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schwatzgelbes Halbzeitgespräch mit Sabine Heinrich: "Willi weiß alles!"

13.08.2009, 00:00 Uhr von:  Felix
schwatzgelbes Halbzeitgespräch mit Sabine Heinrich: "Willi weiß alles!"

Hörer von Einslive kennen Sabine Heinrich als gut gelaunte Quasselstrippe hinter dem Mikrofon. Ein bisschen Klatsch, ein bisschen Politik und natürlich Sport. Wer bei den Moderationen von Frau Heinrich häufiger lauscht, kennt auch ihre fußballerischen Prioritäten. Weil sie die und die damit verbundene Rivalität einfach nicht unterdrücken will, haben sich schon unzählige Blaue beim Sender beschwert. Ein Gespräch über Fußballgucken im Baum, den besten Zeitungsverkäufer der Welt - und eine Kindheit in Kamen-Heeren.

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Sabine Heinrich von Einslive
© Foto: WDR/Fußwinkel

Mal gleich auf den Punkt: Was hast du gegen den Verein aus Gelsenkirchen?

Heinrich: Nichts... – was bislang ernsthaft Wirkung gezeigt hätte.

Muss das so sein, wenn man aus Kamen kommt?

Heinrich: In Kamen-Heeren hängen in den Gärten eben nur zweierlei Fahnen. Entweder Herne-West oder eben die Dortmund-Fahne. Es gibt nur diese zwei Lager. Ganz selten taucht mal ein Exot auf und ruft aus der letzten Reihe: „Es gibt nur eine Borussia. Die vom Niederrhein.“ Das finde ich dann ganz süß.

Du pöbelst im Radio gerne mal gegen Blau und Weiß. Wie oft haben sich schon Fans über dich beschwert?

Heinrich: Oh, immer wieder. Massiv. Einige Fans sind sich nicht einmal zu schade, meine Kündigung zu fordern. Das stachelt mich dann noch mehr an. Die meisten finden es aber ganz lustig. Mit einem Schalke-Typen habe ich sogar mal „on Air“ gewettet. Der Einsatz: Im Trikot des feindlichen Vereins zum Revierderby. Aus gesundheitlichen Gründen haben wir uns dann doch dagegen entschieden. Das war mein Glück, denn ich habe die Wette (wie so oft) verloren.

Was machst du denn sonst so, wenn du nicht bei Einslive moderierst? Und wie viel Zeit bleibt für Stadionbesuche?

Heinrich: Ich mache sehr gerne Sport, gehe viel laufen und spiele schlecht Tennis. Als ich klein war, habe ich sogar selbst manchmal Fußball gespielt. Mein Vater war Fußballtrainer, mein großer Bruder Thomas hat gespielt und meine Mama war Abwehrspielerin in einer Damenmannschaft. Es gab bei uns im Dorf aber keine Mädchenmannschaft, und so bin ich dann in den Tennisverein gegangen. Da durfte ich leider niemanden mehr weggrätschen, aber das mache ich ja heute verbal.

Ich gehe mit meinem Bruder so drei-/viermal im Jahr ins WESTFALENstadion. Komplett durchritualisiert:

  • Treffen um elf am Markt in Dortmund
  • Pils trinken
  • noch ein Pils trinken
  • 14 Uhr zum Stadion
  • wieder Pils trinken
  • Platz einnehmen (jaja…wir sitzen…sorry!)
  • angetrunken Jungs anpöbeln und meinen Bruder in Gefahr bringen/manchmal auch an seiner Schulter einpennen (ist ihm peinlich)
  • Halbzeit: Wurst essen/Leute aus Heeren treffen
  • Abpfiff und dann wieder in die Stadt – und was trinken? Richtig!

Anpfiff:

Wie hältst du dich in Sachen BVB auf dem Laufenden?

Heinrich: Hier in der Redaktion liegen die gängigen Fachmagazine. Wenn ich aber fundiertes Expertenwissen brauche, dann muss ich eine Zeitung bei Willi Schulte in Heeren kaufen gehen. Die Zeitung ist total egal, aber der Verkäufer, also Willi, ist immer bestens informiert. Der weiß ALLES! Mir fällt auf, dass ich lang nicht bei ihm war.

Der Wortanteil bei Einslive ist ja eher gering. Würdest du dir mehr Fußball im Programm wünschen?

Heinrich: Wenn ich moderiere, kann der Wortanteil gar nicht gering sein: Ich rede sehr gerne und sehr viel und sehr gerne über Sport und Politik. Ich schaue, dass ich in meiner Sendung auf jeden Fall ein oder zwei Sportthemen im Programm habe. Gerne Fußball, sehr gerne aber auch Sportarten, die sonst nicht so eine große Präsenz genießen. Ich habe höchsten Respekt vor Athleten, die Spitzenleistung bringen, obwohl sie keine fetten Verträge haben und neben dem Sport noch arbeiten gehen müssen.

Gibt es irgendein Lied aus eurer Rotation, das du besonders mit Borussia assoziierst?

Heinrich: Leider spielen wir „You´ll never walk alone“ nicht.

Abstoss:

Wie ist das, beim WDR mit lauter Podolski-Jüngern zusammenarbeiten zu müssen?

Sabine Heinrich von Einslive.
© Foto: WDR/Fußwinkel

Heinrich: Ach ja. Nett. Im Prinzip. Die leiden so schön. Ich wohne ja jetzt auch schon ziemlich lange in Köln und bin durchaus FC-infiziert. Das geht gar nicht anders: Die Kölner ziehen dich komplett mit in den Dreck, und dann erwische ich mich dabei, wie ich auch etwas traurig bin, wenn die verlieren. In der Kneipe, in der ich Fußball gucke, wurde ich am Anfang immer etwas angepöbelt: „Eeeey Mödsche: wat willste mit dem scheiß Lappe hee!“ Das hat was gedauert, bis die gemerkt haben, dass das ein Dortmund-Schal und kein Alemannia-Aachen-Schal war. Und jetzt mögen sie mich auch etwas. Ich trage aber kein FC-Trikot. Das gehört sich nicht. Man darf nur ein Trikot tragen. Mein Dortmund-Trikot habe ich übrigens bei der Meisterfeier 2002 verloren. Fragt nicht nach den Umständen, das ist mir peinlich. Jetzt halt nur noch Schal.

Du wurdest an Weiberfastnacht gecastet. Hast du dich inzwischen an die kölsche Mentalität gewöhnt?

Heinrich: Total. Da hatte ich aber auch keine Schwierigkeiten. Ich habe großen Spaß am kölschen Karneval und damit auch im FC-Stadion. Wenn es für den FC gut läuft, dann feiern die ja ganzjährig Karneval. Da fühle ich mich schon sehr gut und die Kölner sind immer etwas überrascht, dass die Mädels aus dem Ruhrgebiet ja auch ganz lustig sind. Ich komm nur noch immer nicht auf den ihr Kölsch klar.

Was macht deiner Meinung nach den Dortmunder aus?

Heinrich: Ach ich mag einfach die Sprache und die Gespräche in der Halbzeit:

  • "Und?"
  • "Nö. Asskla. Und selbs?"
  • "Mussja."
  • "Nimmße aunonpils?"
  • "Jop."

Eckball:

Kannst du dich daran erinnern, seit wann du BVB-Fan bist?

Heinrich: Tatsächlich schon als kleines Mädchen. Mein großer Bruder war Dortmund-Fan, meine Mama gehört zur bereits erwähnten Gladbach-Randgruppe und mein Papa ist für Schalke. Mein Bruder zog mich dann mit ins Boot, um unsere Eltern zu ärgern. Es wäre quatsch zu behaupten, dass ich als Kind die Spielweise toller fand oder sowas, mein Bruder hat mich dazu gebracht und mein Patenonkel hat mich mit ins Stadion genommen. Ich habe danach keinen Verein mehr so gemocht wie den BVB.

Was war der bewegendste Moment, den du als Fan mit dem BVB erlebt hast?

Heinrich: Champions-League-Finale 1997. Ich bin mit mehreren Leuten von Unna nach Dortmund gefahren und habe auf dem Friedensplatz ganz hinten gestanden. Ein paar Jungs haben mir auf den Baum geholfen und da hab ich während des Spiels dringesessen und das unfassbare Tor von Lars Ricken gesehen. Eingewechselt und Tor. Das war eine super Stimmung und ich bin erst am nächsten Abend nach Hause und habe mich nach 26 Stunden Party dreckig und stinkend und glücklich ins Bett gelegt.

Steilpass:

Wenn du die Wahl hättest zwischen dem Job als Moderatorin und einer Karriere als Fußballprofi beim BVB, wofür würdest du dich entscheiden?

Heinrich: Ich würde sehr gerne mal an einer Trainingseinheit teilnehmen. Echt. Ich würde behaupten, da gut mithalten zu können (erwähnte ich meine Großkotzigkeit?). Aber Fußballprofi möchte ich nicht sein. Ich möchte meine Karriere nicht davon abhängig machen müssen, frei von Verletzungen zu bleiben. Ich klugscheiße lieber im Radio rum. Das kann ich auch einbeinig.

Oder doch lieber bei der recht erfolgreichen Damen-Handballmannschaft des BVB?

Heinrich: Erste Liga spielen? Ich? Neeeenee. Zu brutal. Habe schon in der Schulmannschaft immer gut Dresche bekommen - Handballgirls müssen hart im Nehmen sein. Ich hörte, dass die Mädels vom BVB auch eine tolle Fan-Community haben, vielleicht beschäftige ich mich damit doch mal mehr. Danke für den Tipp.

Elfmeter:

Eine Frage, drei Antworten: Was fasziniert Sabine Heinrich am BVB?

Heinrich:

  1. Die Wand!
  2. Dass die Fans, auch wenn die Mannschaft zurückliegt, bis zum Schlusspfiff bleiben. Können sich Kölner eine Scheibe von abschneiden!
  3. Jürgen Klopp: meine Güte, macht der Mann Spaß.

Aufstellung:

Wer ist zurzeit dein Lieblingsspieler bei Borussia und warum?

Heinrich: Nuri Sahin. Der hat echt an sich gearbeitet. Die Überwindung der Langsamkeit, oder wie war das?

Welchen Spieler würdest du gerne einmal im Dress des BVB spielen sehen?

Heinrich: Fernando Torres.

Wer sind für dich die besten BVB-Spieler aller Zeiten (Allstar-Elf: Torwart, vier Verteidiger, vier Mittelfeldspieler, zwei Stürmer) ?

Heinrich: Aha. Ihr wollt es klassisch 4-4-2.

Tor: Stefan Klos (na klar)

Abwehr: Metze, Thomas Helmer, Jürgen Kohler, Stefan Reuter

Mittelfeld: Sebastian Kehl, der junge Andi Möller, das ewige Talent Ricken, Jörg Heinrich (aber auch nur, weil ich meinen Namen in der Aufstellung sehen will)

Sturm: Kalle Riedle, Stephane Chapuisat (hol den Chappi rein, der machts mit einem Bein)

Abpfiff:

Was wünschst du dir für die Zukunft, bezogen auf Borussia Dortmund?

Heinrich: Unterhaltet mich! Kämpft! Zeigt mir, dass ihr Bock habt und schenkt mir noch mal eine solche Nacht wie am 28. Mai 1997. Ich werde wieder im Baum sitzen.

Und bezogen auf den Gelsenkirchener Verein?

Heinrich: Man tritt keine Leute, die schon auf dem Boden liegen.

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