Report

Aktionärsversammlung 2011: Von Bilanzen, Dividenden und Meisterschale

22.11.2011, 20:09 Uhr von:  Redaktion

Die Jahreshauptversammlung der KGaANicht wie sonst am Dienstag, sondern bereits einen Tag nach der BVB-Mitgliederversammlung trafen sich die Aktionäre zu Ihrer Hauptversammlung in der Westfalenhalle 2. Grund dafür dürfte der letztjährige Erfolg gewesen sein, denn am eigentlichen Versammlungstag flog man schon wieder nach England zur Champions League. Auch sonst unterschied sich diese Veranstaltung von den anderen Aktionärsversammlungen. Sie war nicht nur die kürzeste reguläre Versammlung sondern auch die harmonischste.

Pünktlich um 11 Uhr eröffnete Aufsichtsratsvorsitzender Gerd Pieper die Versammlung mit dem Adrenalin-Film, der bereits am Sonntag auf der Mitgliederversammlung zur Belustigung gezeigt wurde und dort viel Beifall bekam. Auch bei den Aktionären, die zahlreicher anwesend waren als die Mitglieder (da waren es „nur" 909 Mitglieder) konnten sich für den Film erwärmen.

Es folgte nun von Gerd Pieper die Begrüßung der Aktionäre, natürlich die obligatorische Begrüßung seiner Vorstandskollegen im Verein und die Vorstellung der Aufsichtsratsmitglieder. Dabei fiel auf, dass vor allem die beiden Politiker, die erstmals an einer Hauptversammlung teilnahmen, für Aufmerksamkeit sorgten. Außerdem erwähnte er, dass alle Aufsichtsratsmitglieder auch Vereinsmitglieder sind. Dazu haben drei davon auch noch Aktien der KGaA. Nun folgte die ebenfalls obligatorische Erklärung, wie die Sitzung abläuft. Nach dem Bericht des Aufsichtsrats folgen die Berichte der Geschäftsführung und danach die Generaldebatte zu den gesamten Tagesordnungspunkten.

Nach den Formalien begann nun der Aufsichtsratsvorsitzende mit dem kurzen Bericht zum abgelaufenen Geschäftsjahr. Dabei ging es um die stattgefundenen Sitzungen, die Abschlüsse und wie diese zustande gekommen sind. Dr. Pieper betonte, dass ein außergewöhnliches Jahr hinter dem BVB läge, vor allem, wenn man bedenkt, wo der BVB noch vor einem halben Jahrzehnt stand. Es sei, führte er weiter aus, fast ein kleines Wunder, doch dieses Wunder sei aus harter Arbeit, der Bodenständigkeit der Führung, dem Setzen auf die Jugend, einer exzellente sportliche Führung und einem Trainer, der wie gemacht sei für den BVB, entstanden. Nach dem Bericht des Aufsichtsrats durfte sich nun die Geschäftsführung in Person von Aki Watzke äußern.

Wichtigster Teil der Rede des Geschäftsführers der persönlich haftenden Gesellschafterin der KGaA (also dem Teil, der das sagen hat) war zunächst die Ansage, das der BVB seinen Kurs fortführen werde, junge, talentierte Spieler an den Borsig-, ähem nach Brackel, ach einfach nach Dortmund zu holen, diese zu formen und sich entwickeln zu lassen. Und nicht den Fehler zu machen, nun, weil man Champions League spiele, in erfahrene Spieler zu investieren. Wohin dieser Weg führen kann habe man im letzten Jahr gesehen.

Watzkes Ansprache bei der KGaAEbenso wichtig war sicherlich für viele Aktionäre, die nicht das ganz große BVB Herz in sich tragen, die Frage, wie es mit einer Dividende aussehen würde. Und dort konnte Watzke, erstmals seit dem die KGaA gegründet wurde, eine gute Nachricht verkünden. Sollte der BVB sich in dieser Saison erneut für die UEFA Champions League qualifizieren, werde die Geschäftsführung dem Aufsichtsrat die Ausschüttung einer Dividende vorschlagen. Für alle anderen, so der Geschäftsführer, gab es ja schon in diesem Jahr eine Dividende. Für dieses Geschäftsjahr wird, sollte es extrem schlecht weiterlaufen, also mit Ausscheiden im DFB Pokal gegen Düsseldorf, dem kompletten Ausscheiden aus dem Europapokal und in der Liga eine Endplatzierung auf Rang fünf immer noch ein Gewinn von 10 Mio. € erwartet werden

Nicht ganz unwichtig waren seine Aussagen im Zusammenhang mit der Diskussion zu der Gewalt im Fußball. Er erklärte, das der BVB weiterhin, so wie er das schon viele Jahre tue, auf Prävention setzen werde, doch wenn das nicht mehr helfen würde, müssten andere Maßnahmen ergriffen werden. Und in diesem Zusammenhang erwarte er auch von den Dortmunder Ultras ein ganz klares Bekenntnis zum Gewaltverzicht. Watzke sagte aber auch ganz deutlich, das die Gewalt im Stadion kein Problem des Fußball sei, sondern ein Gesellschaftliches, denn der Gesellschaft sei der Respekt vor dem Gegenüber verloren gegangen.

Nicht fehlen, es ist ja irgendwie auch schon Tradition, durfte sein Vergleich des Buchwertes der Mannschaft (21 Mio Euro) mit dem Wert, den das Team tatsächlich haben könnte, wenn man tatsächlich alles heben wolle, was aber nicht beabsichtigt sei.

Ganz klar positionierte sich Aki Watzke noch einmal in Sachen 50+1 und appellierte an die Liga, die Spalt nicht zu weit zu öffnen und nicht zu erlauben, das Investoren, Scheichs oder andere diese tolle Bundesliga, um die man mittlerweile weltweit wieder beneidet werde, kaputt machen können.

Danach kamen dann die Zahlen in Person von Thomas Treß zu Wort. Auch er dankte den Mitarbeitern und beglückwünschte Dr. Lunow und Gerd Pieper zu ihrer Wiederwahl bei der Mitgliederversammlung. Borussia Dortmund erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr (1. Juli 2010 bis 30. Juni 2011) einen Jahresüberschuss von 9,5 Mio. € (Vorjahr -2,8 Mio. €) und im Konzernabschluss von 5,4 Mio. € (Vorjahr -6,1 Mio. €). Die Umsatzerlöse konnten um 35 auf 151,5 Mio. € im Konzern verbessern. Außerdem konnten die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten um weitere 10 Mio. € verringert werden. Durch die Wechsel der Spieler Nuri Sahin, Nelson Valdez, Tamas Hajnal und Markus Feulner konnte man fast 13 Mio. Euro bei Transfers erreichen, was einen Anstieg von 9 Mio. Euro bedeutete. Der Personalaufwand stieg um 12,8 Mio. Euro, was vor allem dem Profikader geschuldet ist. Weiterhin gab es in verschiedenen Bereichen des BVB Personalaufstockungen. Nach sehr vielen Zahlen, die man auch im Geschäftsbericht nachlesen kann, beendete Thomas Treß seinen Beitrag. Eine Frage blieb allerdings im Raum stehen. Mehrfach hatte man während Treß' Vortrag das Gefühl, er amüsiere sich so sehr über etwas, das seinen Vortrag fast unterbrechen musste. Was dies wohl war?

Nun gab Gerd Pieper wie so häufig die Zuschauerzahlen,ähem... die Anwesenheit der Aktionäre bekannt. Vom Gesamtkapital von rund 61 Mio. Euro waren nur gut 25% anwesend (15,698 Mio. Euro). Es folgte dann die Generaldebatte, wo es diesmal nur 5 Wortmeldungen gab. Nachdem diese abgearbeitet waren (es sprachen nur die DSW, vertreten durch Marc Tüngler, Markus Stillgar aus Limburg, der obligatorische und so vollkommen unwitzige Wilm Dietrich Müller aus Neuenburg, Herr Emil Knartsch aus Frankenta und Herr Frank Kirsch aus Knaarst).

Da es keine weiteren Wortmeldungen gab, erklärte Gerd Pieper noch einmal das Abstimmungsverfahren und worüber abzustimmen sei. Nach dem er die aktuelle Präsenz mitgeteilt hatte, begann die Abstimmung. Nach gut 10 Minuten Pause, die zur Auszählung benötigt wurden und von vielen genutzt wurde um sich mit der Meisterschale fotografieren zu lassen, gab Dr. Pieper die Ergebnisse bekannt. Wie in jedem Jahr gab es 99%-Ergebnisse für alle drei Tagesordnungspunkte (zwischen 99,222 und 99,978%). Da die beiden Geschäftsführer den Punkten zugestimmt hatten, konnte die Sitzung beendet werden und in der Nachbarhalle, falls man es nicht schon vorher gemacht hatte, mit Erbsensuppe und Getränken stärken oder eben Fotos mit der Schale machen. Bereits nach drei Stunden war damit die Hauptversammlung der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA beendet. Es gab mal Zeiten, da war um 16 Uhr noch lange kein Ende der Versammlung in Sicht. Gut, das wir diese Zeiten hinter uns haben und uns wieder, sowohl im sportlichen, als auch im finanziellen wieder an Borussia erfreuen können.

Etwas nachdenklich macht allerdings die Tatsache, das sich die Aktionäre mehr für den BVB zu interessieren scheinen als die Mitglieder oder wie anders lässt sich erklären, das die Halle am Montag wieder einmal sehr voll war während am Sonntag sehr viele Plätze frei blieben.

CHS und kha, 22.11.2011

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