Warmlaufen

Drei Punkte auf dem Weg nach Europa

09.04.2010, 08:00 Uhr von:  Redaktion
Drei Punkte auf dem Weg nach Europa
Hummels beim Hinspiel gegen Mainz

Die umjubelte Rückkehr von Kult-Trainer Jürgen Klopp und seinem Trainerteam an den Bruchweg. Eine Partie, in der es gerade für den BVB um eine Menge geht. Ein ausverkauftes Haus und gute Stimmung in Mainz. Das Wiedersehen von Zidan, Feulner und Subotic mit ihren alten Teamkameraden.

Eine Partie auf Augenhöhe, dank der Heimstärke von Mainz 05. Man sieht schon: Es wird interessant werden am Samstag, auch dank dieser Tatsachen. Im Endeffekt zählt aber nur eines wirklich: Die drei Punkte, die in der Endabrechnung entscheidend sind für Championsleague oder Europaleague.

Heimstarke Mainzer

Nach Werder Bremen gastiert der BVB am Wochenende bei einer Mannschaft, die als Aufsteiger mit Trainer-Neuling Thomas Tuchel in Liga eins schon für eine Menge Aufsehen gesorgt hat. Gerade zu Hause ist das Team sehr stark und tritt häufig spielbestimmend auf. So darf die Gastmannschaft aus Dortmund den Gegner aus Rheinland-Pfalz keineswegs unterschätzen, besitzt er doch mit 28 Punkten aus 14 Partien die fünfbeste Heimbilanz aller Bundesligisten. Unter anderem musste zum Beispiel auch der Rekordmeister FC Bayern mit einer Niederlage im Gepäck die Rückreise nach München antreten.

Bender ersetzt Pechvogel Kehl

Nach heutigem Stand wird der BVB die Reise mit fast demselben Personal antreten, das Werder im Heimspiel mit 2:1 besiegen konnte. Sebastian Kehl bleibt weiter der Pechvogel. Nach seinen monatelangen Verletzungspausen meldete er sich vor zwei Monaten eindrucksvoll zurück und konnte der Mannschaft als Leader direkt wichtige Spielimpulse verleihen. Gegen Werder Bremen dann der Rückschlag. Nach der Partie noch zeigte Jürgen Klopp sich durchaus zuversichtlich ob der Verletzung. „Es handelt sich um eine Reizung der Adduktoren. Ich denke aber, wir haben den richtigen Moment für eine Auswechslung erwischt und Sebastian wird nächste Woche wieder spielen.“ Dann der Schock: Wegen eines Faserisses an der linken Seite des Adduktorenansatzes fällt Kehl jetzt doch mindestens drei bis vier Wochen aus, die Saison ist damit so gut wie gelaufen.

Lucas Barrios vs Elkin Soto

Immerhin wiegt der Ausfall nicht ganz so schwer wie noch vor einem halben Jahr. Mit Sven Bender, zu Beginn der Saison im Tausch mit Antonio Rukavina von 1860 München gekommen, wird Kehl auf der identischen Position wie gewohnt stark vertreten.

Entwarnung dagegen bei Lucas Barrios. Bei der Verletzung, die der Toptorjäger sich in der Partie gegen die Bremer zugezogen hat, handelt es sich lediglich um eine Prellung und einen damit einhergehenden Bluterguss am Fuß. Klopp zeigte sich auf Nachfrage sehr zuversichtlich, den Argentinier am Samstag aufbieten zu können.

Die Mainzer hingegen müssen aufgrund von Sperren auf Rechtsverteidiger Florian Heller (5. Gelbe Karte) und Topscorer und Spielmacher Andreas Ivanschitz (Rote Karte) verzichten. Zabavnik und Trojan werden voraussichtlich einspringen.

Zehn Minuten Zeitung lesen

Bei dem Spiel in Mainz ist seitens The Unity eine gemeinsame Fanaktion angedacht. Mit dieser soll gegen die von DFB, Vereinen und Polizei ergriffenen Maßnahmen (u.a. Streichen von Kartenkontingenten) gegen die Fans aus Berlin, Nürnberg und Köln protestiert werden. Dabei wollen The Unity aufzeigen und veranschaulichen, wie trist und langweilig es in deutschen Stadien ohne die lautstarke Unterstützung der Fans wäre. In den ersten zehn Minuten der Partie wird deshalb darum gebeten, auf optische oder akustische Unterstützung der Mannschaft zu verzichten, sich stattdessen ruhig in den Block zu setzen und Zeitung zu lesen. Auch Fangruppen aus Mainz haben bereits angekündigt, an der Aktion teilnehmen zu wollen. Hintergründe zu dem Aufruf und viele weitere Informationen zu der Aktion in Mainz könnt ihr auf www.the-unity.de nachlesen.

Tuchel im Interview: Schwarzgelbe Wand als Highlight

Tuchel in Dortmund
Um auf das Spiel in Mainz vorzubereiten und einen Einblick in die dortigen Verhältnisse zu erlangen, sprach schwatzgelb.de mit FSV-Trainer Thomas Tuchel.

Herr Tuchel, Mainz spielt eine mehr als ordentliche Saison und hatte nie wirklich mit dem Abstieg zu tun. Spielt die Mannschaft am oberen Limit oder ist in der nächsten Saison noch mehr drin?

Unser Anspruch ist, so oft es geht am Limit zu spielen. Wenn Mainz 05 nur das nachahmt, was andere Klubs schon machen, dann haben wir es in der Bundesliga sehr schwer. Wir wollen quer denken, eigene Ideen und einen Mainzer Weg entwickeln. Wir wollen aus den Möglichkeiten, die Mainz 05 hat, das Maximum herausholen. In dieser Saison ist uns das gelungen. Das ist auch unser Ziel für die kommende Saison. Wie sich das am Ende in der Tabelle niederschlägt, ist dann vielleicht gar nicht der wichtigste Aspekt.

Wie erklären Sie sich die Heimstärke Ihrer Mannschaft?

Die Mannschaft hat sich in dieser Saison erheblich weiter entwickelt. Zu Saisonbeginn waren viele Spiele von unserer Euphorie getragen. Mittlerweile spielen selbst Spitzenteams ausgesprochen defensiv bei uns. Die Mannschaft hat sich auf diese veränderten Herausforderungen sehr gut eingestellt und neben den Stärken im Spiel gegen den Ball eine hohe Qualität bei eigenem Ballbesitz entwickelt. Unser Bruchwegstadion und die Fans geben ihr und der mutigen Spielweise durch die enge Atmosphäre dabei wichtige Unterstützung.

Sie standen letzte Saison im A-Jugend-Finale gegen Borussia Dortmund. Welcher Jugendspieler der Borussen hat bei Ihnen einen bleibenden Eindruck hinterlassen? Auf wen sollten Ihre Spieler damals besonders achten?

Die Dortmunder waren damals individuell auf einigen Positionen besser besetzt als wir. Aber wir haben das Endspiel als Mannschaft für uns entschieden. Ich möchte aus der Dortmunder Mannschaft niemanden besonders hervorheben. Aber ich freue mich, dass wir im Winter in Fabian Götze einen sehr talentierten Spieler der Borussia für uns gewinnen konnten.

Viele vergleichen Sie wegen Ihres Erfolges und auch wegen Ihrer Art mit Jürgen Klopp. Nervt Sie ein solcher Vergleich oder sind sie sogar etwas stolz darauf? Inwiefern würden Sie einem Vergleich zustimmen?

Es liegt in der Natur dieser Konstellation, dass Vergleiche angestellt werden. Ich sehe das relativ neutral. Die meisten Vergleiche sind ja positiv gemeint, verhindern kann ich es ohnehin nicht. Ich denke aber schon, dass Jürgen und ich grundsätzlich verschiedene Typen sind.

Mainzer Fans im Westfalenstadion

Wie würden Sie die Stimmung zu Hause am Bruchweg beschreiben und wie haben Sie die Stimmung beim Hinspiel im Westfalenstadion erlebt?

Ich muss eingestehen, dass ich häufig während der Spiele so auf meine Mannschaft fokussiert bin, dass ich die Stimmung in den Stadien gar nicht vordergründig erlebe. Es ist mir nach unseren umjubelten Heimsiegen beispielsweise gegen den FC Bayern München oder 1899 Hoffenheim passiert, dass es mir erst richtig bewusst wurde, als mir hinterher Freunde beschrieben haben, wie das Stadion bei unseren Toren explodiert ist. Oder ich habe es erst später im Fernsehen gesehen. Trotzdem habe ich natürlich Erinnerungen an das Hinspiel. Für einen Aufsteiger ist ein Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund, vor dieser schwarz-gelben Wand, schon ein Highlight und so etwas wie ein Synonym: Wir sind in der Bundesliga angekommen!

Wo landet Mainz, wo Dortmund am Ende der Saison?

Ich denke, dass die Borussia alle Chancen hat im kommenden Jahr international zu spielen. Für uns liegt der Reiz im Saisonfinale in der Weiterentwicklung der Mannschaft und in den attraktiven Gegnern. Daheim empfangen wir nach den Dortmundern noch Eintracht Frankfurt zu einem heißblütigen Derby und greifen vielleicht am letzten Spieltag gegen Schalke 04 noch in die Entscheidung um die Deutsche Meisterschaft ein. Auswärts spielen wir noch in Hamburg und Stuttgart, zwei Anwärtern für die Europa League.

Ihr Tipp für das Spiel gegen Dortmund?

Ich tippe keine Ergebnisse. Aber ich freue mich auf ein temporeiches, spannendes Spiel.

Voraussichtliche Aufstellungen

BVB: 1 Weidenfeller - 25 Owomoyela, 4 Subotic, 15 Hummels, 29 Schmelzer – 22 Bender, 8 Sahin - 16 Kuba, 10 Zidan (30 Hajnal), 19 Großkreutz - 18 Barrios

FSV Mainz 05: 33 H. Müller – 8 Zabavnik, 2 Svensson, 4 Noveski, 3 Fathi – 7 Polanski, 21 Karhan, 19 Soto – 14 Schürrle, 11 Trojan – 23 Bancé

Schiedsrichter: Deniz Aytekin (Oberasbach) - pfeift das erste Mal ein Spiel der Borussia. In 9 Bundesliga-Spielen leitete er bereits zwei Mal die Mainzer, gegen Bayer Leverkusen (2:2) und gegen den FC Schalke (0:1). Ein gutes Omen für Dortmund also? Wäre da nicht der letzte Spieltag der vergangenen Saison, an dem Deniz Aytekin mit seiner falschen Abseitsentscheidung Hamburg zu dem entscheidenden Sieg gegen Frankfurt verhalf und damit gleichzeitig Dortmund in allerletzte Sekunde von Platz fünf stieß.

Erwartete Zuschauerzahl: 20.300 (ausverkauft)

Bilanz

1 Sieg – 5 Unentschieden - 1 Niederlage 7:5 Tore

0 Auswärtssiege - 2 Auswärtsunentschieden – 1 Auswärtsniederlage 3:2 Tore

Der BVB entschied vier der letzten fünf Partien für sich. Mainz verlor die letzten drei Spiele. Gehen die 05er allerdings in Führung, wird es ganz schwer für den BVB. Seit Oktober 2006 hat Mainz dann nicht mehr verloren, die Dortmunder konnten von den acht Spielen, die sie in Rückstand gerieten, kein einziges mehr gewinnen, holten gar nur einen Punkt. Wahrscheinlich wird es zudem eine enge Kiste zwischen beiden: Mainz gewann neun seiner zehn Spiele in dieser Saison gerade einmal mit einem Tor Vorsprung.

geschrieben Daniel R.

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