Spielbericht Profis

Sommer, Sonne, Sieg

21.08.2011, 13:11 Uhr von:  Redaktion

Kevin bejubelt das 2-0 vor der GästekurveHin und wieder muss man einfach mal schweigen und die Augen aufmachen, um zu verstehen, warum das alles immer noch wunderschön ist. Vor nicht allzu langer Zeit war man überglücklich überhaupt noch Heimspiele sehen zu können und nun spaziert man bei Sonnenschein und 25 Grad als deutscher Meister nach einem Zwei-zu-Null-Sieg gegen Nürnberg zur U-Bahn Westfalenhallen. Vor einem laufen zwei Kurze, ausgestattet mit Mario-Götze- und Lucas-Barrios-Trikot, neben ihren Vätern her und sind einfach zufrieden mit sich, dem Spiel, der Stimmung und der Mannschaft.

Davor standen jedoch 90 Minuten harte Arbeit. Mit dem 1. FC Nürnberg kam eine der letztjährigen Überraschungsmannschaften ins Westfalenstadion. Hatten die Franken letzte Saison noch das Vergnügen der verfrühten Meisterschaft beizuwohnen, durften sie nun zum Saisonbeginn nach Dortmund reisen. Begleitet wurden sie wie alljährlich von einigen Kaputten aus der hässlichsten Stadt. Zusätzlich wurde auch wieder das Banner der Rapidler aus Wien am Zaun gesichtet. Ansonsten waren die Franken aber gefühlt schwächer vertreten als die vergangenen Jahre. Schon etwas erstaunlich nach der doch recht erfolgreichen Saison und einem äußerst passablen Auftakt.

Sohn einer HupeAuf Dortmunder Seite hieß es nun wieder sich zu sammeln und nach der medialen Schlammschlacht zwischen Herrn Hopp und seinen Untergebenen die Mannschaft zu einem Sieg voran zu treiben. Anfangs des Spieles widmete man sich der vergangenen Woche noch u.a. mit dem Spruchband „Dietmar Hopp du Sohn einer Hupe". Da auch schon am Freitag die Gladbacher sich mit einem Spruchband geäußert hatten, bleibt zu hoffen, dass nun noch einmal ein Ruck durch die deutschen Fanszenen geht und man seine Ablehnung gegen das Projekt Hoffenheim deutlich macht.

Auf dem Feld gab es im Dortmunder Kader zwei Veränderungen zur Partie in Sinsheim. Die wieder einsatzbereiten Subotic und Schmelzer rücken die Viererkette rein und somit fanden sich Chris Löwe und Santana auf der Bank wieder. Im defensiven Mittelfeld vertraute Jürgen Klopp wieder Gündogan und Bender. Hinter der Sturmspitze Lewandowski wirbelten Götze, Kagawa und Großkreutz. Auf Nürnberger Seite gab es nach dem erheblichen Aderlass im Sommer einige neue und junge Gesichter zu sehen. Zusätzlich hat sich Unsympath Rafael Schäfer nun längerfristig verletzt. So kam Patrick Rakovsky zu seinem ersten Einsatz in der Fußball-Bundesliga. Davor bildete Hecking die Viererkette aus Pinola, Klose, Wollscheid und Chandler. Entgegen dem aktuellen Trend schickte er mit Simons nur einen Sechser auf das Feld. Davor sortierten sich Eigler, der Ex-Borusse Feulner, Cohen und Hegeler zu einer zweiten Viererkette. Als Stoßstürmer spielte Pekhart.

Feulner gegen SuboticMit dem Anpfiff ging es dann auch los im Stadion. Aber während sich das Spiel eher etwas zäh entwickelte, war auf den beiden Tribünen schon etwas los. Die Abneigung war zu spüren und so hatten man etwas, woran man sich abarbeiten konnte. Auf dem Feld regiert noch recht viel Krampf und Kampf. Die Dortmunder zeigten zwar sofort, dass man nicht so passiv wie vergangene Woche vorgehen wollte, doch leider fehlte nach den Ballgewinnen häufig das letzte Fortune. Immer wieder erkämpfte man sich schon früh den Ball, doch die Franken standen defensiv sehr sicher und ließen nichts anbrennen.

Vor allem die beiden Innenverteidiger machten lange Zeit ihre Rolle sehr gut und gerade bei hohen Bällen war einfach nichts zu holen für die Borussen. Auf Dortmunder Seite versuchten sich vor allem Kagawa und Götze, doch fehlte etwas der Zug zum Tor oder es wirkte hin und wieder etwas zu verspielt. Kevin Großkreutz agierte in der ersten Halbzeit relativ glücklos und so entstand ein Spiel das eher von der Spannung lebte.

Ille gegen seinen Ex-ClubUnsere Borussen kontrollierten zwar weite Teile des Spiels doch bis auf einem schönen Schuß (Götze, 7 Min.) und einem technischen Leckerbissen von Kagawa (17. Min.) kam dabei nicht viel rum. Das sonst so brilliante Umschalten bei Ballgewinn klappt nicht und viele Bälle gingen bei Fehlpässen verloren. Währenddessen gelang es den Franken zweimal über rechts gefährlich durchzukommen. Dabei pennte Großkreutz (14. Min.) in der Rückwärtsbewegung und wurde gnadenlos überlaufen, dann lief Weidenfeller erst raus und dann doch nicht (39. Min.). Zum Glück lupfte Hegeler zu zaghaft und die Null hatte weiter bestand. Danach ging es noch einmal rund, in der 41. Minute scheiterte Lewandowski an dem starken Rakovsky und zwei Minuten darauf ist die BVB-Verteidigung konfus und kann nur mit Mühe den Ball aus dem Strafraum bringen. Danach pfiff der ordentliche Zwayer zur Halbzeit. Nach Aytekin war zumindest dieser Punkt am heutigen Tag eine echte Offenbarung.

Mit der zweiten Halbzeit gab es zur Verwunderung der meisten Stadiongänger keine Veränderungen in der Aufstellung. Die Expertenmeinung auf den privilegierten Plätzen war klar, „der Großkreutz muss raus!" Doch Klopp vertraute weiter dem Jungen aus Dortmund-Eving. Doch erst einmal war fünf Minuten nicht viel los, so dass man den beiden Fanblöcken zuschaute, die doch zu unterschiedlich ihren Aufgabe angingen, aber beide erfüllten. Hier die hin und wieder richtig laute Südtribüne mit Schlachtrufen, dort die nicht so lauten, dafür recht melodisch gestimmten Süddeutschen auf der Nord.

Lewandowski bewegt DortmundDann stand aber wieder Fußball im Vordergrund und wie geil dann noch. Götze setzte sich klasse auf rechts durch und schob den Ball dann quer zu Lewandowski rüber, der eiskalt versenkte. Endlich das erlösende Eins zu Null und wohl der klopp'sche Dosenöffner. Die Franken antwortet mit wütenden Angriffen und noch mehr Aggressivität. Dennoch behielt Zwayer das Spiel im Griff und ließ sich nicht durch die nun teilweise kochende Atmosphäre beeindrucken. Nach der Sturm-und-Drang-Phase der Schwarz-Roten bekam die Guten das Spiel wieder in den Griff. Lewandowski zeigte dann nochmal seine Eigenheit, die manchen schon die Haare raufen ließ: Schwere Bälle haut einfach rein, dafür versemmelt er gerne mal eine eins zu eins Situation. Klopp brachte nun Kuba (67. Minute) für Kagawa (oder Kajawa wie ein rheinischer Kollege ihn noch nennen sollte) und Perisic (72. Min.) für den Torschützen.

Perisic fügte sich dann auch mit einem Kopfball gegen den Pfosten sehr gut ein (74. Min.). Vier Minuten später dann die Megachance für Wießmeier, doch dieser vergibt glücklicherweise. Dann die 80. Minute: Ballgewinn von Großkreutz und der Dortmunder marschiert durch das ganze Mittelfeld. Ein Schuss, ein abwinkender Götze, ein Nürnberg Bein, eine Bogenlampe, ein überraschter Rakovsky und drin ist die Murmel. Der zweite Treffer des Tages hatte die Partie entschieden und Großkreutz feiert in unmittelbarer Nähe zum Gästebereich. Dieser hatte sich bei vorangegangenen Ecken redlich bemüht den Schützen zu bepöbeln und hatte dafür immer wieder ironischen Szenenapplaus von der Osttribüne bekommen.

Jubel nach Abpfiff vor der SüdNach dem Zwei zu Null war der Widerstand der Franken gebrochen und Dortmund konnte das Ergebnis nun verwalten. Passenderweise nahm Jürgen Klopp nahm dann auch Götze für Kehl runter (84. Min.), um die defensive Arbeit zu stärken. Nach rund 93 Minuten pfiff der gute Schiedsrichter Zwayer ab und die Spieler konnten sich über drei erkämpfte und am Ende wohlverdiente Punkte freuen. Im Gegensatz zum Hoffenheimspiel haben die Spieler diesmal besser den Kampf angenommen, zwar wurde für meinen Geschmack gerade in Halbzeit eins noch zu viel durch die Mitte mit Zauberfußball probiert, aber in der zweiten Halbzeit schaltet man dann auf effizient um und machte seine Tore.

Nun können wir in aller Ruhe schon einmal Urlaub einreichen, Flüge buchen, Busse planen und die Reiseführer auspacken, denn die Auslosung zur Champions League steht an. Je nach den Ergebnissen am Dienstag und Mittwoch könnten wir sogar noch unverhofft in Topf 3 rutschen.

Noten:

Weidenfeller: Unsicherheit beim Herauslaufen in Hälfte eins begünstigte die größte Nürnberger Chance, die er aber letztlich doch noch gut entschärfte. Ansonsten nicht wirklich oft geprüft. Note 3.

Starkes Comeback. Man merkte ihm die lange Verletzungspause und fehlende Vorbereitung kaum an. An manchen Stellen fehlten logischerweise noch die alte Spritzigkeit und der Offensivdrang. Note 3.Schmelzer: Starkes Comeback. Man merkte ihm die lange Verletzungspause und fehlende Vorbereitung kaum an. An manchen Stellen fehlten logischerweise noch die alte Spritzigkeit und der Offensivdrang. Note 3.

Hummels: Zweikampfstärkster Mann auf dem Feld, aber dennoch mit Fehlern im Spielaufbau und zu vielen langen Bällen in den ersten 45 Minuten. Im zweiten Abschnitt dann gewohnt souverän. Note 3+.

Subotic: Agierte ähnlich wie Hummels zu oft mit langen Bällen, aber auch er steigerte sich im zweiten Durchgang und agierte in seinem ersten Saisonspiel gewohnte ruhig und abgeklärt. Note 3+.

Piszczek: Wie eigentlich immer beackerte er die rechte Defensiv- und Offensivseite gleichermaßen. Leider lief insgesamt zu wenig über die Flügel, sodass er zu selten seine Offensivqualitäten einsetzen konnte. Dennoch ein gutes Spiel von ihm. Note 2-.

Gündogan: In der ersten Halbzeit kaum zu sehen und ohne Impulse für das Offensivspiel. Im zweiten Abschnitt dagegen präsenter und mit wichtigen Balleroberungen, die zu Kontern führten. Gegen den Ex-Klub sicherlich nicht seine bisher beste Leistung. Note 3-.

Bender: Räumte im Mittelfeld ab, was abzuräumen war und machte vor allem in der zweiten Hälfte geschickt die Räume eng. Sogar die ein oder andere Offensivaktion sprang dabei raus. Note 2-.

Großkreutz: Fand zunächst überhaupt nicht ins Spiel, mit Schwierigkeiten in der Ballkontrolle. Leistungssteigerung im zweiten Durchgang, wo er seine Laufstärke besser einbringen konnte. Sorgte mit Mut und Glück für die Vorentscheidung. Note 3+.

Eher unauffällig. Wirkte müde und ohne rechte Bindung zum Spiel. Zwischenzeitlich, aber leider viel zu selten, blitzte sein Genie auf (wie beim Pass auf Lewandowski). Insgesamt aber viel zu wenig, gemessen an dem, was er kann. Note 4+.Kagawa: Eher unauffällig. Wirkte müde und ohne rechte Bindung zum Spiel. Zwischenzeitlich, aber leider viel zu selten, blitzte sein Genie auf (wie beim Pass auf Lewandowski). Insgesamt aber viel zu wenig, gemessen an dem, was er kann. Note 4+.

Götze: Wie bei fast allen platze auch beim Jüngsten Borussen der Knoten erst nach der Pause, nachdem zuvor seine Abschlüsse und Pässe nicht immer zwingend genug waren, obwohl das Engagement durchaus stimmte. Traumhafte Vorarbeit zum Führungstreffer und in der Folgezeit mit technisch ansehnlichen Aktionen. Note 2-.

Lewandowski: Auch wenn er nicht immer die gewohnte Präsenz ausstrahlte, war er an nahezu allen gefährlichen Offensivaktionen beteiligt. Erzielte abgeklärt das 1:0, ließ aber das 2:0 liegen. Brachte seinen Körper oftmals gut zwischen Gegner und Ball. Note 2.

Kuba: Brachte frischen Wind über die rechte Außenbahn, auch wenn er oft zu hektisch agierte und seine Schnelligkeit deshalb zu selten einsetzen konnte. Tolle Flanke, die zu Perisic‘ Pfostenkopfball führte. Note 3.

Perisic: Fand nach seiner Einwechslung schnell ins Spiel, hatte aber bis auf den Kopfball an den Pfosten keine zwingenden Aktionen. Note 3.

Kehl: Einwechslung in der 84. Minute, daher ohne Benotung.

Stimmen:

„Wir standen in der zweiten Halbzeit kompakter und haben die zweiten Bälle gewonnen. Der Trainer hat gesagt, wir sollen es auch ruhig mal aus der Distanz versuchen, da habe ich dann einfach mal draufgehalten.“Kevin Großkreutz: „Wir standen in der zweiten Halbzeit kompakter und haben die zweiten Bälle gewonnen. Der Trainer hat gesagt, wir sollen es auch ruhig mal aus der Distanz versuchen, da habe ich dann einfach mal draufgehalten.“

Neven Subotic: „In der ersten Hälfte war es schwer Chancen zu erarbeiten, weil die Nürnberger defensiv gut standen. In Halbzeit zwei haben wir das dann aber besser gemacht, sind vor das gegnerische Tor gekommen und waren gefährlicher. Die Nürnberger waren sehr mannorientiert. Da muss man sich einfach bewegen, um freie Räume zu schaffen. Das haben Kevin, Mario und unsere Außenverteidiger dann super gemacht.“

Jürgen Klopp: „Über weite Strecken des Spiels war das von Nürnberg richtig gut verteidigt und sie sind auch selber initiativ geworden. Es war ein ganz schwieriges Spiel für uns. Wir müssen nicht über einen glücklichen Sieg sprechen, das war schon verdient, aber halt richtig harte Arbeit. An einem perfekten Tag kann jeder gewinnen, an einem weniger perfekten muss man es sich durch so etwas dann verdienen und das haben wir heute gemacht.“

Dieter Hecking: „Wenn man beim Deutschen Meister 2:0 verloren hat, kann man sagen, dass das normal ist. Aber heute war es nicht ganz so normal. Ich muss meiner Mannschaft ein riesen Kompliment machen, denn sie hat ein sehr gutes Auswärtsspiel gemacht. Mit dem ersten klasse Angriff geraten wir in Rückstand und die Dortmunder bekommen dann die Räume, die sie brauchen. Dann haben sie natürlich eine Klasse, die man nicht immer bremsen kann.“

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Tim, -mrg, 21.08.2011

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