Spielbericht Amateure

Die Serie geht weiter

08.05.2011, 18:44 Uhr von:  Redaktion

Weiterhin schwatzgelber Jubel bei den Spielen der AmasWarum nur ist diese Serie erst so spät gestartet? Nach dem 4:3 (2:2)-Sieg über die zweiten Vizekusener sind die Amateure des Deutschen Meisters nun seit insgesamt neun Spielen ungeschlagen, der Sieg gegen die Werkself markierte sogar den vierten Sieg in Folge. Kaum auszurechnen, was in der vierten Liga noch möglich gewesen wäre, wenn man diese Serie ähnlich früh gestartet hätte wie die Profis. Doch auch so hatte man am sonnigen Samstag Spaß am Fußball, Spaß am Spiel unserer Zwoten und Spaß am Ergebnis.

Ausgangslage

Schon die Begrüßung des Stadionsprechers in der Roten Erde war Musik in den Ohren eines jeden Borussen. „Wir begrüßen auch die Mannschaft von Bayer Leverkusen und die mitgereisten Fans in Dortmund, der Stadt des Deutschen Meisters." Es klingt immer noch ein wenig wie ein Traum. Dazu gesellte sich in die Rote Erde sogar so etwas wie Stimmung, da ein paar Hände voller Dortmund-Fans angereist war und die Amas mit Trommel und Megafon unterstützen wollte. Soweit löblich, bei einer Parallelansetzung vor 324 Zuschauern kann man sich auch über jeden Gesang freuen, zumindest theoretisch. Seltsam war teilweise nur die Liedauswahl: „Fußball muss bezahlbar sein" ist ein guter Schlachtgesang für das Fußball-Oberhaus, aber wirklich für die Regionalliga? Und wer ist dieser „Scheisse 04" von den bei einem Spiel der Amas des BVB und von Vizekusen gesungen wird? Was hat er damit eigentlich zu tun? Nunja, belassen wir es dabei, immerhin war es mal wieder nicht still in der Roten Erde.

Erste Halbzeit

Focher musste zweimal hinter sich greifenUnter den Augen von Jugendkoordinator Lars Ricken und unseres alten Trainers Theo Schneider, zu dem sich die Siegesserie der Amas rumgesprochen haben dürfte, startete das Spiel dann auch mit Florian Kringe und Damien Le Tallec in der Anfangself. Für Kringe war es das erste Spiel über 90 Minuten, so eigentlich gar nicht eingeplant, nach seiner langen Verletzungspause aber sicherlich ein wichtiger Schritt nach vorne. Die größte Prominenz bei den Leverkusenern saß wohl auf der Bank, wird die Zweite der Pillendreher doch immerhin von Ulf Kirsten trainiert. Mit Benedikt Fernandez stand aber immerhin ein erstliga-geprüfter Torwart im Kasten, seine sechs Ligaspiele änderten am Ende aber auch nichts an den vier Gegentreffern. Dabei startete das Spiel eigentlich denkbar ungünstig für unsere Borussen. Nach drei Minuten klingelte es bereits bei Johannes Focher, Kevin Kampl hatte recht freistehend von der halbrechten Strafraumkante mit einem netten Schlenzer genetzt. Der BVB zeigte sich zunächst geschockt, Tobias Steffen hätte nach 18 Minuten bereits auf 2:0 erhöhen können, scheiterte aber an Focher. Leverkusen erarbeitete sich rückwirkend das Prädikat „verdient" für die Führung, die Mannschaft von Ulf Kirsten spielte offensiver und zeigte den größeren Willen. Zumindest, bis der BVB sich wieder ins Spiel arbeitete. Erst scheiterte der an diesem Tag gut aufgelegte Mehmet Boztepe nach einem netten Pass von Kringe an Fernandez, eine Minute später ließ er dem Daniel Le TallecSchlussmann allerdings keine Chance mehr, nachdem er sich zunächst gegen zwei-drei Leverkusener in den Strafraum durchgedribblet hatte. Nun wurde das Spiel auf einmal richtig munter, zwei Minuten nach dem Ausgleich scheiterte der lange Rico Weiler nach einer Ecke mit einem Kopfball am Querbalken, weitere drei Minuten später profitierte Daniel Ginczek von einem Riesen-Patzer in der Bayer-Defensive, konnte den Ball frei vor Fernandez aber nicht im Tor unterbringen. Chancen gab es nun wirklich im Minutentakt, die nächste ereignete sich dann in der 31. Minute durch einen Foulelfmeter, den man wohl geben kann, aber – und ich zahle die drei Euro ins Phrasenschwein – wohl nicht geben muss. Erneut war es Boztepe, der im Mittelpunkt der Geschehnisse stand und im Strafraum zu Fall gebracht wurde. Ein kleiner Schubser war da sicherlich vorhanden, es hätte sich aber auch wohl niemand beschwert, wenn es weiter gegangen wäre. Damien Le Tallec war das herzlich egal, er verwandelte vom Punkt aus souverän zur Führung der Amas. Anschließend ging es weiter mit dem frohen Treiben, Leverkusen kam kurz vor der Pause aber nach einem Geschenk der Zwoten wieder zurück. Bei einem Freistoß schlief das komplette Abwehr-Bollwerk noch den Meisterschaftsschlaf, was darin resultierte, dass Tobias Steffen auf einmal frei vorm Tor auftauchte und Focher keine Chance mehr ließ. Das 2:2 zur Pause ging so dann sicherlich in Ordnung, beide Mannschaften zeigten bei Temperaturen, die eines Fußballspiels eigentlich nicht mehr würdig sind, tolle Angriffe und große Lässigkeiten in der Abwehr – für die Zuschauer machte es so auf jeden Fall Spaß.

Zweite Halbzeit

Mehment Boztepe durfte auch mal wieder jubelnNach der Pause änderte sich auch an der tollen Spielweise beider Mannschaften recht wenig, auch wenn es nicht mehr ganz so turbulent war. Der für Boztepe eingewechselte Treude ersetzte den besten Spieler der Borussia aber würdig und war bei zwei Großchancen schließlich am Abschluss beteiligt, schaffte es aber zum Leidwesen der Zuschauer und Trommler im Meister-Shirt vom Markt nicht, für die erneute Führung zu sorgen. Dies übernahm dann aber glücklicherweise Christopher Kullmann, der nach einem Vrancic-Freistoß seine aufsteigende Form der letzten Wochen noch einmal bestätigte und mit einem sehenswerten Kopfball zum 3:2 traf. In den letzten 10 Minuten wollte Leverkusen noch einmal, drängte nach vorne, aber unter anderem Johannes Focher verhinderte Schlimmeres. Der Genickbruch für die abstiegsbedrohten Vizekusener sollte dann das 4:2 von Daniel Ginczek sein, der nach einem langen Ball Fernandez überlupfte. Doch es war immer noch nicht genug, quasi im Gegenzug nutzte Dabanli einige Kollisionen im Dortmunder Strafraum und verkürzte noch einmal – es sollte allerdings die letzte Szene dieser Partie gewesen sein. 7 Tore und „lustige" Fangesänge, die nach dem Spiel ihren Höhepunkt mit einer Feier mit der halben Mannschaft fanden, bei schönem Wetter der Ausbau der Serie, ein nettes Fußballspiel. Trotz Parallelansetzung eines zum Glück eher unwichtigen Spiels der Profis hat es an diesem Samstag Spaß gemacht, in der Roten Erde zu sein. Am Meisterschaftswochenende geht es für die Mannen von Hannes Wolf bereits am Freitag nach Homburg, es wartet das Duell gegen die nächste abstiegsbedrohte Mannschaft – hoffentlich mit dem weiteren Ausbau der Serie.

Stimmen

Florian KringeFlorian Kringe: Ich denke, dass wir in der ersten Halbzeit zwei Geschenke verteilt haben. Wir haben in der Defensive viele kleine Fehler gemacht und zu viele Räume freigegeben und deren Spiel nicht richtig ausnutzen können. Im Grunde hatten wir mehrere gute Kontermöglichkeiten und auch Räume dafür, aber haben sie sicher schlecht umsetzen können. Ich glaube, in der zweiten Halbzeit ist uns das besser gelungen. Dann gehen wir auch verdient in Führung, wobei wir am Ende auch noch gute Torchancen hatten, aber am Ende hat auch die Kraft gefehlt, das hat man gemerkt. Wir wollten noch dazu packen, aber keiner war mehr in der Lage dazu, deswegen ist Leverkusen auch noch mal zu ein paar Chancen gekommen, das ist auch immer schwer zu verhindern. Wenn man dann mit langen Bällen spielt und noch einmal den Anschlusstreffer macht, ist das immer gefährlich, dann kann immer noch mal einer durchrutschen, da zittert man dann doch so ein bisschen, aber letztendlich ist es gut gegangen, aber ich glaube auch alles in allem dann verdient.
Zu meiner Zukunft kann ich noch nichts sagen, da stehen noch ein paar Gespräche an, da muss man schauen, wie es weiter geht, aber für mich ist erstmal wichtig, dass weiterhin alles hält. Diese Spiele sollen mir auch helfen, erst mal wieder reinzukommen. Das war heute das erste Spiel über 90 Minuten, das habe ich natürlich auch am Ende gemerkt, aber das sind genau die Spiele, die ich brauche, das ist wichtig für mich, Trainingseinheiten, diese kleinen Spiele bis an die Belastungsgrenze und deswegen bin ich froh, dass ich hier die Chance bekomme, mich einfach wieder in einen guten Zustand zu bringen. An sich fühle ich mich gut, aber ich merke dann im Spiel, das ist doch noch mal was anderes. Dass dann einfach was fehlt, das kann man schwer simulieren. Das sind fünf, sechs, sieben Spiele über die volle Distanz, die ich brauche und das wird dann vielleicht in der Vorbereitung auf die neue Saison kommen, dauert aber noch ein bisschen.

Ulf Kirsten in der Roten Erde 08/09Ulf Kirsten: Nach so einem Spiel muss man glaube ich erst mal runter kommen. Wir haben in der ersten Halbzeit ein richtig starkes Spiel gemacht, waren da auch die bessere Mannschaft, haben nach dem frühen Tor Chancen zum 2:0 oder 3:0 gehabt, bekommen in der 25. Minute das 1:1. Danach war es etwas ausgeglichener und dann meinte der Schiedsrichter das Spiel noch zu Gunsten von Borussia Dortmund drehen zu müssen, gibt nen absolut lächerlichen Elfmeter zum 1:2, trotzdem kommen wir nochmal in die Spur. Die zweite Halbzeit haben wir einen super Angriff vom Tobi Steffen, der für meine Begriffe als Notbremse gefoult wird und da lässt er auch wieder weiter spielen. Das sind dann schon bei so einer Wärme, bei so einem Hitzespiel, entscheidende Situationen. Trotzdem haben wir es nach wie vor immer offen gestaltet und die Dortmunder haben dann halt auch diese Extraklasse aus wenig Chancen Tore zu erzielen, sicherlich, nach dem 3:2 haben sie richtige Bretter noch, aber vorher war es eigentlich relativ wenig. Ich muss sagen, ich bin mit meiner Mannschaft soweit eigentlich zufrieden, wie sie gearbeitet haben, wie sie gelaufen sind. Trotzdem, wenn man im Abstiegskampf steht, muss man hier vielleicht einen Punkt mitnehmen, der dann auch absolut verdient gewesen wäre.

Hannes WolfHannes Wolf: In Halbzeit eins ist Leverkusen deutlich besser ins Spiel gekommen, macht verdient das 1:0 und war auch am Drücker, wir kommen aber ins Spiel zurück und machen den Ausgleich durch einen überragenden Mehmet Boztepe, der zuvor schon eine starke Situation hat, wo er noch vorbei schießt oder gehalten, ich weiß es nicht mehr. Dann macht er das 1:1, bei dem Elfmeter zum 2:1 ist ein Kontakt da, ob man das dann pfeifen muss oder nicht, da kann man mit Sicherheit drüber streiten. Da hält Mehmet uns im Spiel, bringt uns zurück. Wir haben dann eigentlich auch ab der 25. Minute insgesamt sehr ordentlich nach vorne gespielt, hatten noch eine Großchance durch Daniel Ginczek, der wirklich 1 gegen 1 läuft. Da war Leverkusen trotzdem in der ersten Halbzeit tendenziell besser, wir haben nicht gut verteidigt und Leverkusen war offensiv extrem stark. In Halbzeit zwei ist es dann eigentlich so, dass ich meine Mannschaft sehr ordentlich gesehen habe, wir haben etliche Chancen, zum Beispiel Tim Treude, der sich zwei, drei Mal gut durchtankt, wo dann nur der Abschluss fehlt, wo dann nur das Tor fehlt. Wir freuen uns für Christopher Kullmann, dass er uns das 3:2 schießt und da muss man dann eigentlich sagen, hat Leverkusen nach dem 3:2 noch ein, zwei richtige Großchancen, deswegen ist der Sieg glücklich. Es war heute brutal für alle Spieler bei den Temperaturen zu spielen, das hat man am Spielverlauf gemerkt, dass es irgendwann langsamer wurde. Zwei Mannschaften, die wirklich extrem offensiv gut waren, aber gerade im Verteidigen manche Dinge weg gelassen haben. Wir haben wieder alles raus gehauen und deswegen bin ich trotz allem sehr zufrieden.

Statistik

Deutscher Meister Amateure: Focher – Kandziora, Eggert, Hasanbegovic (59. Vrancic), Selmani (75. Klopp) – Bakalorz – Le Tallec, Kringe, Kullmann – Boztepe (54. Treude) – Ginczek

Nie Deutscher Meister Amateure: Fernandez – Koronkiewicz, Dabanli, Weiler, Eichmeier – Zieba, Kampl, Lima Ribeiro, Riedel (67. Grummel) – Steffen (78. Kreyer), Siefkes (59. Sand)

Tore: 0:1 Kampl (3.), 1:1 Boztepe (24.), 2:1 Le Tallec (Foulelfmeter, 31.), 2:2 Steffen (43.), 3:2 Kullmann (67.), 4:2 Ginczek (90.), 4:3 Dambali (90.)

Gelb: Eggert, Kandziora

Schiedsrichter: Ingo Müller (Ansbach)

Zuschauer: 324

Vanni, 8.5.2011

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