Unsa Senf

Danke

21.03.2009, 00:00 Uhr von:  Sascha
Danke

Bei der Darbietung der „Stand up for the champions"-Verwurstung durch „Kasche" Kartner, Andy Schade und der Under Cover Crew im Stadion ging mir nur ein Wort durch den Kopf: Danke.

Nein, nicht danke für die Bereicherung des BVB-Liedguts durch diesen Song, sondern danke dafür, dass ich kein Vertreter der professionellen und kommerziellen Presse bin. Als Vertreter dieser Spezies müsste ich an dieser Stelle vielleicht von einer „etwas unglücklichen Darbietung" und „musikalischer Magerkost" schreiben. Als Schreiberling eines Fanzines darf ich allerdings frei von der Leber weg und ruhrpöttlerisch direkt in diesem Zusammenhang das Wort „Scheiße" in die Tastatur nehmen. Als zusätzliche Beschreibung drängen sich auch Begriffe wie jämmerlich, erbärmlich und hundsmiserabel geradezu auf. Ein stupider Text auf die Melodie des auch nicht gerade platinverdächtigen Right-Said-Fred-Originals geschustert und mit unsäglichen Discogestampfe unterlegt. Garniert wurde das ganze mit albernem Rumgehampel am Mittelkreis. Besonders der Keyboarder konnte beeindrucken, indem er seinen musikalischen Beitrag gar einhändig mit ständig zum Himmel gehobenen Blick zu leisten im Stande war. Wenn das nicht mal live ist, was dann? Die Stadionpräsentation hatte die im Vorfeld geäußerten Erwartungen an dieses Machwerk voll erfüllt. Die Vermutung liegt nahe, dass dann auch folgerichtig die angepriesene Single zu 6,95 € wie Blei in den Regalen liegen bleiben wird. Wer das Lied noch nicht in voller Länge gehört hat und unverständlicherweise mit dem Gedanken an einen Kauf liebäugelt, dem sei gesagt, dass auch in Zeiten fernöstlicher Billigimporte der CD-Rohling und das Cover noch mit Abstand das wertvollste an dem Endprodukt sind.

Auch die Reaktionen der Fans zeigten, dass man da nicht gerade einen Gassenhauer gelandet hat. Während die Sitzplatztribünen wenigstens noch der Aufforderung von Stadionsprecher Dickel folgte und den ganzen Zinober stehend über sich ergehen ließ, äußerte die Südtribüne ihren Unmut lautstark mit einem Wechsel aus gellenden Pfiffen und echten BVB-Liedern.

Dabei war der Grundgedanke, auch die Sitzplatztribünen einzubeziehen und besonders anzusprechen, gar nicht so verkehrt. Allerdings haben die kläglichen Animationsversuche von Nobby in den letzten Wochen gezeigt, dass man dort sogar recht wenig Interesse daran hat. Und wenn man so etwas ernsthaft versuchen will, dann doch bitte nicht mit drittklassigen Coverversionen von drittklassigen Liedern, intoniert von drittklassigen Musikern. Da fehlte einfach rundweg alles. Die Stadiontauglichkeit, die Emotion, die Klasse und die Glaubwürdigkeit.

Wie man es besser machen kann, zeigte Michael Boschke mit seinem Lied „Dortmund meine Stadt". Zwar ist das auf der Akustikgitarre vorgetragene Lied ebenfalls kaum stadiontauglich, aber man fühlte die Ehrlichkeit hinter diesem Lied und die aufrichtige Freude, den Song einmal im Stadion spielen zu dürfen. Ob das Lied nun den eigenen Geschmack trifft oder nicht, die Reaktionen haben im Vergleich „Steht auf für den BVB" und „Dortmund meine Stadt" eine deutliche Sprache gesprochen. Bei Ersterem hat man es hoffentlich geschafft, weitere musikalische Belästigungen damit zu verhindern, das Zweite erntete höflichen Applaus.

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