Unsa Senf

Der große Coup

25.01.2010, 23:18 Uhr von:  Redaktion

Manch ein Verein lässt sich in der Winterpause mit der Schlagzeile feiern, man habe einen besonders tollen TransfercoupDie neue Stadionzeitung ausgehandelt. An der Strobelalle suchte man nach der kurzen Winterpause vergeblich nach neuen Gesichtern, besagten "Coup zur Rückrunde" gab es aber trotzdem: So zumindest wird "Echt", das neue Stadionmagazin, betitelt, das erstmals beim Spiel gegen den HSV zum Einsatz kam. Vereinsmitglieder konnten sich bereits Freitag von der Qualität der neuen Mitgliederzeitschrift mit dem klangvollen Namen "Borussia" überzeugen.

Im vergangen Jahr fragte Schatzmeister Dr. Reinhold Lunow beim Fantreff in der Lenz-Stube ganz ungezwungen in die Runde, welcher der Anwesenden mit der "Borussia Aktuell" wirklich zufrieden sei. Das Ergebnis war nicht überraschend: Niemand meldete sich. Hauptkritikpunkt damals: Fast alle Infos kann man sich auch problemlos über die Vereinshomepage beschaffen. Das Thema war irgendwann auch wieder gewechselt, und niemand glaubte wirklich daran, dass es in näherer Zukunft irgendeine Veränderung geben würde.

Die alte Borussia aktuell wurde abgelöstDoch wer am Freitag seinen Briefkasten aufschloss, der dürfte zumindest vom ersten Eindruck positiv überrascht sein. Ein durchaus ansprechendes Layout und hochwertigeres Material sollen die tristen Erinnerungen an die "Borussia Aktuell" schnell verblassen lassen. Doch schon auf der ersten Seite stellt sich mir die berechtigte Frage: Warum begrüßt unser Präsident nicht, wie es sich eigentlich gehört, in seinem Vorwort Spieler, Trainer und Anhänger des HSV?

Ohne mir weiter Gedanken um die Manieren von Reinhard Rauball zu machen, wird auch schon die siebenseitige Titelstory aufgeschlagen. An dieser Stelle, wo im Vorgänger DAS Interview abgedruckt war, drehte sich noch einmal alles um die Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag. Schon allein die Choreo als Titelbild dürfte bei dem ein oder anderen immer noch für Gänsehaut sorgen. Überhaupt sind es die Fotos, die "Borussia" im Vergleich zur "Borussia Aktuell" so lebendig machen. Auf Werbung stößt mach erfreulicherweise recht selten.

Freunde der Amateure auf kommen vier Seiten, gefüllt mit Kurzinterviews und Geschichten rund ums Team, nicht zu kurz. Dazu finden auch die restlichen Abteilungen Platz im neuen Mitgliedermagazin.

Komplett neu hingegen sind "Mein intensivster Moment" aus Fansicht, "Auf ein Pils mit..." (diesmal Aki Watzke), "Hansi Mondiale", ein Kommentar von Experte Hansi Küpper mit Blick über den Tellerrand, die Kolumne "Willi hört das Gras wachsen" von Platzwart Willi Droste höchstpersönlich und grundlegende Infos für Fans über das nächste Auswärtsspiel, was Umgebung, Anreise und das Stadion betrifft. Die letztgenannte Idee ist sicherlich gut, wird auf der Homepage der Fanabteilung allerdings etwas detaillierter umgesetzt.

Erste Déjà-vu-Erlebnisse dürften bei Borussen dann bei der Betrachtung des Vorberichts aufkommen, denn hier beschleicht die aufmerksamen Leser der Vereinshomepage das Gefühl: "Das kenn' ich irgendwo her..."

Trotzdem gibt es auch hier Pluspunkte für Aufmachung und Layout und für einen größeren Umfang, da die kompletten KaderEine der neuen Seiten in "Borussia" beider Teams inklusive Spielersteckbriefen aufgelistet sind. Dafür fehlt zumindest in dieser Ausgabe der traditionelle Rückblick auf eine Saison längst vergangener Tage. Trotzdem sollen die Historiker unter uns nicht zu kurz kommen. Denn Kalle Riedle erzählt über das "Spiel meines Lebens" und Branko Zebec wird in der Rubrik "1 aus 47" als einer der zahlreichen BVB-Trainer vorgestellt.

Geburtstagskinder könnten allerdings bis zu zehn Jahre warten, bis ihr Name mal wieder im Mitgliedermagazin auftaucht. Das liegt daran, dass von nun an nur noch diejenigen aufgelistet werden, die einen runden Geburtstag feiern oder mit über 70 Jahren Lebenserfahrung schon zum alten Eisen gehören.

Die Frage, warum man am Spieltag nochmals zwei Euro für die "Echt" ausgeben sollte, ist berechtigt. Was das Layout angeht, und das kann sich durchaus sehen lassen, sind beide Magazine identisch. Zumindest klärt sich das Rätsel um die guten Sitten des BVB auf, da von nun an Aki Watzke höchstpersönlich den Gast in seinem Vorwort begrüßt.

Trotzdem stellt sich die Frage nach dem Titel des neuen Stadionmagazins. Zwar steht das Prädikat „Echt“ symbolisch für den Charakter des Vereins und die echten Gefühle der Fans zum BVB, doch hätte hier besser ein Name gepasst, den man direkt mit dem Verein in Verbindung bringt. Wenigstens befindet sich kein „Signal Iduna“ im Titel…

Dass "Echt" im Vergleich zum Mitgliedermagazin fast die doppelte Seitenzahl zu Papier bringt liegt auch daran, dass die letzten 19 Seiten ausschließlich aus Werbung bestehen.

Trotz aller Kritikpunkte beinhaltet die Stadionzeitschrift alle wichtigen Elemente der "Borussia" und wird hauptsächlich durch einen Rückblick auf die vergangenen Spiele und einem umfangreicheren Vorbericht zur anstehenden Partie ergänzt. Aber auch hier gilt: Das meiste dürfte aufmerksamen bvb.de-Lesern bekannt sein. Ausschließlich im Stadionmagazin vertreten ist der Bereich "Halbzeitpause" mit Hintergrundberichten, die nicht immer direkten Bezug zur Borussia haben.

Auf die anderen Abteilungen kommen zu WortVor allem durch das vor kurzem gefeierte Vereinsjubiläum bot sich den Redakteuren natürlich reichlich Stoff, der in den beiden Erstausgaben verwertet werden konnte. Genau hier stellt sich die Frage, ob die Magazine auch in Zukunft mit hohem Informationsgehalt gefallen können, oder ob bereits zum Start alles auf einmal herausgehauen wurde.

Fazit: Die "Borussia Aktuell" mag zwar die bessere Sitzunterlage bei unangenehmen Witterungsverhältnissen gewesen sein, doch die beiden neuen Magazine wirken durch ihre Aufmachung auf jeden Fall um einiges lebendiger als ihr trister Vorgänger. Obwohl die Berichte rund um das aktuelle Spiel meist identisch mit denen der Vereinshomepage sind, wirkt das Gesamtprodukt nicht wie eine lieblose Ansammlung von sowieso bereits bekannten Meldungen und Hintergrundberichten. Wobei hier erwähnt werden sollte, dass die Vor- und Nachberichterstattung auf bvb.de ja wirklich von guter Qualität ist.

Doch wenn man als Mitglied nicht gerade Wert auf ein zweites Vorwort legt, ist es nicht nötig, am Spieltag noch einmal zwei Euro für die "Echt" zu bezahlen, da man mit "Borussia" zur Einstimmung auf das Spiel bereits ausreichend versorgt ist.

MalteS, 25.01.2010

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