Spielbericht Profis

Punkteteilung gegen Mainz

22.11.2009, 18:00 Uhr von:  Redaktion
Punkteteilung gegen Mainz
Kein Grund zur Freude nach Abpfiff

Heute hatten wir auf der Pressetribüne Besuch. Der 17jährige BVB-Fan Malte aus Ennepetal hatte diesen Platz bei einem Gewinnspiel von THE UNITY in der "Gelben Wand Glotze" vor einigen Wochen gewonnen.

Vor dem Spiel musste ich ihn erst einmal ihn im Gewühl des ankommenden Mainzer Sonderzugs ausfindig machen. Wir hatten uns in der Nähe der Nordttribüne verabredet. Das war an diesem Nachmittag gegen 17:00 Uhr keine sonderlich leichte Aufgabe. Zwischen zahlreichen Polizeipferden, Mainzer Ordnern und Fans auf ihrem Weg in die Gästeblöcke.

Als freundliche Gastgeber wollen wir von schwatzgelb.de ihm dann doch etwas mehr bieten als Kaffee, Kuchen und Panoramablick auf die Südtribüne. Wenn er diesen Preis schon einmal gewonnen hat, warum soll er sich nicht auch gleich um den sportlichen Bereich ab 18:30 Uhr kümmern ?

Damit übergebe ich zum sportlichen Teil den Notizblock einfach an Malte.

Spruchband zur BGH-Thematik

Ein Topspiel sollte die Begegnung am Samstag im Westfalenstadion sein, so ließ es zumindest die Ansetzung um 18.30 Uhr vermuten.

Mit 74.600 Zuschauern im größten Stadion Deutschlands und Flutlichtatmosphäre schienen auch die geeigneten Rahmenbedingungen für ein solches geschaffen zu sein. Unter ihnen auch knapp 7.000 Mainzer Anhänger, die nach drei Spielen ohne Niederlage, darunter ein Punktgewinn beim amtierenden deutschen Meister, mit einer gehörigen Portion Optimismus in die Bierhauptstadt gereist waren.

Viel war bereits im Vorfeld der Partie darüber spekuliert worden, wie Übungsleiter Jürgen Klopp seiner „alten Liebe“ (dieser Meldung unter der Woche hat Jürgen Klopp auf der Pressekonferenz nach dem Spiel noch einmal ausdrücklich widersprochen), dem 1. FSV Mainz 05, denn wohl begegnen werde.

So viel sei schon einmal verraten: Dass er stolze 18 Jahre beim vermeintlichen Karnevalsverein tätig war, merkte man ihm während des Spiels nun wirklich nicht an.
Vielmehr waren im weiten Rund immer noch die traurigen Geschehnisse der letzten Wochen vorherrschend. So wurde „You’ll never walk alone“ an diesem Tag dem kürzlich an einer Hirnhautentzündung verstorbenen 17-jährigen BVB-Fan gewidmet. Auch die Fahnen der einzelnen Fanclubs blieben unten – eine würdige Geste.

Erste Halbzeit

Hummels nimmt Santana die Arbeit ab

Nach einer Schweigeminute für Nationaltorwart Robert Enke, dessen Freitod in der ganzen Republik große Anteilnahme hervorrief, sollte es dann doch beginnen, unser „Topspiel“.

Bei einem Blick auf die Dortmunder Bank wird die aktuelle Verletzungsmisere erst richtig deutlich: Die Hälfte der Spieler dort kommen aus der A-Jugend oder von Theo Schneiders Amateuren. Am Vorabend hatten sich auch Dimitar Rangelov und Yasin Öztekin in die ohnehin schon lange Verletztenliste eingetragen.

Die Borussia, bei der im Vergleich zum Bremen-Spiel Schmelzer für den verletzten Dede und Feulner für den müden Zidan in die Startelf gerückt waren, machte dennoch gleich ordentlich Dampf.

Geschicktes Pressing und frühe Balleroberungen in der Mainzer Hälfte machten Hoffnung, dass der BVB an die gute zweite Halbzeit gegen Werder Bremen anknüpfen könne.Insgesamt wirkt Schwarz-Gelb deutlich agiler als Rot-Weiß und kommt dadurch zu der ein oder anderen gefährlichen Aktion. Auch die Südtribüne präsentiert sich noch stimmgewaltig. Das ganze ändert sich aber, als der FSV sich nach zehn Minuten etwas offensiver formiert. Auf einmal greift im schwarz-gelben Uhrwerk kein Rädchen mehr in das andere. Unnötige Fehler in der Vorwärtsbewegung prägen von nun an das Spiel der Borussia, von konstruktiven Spielaufbau kann keine Rede mehr sein. Einzig Felipe Santana fällt positiv auf, da immer irgendeines seiner Körperteile die Mainzer Angriffsbemühungen zunichte macht.

Owomoyela im Zweikampf

Erst in der 25. Minute kann Dortmund durch einen Freistoß von Sahin aus halbrechter Position wieder ein Lebenszeichen senden. Dieser ist allerdings gefundenes Fressen für den heute gut aufgelegten FSV-Keeper Heinz Müller, der den Ball mit einem gekonnten Hechtsprung sichern kann. Die Anzeigetafel sagt: 87 km/h.

Auf Mainzer Seite sorgt der nicht nur wegen seiner Frisur auffällige Bance über die ganze Spielzeit für Gefahr in der Dortmunder Defensive.

Auch in Minute 30 ist er die zentrale Person, als die Dortmunder in ihren Vorwärtsbemühungen nicht an den FSV-Spielern, sondern an Referee Michael Weiner höchstpersönlich hängen bleiben.

Zwei geschickte Pässe reichen und Bance sprintet unaufhaltbar auf Weidenfeller zu. Zum Glück scheinen dem hier die Nerven durchzugehen. Aus knapp 14 Metern geht der Ball bei der größten Mainzer Chance über die Latte. Glück gehabt. Schwarz-Gelb hingegen glänzt weiterhin durch große Probleme in der Spieleröffnung und unnötige Ballverluste zuhauf. Doch kurz vor der Halbzeit scheint der BVB aus seinem Tiefschlaf zu erwachen. Symbolisch dafür steht der in der letzten Zeit so viel gescholtene Patrick Owomoyela, der für die ein oder andere Aktion Szenenapplaus erntet. Dortmund kommt zu einigen Chancen, verpasst es aber, sie in Zählbares zu verwerten.

Santana spielte wieder in der Innenverteidigung

Zuerst findet eine Hereingabe Kubas, zuvor klasse in Szene gesetzt von Owo, keinen Abnehmer, dann reagiert pariert Heinz Müller einen strammen Volleyschuss von Hummels aus 15 Metern. Wieder kam die Vorlage von Kuba, der heute leider viel zu selten sein ganzes Können aufblitzen lässt. Am Ende sorgt Mats Hummels gemeinsam mit seinem U21-Kollegen Schmelzer noch einmal für einen Aufreger, als Müller einen Schuss des Dede-Vertreters nur abprallen lässt und Hummels per Grätsche probiert, den Ball in den Kasten zu befördern. Das ganze wäre wohl gut gegangen, hätte ihn Noveski nicht per Grätsche gestoppt.

Ärgerlich: Der Ball prallte dabei gegen den gen Himmel gestreckten Arm des Mainzer Verteidigers. Hier hätte Weiner auf Strafstoß entscheiden müssen.

Diese Schlussphase brachte auf die Ränge jedoch die Hoffnung zurück, dass hier für Dortmund nach einer zum größten Teil schwachen ersten Hälfte. vielleicht doch etwas zu holen war.

Zweite Halbzeit

Gemeinsam weiterkämpen...

Die zweite Halbzeit begann mit einer gemeinsamen Spruchbandaktion beider Fangruppen für die Erhaltung der 50+1-Regel, die spätestens seit Martin Kinds gescheitertem Vorstoß wohl jedem Fußballfan in Deutschland ein Begriff ist.

Spielerisch gesehen enttäuscht die Borussia einmal mehr durch leichtsinnige Fehler im Spielaufbau. Besonders die Defensivkräfte Subotic und Hummels stechen hier hervor. Die Fans um die langsam immer leiser werdende Südtribüne müssen bis zur 58. Minute warten, um mal wieder eine gefährliche Aktion des Ballspielvereins zu sehen.

...für den Erhalt von 50+1

Ecke von rechts und in der Mitte steigt Hummels am höchsten. Dessen Kopfball geht aber leider über die Latte. Überhaupt sind es nur Standards, nach denen der jetzt BVB Gefahr ausstrahlen kann. Das Spiel plätschert nur so vor sich hin, ohne dass eine der beiden Mannschaften ein Übergewicht erarbeiten kann. Mittlerweile ist auch Mohamed Zidan für Markus Feulner auf dem grünen Rasen.

Das Spiel des Ägypters, der unter der Woche eine Enttäuschung in Sachen WM-Qualifikation hinnehmen musste, ist natürlich wieder einmal geprägt von Dribblings. Doch anders als in den letzten Wochen, schafft er es das ein oder andere mal, seine Mitspieler dadurch gut in Szene zu setzen.

In Minute 66 ist es allerdings wieder einmal Bance, der seinen Kopfball völlig freistehend im Dortmunder Strafraum direkt auf Roman Weidenfeller bringt. Da wäre mehr für ihn drin gewesen.

Nelson Valdez: Einsatz schießt keine Tore

Vier Minuten später macht Subotic in einer seiner wenigen guten Aktionen des Tages auf sich aufmerksam, als dass er sich am Mittelkreis zuerst per Grätsche den Ball erobert und dann aus 35 Metern einfach mal draufhält. Müller weiß um die Gefährlichkeit des Schusses und fälscht den Ball mit den Fingerspitzen zur Ecke ab. Jürgen Klopp reagiert jetzt noch einmal und bringt Großkreutz für den blass gebliebenen Valdez.

Angetrieben von „Olé, jetzt kommt der BVB“ sehen die Zuschauer kurz darauf unmittelbar vor der gelben Wand eine der größten Dortmunder Chancen. Nach einem Ping-Pong-Spiel vor dem Mainzer Strafraum landet der Ball irgendwie bei Barrios, doch Müller hat bei dem Gestochere knapp vor dem fünf Meter Raum seine Hände dazwischen. Langsam ärgern die vielen vergebenen Möglichkeiten, zumal die Anzeigentafel bereits bis zur 75. Minute fortgeschritten ist.

Wenig später sorgt Weidenfeller für eine Schrecksekunde, als er an einer Flanke vorbei springt. Die Aktion bleibt allerdings ohne Folgen.

Für die Spieler auf dem Feld bieten sich nun mehr Räume, was mitverantwortlich für eine hektische Schlussphase ist, deren Ende eine Mainzer Chance über rechts ist, die wieder einmal Felipe Santana, diesmal mit dem Kopf, klären muss. Zu erwähnen bleibt auch noch, dass Mario Götze in der 88. Minute sein Bundesligadebüt feiern darf. Doch auch er kann an dem mageren 0:0 nichts mehr ändern.

Fazit

Auch Kevin konnte dem Spiel keine Impulse verleiten

Am Ende wirkt dieser eine Punkt wie eine Enttäuschung im schwarz-gelben Lager, die von den Zuschauern auch mit einigen Pfiffen quittiert wird.

Es wurde deutlich, dass den Borussen zu einer Spitzenmannschaft noch einiges fehlt. Teams wie Leverkusen oder Werder Bremen hätten aus den überlegenen Phasen sicherlich Zählbares herausgeholt. Bezeichnend auch, dass die meistern Torschüsse (5) von den Defensivkräften Subotic und Hummels abgegeben wurden.

Trotzdem wollen wir die Gründe nicht verschweigen. Wenn unter der Woche aufgrund von Verletzungen und Nationalmannschaftsabstellungen zeitweise mehr Trainer als Spieler auf dem Trainingsplatz stehen, möchte das schon etwas heißen.

Mit diesem Punkt scheint der Ballspielverein sich nun erstmal im bedeutungslosen Mittelfeld der Tabelle (Platz 9) festgesetzt zu haben. Wenn am Samstag in Hoffenheim keine drei Punkte folgen, wird es schwer werden, wieder Anschluss zu finden.

Kommen wir zur gewohnten Abteilung Statistik

Die Trainer auf der Pressekonferenz

Tuchel konnte zufrieden sein

Thomas Tuchel: "Es ging schon komisch los. Wärhrend der Ansprache vor dem Spiel klopfte der Schiedsrichter schon an unserer Tür. Wir sind dann raus und haben überhaupt nicht ins Spiel gefunden. Da war zu Beginn wenig Frische und Leichtigkeit. Ganz anders als wie zum Beispiel noch in Wolfsburg.

Wir haben unseren Fußball mit einem enorm hohen Aufwand betrieben, waren aber in der ersten Phase des Spiels viel zu hektisch. Später wurden wir dann etwas ruhiger und konnten uns auch mehr und mehr befreien. In der zweiten Halbzeit haben wir dann unsere Grundordnung etwas verändert, sind besser in die Halbräume gekommen.

Insgesamt war das heute in Dortmund noch etwas zäh.

Vielleicht hatte Dortmund dies besseren Möglichkeiten. Aber was für uns nach diesem 0:0 auch zählt. Wir haben in Dortmund keinen Gegegntreffer bekommen und können mit dem Punkt hier ganz gut leben. An dieser Stelle machen wir dann weiter."

Klopp hingegen nicht

Jürgen Klopp: "Sehe ich wie mein Kollege. Wir haben eigentlich ganz gut ins Spiel gefunden. Dann kamen auch Phasen, in denen es nicht so gut ging. Gegen Ende der ersten Halbzeit waren wir dann wieder überlegen, in dieser Spielphase hatten wir das ganz gut im Griff.

Insgesamt hatten wir über 90 Minuten nicht eine Szene, in der wirklich alles richtig war. Sonst wäre es auch wohl kaum 0:0 ausgegangen. Aber wir müssen auch mal auf unsere Verletzten gucken. Da war einfach auch manchmal nicht mehr möglich. Als Beispiel möchte ich mal Kuba und Nuri nennen. Das hat einfach nicht für 90 Minuten gereicht. Da war nicht noch mehr drin.

Wie ich sehr wohl gehört habe, waren da draußen nicht alle restlos zufrieden. Aber - wir waren durchaus in einigen Teilen des Spiels gut organisiert. Wir kriegen das noch hin. Wir sind immer noch in der Spur und können aus der Hinrunde noch was Gutes machen. Aus eigener Kraft."

Die Aufstellungen

Wieder eine Chance verbaselt

Borussia Dortmund: Weidenfeller, Subotic, Owomoyela, Santana, Schmelzer, Sahin, Valdez (69. Min., Kevin Großkreutz), Feulner (62. Min., Zidan), Hummels, Kuba (89. Min., Götze), Barrios

1. FSV Mainz 05: Müller, Svensson, Noveski, Heller, Bungert, Hoogland, Soto (57. Min., Schürrle), Karhan, Ivanschitz (90. Min., Polanski), Amri (90. Min., Grimaldi)

Die Spieler in der Einzelkritik

Weidenfeller: Seine Ausflüge konnten überzeugen. Bei zwei langen Bällen der Mainzer gut auf dem Posten. Sein dicker Patzer bei einem hohen Ball blieb ohne Folgen. 3,5

Subotic: Immer wieder mit leicht hergegebenen Bällen im Aufbauspiel des BVB. Ab und an lähmt das den Spielfluss der Mannschaft ganz erheblich. In der ersten Halbzeit zu Tagträumereien neigend. 4,0

Owomoyela
: Benötigt immer eine Menge Zeit, um ins Spiel zu finden. Wie (fast) immer mit leichten Anlaufschwierigkeiten im ersten Durchgang. 4,0

Hoher Einsatz - keine Tore

Santana: Hatte es mit dem quirligen Angriff der Mainzer nicht immer leicht. Wenn es nach 90 Minuten 0:0 steht, kann er sich nicht viele Fehler erlaubt haben. Durchaus noch mit etwas Luft nach oben. 3,0

Schmelzer: Konnte mit diesen Auftritten keine Werbung in eigener Sache machen. Auf seiner Seite klafft im Moment eine deutliche Lücke im Mannschaftsgefüge. 4.0

Sahin: Um es mit den Worten von Jürgen Klopp zu sagen: "Da war ohne richtige Vorbereitung einfach nicht mehr möglich." Ohne diesen Aufwand geht es auch in der Kreativabteilung nicht. Nachdem die Mainzer nach 20 Minuten ins Spiel gefunden hatten, wurden die Räume im Mittelfeld zusehends enger. Das konnte Nuri an diesem frühen Abend nicht mehr ausgleichen. 4,0

Valdez: Man rieb sich auf der Tribüne ab und an die Augen. Auf welcher Position taucht der Nelson denn da auf ? Stets bemüht wie immer, aber ohne Durschlagskraft im Spiel nach vorn. 4,0

Feulner gegen seine Ex-Kollegen
Feulner: Nach langer, langer Zeit zum ersten Mal in der Dortmunder Startformation. Mit der abgegebenen Visitenkarte reist es sich nicht leicht zu den folgenden Vorstellungsgesprächen. Wurde nach knapp einer Stunde durch Zidan ersetzt. 4,0

Zidan: Da kam noch mal etwas Wind in die Segel. Brachte in der letzten halben Stunde noch mal etwas Schwung in die Mannschaft. 3,0

Hummels: Mit zwei richtig guten Torchancen. Wenn er die eine Standardsituation doch etwas besser verwertet. So bleibt es an diesem Abend bei einer 3,0

Kuba: Wieder einmal ein schwächerer Auftritt des jungen Polen. Fast alle sind sich sicher: Der kann doch mehr. Er muss es langsam aber sich auch endlich mal abrufen. 4,5

Barrios: Hing da vorne etwas in der Luft. Agierte über weite Strecken der Partie vollkommen unauffällig. In der zweiten Halbzeit mit einer Riesenmöglichkeit gegen den starken Müller. Gut, er kann die Saisonziele nicht allein erreichen. Für ihn als Stürmer eine undankbare Partie. 3,5

Großkreutz: Blieb in de letzten 20 Minuten ohne größere Aktionen. Kann man in dieser hektischen Schlussphase nicht richtig bewerten. (Ohne Bewertung)

Götze: Den ersten Kurzauftritt des A-Jugendlichen kann man nicht bewerten. (Ohne Bewertung)

geschrieben von Malte/Rolf

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