Spieler im Fokus

Eine sportliche Bestandsaufnahme

24.09.2009, 21:15 Uhr von:  Redaktion

Uwe und Hummels niedergeschlagen in FrankfurtDer Frust ist mitunter schon riesig. Das zeigen, die hitzigen Diskussionen im Schwatzgelb-Forum vielleicht am besten. Nach dem letztjährigen Höhenflug und den teilweise mauen Darbietungen in dieser Spielzeit ist dieser sicher auch ein Stück weit berechtigt. Doch, wo liegt die sportliche Wahrheit?

Die Torhüter:

Roman Weidenfeller schien sich in der vergangenen Saison nach zwei durchwachsenen Jahren wieder gefangen zu haben. Im bisherigen Saisonverlauf waren seine Leistungen jedoch genauso schwankend wie die Mannschaftsleistung insgesamt.

Nach seinen bärenstarken Jahren unter Bert van Marwijk, als er sogar – damals zu Recht! – am Tor der Nationalelf anklopfte, kann man nun wohl endgültig einschätzen, wie er wirklich einzuordnen ist. An manchen Tagen zwar herausragend, über eine gesamte Saison gesehen, jedoch leider nur im Mittelfeld der Bundesliga anzusiedeln.

Gegnen Bayern rappelte es fünfmalSein loyaler Ersatzmann Marc Ziegler scheint zwar für das Innenleben im Team sehr wichtig zu sein, gerade für die jungen Spieler, sportlich brächte er uns auf Dauer jedoch auch nicht weiter.

Die Abwehr:

Letzte Saison veranlassten speziell die Innenverteidiger uns Fans noch zum Schwärmen, bislang baden sie jedoch den generellen Formverfall mitunter am stärksten aus und sind natürlich selbst auch nicht frei von Fehlern. Ob Subotic in Frankfurt oder Santana gegen die Bayern.

Insgesamt haben wir auf dieser Position letztlich dennoch das größte Potential. Schließlich darf man das Alter der Spieler, wenn man die Schwankungen eines Subotic oder Santana betrachtet, nicht vergessen. Die Siegesserie der vergangenen Rückrunde sollte auch hier nicht verblenden. Das Potential ist auf dieser Position aber fraglos vorhanden und ausreichend. Ob vielleicht eher Subotic anstelle von Santana eine schöpferische Pause gut getan hätte, ist dabei eine durchaus berechtigte Frage.

Uwe hat keine KonkurrenzAuf den Außenpositionen sieht es leider nicht ganz so gut aus. Rechts hat Owomoyela nach dem Weggang von Lee keinen (wirklichen) Konkurrenten mehr und momentan zudem mit sich selbst zu kämpfen. In der Form der vergangenen Rückrunde wäre das Niveau ausreichend. Hoffentlich findet er konstant zu dieser Form zurück. Mit gelegentlichen Schnitzern in der Defensivarbeit ist aber leider immer wieder zu rechnen.

Links hat Dede mit Marcel Schmelzer einen talentierten Konkurrenten, was sicherlich von Vorteil ist. Doch, findet Dede selbst wieder dauerhaft zu alter Stärke zurück? So sehr man es sich wünscht, schließlich zählte er vor seinem Kreuzbandriss über Jahre zu den besten Linksverteidigern der Liga, die Zweifel werden leider größer. Damit fehlt bislang auch auf dieser Position bislang eine große Waffe der letzten Jahre.

Das Mittelfeld:

Hier hat sich Sven Bender am Wochenende zum Glück als viel versprechende Alternative auf der „6“ präsentiert. Mittelfristig könnte der Kehl-Ersatz also aus den eigenen Reihen kommen. Kurzfristig ist auch bei Sven Bender logischerweise mit ordentlichen Schwankungen zu rechnen. Schließlich war es sein erster Bundesligaeinsatz überhaupt…

Kehl fehlt seit WochenSebastian Kehl - gehen die Meinungen über seine sportlichen Qualitäten teils weit auseinander - fehlt der Mannschaft ohne jede Frage als Führungsspieler und Stabilisator. Leider ist sowohl aktuell nicht abzusehen, wie lange er ausfällt, wie auch langfristig keiner sagen kann, ob er der Mannschaft wieder dauerhaft zur Verfügung stehen wird. Wie geschrieben, gehen die Meinungen auseinander, ob seine sportliche Klasse teilweise nicht überhöht wird. Meines Erachtens hat er in der letzten Rückrunde gezeigt, dass sie definitiv ausreicht, um Ansprüche international zu spielen, anzumelden. Doch, was hilft es, wenn er vorerst nicht eingreifen kann…

Auf den Halbpositionen hat sich Sahin zu einer Konstante entwickelt und zeigt nun sogar deutlich mehr Torgefahr. Halbrechts besteht eine der größten Baustellen. Tinga wuselt und macht. Das ist schön. Offensiv reicht es aber ganz sicher nicht für gehobene Ansprüche. Kuba wiederum ist eines der größten Rätsel. Nach bärenstarker Vorrunde im Vorjahr sucht er nun seit Monaten nach seiner Form. Der Auftritt von Hannover zeigte gar, dass er derzeit völlig von der Rolle ist. Ballbeherrschung mangelhaft. Dass er das besser kann, hat er gezeigt. Dass sein Weg aber irgendwann, wie viele hoffen, für einen zweistelligen Millionenbetrag nach Liverpool führt, ist derzeit extrem unrealistisch. Feulner würde eigentlich das richtige Profil für diese Position mitbringen. Bisher ist er jedoch ebenfalls ein Rätsel.

Hinter den Spitzen sucht man, also Tamas Hajnal, ebenfalls seine Form. Letztlich war er für knapp über eine Million immer noch ein guter Fang. Dass er kein Spielmacher ist, der an 34 Spieltagen dem Spiel seinen Stempel aufdrückt, war klar. Dann würde er eben auch nicht beim BVB spielen. In den ersten Saisonspielen war er jedoch derart passiv, dass ein geformtes Offensivspiel logischerweise nicht stattfinden konnte. Immerhin war die erste Halbzeit in Hannover zumindest ein Aufwärtstrend.

Großkreutz gilt hier als Alternative. So einen jungen Spieler auf dieser eminent wichtigen Position einer ohnehin jungen Mannschaft zu bringen, ist aber momentan auch kein ernsthaftes Thema.

Der Sturm:

Die Stürmer treffen zu wenigAuch hier repräsentiert der BVB bislang maximal Bundesliga-Durchschnitt. Barrios ist dabei sicherlich noch nicht abschließend zu bewerten, vielleicht erweist er sich am Ende doch als der Knipser, der uns so dringend fehlt. Zumindest sein Kopfballspiel wirkt bisher aber ungenügend.

Die anderen Kandidaten haben allesamt zwar ihre Stärken, aber auch Defizite, die nicht wirklich für den Angriff auf die vorderen Plätze genügen. Zumindest nicht als Sturmführer.

Valdez in der Form der vergangenen Rückrunde aber auch aus dem Stuttgart-Spiel in dieser Saison wäre neben einem beständigen Knipser an seiner Seite noch am ehesten der Mann dafür.

Fazit:

Auf den meisten Positionen verkörpert unser Team lediglich Bundesliga-Durchschnitt.

Wer also einen Durchmarsch, wie im letzten Drittel der vergangenen Saison erwartet, wird somit aller Voraussicht nach bitterlich enttäuscht werden. Nur, wenn wirklich alle Rädchen ineinander greifen, dann ist dennoch Einiges möglich, wie letztes Jahr gesehen. Davon sind wir derzeit aber weit entfernt.

Platz 8 bis 12, das ist realistisch. Weniger wäre sehr enttäuschend, mehr sehr unwahrscheinlich.

Alex Frei fehlt im SturmOb dies nur auf den weiterhin schrumpfenden Gehalts-Etat oder auch auf Fehler in Personalfragen zurückzuführen ist, möchte ich an dieser Stelle nicht weiter diskutieren. Das ist eine andere Baustelle. Tatsache ist zudem auch, dass ich wie die allermeisten keinerlei Einblick in die Interna habe. Wäre ein Frei nach der Saison wirklich definitiv ablösefrei gegangen oder hat er vielleicht doch auf ein vernünftiges Angebot vom Verein gewartet? Keine Ahnung.

Tatsache ist, Frei ist weg. Valdez, Barrios, Zidan und Rangelov sind die Gegenwart.

Sie sind wie der Großteil der Mannschaft momentan Bundesliga-Durchschnitt. An manchen Tagen etwas mehr, manches Mal etwas weniger…

Diese Einsicht mag bei vielen zu Frust führen. Ein Stück weit ist das nach der Vorsaison auch nachvollziehbar. Ich hoffe aber inständig, dass die Stimmung nun bei uns nicht kippt und einzelne Spieler wieder zu Sündenböcken werden. Das macht die Situation nur noch gefährlicher.

Das hat auch ein Magath bei seinem komischen Verein erkannt und für’s Erste einen Schulterschluss zwischen Mannschaft und Fans bewirkt. Mal sehen, wie nachhaltig dieser dort sein wird.

Hummels ist wieder im KommenLasst uns jedenfalls zeigen, dass er bei uns nachhaltig ist und wir nicht beim ersten richtigen Gegenwind zu Umfallern werden!

P.S.: Ausschließlich Grund zum Trübsal blasen haben wir übrigens auch nicht, sollte sich der Text an manchen Stellen vielleicht so lesen. Unser Plus ist, dass wir über einige heraus ragende (z.B. Sahin, Hummels) und einige viel versprechende (z.B. Santana, Subotic, Schmelzer, Großkreutz, Öztekin) Talente verfügen. Aber auch für ihre Entwicklung gilt, dass ein positiv gestimmtes Umfeld sicher eher zuträglich ist, als ein nörgelndes.

Sebi, 24.09.09

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