Spielbericht Amateure

Zum Einstand ein Pünktchen vom Tabellenführer

27.02.2011, 16:21 Uhr von:  Redaktion

Münsteranersche Volksfront vs Volksfront von MonasteriaIn einem hart umkämpften Spiel auf mittelprächtigem Niveau waren die BVB-Nachwuchskräfte kurz davor, den Spitzenreiter mit einer Niederlage zurück in die Provinz zu schicken. Am Ende reichte es zwar nur zu einem Unentschieden als Einstandsgeschenk für Trainer Hannes Wolf, aber wenn die Mannschaft an die gezeigte Leistung in den kommenden Spielen anknüpfen kann, steht uns ein versöhnliches Ende einer Saison bevor, in der die Amateure bislang doch deutlich unter den Erwartungen geblieben sind. Angesichts von immer noch 12 Punkten Rückstand (bei einem Spiel weniger) auf die Münsterländer werden die Amas wohl kaum mehr ins Aufstiegsrennen eingreifen können, aber den ein oder anderen Platz sollte man schon noch gutmachen, denn punktgleich mit dem Blaukraut möchte sicher kein Borusse die Saison beenden.

Ausgangslage

Nach dem Sieg gegen Gladbach II hatte man sich in Wuppertal gleich wieder eine Klatsche abgeholt, womit selbst dem Daueroptimisten Theo Schneider die Argumente für einen Aufstieg unserer Zwoten ausgingen. Dass er aus dem Grund die Flucht gen Westen angetreten hat, um in Oberhausen anzuheuern, ist aber wohl nicht mehr als ein böses Gerücht. Einen wenn auch abstiegsbedrohten Zweitligisten zu übernehmen, ist nach sieben Jahren bei den BVB-Amateuren eine große Chance für Theo Schneider und dass er diese Herausforderung angenommen hat, ist auch nur zu verständlich. Mit einem langfristigen Vertrag ausgestattet, der ausdrücklich auch für die Dritte Liga gilt, sollte es ihm dort möglich sein, einmal kontinuierlich eine Mannschaft aufzubauen, nachdem er in Dortmund gezwungen war, nahezu jedes Jahr wieder bei Null anzufangen. Dafür ist dem sympathischen Herzblutborussen alles erdenklich Gute und auch schon für diese Saison viel Erfolg zu wünschen. Die Perspektive, das ein oder andere BVB-Talent an RWO zu verleihen, um es dort in der Zweiten Liga von Theo Schneider weiter formen zu lassen, ist sicher nicht uninteressant.

Die Nachfolge von Schneider bei den Amas hat bis Saisonende der 29 Jahre junge Hannes Wolf übernommen, der letzte Saison noch Co-Trainer unter Schneider war, bevor er mit mäßigem Erfolg die A-Jugend übernommen hat. Sicher eine naheliegende kurzfristige Lösung, da Wolf die meisten Spieler ja schon gut kennt. Nächste Saison soll aber ein anderer übernehmen, da Wolf dann seinen Trainerschein machen will und daneben keinen Regionalligisten trainieren kann. Wolf vertraute auf die gleichen Spieler wie sein Vorgänger, wenn man von den Abstellungen an die Profis absieht. So waren Focher und Kehl mit den Profis gen Süden unterwegs und dafür standen Sobiech, Stiepermann und Le Tallec wieder zur Verfügung. Im Kasten stand angesichts der Verletzung von Alomerovic die etatmäßige Nummer 3 (allerdings mit der 1 auf dem Rücken) der Amas, Sören Gerlach. Sobiech rückte in die Innenverteidigung und Eggert für Kehl ins defensive Mittelfeld, wo Nedim Hasanbegovic immer noch schmerzlich vermisst wurde. Immerhin reichte es für einen Kurzeinsatz des häufig verletzten Kapitäns. Für Stiepermann und Le Tallec mussten Mario Vrancic und Ivan Paurevic weichen.

Ex-Preuße Marvin Bakalorz im Einsatz gegen die alten KollegenDer Spitzenreiter reiste mit einem Heimsieg gegen den Tabellenletzten Bielefeld II im Rücken aus dem Münsterland an. Zuletzt hatten die Preußen aber auch ein paar Punkte liegen gelassen, weshalb die Verfolger vom Autobahnkreuz Lotte/Osnabrück und aus der niederrheinischen Tiefebene gefährlich aufgekommen waren. Sogar die Tabellenführung war bei einem Misserfolg in Gefahr. Man hatte also nichts zu verschenken. Trainer Marc Fascher setzte Stürmer Wojciech Pollok auf die Bank und brachte stattdessen Mittelfeldspieler Julian Loose, ansonsten ließ er seine Startelf unverändert. Die große Stärke der Preußen war in der bisherigen Saison ihre Abwehr, die nur 15 Gegentreffer in 20 Spielen zugelassen hatte.

Da Münster neben Homburg der einzige verbliebene Traditionsverein in der Regionalliga West ist und entsprechend auch eine ordentliche Zahl von Münsteraner Fans zu erwarten war, hätte die Vorfreude auf dieses Spiel wirklich groß sein können. Doch durch die scheinbar unvermeidliche Parallelansetzung zur Partie in München kam es mal wieder wie es kommen musste: Der ansonsten wirklich gute Support unserer Amateure fiel fast komplett aus und der Mannschaft wurde mal wieder ein gefühltes Auswärtsspiel beschert. Zu allem Überfluss sahen die Gästefans sich in ihren Vorurteilen gegenüber Zweitvertretungen bestätigt und man durfte sich dementsprechende Beleidigungen à la „Sch... Amateure“ anhören. Und das von Fans, die angesichts ihrer großen Zahl einen absolut erbärmlichen Auftritt in der Roten Erde hinlegten und im eigenen Stadion auch schon mal von Dortmunder Seite an die Wand gesungen wurden. Wie ich das hasse! Aber das extreme Risiko, was unsere stets fröhlich trällernden UvdA scheinbar darstellen, verbietet es natürlich, es ihnen auch mal zu ermöglichen, sich mit Besuchern von Auswärts im Gesangswettstreit zu messen.

Erste Halbzeit

Bei Sonnenschein und milden Temperaturen hatten sich 1649 Zuschauer in die Rote Erde aufgemacht. Leider waren wegen der vorgenannten Problematik circa drei Viertel davon Anhänger der falschen Preußen. Der Gästeblock war gut gefüllt, und auch die sonst oft verwaisten Gästesitzer wurden von einer großen Zahl meckerfreudiger Münsterlandwirte bevölkert. Der Gästeblock hatte auch einige Schwenk- und Zaunfahnen dabei und man hatte sogar eine Fahne am Mast neben dem Musikpavillon gehisst (allerdings auf Halbmast!). Es schien also ein ordentlicher Support des Gästeteams bevorzustehen. Jedoch sind sich, aus Gründen die mir ebenso unbekannt wie total egal sind, wohl die Grüppchen der Preußen-Supporter nicht so ganz Grün. In der altehrwürdigen Kampfbahn kam also ein ähnlich gespenstisches Schauspiel zur Aufführung, wie es der geneigte Borusse schon im großen Tempel gegen PSG erleben durfte. Beide fahnenschwenkenden Grüppchen nahmen an entgegengesetzten Enden des Gästeblocks Aufstellung und sangen und trommelten konsequent gegeneinander an, so dass auf dem Spielfeld anstelle von unterstützenden Gesängen nur eine grässliche Kakophonie ankam. Was auf der Gegengeraden von sich gegeben wurde, war nur in den wenigen, schönen Momenten zu verstehen, wenn eine der Fraktionen mal kurz den Gesang einstellte. Immerhin scheint Münster dann doch noch nicht so ganz Paris zu sein; man hält es noch gemeinsam in einem Block aus, ohne sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen. Als Gegenpol positionierte sich dann noch der Sitzplatzblock, wo von Zeit zu Zeit ein ewig gleiches „Preußen, Preußen“ intoniert und ansonsten nach Herzenslust gegen den Schiedsrichter gepöbelt wurde. Zu so einem Auftritt fällt einem nicht viel mehr ein, als dass man dem modernen Fußball an solchen Tagen nur noch mit Unverständnis gegenübersteht.

Kampfsport auf mittelprächtigem NiveauDoch nun zum Spiel: Münster testete gleich mal die Fähigkeiten des Dortmunder Ersatztorwarts, indem man direkt nach dem Anstoß von der Mittellinie aus auf das Tor schoss. Doch Sören Gerlach bestand diese Prüfung mühelos, wie er auch insgesamt einen sicheren Eindruck hinterließ. Im Anschluss bekämpften sich beide Teams zunächst im Mittelfeld, wobei für keine Seite wirkliche Torchancen heraussprangen. Der erneut zweifelhafte Zustand des Rasens in der Roten Erde ließ wohl auch keine spielerischen Glanztaten zu. Nach zwölf Minuten wurde Münster das erste Mal gefährlich, als sich Lorenz auf Links durchtankte und in die Mitte auf Ornatelli passte, dessen Schuss von der Strafraumgrenze knapp am Tor vorbei strich. Das Münsteraner Publikum hatte den Ball wohl schon im Netz gesehen und geriet kurzfristig in Ekstase, um sodann wieder konsequent gegeneinander zu arbeiten. Von Dortmunder Seite kam auch wenig konstruktives nach vorne, so dass die Partie weiter verflachte. Boztepe schickte einige Standards in Preußens Strafraum, konnte damit aber nie für wirkliche Gefahr sorgen.
Nach einer knappen halben Stunde holte sich Neumeister für ein Foul an der Strafraumgrenze die Gelbe Karte ab. Der anschließende Freistoss verpuffte aber wirkungslos, weil Ornatelli die interessante Idee hatte, statt aufs Tor zu schießen, einfach mal quer durch den Strafraum zu dribbeln. Nach kurzer Zeit erbarmte sich ein Schwarzgelber und nahm ihm den Ball ab. Fünf Minuten später ging der BVB dann überraschend in Führung. Tim Treude wurde im Strafraum gelegt und Damien Le Tallec ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen. Er verlud Buchholz und setzte den Elfmeter flach ins rechte Toreck.
Die Gästefäns hatten nun einen neuen Freund in Schiedsrichter Tobias Helwig gefunden und pöbelten, dass es eine wahre Freude war. Davon offenbar inspiriert versuchte sich Münsters Toptorjäger Güvenisik an einigen Flugeinlagen durch den Dortmunder Strafraum. Der Schiedsrichter ließ sich jedoch nicht überzeugen, dass nun auch Münster mal einen Strafstoß verdient hätte. Da lag er sicher richtig, hätte dem Flugakrobaten aber auch ruhig mal die ein oder andere Gelbe für seine Unsportlichkeiten zeigen dürfen. Wenigstens sorgte Güvenisik so dafür, dass seine Fans nicht mit ihren Unmutsbekundungen nachließen, so dass der Nachmittag trotz des zerfahrenen Spiels einen gewissen Unterhaltungswert bekam.

Dem BVB gelang es ohne größere Mühe, die etwas glückliche Führung in die Pause zu retten. Die Münsteraner Meckerrentner wussten nun wirklich zu überzeugen und verabschiedeten den Schiedsrichter mit feinsten Verwünschungen, die man an dieser Stelle wirklich nicht wiedergeben kann. Pöbel at its best!

Zweite Halbzeit

Münster legte gleich los wie die Feuerwehr. Man konnte sich ziemlich genau ausmalen, wie die Kabinenansprache von Trainer Fascher ausgefallen war. Viel mehr als blinder Aktionismus kam aber zunächst nicht bei ihren Angriffsbemühungen herum. Die erste Chance im zweiten Durchgang spielte sich dann auch der BVB heraus, doch Damien Le Tallec gelang es nicht, den Ball im Liegen an Buchholz vorbei zu stochern.

Im Dortmunder Stimmungsblock H machte sich nun ein Grüppchen Supportwilliger bemerkbar, doch mangels Masse konnte man nicht viel gegen das Münsteraner Durcheinandergesinge ausrichten. Der BVB überließ den Preußen nun weitgehend das Mittelfeld. Diese wussten mit den gebotenen Räumen allerdings nur wenig anzufangen. Außer ständigen Schwalben hatte Güvenisik nichts zu bieten und andere Optionen in der Offensive schien Münster nicht zu haben. Dortmund wirkte da schon gefährlicher und setzte immer wieder schnelle Konter, doch wie schon so oft versäumte man es, diese auch mal zielgerichtet zu Ende zu spielen.

Schiri Helwig - Meister Münsteraner Herzen - im EinsatzWie es dann halt so kommt, wenn eine Mannschaft den Sack nicht zu macht, die Strafe folgte auf dem Fuße. In diesem Fall auf dem Fuße von Dominique Ndjeng. Im Anschluss an eine Ecke fiel ihm ein Querschläger vor den Schlappen und er hatte keine Mühe, aus zehn Metern einzunetzen. Das ist einfach nur dumm und ärgerlich, wenn man sich mal wieder fünf Minuten vor Spielende die Butter vom Brot nehmen lässt. Die Münsteraner wurden nun erstmals so laut, wie es ihrer Masse entsprach. Für einen kurzen Moment konnte man erahnen, was für die SCP-Fans in der Roten Erde möglich gewesen wäre, wenn sie sich nicht in gesanglichen Kleinkriegen gegeneinander aufreiben würden. Doch der kurzfristig positive Eindruck wurde sofort wieder zunichte gemacht, als es der im Rollstuhl auf der Tartanbahn sitzende Vorsänger der einen Gruppe für nötig hielt, den eigenen Treffer mit dem ebenso alten wie langweiligen Lied von den „BVB-H...S...“ zu feiern. Wenn einem zu einem Tor der eigenen Mannschaft nichts Besseres einfällt, spricht das nicht gerade für das vorhandene Liedgut.

In der Endphase des Spiels ging es dann noch einmal richtig zur Sache, als zunächst der eingewechselte Kapitän Nedim Hasanbegovic eine hundertprozentige Chance zum Siegtor vergab: Er brachte das Kunststück fertig, einen Ball, den ihm Buchholz vor die Füße abklatschte, aus sechs Metern ungefähr ebenso viele Meter über das Tor zu setzen. Dann zeigte Güvenisik ein letztes Mal was er kann und was eher nicht so. Er wirbelte im Alleingang die Dortmunder Abwehr durcheinander, doch als sich ihm im Strafraum kein Bein zum drüber fallen anbot, schoss er den Ball frustriert Richtung Eckfahne. Da wollte Mehmet Boztepe wohl nicht zurück stehen und zeigte im Gegenzug nahezu den gleichen Trick. In den letzten Minuten wurde die Partie, die so lange ereignislos vor sich hin geplätschert hatte, also noch mal richtig turbulent, ehe man sich schiedlich-friedlich unentschieden trennte.

Fazit

Eine Leistung unserer Amateure, die Hoffnung für den restlichen Saisonverlauf macht. Der Aufstiegszug dürfte leider ohne uns abgefahren sein, aber die Mannschaft machte trotzdem deutlich, dass sie ihrem neuen Trainer einen guten Einstand bereiten wollte. Das Remis war letztlich verdient, wobei beide Mannschaften komischerweise ihre Tore in der Halbzeit erzielten, in der sie deVerstörender Auftritt der SCP Supporter in der Roten Erden schwächeren Eindruck hinterließen. War das schon ziemlich komisch, hinterlassen mich die Fans aus Münster noch viel ratloser, aber das was in deren Köpfen abgeht, muss ich wohl auch nicht verstehen. Objektiv betrachtet ziemlich schade, wenn man eigene Eitelkeiten derart über den Support der Mannschaft stellt.

Bereits am Dienstag bietet sich unseren Amateur-Supportern in Verl die Gelegenheit, mal wieder unter Beweis zu stellen, dass auch Zweitvertretungen ihre treuen Anhänger haben. Anstoß im Stadion an der Poststraße wird um 16:00 Uhr sein. Um zahlreiches Erscheinen wird gebeten.

Statistik

Borussia Dortmund II: Gerlach - Selmani, Treude, Neumeister, Sobiech - Eggert - Bakalorz (69. Hasanbegovic), Kandziora, Boztepe - Le Tallec (84. Kullmann), Marco Stiepermann (73. Vrancic)

SC Preußen Münster: Buchholz - Halet (60. Pollok), Kirsch, Ndjeng, Huckle - S. Kühne, Ornatelli - Loose, Dogan, M. Lorenz (68. Kara) - Güvenisik

Tore: 1:0 Le Tallec (36. Foulelfmeter) - 1:1 Ndjeng (84.)

Zuschauer: 1.649

Stimmungsvideo

Web 27.02.2011

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