Spielbericht Amateure

Boyds sechster Streich reicht nicht

04.09.2011, 21:16 Uhr von:  Redaktion

Zum schreien: nur einen Punkt gegen den LetztenSascha Hildmann, Trainer des SC Idar-Oberstein stellte es nach dem Spiel in der Pressekonferenz schon richtig fest: „Borussia Dortmund – Idar Oberstein 1:1, hört sich irgendwie gut an." Zumindest für die Elf aus der 30.000-Seelen-Fusionsstadt. Für unsere Zwote war die Punkteteilung definitiv nicht genug, vor allem, wenn man noch mit einbezieht, dass man gegen den noch sieglosen Tabellenletzten spielte. So haben die Amateure nun nach sechs Spielen eine 2-2-2 Bilanz und definitiv weniger Punkte auf dem Konto, als sie eigentlich haben sollten.

Ausgangslage

Die Aufstellung der U23 las sich namentlich schon sehr vielversprechend. Im Tor ersetzte Mitch Langerak erneut den gesperrten Johannes Focher, vor dem Spiel setzte sich der Running Gag rund um den Vornamen des sympathischen Australiers fort. Nachdem viele Stadionsprecher aus Mitch bereits Michael und Co. machten, verzichtete der Mann am Mikrofon gegen Idar-Oberstein komplett auf den Vornamen des Keepers, da auf dem Spielbericht nur ein gewisser „M. Langerak" eingetragen wurde. Da anscheinend nicht bekannt war, wofür der Anfangsbuchstabe steht – oder die Kreativität für die Erfindung eines weiteren, falschen Namens fehlte – wurde nur „Im Tor mit der Nummer 20: Langerak" vorgestellt. Was soll's. Jedenfalls waren neben Langerak auch noch zwei weitere Profis in der ersten Elf, namentlich Chris Löwe auf der linken Seite und Damien Le Tallec hinter Spitze Terrence Boyd, Mister „5 Tore aus 5 Spielen". Ansonsten standen die gleichen elf Spieler auf dem Platz, die am Dienstag noch einen 7:1-Sieg gegen Wiedenbrück feierten. Auf Seiten des SC Idar-Oberstein gab es wenig überraschend wenig Prominenz. Schließlich hat Bruce Willis, als er in Idar-Oberstein das Licht der Welt erblickte, sich dafür entschieden, einen anderen Berufszweig einzuschlagen. Yippie Yah Yeah, Schweinebacke!

Erste Halbzeit

Sehr zähflüssig: Block H in der Roten ErdeHandgezählte 802 Zuschauer hatte es am ansonsten fußballfreien Wochenende ins Stadion Rote Erde verschlagen, die restlichen Millionen Dortmundfans saßen sicherlich gespannt vor dem sg.de-Ticker. Passend zu Spielbeginn öffnete auch der Himmel seine Pforten und begrüßte die Spieler mit einigen Litern kühlem Nass. Gut überdacht standen auch die Ultras von die Amateure wieder bereit und sorgten für die passende Untermalung dieses eigentlich doch interessanten Fußballnachmittages, auch wenn man sich gerade in der zweiten Hälfte häufig in Dauergesängen verrannte. Die Borussia startete furios und drehte in den ersten zehn Minuten auf, fast minütlich rauschten die Bälle gen Tor von Idar-Oberstein. Die erste Kopfball-Warnung schickte Boyd über das Tor, im Gegenzug hatte Langerak das erste Mal die Chance sich zu zeigen (6.). Zwei Minuten später drehte sich Huebner schön im gegnerischen Strafraum, sein Abschluss mangelte aber an Präzision und/oder Kraft. Die bis dato beste Chance in der 09. Minute konnte Boyd nach einem Steilpass leider nicht nutzen, er traf nur den linken Pfosten. Eine von vielen flach ausgeführten BVB-Ecken des Tages endete rund 60 Sekunden später im Vrancic-Abschluss, der den Ball aber über den Kasten hämmerte. Auch Chris Löwe zeigte seine Torgefährlichkeit mit einem satten Schuss von der linken Strafraumecke, der aber zur Ecke pariert wurde. In der ersten Viertelstunde gab es also genug Highlights und Aufreger zu bestaunen, auch wenn es noch nichts zum Jubeln Boydjubel zum 1-0gab. Nachdem Hofmann den generell gar nicht so schlecht aufgelegten Borschnek zur nächsten Parade zwang (23.), war es kurz darauf dann aber doch endlich so weit. Hofmann, eben noch selbst letzte Station im BVB-Angriff, setzte Terrence Boyd mit einem feinen Pass in Szene, der auf das gegnerische Tor zustürmte. In der Mitte lief Damien Le Tallec mit und hätte eigentlich bedient werden müssen. Boyd entschloss sich zum eigenen Abschluss und schoss den Ball prinzipiell genau auf den gegnerischen Schlussmann. Dieser entschied sich jedoch dazu, jetzt doch mal einen Ball durchzulassen und schob ihn sich quasi selbst durch die Hosenträger. Boyd und den Rest der angereisten Zuschauer, zu denen neben Marc Klopp und Teddy de Beer auch Julian Koch zählte, war's egal, Borussia führte mit 1:0 und der Alibi-hafte Handschuhwechsel von Borschnek kurze Zeit darauf fiel eher in die Kategorie „Wenn der Bauer nicht schwimmen kann...". Kurz nach dem Anstoß wäre die Führung der Borussia auch fast schon wieder hin gewesen, Langerak parierte aber mit dem Knie. Nahezu aus dem Nichts tauchte kurze Zeit darauf dann aber doch Patrick Stumpf abseits der Dortmunder Abwehr vor dem Tor auf und hämmerte den Ball mit einem satten Schuss aus 16 Metern in die rechte Ecke – keine Chance für den Aussie-Keeper und ein unnötiger Ausgleich nach 35 Minuten. Bis zum Seitenwechsel kam Le Tallec nach einer Volleyabnahme noch einmal zum Abschluss, blieb aber ungefährlich. Es war ein glücklicher Halbzeitstand für Idar-Oberstein, man hätte sich hier eigentlich nicht beklagen können, wenn unsere Zwote schon nach 45 Minuten das Spiel für sich entschieden hätte. Die Chancenverwertung hatte man allerdings wohl in Wiedenbrück liegen gelassen.

Zweite Halbzeit

Halstenberg und Hofmann mit vereinten KräftenLeider – zumindest in diesem Fall – ist es ja häufig im Fußball so, dass man zwei komplett unterschiedliche Halbzeiten zu sehen bekommt. Und so war es auch hier. Zwar war der BVB auch in den zweiten 45 Minuten immer noch überlegen und hatte deutlich mehr Ballbesitz als der Gegner, allerdings wusste man damit nicht direkt etwas anzufangen. Wenig Kreativität im Aufbauspiel, wenig Torchancen, weniger Unterhaltung. Bis zur Schlussphase passierte eigentlich so gut wie gar nichts. Erwähnt werden muss hier allerdings, dass Tim Treude kurz nach Wiederbeginn ausgewechselt werden musste. Der Knöchel, der Treude zu Beginn der Saison schon zum Zusehen zwang, machte wieder Ärger. Noch ist unklar, ob Treude weiter fehlen wird.
Zurück zur Schlussviertelstunde, denn hier kam dann doch noch ein wenig Spannung auf und Fahrt in das Geschehen auf dem Platz. Vor allem Boyd und die Kopfbälle sind hier zu nennen, die leider nie ihren Weg auf das Tor des SC I-O fanden, sondern immer knapp verpassten. Nach 85 Minuten befand sich Vrancic dann aus 16 Metern in einer sehr guten Schussposition zentral vor dem Tor mit genug Zeit für den Anschluss. Leider traf Mario den Ball nicht richtig und so trudelte der vom Außenrist getroffene Ball mehr in Richtung Eckfahne als Idar-Oberstein-Gehäuse. Als man sich langsam mit dem Gedanken anfreunden musste, dass auch gegen das Schlusslicht der Regionalliga West wohl nicht der erste Heimsieg der Saison herausspringen sollte, dann die Riesenchance für Terrence Boyd. Eine tolle Flanke von den auf rechts abgewanderten Löwe fand den Torjäger der Liga, der es aber irgendwie zu Stande brachte, den Ball aus drei Metern nicht aufs Tor, sondern gegen das Außennetz zu bringen. Bitter.

Fazit

Chris Löwe verlässt enttäuscht den PlatzSo steht am Ende ein nicht unbedingt leistungsgerechtes Unentschieden, mit dem die Gäste absolut leben können, der BVB allerdings gar nicht. In der Roten Erde hätte man gewinnen müssen, den Schuh, dass es doch nicht gereicht hat, muss man sich selbst anziehen. In der zweiten Hälfte zu ideenlos, in der ersten Hälfte zu fahrlässig mit den heraus gespielten Torchancen. Nein, das war auf jeden Fall zu wenig. So geht es dann in der nächsten Woche mit 8 statt 10 Punkten zum Derby nach GE. Leider wieder eine Parallelansetzung, aber dies ist ja nichts Neues und zumindest in dieser Saison braucht man sich auch (noch?) nicht über diese Unsitte beschweren.

Stimmen

Mitch Langerak: „It wasn't our best game, certainly not, but we played well in patches and it's disappointing that we couldn't get the winner, but that's football. But it's a long season and hopefully, we'll build on that. It's good to play some games. When you're on the bench for the first team, you don't get many chances as well, but it's good to keep my practice up. If I get a chance, I'm ready and I'm doing all I can in training and in these games as well."

Was für eine Abwehrschlacht für Idar-ObersteinSascha Hildmann (Trainer Idar-Oberstein): „In der ersten halben Stunde war Borussia Dortmund ganz klar überlegen, das muss man einfach so sagen. Sie haben ein Höllentempo vorgelegt, haben sich Chancen erarbeitet, da haben wir mehr als einmal Glück gehabt, dass man da nicht höher in Rückstand gerät. Das 1:0 fiel dann doch, auch wenn es verdient war, sehr unglücklich, dem Torwart durch die Beine, auch wenn ich dem Torwart null Vorwurf mache, er hat vorher wirklich ganz hervorragend gehalten und auch kurz danach in der Aktion, wo er da gegen den Kopfball nochmal super hält. Der Torwart ist halt meistens das letzte Glied der Kette. Unser Tor war dann nach einer 100%igen vorher, fünf Minuten später, hatten wir dann die gleiche Möglichkeit nochmal, auch den gleichen Spieler mit Patrick Stumpf, der den dann Gott sei Dank rein geschossen hat, wir machen das 1:1 und gehen dann damit in die Pause. Nach der Pause dann ein ähnliches Bild, Dortmund rennt an, macht viel Druck, wir versuchen, das 1:1 mit Mann und Maus zu verteidigen, haben das dann auch über die Zeit gerettet. Meine Philosophie ist auch eine andere, ich würde auch gern offensiveren Fußball spielen. Es ist im Moment einfach so, dass mir viele Spieler verletzungsbedingt fehlen und ich bin mit dem, was die Jungs heute gezeigt haben wirklich sehr zufrieden. Borussia Dortmund – Idar Oberstein 1:1, hört sich irgendwie gut an."

Ratlos: David WagnerDavid Wagner: „Im Prinzip hat der Sascha das schon ganz gut analysiert. Ich denke, dass wir natürlich feldüberlegen und auch vom Ballbesitz überlegen war, auch das ganze Spiel. Ich bin mit der ersten halben Stunde sehr einverstanden bis auf wie das eine oder andere Mal auch die Chancenverwertung. Ich glaube, wenn wir mit 5:2 oder 6:2 in die Halbzeit gehen, beschwert sich kein Mensch. Die zweite Halbzeit war nicht mehr so wie vorgestellt und auch nicht so wie besprochen. Wir hatten zwar Ballbesitz und Dominanz, haben auch kurz vor Schluss noch mal die Riesenchance, mit dem Kopfball von Terrence Boyd in Führung zu gehen, was sicher nicht unverdient gewesen wäre. Aber wir haben in der zweiten Halbzeit einfach die falschen Mittel gewählt. Wir haben viel zu wenig uns bewegt, viel zu wenig den Gegner bewegt, haben zu viel durch die Mitte kombiniert, zu wenig über die Flügel gespielt. Wenn wir dann mal über den Flügel kamen, war es einigermaßen gefährlich, aber das war nicht mehr so wie vorgestellt und auch nicht mehr so wie in der ersten Halbzeit. Dementsprechend war es eine gute erste Halbzeit von uns, wo wir leider nicht hoch in Führung gegangen sind, was absolut verdient gewesen wäre und keine gute zweite Halbzeit von uns. Am Ende steht ein 1:1, was richtig weh tut, keine Frage, weil wir uns mehr erwartet haben und auch mehr verdient hätten, insbesondere nach der ersten Halbzeit. Am Ende steht ein Punkt den wir geholt haben, unser erster Heimpunkt, Glückwunsch an Idar-Oberstein, die ihren zweiten Punkt erkämpft haben. Wie gesagt, es tut weh, ich bin nicht zufrieden und jetzt gilt's den Fokus direkt und umgehend ab morgen Richtung Derby zu richten, denn das ist auch wieder eine Aufgabe vor der Brust, die ein heißer Tanz wird."

Statistik

Neuzugang Kostantin Fring in der BalleroberungBorussia Dortmund II: Langerak – Huebner, Halstenberg, Cenik, Löwe – Vrancic, Fring (68. Schnier) – Treude (51. Baykan), Le Tallec (68.Unzola), Hofmann – Boyd

SC Idar-Oberstein: Borschnek – Fritsch, Garlinski, Smith, Vetter – Lehmann, Lawnik (78. Schmell) – Wischang (87. Schug), Sawin, Stumpf – Galle (71. Gündüz)

Tore: 1:0 Boyd (29.), 1:1 Stumpf (35.)

Gelb: Cenik, Baykan – Lawnik, Schmell

Schiedsrichter: Florian Heft (Neuenkirchen)

Zuschauer: 802 in der Roten Erde

Vanni, 03+1.09.2011

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