemberg. Das fängt spätestens mit dem Fanbrief der dortigen Polizei an und endet mit dem bescheuerten Gästeblocks samt absolut sinnlosem Ordnungsdienst. Den Anfang macht die Polizei, die jedes Jahr besagten Fanbrief verschickt, der einem in blumigen Worten deutlich macht, dass man unerwünscht ist und auch so behandelt wird. Dass in Freiburg das Fankonfliktpotential gegen null tendiert, wird dann auch dann geflissentlich übersehen und man kann hautnah erleben, wie man Überstunden durch Rumstehen ansammeln kann.

Am Gästeblock selber agiert dann einer der schärfsten Ordnungsdienste der Liga. Während man an allen möglichen und unmöglichen Stellen abgekrault wird, kann man noch einmal darüber sinnieren, dass die Gegend eigentlich wirklich ganz schön ist und kulinarisch einiges zu bieten hat. Ist man dann endlich im Stadion drin, möchte man am liebsten wieder raus in eine Sportbar, denn der Blick vom Block auf das Spielfeld ist eine Frechheit. Das für den Sitzplatzbereich dann auch noch freche 40 € berappt werden müssen, grenzt schon an Wegelagerei. Schön trinken kann man sich diesen Tag auch nicht, denn im Gästeblock wird bleifrei ausgeschenkt, man kennt ja die marodierenden Horden, die alle zwei Wochen über das arme Freiburg herfallen. Der Verein bildet mit Mainz quasi das Tufftuffknuff-Duett und kokettiert damit gerne. Man ist sogar so niedlich, dass man auch den eigenen Fans fast nichts erlaubt und so steht einem tristen Winternachmittag nicht mehr viel im Wege. Touristikwerbung betreiben Stadt, Verein und Polizei wirklich nicht. Eigentlich schade, denn ansonsten gilt für Freiburg wie für Mainz, dass sie das sind, was Hoffenheim gerne wäre. Sie machen aus wenig viel und das verdient, zumindest aus sportlicher Sicht, Anerkennung. Bleibt nur noch zu hoffen, dass der Fußball für uns zum Ende der Hinrunde noch etwas Erwärmendes bereithält.

Sebastian Kehl könnte wieder in der Startelf stehenUnd somit sind wir auch schon beim beschaulichen Sportteil angekommen. Bietet das nervige Drumherum in Freiburg einen Tag des Grauens, kann auch die sportliche Perspektive nicht gerade mit Wiedergutmachung punkten. Beim Blick auf die Spiele im Breisgau in den letzten Jahren wird eines klar. Die Ergebnisse stimmten leider zu selten und fußballerisch waren die BVB-Auftritte sicherlich allrs andere als Feinkost. Zäh und widerspenstig beschreibt es wohl am besten. Vielleicht liegt das ja auch zum Teil an den Schikanen, die die Spieler ähnlich wie die Fans erfahren, allerdings in anderen Bereichen wie beispielweise alte Umkleidekabinen, unfreundliches Gästemanagement, ein zu kleines Spielfeld und eine der Bundesliga unwürdige Atmosphäre. Jedenfalls gab es oftmals Defensivfrust statt Offensivlust. Der letzte wirklich überzeugende und (sehr) klar und (sehr) deutlich nach Hause gebrachte Dreier liegt schon etwas zurück und datiert vom 17. März 2002. In der Meistersaison unter Sammer gab es einen 5:1 Erfolg in Freiburg (auch wenn ein gewisser damaliger Torwart seinem Rüpel-Treter-Image gerecht und später anhand der TV-Aufnahmen lange gesperrt wurde). Egal. Dede erzielte ein Tor und mehr braucht es nicht um einem Auswärtssieg die Krone aufzusetzen.

Am Samstag fährt man also abermals in den Breisgau. Die Vorzeichen zu den letzten Jahren haben sich dabei nicht wirklich geändert. Die Borussia steht in der Tabelle weit oben und geht als Favorit in die Begegnung. Freiburg ist unangenehm zu spielen, hat aber seinen Platz weiterhin nicht gefunden und kämpft mehr oder weniger um die nackte Existenz. Doch vor dem Hintergrund der eng gestrickten Personalsituation unseres BVB geht die Tendenz wieder einmal in Richtung kampfbetontes Spiel. Wenn es auch noch regnet wären die Rahmenbedingungen für ein richtiges „Drecksspiel“ gegeben. Der Ausfall von Mario Götze wirkt sich nicht auf die Startaufstellung gegenüber dem Lautern-Spiel aus. Die Dreierkette hinter der einzigen Spitze Lewandowski wird sich aller Voraussicht nach nicht verändern. Einzig Kapitän Kehl wird wahrscheinlich wieder in die Anfangsformation zurückkehren und da Silva ersetzen. Eine sicherlich wichtige Personalie, denn Kehl ist bekanntlich der Kämpfertyp, den es in so einer Partie braucht um die wichtigen Zweikämpfe im Mittelfeld zu gewinnen. Lucas Barrios hat sich unter der Woche mit fragwürdigen Aussagen in einem argentinischen Interview wohl selbst etwas aus der Anfangself befördert und muss sich wieder einmal mit der Jokerrolle zufrieden geben.

Auch Sven Bender wird gegen den SCF fehelnUnterm Strich steht aber auch so nur eine Sache:
Der Auswärtssieg muss her, wir brauchen die drei Punkte. Und dann ist es auch völlig egal, ob dreckig mit vollgesauten Hosen oder offensiv anspruchsvoll wie das schwarzgelbe Ballett. Ganz nach dem Motto, ein eins zu null in der Neunzigsten bringt auch den Dreier! Die Mannschaft hat es nach einem unglaublichen Jahr 2011 jedenfalls verdient sich selbst zu belohnen und das Meisterjahr würdig ausklingen zu lassen.
Ach ja, und ein Sieg, so als DOschenk zum 102. DOburtstag am Montag wäre auch eine tolle
Sache!

Faninfo

Um wenigstens etwas Farbe in den Block zu bringen, wird The Unity die schon aus London bekannten Mützen wieder zum Verkauf vor Ort anbieten. Für 5 € gibt es etwas warmes, schwarzgelbes für den Kopf, das unseres Wissens nach noch nicht mit einem Verbot belegt ist. Hoffen wir, dass Stadt, Verein und Polizei so gastfreundlich bleiben.

Aufstellungen zum letzten Ligaspiel in 2011

SC "nervig" Freiburg: Baumann - Hinkel, Krmas, Butscher, Bastians - Flum - Schmid, Rosenthal, Makiadi, Putsila - Cisse

Meister 2011: Weidenfeller - Piszczek, Santana, Hummels, Schmelzer - Gündogan, Kehl - Kuba, Kagawa, Großkreutz - Lewandowski

Schiedsrichter: Günter Perl

Nico/Tim, 16.12.2011

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