Warmlaufen

Willkommen im dreckigen Herbst

30.10.2010, 09:09 Uhr von:  Redaktion

Käse beim OFC unter der Woche Auch wenn der Goldene Oktober auf den letzten Drücker seinem Namen noch alle Ehre zu machen scheint, ist die herausragende Form unserer Borussia aus dem Spätsommer Geschichte. Nicht erst seit dem schon traditionellen Pokalaus in einer viel zu früher Runde dürfte auch dem Anhänger mit den schwatzgelbsten aller Brillengläser klar geworden sein, dass die Kurve nach unten zeigt: Nicht dramatisch zwar, da die Mannschaft in keinem der letzten Spiele völlig enttäuschend agiert hat, aber von der Leichtigkeit der ersten Bundesligawochen ist leider nicht viel mehr übrig geblieben - mal abgesehen von den Unkonzentriertheiten in der Chancenverwertung. Die Gründe für diesen schleichenden Leistungsabfall sind vielfältig und wurden in den letzten Tagen auch schon mehrfach genannt, wobei zwei davon sicher herausstechen: Die mittlerweile doch arg angespannte Personallage und eine verbesserte taktische Ausrichtung der Gegner.

Zwei Gründe für den merklichen Formabfall

Auch wenn der BVB mit einem sehr homogenen Kader in die Saison gestartet ist, macht sich trotz doppelter Besetzung praktisch aller Positionen so langsam bemerkbar, dass doch einige Spieler verletzt oder angeschlagen sind: Neben den langzeitverletzten Mohamed Zidan, Sebastian Kehl und Florian Uwe Moyela fehlt weiterhinKringe fallen mit Patrick Owomoyela und Tamas Hajnal zwei weitere Akteure für einige Wochen aus, von denen insbesondere der Erstgenannte eine zentrale Bedeutung für das Mannschaftsgefüge zu haben scheint, wie vielen erst durch sein Fehlen richtig auffällt. Vor allem macht sich die Verletzungsmisere aber im Mittelfeld bemerkbar, weil sie zur Folge hat, dass dringend benötigte Schaffenspausen für die anderen Akteure im Kreativbereich kaum durchzusetzen sind. Betrachtet man die wiederholten körperlichen Probleme von Sven Bender, Mario Götze und Jakub Blaszczykowski (auf die Klopp mit Ausnahme von Kuba am Sonntag wohl jedoch zugreifen kann) sowie die Formschwäche von Shinji Kagawa und Kevin Großkreutz, so sehen Luxusprobleme dann doch wahrlich anders aus.

Die fehlende Spritzigkeit im offensiven Mittelfeld war es auch, die es der gegnerischen Verteidigung in den letzten Spielen ermöglichte, deutlich besser gegen uns zu verteidigen als noch in den ersten Saisonspielen, als es zum Teil berauschend mitanzusehen war, wie quirlig im Spiel nach vorn agiert wurde: Gerade Großkreutz, Kagawa und Götze zeigten sich ausgesprochen beweglich und rotierten viel, so dass immer wieder wertvolle Räume im Zentrum und auf den Außen geschaffen werden konnten. Insbesondere durch das Eindringen über die Außen in den Sechzehner wurden einige Tore vorbereitet - exemplarisch ist hier sicher die Partie bei St. Pauli zu nennen, aber zuletzt auch noch die beiden Tore in Köln. Seitdem ist von der Herrlichkeit im Spiel nach vorn aber kaum noch etwas zu sehen, und speziell wenn der Gegner tief steht, wird es für die Mannschaft schwer, sich Chancen zu erarbeiten. Einfach mal draufzuwichsen sollte da durchaus mal eine echte Option werden.

What about Mainz?

Borussia hat noch nie in Mainz gewonnenNicht nur wegen der miserablen Bilanz (ein Sieg nur in acht Aufeinandertreffen in der Bundesliga, dabei keiner in Mainz), sondern auch vor diesem Hintergrund dürfte uns das Spitzenspiel in Mainz nicht sonderlich gelegen kommen. Zwar hat Mainz 05 vor allem durch sein Offensivspiel in der Öffentlichkeit für Furore gesorgt, gern übersehen wird aber vor allem, dass Thomas Tuchel es ausgezeichnet versteht, seine Mannschaft taktisch auf den Gegner einzustellen. Davon zeugen nicht nur die ständigen Wechsel in der Startelf, auffällig ist auch, dass die Mainzer in aller Regel erst im zweiten Durchgang den Sack zumachen (trotz acht Erfolgen aus neun Spielen lag der FSV nur einmal zum Wechsel in Führung, nämlich zum Saisonstart gegen Stuttgart). Entsprechend wird kaum damit zu rechnen sein, dass Mainz 05 auf einen offenen Schlagabtausch hinarbeitet - im Gegenteil: Es steht zu befürchten, dass uns optisch in der ersten Hälfte ein ähnlicher Leckerbissen wie in Offenbach erwartet, nur dürften die Mainzer deutlich konterstärker sein als der Drittligist am Mittwoch.

Doch natürlich ist Mainz 05 in dieser Saison nicht unschlagbar, wie nicht nur der HSV bei seinem etwas glücklichen Erfolg in Mainz vor zwei Wochen bewiesen hat, sondern die Mainzer ebenfalls am Mittwoch im Pokal erleben durften. Im ersten Aufeinandertreffen seit dem A-Jugend-Finale von 2009 siegte Peter Hyballa gegen Thomas Tuchel - leider als Trainer der falschen Schwarzgelben aus Aachen, aber gegönnt sei es ihm trotzdem. Die Negativerfahrung des Pokalaus nehmen also beide Spitzenteams mit ins Gepäck, und vielleicht ist es ja doch die milde Erinnerung an den schönen September, die unsere Elf wieder in voller Blüte erstrahlen lässt. Zu wünschen wäre es.

Bender und Sahin im Vorjahr am BruchwegDie voraussichtlichen Aufstellungen:

Mainz 05: Wetklo - Bungert, Svensson, Noveski, Fuchs - Caligiuri, Polanski, Soto - Holtby - Allagui, Szalai

Borussia Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer - Bender, Sahin - Götze, Kagawa, Großkreutz - Barrios

Schiedsrichter: Weiner - Grudzinski, Frank - Perl

Stadion: Zum letzten Mal geht es an den Bruchweg, der mit 20.300 Zuschauern restlos ausverkauft sein dürfte.

Scherben, 30.10.10

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