Spielbericht Amateure

Fehlstart perfekt

21.08.2010, 21:35 Uhr von:  Redaktion

Das war nichts: Kandziora und SchnierDie Anhänger der Gesetze Murphys kamen heute in der Roten Erde voll auf ihre Kosten: Denn immer wenn man dachte, es kann nicht mehr schlimmer werden, sorgten die Spieler im schwarzgelben Dress für die Widerlegung dieser Ansicht. Wenn man schon in 65 Minuten Überzahl kein Tor erzielen kann, dann will man wenigstens mit einem doofen Foul den Sieg für die aufopferungsvoll kämpfenden Gäste ermöglichen.

Nach dem schwachen Auftakt gegen Köln vor zwei Wochen war heute ein Stück weit Wiedergutmachung angesagt. Gegen den ambitionierten SC Verl sollte bei strahlend-schönem Sommerwetter (Alliterationsverständnis: sehr gut!) der erste Sieg eingefahren werden. Wie zu erwarten war, gab es einige personelle Veränderungen bei unserem Ballspielverein. Der in Köln schwache Kullmann und der vom Gegenspieler vorgeführte Hermes mussten auf die Bank. Auch Botzepe fand sich dort wieder. Neben Marc Klopp übrigens, der erstmals in einem Pflichtspiel auf der Bank saß (für alle Datenfetischisten: er hat die Rückennummer 34 zugeteilt bekommen).

Freiheit für TimMehr offensive Power versprach man sich von Ginczek sowie von Yasin Öztekin, der eventuell heute sein letztes Spiel für eine BVB-Mannschaft absolviert. Der Scharnhorster steht kurz vor einem Wechsel zum englischen Traditionsverein Leeds United, bei dem er bereits ein recht erfolgreiches Probetraining absolviert hat. Morgen geht es wieder nach England zurück, wo am Mittwoch ein Testspiel auf ihn wartet. Der Gast aus Ostwestfalen mit nicht ganz so prominenten Namen wie der Nachbar aus Lotte. Kein Spieler wird dem gelegentlichen Amas-Betrachter etwas sagen. Verl respektive sein Ex-Kapitän Neumann fiel in der Vergangenheit hauptsächlich durch die Verstrickung in einen Wettskandal auf. Am letzten Wochenende verlor man jedoch recht unglücklich 1:2 im DFB-Pokal gegen 1860 München und sorgte zumindest kurz für bundesweite Aufmerksamkeit. Übrigens scheint jeder Verler zur Geburt eine Zaunfahne geschenkt zu bekommen. Es waren fast so viele Fahnen wie Verler Fans zu sehen.

Focher nach Aserbaidschan?

Ginczek blieb glücklosFür die Mannen von Gästetrainer Bertels begann es nicht gut, da Torwart Mandic beim Warmmachen im Rasen hängen geblieben ist und somit der eigentliche Ersatzmann Kampe nachrücken musste. Aus diesem Grund begann das Spiel mit fünf Minuten Verspätung. Wenn Kampe jetzt noch Rot sieht, wird es etwas problematisch für die Gäste... Aber auch wer fünfzehn Minuten zu spät gekommen ist, hat nix verpasst: Sommerfußball allez! Das erste Schüsschen konnte erst nach zwanzig Minuten verzeichnet werden, als Schröders Versuch sicher in den Armen Fochers landete. Dieser somit schon jetzt prädestiniert für eine Karriere in Aserbaidschan.

Doch dann war es dem Brecher Ginczek irgendwann zu bunt. Er schnappte sich den Ball und durchbrach die Verler Mauer. Erst kurz vor dem Strafraum wurde er regelwidrig von Kaminski gestoppt. Notbremse und Rot für den Verler Verteidiger. Gute Voraussetzungen also jetzt für den BVB. Der anschließende Freistoß von Eggert ging leider nur ans Außennetz (26.). Es gab in der Folgezeit jetzt einige härtere Szenen von Seiten der Gäste, die vom Schiri insgesamt korrekt geahndet wurden, was von den „Prollos Verl“ (so eine Zaunfahne) mit „Schieber“-Rufen bedacht worden ist. Leider brachten die daraus resultierenden Standards keine wirkliche Gefahr.

Nach vierzig Minuten testete Stiepermann dann aus der Distanz, ob Kampe auch wirklich Torwart ist oder den Platz auf der Bank nur beim Preisausschreiben eines örtlichen Möbelhauses gewonnen hat. Er parierte den Kracher sehr ordentlich und es blieb beim torlosen Unentschieden zur Halbzeit. Bis auf die kurze Phase nach der Roten Karte gegen Verl kann man nur sagen: Langweilt mich! Langweilt mich! Das langweilt mich!

BVB lethargisch und emotionslos

Yasin kann es nicht fassenAuch die zweite Hälfte begann eher gähnend. Zudem hatte auch noch der Gast die erste Chance, als Bluhm von der Strafraumgrenze aus spitzem Winkel abzog, doch Focher gut zur Seite klären konnte (57.). Trotzdem wahrlich kein Ruhmesblatt, was unsere Mannen hier bisher ablieferten. Da hilft auch der Dauergesang der „Ultras von die Amateure“ nicht viel. Auch der nächste gute Versuch war für die Ostwestfalen. Bertels legte in den Rücken der Abwehr auf den eingewechselten Arifi, doch verzog der glücklicherweise aus aussichtsreicher Position (63.). Zu dem Zeitpunkt hatte Verl aufgrund seines Einsatzes gegen merkwürdig emotionslos agierende Borussen fast schon mehr als einen Punkt verdient.

Die bis dato größte Chance des Spiels vergab schließlich Kullmann in der 67. Minute, als der Ball nach schöner Öztekin-Vorlage eher zufällig bei ihm landete. Leider scheint für ihn noch weiter die Saison 09/10 laufen. Sein Schuss vom Strafstoßpunkt ging knapp neben das Tor. Eine symptomatische Szene für die heutige Nicht-Leistung in der 74. Minute: Johannes Focher wollte das Spiel mit einer Art Einwurf schnell machen, traf jedoch nur den Rücken von Thomas Bertels und der Ball war direkt wieder bei Verl. Ohne Worte.

Verl mit verdientem Sieg

Auch Kullmanns Einwechselung brachte nichtsZehn Minuten vor dem Abpfiff erstmals Öztekin richtig gefährlich, nachdem ihn Boztepe per Hacke angenehm bedient hatte. Aber auch sein Schuss war nicht wirklich präzise und ging über das Tor. Und dann kam es wie es kommen musste: Cenik foult völlig rammdösig Müller im Strafraum, Saur sagte herzhaft Danke und ließ Focher beim folgenden Elfmeter keine Chance. Eine nicht einmal unverdiente Führung für die leidenschaftlichen Gäste. Arifi jetzt alleine vorne, scheitert erst an Focher und holt dann gegen ganz Dortmund einen Eckball raus (88.).

Und dann war Feierabend! Mit einem letzten „Verler Bauern OLE“ verabschiedeten sich die Gäste von einem Spiel bei einer seltsam leidenschaftslosen und lethargischen BVB-Mannschaft. Ganz, ganz schwache Leistung, Jungs! Und nächste Woche bei Lautern II und danach zu Hause im Westfalenstadion gegen Wuppertal wird es sicher nicht wesentlich einfacher. Es wartet viel Arbeit auf Theo und sein Team.

Daten zum Spiel

BVB II (4-2-3-1): Focher – Hornschuh (79. Temme), Sobiech, Cenik, Kandziora – Hasanbegovic, Eggert (73. Boztepe) – Öztekin, Bakalorz (59. Kullmann), Stiepermann – Ginczek

Gegen alle Stadionverbote!SC Verl (4-4-2): Kampe – Schmidt, Capretti, Saur, Kaminski – Bluhm (70. Großeschallau), Brinker, Leeneman, Bertels (83. Venker) – Schröder (57. Arifi), Müller

Tore: 0:1 Saur (82., Foulelfmeter, Rechtsschuss, Cenik an Müller)

SR: Schüller (Korschenbroich – Assistenten: Wollenweber, Heinrichs)

Zuschauer: 949

Chancen: 3:3

Ecken: 4:4

Gelbe Karten: Schmidt (28., Foul an Stiepermann), Bertels (30., Bedrohung des Schiedsrichters – und das als Trainersohn!)

Rote Karte: Kaminski (24., Notbremse an Ginczek)

Stimmen zum Spiel

Raimund Bertels: Ich bin überglücklich über die drei Punkte. Ich muss der Mannschaft ein Riesenkompliment machen. Wir haben in der Halbzeit noch darüber gesprochen, was ein oder drei Punkte hier heute für uns bedeuten könnten. In der zweiten Hälfte haben wir den Gegner stark bearbeitet und einige Konterchancen bekommen. So fiel dann auch die Führung nach einem für mich gerechtfertigten Elfmeter.

Theo Schneider: Wir haben uns heute viel vorgenommen. Denn wir wussten: Wenn wir nicht gewinnen, dann ist unser Start verpatzt und bei unserem Startprogramm wird es in den nächsten Wochen auch nicht einfacher. Die erste Hälfte war von uns noch sehr engagiert und kämpferisch in Ordnung. Nicht glücklich war für uns dann die Situation mit der Roten Karte. Ich hätte mir gewünscht, dass das Foul einen Meter später passiert wäre. Denn bei einer Führung und einem Mann mehr ist es dann doch einfach, denn wir kennen das alle: In Unterzahl macht man immer einen Meter mehr als vorher. In der zweiten Hälfte haben wir es dann nicht mehr geschafft, über außen zu kommen und in den Rücken zu spielen. Wir haben uns immer nur verzettelt und dann haben wir Lehrgeld bezahlt. Da hätte Temme den Ball weghauen müssen. Und dann machen das die Verler im Eins gegen Eins natürlich ganz geschickt. So wie sie den Elfer rausgeholt haben, hat Verl auch gespielt. Sie waren heute einfach einen Tick cleverer und routinierter.

MalteD 21.08.2010

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