Warmlaufen

"Was machen wir heute Abend?"

12.11.2010, 09:09 Uhr von:  Redaktion

Wer wird deutscher Meister...„Das, was wir jeden Abend machen: Die Weltherrschaft an uns reißen“; so könnte heute das Gespräch zwischen Klopp und Zorc bei Arbeitsbeginn gelaufen sein. Die Ansprüche im Dortmunder Umfeld sind deutlich gestiegen. Derbysieger, Spitzenreiter, Rekordauswärtssieger, man weiß gar nicht mehr, wo man aufhören soll mit dem Schwärmen. Nun kommt also der HSV, jener HSV der sich vom Selbstverständnis auch jedes Jahr als Meisterschaftskandidat sieht. Damit wird es wohl wieder nichts, trotzdem gibt es nicht nur einen Grund sich auf den HSV zu freuen. Um genauer zu sein es gibt bis zu 6500 plus einen Grund sich zu freuen, denn endlich tritt mal wieder ein Gast mit einem zahlreichen, treuen und emotionalen Anhang an (bis zu 6500 Gründe) und das Ganze findet auch noch bei Flutlicht statt. Für beste Fußballatmosphäre dürfte also gesorgt sein.

Neben dem sportlichen Erfolg ist es beim BVB schon fast erschreckend ruhig. Nach den unruhigen Zeiten nach der Fastinsolvenz, Vorstandsdemission und etlichen Trainerwechseln ist nun eine wohltuende Konstanz eingetreten. Die Hamburger hingegen sind eher mittelprächtig in die Saison gestartet und liegen zur Zeit auf Grund der schlechteren Tordifferenz einen Platz hinter dem internationalen Wettbewerb.

Bernd HoffmannAllgemein bekannt ist, dass der HSV der einzige Klub ist, der seit der Gründung der Bundesliga nie abgestiegen ist. Das war es dann aber auch mit der Konstanz, denn der Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann hat seit 2003 fünf Trainer verschlissen, wenn man Interimscoach Ricardo Moniz nicht dazu zählt. Der Erfolg stellte sich langfristig allerdings nicht ein. Auch das Volksparkstadion hat nun seinen dritten neuen Namen und trotz der erheblichen Einnahmen durch Spielerverkäufe (Nigel de Jong, Rafael van der Vaart, Vincent Kompany, Jérôme Boateng) konnte der HSV daraus keine wirkliches Kapital schlagen. Fehleinkäufe wie Marcus Berg und Thiago Neves (auch der HSV hat ein Phantom) ruinierten die Transferbilanz und brachten den HSV nicht weiter. Seit den Wahlen für den Aufsichtsrat ist es dann auch nicht mehr richtig ruhig geworden beim HSV. Dort musste der Supporters Club eine Niederlage auf ganzer Linie einstecken, geprägt war der Wahlkampf von heftigen Vorwürfen, Klüngel mit der Presse und viel Tamtam. 2009 folgte dann die Trennung von dem bei den Fans populären Dietmar Beiersdorfer, die folgende Suche nach einem neuen Sportchef verkam zur Farce und endete in einer Notlösung.

In diesem Sommer erreichten dann die Unstimmigkeiten einen weiteren Höhepunkt mit dem Einstieg des Investors Kühne; das Ganze fand recht kurzfristig vor der bevorstehenden Mitgliederversammlung statt. Wohlgemerkt, der HSV ist weiterhin ein eingetragener Verein und die Mitglieder haben schon einmal bewiesen, dass man das so erhalten sehen will. Dazu passt ein Investor natürlich eher schlecht und die ganze Aktion hat einen faden Beigeschmack; für uns Borussen als gebrannte Kinder hören sich einige Aussagen allzu bekannt an. Über Investoren die angeblich kein Mitspracherecht haben, können wir ein Liedchen singen. Für Teile der aktiven Fans reichte es auf jeden Fall, um die Ablösung Hoffmanns zu fordern. In Hamburg ist also auch ohne sportliche Krise genug Unruhe im Verein, nach der Niederlage in Dortmund könnte diese also noch zunehmen.

Auf dem Platz

Auftritt CFHH in 2009/10Ein weiterer Nebenschauplatz wurde beim HSV eröffnet, als man dem manchmal kritischen Rost mit Drobny einen echten Konkurrenten aufdrückte. Nachdem Rost vorerst den Konkurrenzkampf für sich entscheiden konnte, droht ihm nun einen Ablösung, da während seiner Verletzungspause Drobny zum Einsatz kommt. Man kann zu Frank Rost und seiner widerlichen Vergangenheit stehen wie man will, aber er gehört zu den wenigen Typen im Fußball, die auch mal ihre Meinung sagen. Zusätzlich fehlen Armin Veh noch Aogo, Benjamin, Diekmeier, Stepanek, Castelen, Elia, Jansen, Torun und Ruud Ruud Ruud van Nistelrooy. Von den Namen her sind da schon einige Hausnummern dabei, deren Fehlen sicherlich eine Schwächung ist.

Vor dem besagten Drobny spielt auf rechts ein alter Bekannter: Guy Demel. Der Nationalspieler der Elfenbeinküste ist mittlerweile eine feste Größe in der Hamburger Elf. Obwohl er recht konstante Leistungen bringt, ist er nach wie vor für einen krassen Fehler oder eine Unbeherrschtheit gut. Daneben spielt Heiko Westermann. Wenn man böse wäre, könnte man meinen, mit seinem Wechsel hat er bewiesen, dass er als Ratte auf einem Schiff auch überleben könnte. Andererseits spielt der HSV wohl auch noch hinter seinen Erwartungen. Die weiteren Verteidiger sind Mathijsen und Zé Roberto. Davor agiert als Sechser der absolute Unsympath Jarolim (sofern man nicht HSV-Fan ist). Ist er selber kein Kind von Traurigkeit im Austeilen, beweist er wenig Standfestigkeit, wenn er angegangen wird. Ein schmutziger Spieler allererster Güte, aber eben auch ein Typ, der Spiele entscheiden kann. Dazu gesellen sich im Mittelfeld Kacar und Trochowski. Diese drei sollen das Feld für Pitroipa, Guerrero und vor allem Petric bereiten. Die Diva Petric hat gerade wieder eine ihrer Hinrunden und trifft wieder zuverlässiger. Auf ihn wird aufzupassen sein, in der Rückrunde kann man sich dann ruhigen Gewissens auf van Nistelrooy konzentrieren.

Rosarotes Dortmund

Barrios ist grandios kann aber wohl nicht spielenFür Borussia läuft es dafür fast glänzend, auch wenn die Europa League das Bild etwas trübt. Mit vier Punkten vor den Tabellenzweiten schnuppern wir ungeahnte Höhenluft. Im Spiel konnten bis jetzt alle Durchhänger kompensiert werden. Erwischte mal ein Spieler einen schlechteren Tag, sprang sofort wer anders in die Bresche und so ist die Borussia kaum auszurechnen. Kagawa, Sahin, Götze und Barrios sind mittlerweile alles Namen, die ein Spiel prägen und entscheiden können. Auch jeden Ausfall hat der BVB bis jetzt gut wegstecken können, und so muss einem nicht Bange sein, obwohl nach wie vor Owomoyela, Zidan und Hajnal ausfallen. Leider erübrigt es sich schon fast, hier Florian Kringe aufzuzählen; zwar befindet sich auch dieser noch im Aufbautraining, aber selbst gesund sind seine Einsatzchancen sehr gering. Vergessen werden wir seinen Böller zum 3:2 in Hamburg damals trotzdem nicht. Vielleicht gelingt ja einem anderen Spieler am Freitag solch eine Aktion, mitnehmen würde man sie wohl gerne.

Als Torwächter wird Roman Weidenfeller zwischen den Pfosten stehen. Auf rechts ersetzt weiterhin Piszczek Owomoyela, hoffentlich kann er seine positive Tendenz aus Hannover beibehalten. Die Innenverteidigung wird von Santana und Sobiech gebildet (wer den Fehler bemerkt hat, liest wirklich aufmerksam das Triviale). Links darf Neunationalspieler Schmelzer rein. Davor spielen Sahin und Bender als Vorstopper, mit klar getrennten Aufgabenstellungen. Links ackert dann Großkreutz, rechts wirbelt Götze (eventuell auch Kuba) und in der Mitte der wieder stärker werdende Kagawa. Davor stürmt Barrios, falls er ausfallen sollte, dürfte Lewandowski von Anfang an randürfen. Falls sich niemand verletzt werden in der zweiten Halbzeit Lewandowski und da Silva reinkommen. Gerade die späte Verpflichtung da Silvas erweist sich immer mehr als Verstärkung. Er gibt der Bank noch mehr Tiefe. Vermutlich wird auch Blaszcykowski seine Einsatzzeit bekommen. Alles irgendwie altbekannt und trotzdem immer noch schön. Denn das ist die Zusammensetzung der wir den momentanen Rausch verdanken und wie ein Rausch ist das im Moment. Man kann es nicht oft genug sagen: Diese junge Truppe voller sympathischer Spieler bringt eine Wahnsinnsleistung und hat sich jeden Einsatz von uns Fans redlich verdient.

Die Süd muss wieder alles gebenAlso auf geht es, 20:30 bei Flutlicht im ausverkauften Westfalenstadion gegen den HSV.

Vermutliche Aufstellungen

BVB
Weidenfeller - Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer – Sahin, Bender – Großkreutz, Kagawa, Götze – Barrios (Lewandowski)

Bank: Langerak, Santana, Dede, Feulner, da Silva, Blaszczykowski, Lewandowski

HSV
Drobny – Demel, Westermann, Mathijsen, Zé Roberto – Kacar, Jarolim, Trochowski – Pitroipa, Petric, Guerrero

Bank: Mickel, Besic, Tesche, Ben-Hatira-Choup-Moting, Son, Rincon

Schiedsrichter: Deniz Aytekin, Christian Leicher, Thorsten Schiffner, Stefan Trautmann

Flutlicht an und los geht'sRahmen: Das Westfalenstadion wird vermutlich ausverkauft srin. Der HSV bringt bis zu 6500 Anhänger mit, ein ordentlicher Haufen wird mit dem Sonderzug anreisen.

Wetter: Da mir in Offenbach meine Prognose um die Ohren gehauen wurde: Nach Rücksprache mit etlichen Knien, Fröschen, Schmetterlingen und Schwalben gibt es nun die korrekten Aussichten: Es wird kalt bis warm, der Himmel wird klar bis bewölkt sein und es bleibt trocken, könnte aber auch Regen oder Schneefall geben. Dazu wird es stürmisch bis windstill.

mrg, 12.11.2010

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