Warmlaufen

Martin Jols Fliege und Dieter Bohlens Kopfschmerzen

24.04.2009, 19:09 Uhr von:  Redaktion
Martin Jols Fliege und Dieter Bohlens Kopfschmerzen
Beim BVB darf wieder gejubelt werden

Weg mit den Rechenschiebern. Seit der HSV am Mittwochabend eindrucksvoll bewies, dass es gar nicht so schwer ist, Tim Wiese vom Elfmeterpunkt aus anzuschießen, ist klar, dass der sechste Platz in der Bundesliga-Abschlusstabelle auf keinen Fall zum Erreichen des UEFA Cups (oder in neudeutsch Europa-Liga) reicht. Sollte man meinen. Es gibt aber genau 09 Szenarien, bei denen der sechste Rang doch noch ausreicht. Nur wenige davon sind weit hergeholt.

Szenario 1: Die Bayern gewinnen gegen die Blauen am Samstag mit 7:0. Kurz nach Spielende verkündet der Verein die offizielle Trennung von Trainer Jürgen Klinsmann. Als Grund gibt Vereinschef Kalle Rummenigge bekannt: „Gegen so eine Kirmestruppe musst Du zweistellig gewinnen. Wir mussten die Notbremse ziehen, bevor das hier ganz den Bach runtergeht.“ Die Suche nach einem passenden Nachfolger für Klinsi gestaltet sich als schwierig. Als sogar Thomas Doll und Lothar Matthäus den Bajuwaren einen Korb geben, gibt die Vereinsspitze die Auflösung des FC Bayern München bekannt. Der Tabellensechste rückt damit einen Platz vor.

Szenario 2: UEFA-Präsident Michel Platini verschwitzt es total, Franz Beckenbauer zum Geburtstag zu gratulieren. Die UEFA-Statuten besagen, dass für diesen Eklat Deutschland automatisch einen Startplatz mehr für den Europapokal zugesprochen bekommt. Der Kaiser hat diese Regelung während der WM 2006 still und leise durchgesetzt.

HSV-Coach Martin Jol

Szenario 3: Inkognito reist der HSV zum Pokalendspiel nach Berlin. Die Mannschaft und der Betreuerstab tarnen sich mit Ordnerkleidung und verschaffen sich so Zugang zum Innenraum des Olympiastadions. Huub Stevens - der Holländer hat beste Kontakte sowohl zu Hertha als auch zum HSV - hat den Kabinenschlüssel für die Kabine, in der sich die Bremer umziehen, besorgt. Jerome Boateng nutzt seine Ortskenntnisse in den Hertha-Katakomben und schließt Werder Bremen kurzerhand in der Gästekabine ein. Als die Bremer einer Viertelstunde nach Anpfiff immer noch nicht auf dem Rasen erschienen sind, fordert der ZDF-Intendant eine schnelle Entscheidung des DFB. Wie zufällig stehen die HSV-Spieler komplett in Trikots im Kabinengang. Theo Zwanziger entscheidet auf Druck der Fernsehanstalten, dass die Hamburger das Finale nun spielen. Der HSV gewinnt mit 6:5 im Elfmeterschießen den DFB-Pokal. Moderator Johannes B. Kerner meint, den Grund zu kennen: „Schon im Halbfinale bewiesen die Hamburger Geschick vom Elfmeterpunkt.“ In der Liga kommt der HSV nach der deftigen Niederlage im Westfalenstadion aber nicht mehr zu Potte. Sie werden schließlich Fünfter.

Szenario 4: Marko Pantelic ist alles andere als amüsiert darüber, dass er sich nur noch auf der Bank oder Tribüne wieder findet. In einem Enthüllungsbuch, das er „Koks, Kaviar und Kartoffelsalat“ nennt, berichtet er von ausschweifenden Drogenpartys nach den vielen knappen Herthasiegen. Als Beweis liefert er eine Menge Fotomaterial, das einschlägige Herthaprofis beim Konsumieren von bewusstseinserweiternden

WOB-Coach Felix Magath

Substanzen zeigt. Die betagte DFB-Gerichtsbarkeit erkennt nicht die von Pantelic etwas stümperhaft mit Photoshop und Power Point zusammengeschusterten Fake-Fotos und sperrt Herthas Spieler rückwirkend für die komplette Saison. Nach Intervention der DB und der großen Koalition dürfen die Berliner wenigstens in der Relegation antreten. Mit einer Mannschaft aus A- und B-Jugendlichen verlieren sie haushoch gegen die SpVgg. Greuther Fürth.

Szenario 5: Felix Magath und die Wolfsburger stehen auch nach dem 34. Spieltag auf Platz 1 und verweisen die Bayern auf Platz 2. Da der allmächtige Trainer des VfL aber tatsächlich eine Menge Geld auf die Bayern als Titelträger gesetzt hat, verzichtet er im Namen des Vereins auf die Meisterschale. Dass er damit auch automatisch auf die Teilnahme an allen europäischen Wettbewerben verzichtet hat, wird Magath erst klar, als es zu spät ist. Die Wolfsburger werden schließlich in der Abschlusstabelle als Siebter eingestuft.

Szenario 6: Weil bei einer spontanen Gartenparty bei Gerhard Meyer-Vorfelder am Abend des letzten Spieltages, zu dem der gesamte DFB-Tross eingeladen ist, der Rotwein in Strömen fließt, sind alle DFB-Angestellten bis zur Wochenmitte nicht arbeitsfähig. Ein Praktikant in der Zentrale in Frankfurt, ein von schwatzgelb.de eingeschleuster BVB-Fan, ist damit für die offizielle Abschlusstabelle zuständig. Kurzerhand vertauscht er Platz 6 mit Platz 5, womit Borussia Dortmund sich noch knapp für den UEFA Pokal qualifiziert hat und Hertha BSC Berlin als vermeintlicher Tabellenfünfter in die Röhre schaut.

Szenario 7: Die TSG Hoffenheim fängt sich und beendet die Saison tatsächlich noch auf einem Platz, der zur Teilnahme am Europapokal berechtigt. Aber Vereinsbesitzer Dietmar Hopp hat die Nase voll von Fußball. „Verlieren ist ja total doof. Das macht gar keinen Spaß, wenn man nicht Erster wird“, sagt der Milliardär in einer Pressekonferenz. Diese unmöglichen, asozialen Fans der Gegner, die ihn einfach nicht feiern wollten, könne er ja noch verschmerzen.

Hopp dankt ab

„Aber die vielen Niederlagen und Remis und die andauernden Roten Karten sind ja eine Unverschämtheit. So hatte ich das mit dem DFB aber nicht abgesprochen.“ Hopp sei total desillusioniert, als er gemerkt habe, dass man bei Sportveranstaltungen auch mal als Verlierer vom Platz gehen müsse. Kurzerhand beendet er sein Engagement bei der TSG, die damit den Spielbetrieb einstellen muss. Hopp selbst heuert als Juror bei DSDS an.

Szenario 8: Poldi erlaubt sich einen Scherz und klaut vor dem letzten Spieltag die Spielerpässe aller Bayern-Kicker und vergisst leider, wo er sie deponiert hat. Daraufhin schustert Manager Uli Hoeneß schnell einige provisorische Pässe zusammen. Die Passkontrolle der Bazis scheitert, der Betrug fliegt auf. Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer pfeift das Spiel nicht an und zweifelt in einem Sonderbericht an, ob die Bayern diese Saison überhaupt mit gültigen Pässen gespielt haben. Der DFB glaubt ihm und wandelt daraufhin alle Bayernsiege und –remis in ein 0:3 für den Gegner um.

Szenario 09: Der HSV verliert nun alle Spiele mit zwei Toren Unterschied, bekommt jeweils immer ein Gegentor in der 78. Minute, erzielt vom linken Außenverteidiger des Gegners. Zu diesem Zeitpunkt müssen die Hamburger mindestens dreimal ausgewechselt haben und immer zwei Stürmer für zwei offensive Mittelfeldspieler und einmal den Torhüter gewechselt haben. Trainer Martin Jol muss bei einem Spiel eine grüne Fliege um den Hals haben und in der Halbzeit Das Lied der Schlümpfe pfeifen. Gleichzeitig gewinnt Wolfsburg nur noch jedes zweite Spiel, zum Rest der Spiele treten die Norddeutschen aus

Thomas Doll ist wieder da
einer Mischung aus Unlust und Arroganz nicht an, was für den 2. Tabellenplatz reicht. Außerdem darf Franz Beckenbauer an keinem Spieltag eine rote Krawatte tragen und muss 23 Minuten vor Anpfiff des letzten Spieltages ein Weißbier auf Ex runterschütten (aber es darf kein Paulaner sein). Thomas Doll muss zu diesem Zeitpunkt bereits einen Kontrakt bei Real Madrid, der bis zur Saison 2019 läuft, unterzeichnet haben, darf aber kein Hemd mit Flammensymbolik bei der Unterzeichnung tragen. Sein Porsche muss im absoluten Halteverbot stehen, was ihm nach exakt 14 Minuten Falschparkens einen Strafzettel einer Madrider Politesse einbringt. BVB-Fan Dominik Büchel muss beim DSDS-Finale im BVB-Trikot „Wir sind alle am Borsigplatz geboren“ singen und anschließend Dieter Bohlen mit einem gekonnten Spannstoß direkt vor die Rübe ballern. Außerdem darf es bis zum Saisonende nur an 0,4 % der Tage regnen und es muss mindestens einmal kindskopfgroße Hagelkörner auf Gelsenkirchen niederprasseln. Wenn das alles eintrifft, dann reicht auch der sechste Platz.


Aber wir sollten uns auf diese durchaus realistischen Szenarien nicht verlassen. Es gibt keinen günstigeren Zeitpunkt als jetzt, gegen sicherlich körperlich ausgelaugte, vom Verletzungspech gebeutelte, von der ersten dicken Niederlage der Saison demoralisierte und vom ausverkauften Westfalenstadion beeindruckte Hamburger zu spielen. Mit einem Sieg wären die Weichen für die Fahrt auf den 5. Tabellenplatz (mindestens) gestellt. Also, lasst uns den Rückenwind aus vier Siegen in Serie nutzen und auch den HSV mit null Punkten heim schicken. Danach können die Hamburger dann von mir aus Deutscher Meister und UEFA-Pokalsieger werden.

geschrieben von DvB

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