Spielbericht Profis

Borussia siegt im Schwabenländle

30.08.2010, 08:46 Uhr von:  Redaktion
Borussia siegt im Schwabenländle
Jubel in schwatzgelb auf dem Rasen

Der Tabellenfünfzehnte empfängt den Tabellensechszehnten. So lautete die Begegnung am Sonntagnachmittag zwischen dem VfB Stuttgart und unserer Borussia am zweiten Spieltag der noch jungen Saison. Die Schwaben standen ebenso nach dem ersten Spieltag mit null Punkten da wie der BVB. Eines war somit bereits vor Beginn der Partie klar: die Mannschaft die an diesem Tag verlieren sollte, konnte sich zu den Blauen ans Tabellenende gesellen.

Direkt neben den Blauen möchte aber nun wirklich niemand stehen, zumindest nicht freiwillig und vor allem nicht, wenn man Borussia Dortmund heißt. Somit war der Auftrag ganz klar vorgeben, dass drei Punkte aus dem Schwabenland zu entführen waren.

Der VfB als auch unsere Borussia hatten am vergangenen Donnerstag die Rückspiele zur Europa League Playoff Runde zu bewerkstelligen. Während der VfB sich mit Mühe und Not Zuhause mit einem 2:2 in die Gruppenphase rettete, hatte der BVB das weiteste Auswärtsspiel in der Geschichte des Vereins hinter sich gebracht und sich deutlich souveräner als der VfB für die Gruppenphase qualifiziert. Nach der Niederlage gegen Leverkusen und dem Rückspiel in Baku erwarteten viele schwarz-gelbe Anhänger nicht viel von dem Spiel. Auch die schwere Auswärtsschlappe mit 4:1 aus der letzten Saison war bei einigen Fans immer noch nicht ganz vergessen.

Der Gästeblock ist nun noch mehr in der Kurve

Seit dem letzten Besuch in Stuttgart hatte sich in der „Mercedes-Benz-Arena“ einiges getan. Denn die Schwaben haben die Baustelle einmal um 180 Grad gedreht. Die BVB-Fans waren nun wieder wie gewohnt in der neu aufgebauten Untertürkheimer Kurve zu finden. Die Heimat der Stuttgarter Fans, die Cannstatter Kurve, war hingegen bereits abgerissen. So mussten es sich auch die VFB Fans auf der Untertürkheimer Kurve gemütlich machen.

Personalien

Trainer Jürgen Klopp schenkte Nachwuchstalent Mario Götze das Vertrauen von Beginn an und gab dem Dortmunder Youngster den Vorzug vor Piszczek. Dieser musste neben Hajnal den Platz auf der Bank einnehmen. Hajnal war damit wieder immerhin im Kader, während es diesmal Rangelov auf der Streichliste von Jürgen Klopp erwischt hatte und das Spiel von der heimischen Couch anschauen musste. Ebenfalls nicht mit an Board waren verletzungsbedingt Kuba wegen eines Faserrisses im Oberschenkel, sowie Zidan, Kringe und Dede.

Aber auch auf Stuttgarter Seite musste man auf einige Stammkräfte verzichten. Beim VfB fehlten Celozzi, Delpierre, Audel und Degen. Beim letztgenannten hätten sich aber einige BVB Anhänger sicherlich gefreut sein strahlendes Lächeln zu sehen. Stattdessen musste Philipp Degen wegen pfeifferschen Drüsenfiebers das Bett hüten.

1. Halbzeit

Marcel Schmelzer erzielte das 0:1

Das erste Duell des Spiels konnte Cacau für sich entscheiden. Er gewann die Platzwahl, so dass die Borussia Anstoß hatte und auf die Untertürkheimer Kurve spielte. Es sollte jedoch der letzte gewonnene Zweikampf eines Stuttgarters für die nächste Zeit bleiben. Die erste wirklich nennenswerte Chance des Spiels war eigentlich gar keine, umso kurioser das sie zu einem Tor führte. Ein langer Pass von Nuri Sahin landete bei Marcel Schmelzer der aus halblinker Position eine Flanke in den Strafraum schoss. Dort kam der Ball aber nie bei einem Mitspieler an, denn Stuttgarts Khalid Boulahrouz hatte das Spielgerät so unhaltbar für Stuttgarts Schlussmann Sven Ulreich mit der Hüfte abgefälscht, das dieses direkt im Tor landete. Das etwas glückliche 1:0 für unseren BVB somit bereits in der 6. Spielminute.

Damit hatte eigentlich niemand so wirklich gerechnet, dass unsere Borussia so schnell in Führung gehen würde. Aber sie war zu diesem frühen Zeitpunkt keineswegs unverdient. Denn der BVB nahm von Beginn an das Heft in die Hand und dominierte von Minute zu Minute das Spielgeschehen immer mehr. Schmelle hingegen ließ sich erst einmal von seinen Mannschaftskollegen für den vermeintlich ersten Treffer feiern, auch wenn später Boulahrouz als Eigentorschütze korrekt anerkannt werden sollte. Im Interview mit Marcel Schmelzer später war dieser nicht wirklich traurig, das ihm sein erstes Bundesligator verwehrt blieb. „Ich hoffe dann mache ich ein schöneres Tor als das 1:0 Heute bei meinem ersten Bundesligatreffer“, sagte er im Anschluss an die Partie.

Gepanthert... - 0:2

Die Stuttgarter nach dem Führungstreffer des BVB erst einmal unter Schock und dies nicht nur auf dem Platz. Auch die treuen Anhänger aus Dortmund, welche sich zur nicht gerade kurzen Anreise nach Stuttgart aufgemacht hatten, gewannen immer mehr an Fahrwasser. Ab und zu versuchten die Stuttgarter Fans noch dagegen zu halten, aber insgesamt war es eine eher schwache Vorstellung der VfB Anhänger und eine umso stärkere der schwarz-gelben.

Nach dem frühen Rückstand versuchten sich die Stuttgarter immer mal wieder durch Distanzschüsse oder Standardsituationen. Aber dies war alles kein probates Mittel um die Borussia knacken zu können. So pflückt Weidenfeller ohne viel Mühe einen Eckball im Strafraum in der 12 Spielminute herunter. Vier Minuten später versuchen es die Schwaben dann mit einem Distanzschuss aus zweiter Reihe, der dann aber abseits von Gut und Böse landet. Die Dortmunder Abwehr hatte sicherlich schon wesentlich beschäftigungsreichere Spiele als an diesem Nachmittag bislang erlebt.

Auf der Gegenseite in der Abwehr der Stuttgarter hingegen lief an diesem Tag rein gar nichts zusammen. Diese war so löchrig wie ein Schweizer Käse. Ob das nun am Schweizer Trainer Groß lag oder daran, dass der VfB sein Sommertrainingslager in der Schweiz verbrachte, wir wissen es nicht. Wir wissen nur, dass die 27. Spielminute den besten Beweis bis dahin liefern sollte. Georg Niedermeier klärte eine lange Flanke von Owomoyela so stümperhaft als Vorlage für Kevin Großkreutz, dass dieser nur noch den heraneilenden Barrios bedienen musste. La Pantera nahm das Geschenk von Großkreutz dankend an und knallt den Ball mit voller Wucht in die Maschen zum 2:0 in der 27. Spielminute.

Mario Götze bejubelt seinen ersten BL-Treffer

Das zweite Tor der Borussia hatte sich unlängst angedeutet, nachdem der BVB einige Chancen ungenutzt bis dahin verstreichen ließ. Vom VfB kam aber selbst nach einem 2:0 Rückstand noch keine Gegenwehr, vielmehr wurde der BVB weiter zum Tore schießen eingeladen. Denn nachdem sich Stuttgarts Abwehr nicht entscheiden konnte ob denn nun die Abwehr eine Flanke von Shinji Kagawa bitteschön klären soll, oder doch besser Torwart Sven Ulreich, köpfte Mario Götze einfach die Kugel per Kopf in die Maschen und erzielte in der 38. Minute seinen ersten Bundesligatreffer.

Im Anschluss an das Tor musste man sich beim Torjubel etwas Sorgen um "Super Mario" machen, dass die Mannschaftskollegen das Kopfballungeheuer Götze erdrückten. Dieser überstand den Torjubel aber zum Glück ohne größere Blessuren. Für den jungen Götze konnte es an diesem Tag wahrscheinlich nichts Schöneres geben, als seinen ersten Bundesligatreffer zu erzielen. Nicht nur aufgrund seines ersten Treffers machte Götze über die gesamte Partie hinweg ein sehr gutes Spiel und zahlte Trainer Jürgen Klopp den erhaltenen Vertrauensvorschuss mit einem Tor zurück.

Die Angriffsversuche des BVB konnten nur noch durch den Pausenpfiff von Schiedsrichter Gagelmann unterbrochen werden, der bemerkenswerter Weise sehr viel laufen ließ und in der ersten Halbzeit ohne einzige gelbe Karte ausgekommen war. Die Borussia ging mit einer lockeren 3:0 Führung in die Pause und die Stuttgarter hätten sich nicht beklagen dürfen, wenn zu diesem Zeitpunkt das Ergebnis noch höher ausgefallen wäre.

2. Halbzeit

Kehl konnte überzeugen

Stuttgarts Trainer Christian Groß sah sich nach der ersten Halbzeit durch das Spiel seiner Mannschaft genötigt frischen Wind in das Spiel zu bringen. Didavi kam für den völlig überforderten Niedermeier und Harnik für Marica ins Spiel. Auf Seiten der Borussia gab es keine Wechsel, dazu gab es ja aufgrund der ersten Halbzeit auch keine Veranlassung. Denn die Borussia machte in Halbzeit Zwei da weiter wo sie in der ersten aufgehört hatte. Sie dominierte weiterhin das Spielgeschehen durch Ballkontrolle, so dass sich zwangsweise wieder Chancen für den BVB ergaben.

So ist es in der 50. Minute Barrios der den Ball versucht vorbei an Stuttgarts Torhüter ins Tor zu legen, aber knapp am schnell reagierenden Ulreich scheitert und die Großchance zum 4:0 vergab. Kurz darauf versuchte sich Barrios noch einmal, nachdem er durch einen schönen Pass durch Kapitän Sebastian Kehl in Szene gesetzt worden war. Aber auch hier war Stuttgarts Schlussmann wieder zur Stelle und bewahrte den VfB vor einem vorzeitigen Untergang.

Der VfB hingegen konnte sich auch in der zweiten Halbzeit nicht helfen und musste immer wieder auf Standardsituationen durch Freistöße und Ecken zurückgreifen. Alternativ waren auch Distanzschüsse bei den Schwaben an der Tagesordnung. So versuchte es Gentner in der 57. Spielminute mit einem Distanzschuss und Weidenfeller musste zum zweiten Mal in der Partie richtig tätig werden. Weide konnte den Ball aber ohne Probleme direkt aufnehmen.

Auch Nuri Sahin zeigte seine Klasse

Das Spiel wurde jetzt zunehmend verfahrener und es gab immer wieder kleinere Fouls. Die Stuttgarter versuchen es dann auf die schmutzige Variante, indem Sie für die Fouls ihrer Gegenspieler die gelbe Karte bei Schiedsrichter Gagelmann einforderten. Auch das wälzen innerhalb des Strafraums nach einem vermeintlichen Foulspiel gehört zu Stuttgarts Repertoire wie z.B. durch Gebhart in der 63. Spielminute. Aber Gagelmann ließ sich auch auf diese Spielchen nicht ein. Von ihm konnten die Schwaben heute keine Schützenhilfe erwarten, dazu mussten Sie schon selber tätig werden.

Dies taten sie dann auch in der Folge, als Cacau einen gewaltigen Torschuss auf den Kasten von Roman Weidenfeller platzierte, dieser aber mit einer sensationellen Parade in der 63. Minute den Ball noch ins Seitenaus klären konnte. Ohne erkenntlichen Grund begann die Borussia jetzt zu schwimmen und gab langsam das Heft aus der Hand und wurde fahrlässiger. In der Zwischenzeit nahm Trainer Jürgen Klopp den ersten Wechsel in der 65. Spielminute vor, als er Torschütze Barrios in den Feierabend schickte und dafür Lewandowski brachte. Auf einen Einwurf von Owomoyela folgte ein Fehlpass von Kevin Großkreutz der einen Stuttgarter Angriff einleitete. Dann ging alles ganz schnell. Kuzmanovic überlief die komplette linke Abwehrseite und erwischte mit einer präzisen Flanke den in den Strafraum hereinsegelnden Cacau der zum 1:3 in der 69. Minute einköpfte.

Uwe klärt vor Tasci

Stuttgart witterte jetzt die Chance 20 Minuten vor Spielende doch noch die Wende zu schaffen. So versuchte es auch Harnik zwei Minuten nach Stuttgarts Treffer einmal mit einem Distanzschuss aus gut 20 Metern. Weidenfeller ließ den Ball vor sich abtropfen, sodass Cacau schon herbeieilte und anstanden machte den Ball einzuköpfen. In aller letzter Sekunde gelang es Weidenfeller dann aber doch noch den Ball mit einem Faustschlag zu klären.

Kehl sah nach einem Foulspiel an Gebhart in der 72. Minute den erst zweiten gelben Karton des Spiels, nachdem kurz zuvor Teamkollege Schmelzer verwarnt worden war. In der Folge hatte der Kapitän Glück, dass er später nicht noch vom Platz gestellt wurde von Gagelmann. In der 75. Minute wechselte Klopp noch einmal aus. Diesmal musste Großkreutz den Platz für Piszczek räumen.

Das Spiel der Borussia schien sich erst ganz allmählich nach dem Treffer der Stuttgarter wieder zu beruhigen, wobei sich aber auch immer wieder Konterchancen für unseren BVB ergaben. So vergibt Götze die Möglichkeit in der 79. Minute seinen zweiten Bundesligatreffer in einem Spiel zu machen. Aber auch sein Chef auf dem Platz macht es nicht viel besser, als Kehl gleich drei Mal hintereinander in der 82. , 83. und 85. Spielminute am einzigen Stuttgarter Mann in der Abwehr in Normalform Sven Ulreich scheiterte.

Totale Eskalation im Gästeblock

Der Gästeblock der im Auswärtsspiel in Stuttgart einen besonders guten Auftritt hinlegte, verabschiedetete die Stuttgarter Fans mit "Auf Wiedersehen auf Wiedersehen" Sprechchören. So viele VfB Fans konnten sie aber leider gar nicht mehr verabschieden. Ein nicht unerheblicher Teil der Fanschar des VfB glaubte nicht mehr an ein Wunder und hatte sich bereits ab der 80. Minute auf den Heimweg gemacht.

Klopp nutzte dann noch die letzte verbliebene Auswechslung für einen taktischen Wechsel um noch etwas Zeit rauszuholen. Nuri Sahin wurde in der 88. Minute für Sven Bender ausgewechselt. Vom mitgereisten Anhang wurde er mit "Nuri Nuri" Sprechchören gebührend verabschiedet. Anschließend tat sich nichts mehr und so war es offiziell: aufgrund der Spielpause nächstes Wochenende ist der BVB die Nummer eins im Revier für mindestens noch zwei Wochen. Wir hoffen natürlich insgeheim das dies bis zum Saisonende anhalten möge.

Randnotiz: Ein BVB-Fan hatte übrigens Heute auch einen ganz besonderen Glückstag. Gerüchten zufolge soll es im Gästeblock einen Anhänger der Borussia gegeben haben, der unter anderem mit seinem Tipp gegen Stuttgart richtig lag und aus 16 € eine stolze Summe von 12.000 € gemacht hatte.

Noten:

Erst die Welle...

Weidenfeller: In der ersten Halbzeit so gut wie arbeitslos. Rettete den BVB dann aber mehrmals vor einem Gegentreffer in der zweiten Halbzeit. Sieht beim Gegentreffer aber etwas unglücklich aus: 2-3
Owomoyela: Machte insgesamt eine solide Partie und leitete das 2:0 ein. 3+
Hummels: Der Staubsauger neben Subotic, der die Stuttgarter zur Verzweiflung brachte. 2
Subotic: Ebenfalls mit guter Leistung, der die Stuttgarter Angriffe nicht zur Geltung kommen ließ. Beim Gegentreffer lässt er aber Cacau im Rücken entkommen. 2-3
Schmelzer: Wusste auch Heute wieder zu Gefallen und leitete den 1:0 Treffer und dadurch auch den Sieg ein: 2+
Kehl: Zeigte in diesem Spiel wieder Leaderqualitäten, zum Ende aber nah an einem Platzverweis. 2-3
Sahin: Von der ersten bis zur letzten Minute voll in das Spiel integriert. Sowohl als Verteilzentrale oder in der Abwehrarbeit passte einfach so gut wie alles bei ihm: 1-2
M. Götze: Einer der Gewinner des heutigen Tages. Bewieß das er keinesfalls zu jung für die Stammformation ist und bedankte sich bei Klopp für das Vertrauen mit einem Tor. 1-2
Kagawa: Der Wirbelwind, der noch den ein oder anderen Haken zu viel schlägt. Ansonsten brachte er die VfB-Abwehr ganz schön ins schwimmen. 3+
K. Großkreutz: Derzeit eher in einer nicht ganz so guten Form, aber schon deutlich besser als gegen Leverkusen. Durch seinen Fehlpass entstand der 3:1 Gegentreffer. 3-
Barrios: Erzielte zwar das 2:0, hätte aber den ein oder anderen Treffer noch machen müssen. 3+

Fakten zum Spiel

...und dann ans schwarze Meer
Aufstellung:

VfB: Ulreich, Boulahrouz (90. Funk), Tasci, Niedermeier (46. Didavi), Molinaro, Träsch, Kuzmanovic, Gebhart, Gentner, Marica (46. Harnik), Cacau

BVB:
Weidenfeller, Owomoyela, Subotic, Hummels, Schmelzer, Kehl, Sahin (88. Bender), M. Götze, Kagawa, K. Großkreutz (75. Piszczek), Barrios (65. Lewandowski)

Tore: 0:1 Boulahrouz (5., Eigentor), 0:2 Barrios (26.), 0:3 Götze (37.), 1:3 Cacau (69.)

Gelbe Karten: Schmelzer, Kehl

Schiedsrichter: Peter Gagelmann (Bremen)

Zuschauer: 40.500 (ausverkauft)

geschrieben von Stevie

Die Fotostrecke zum Auswärtssieg des BVB in Stuttgart gibt es demnächst auf unserer BVB-Fotoseite.

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