Warmlaufen

Bitte nicht füttern!

28.03.2008, 01:36 Uhr von:  Redaktion

Löwe Lukas aus dem Dortmunder ZooSie haben es wirklich nicht leicht: Der kleine Tierpark Bochum, so erfuhr ich vor geraumer Zeit in einer TV-Reportage, führt inmitten des Ruhrgebiets ein relatives Schattendasein und kämpft tapfer um Beachtung und Anerkennung. Grund dafür ist dabei weniger die überschaubare Größe des Areals, sondern vor allem auch die Nachbarschaft zu den beiden Ruhrpott-Platzhirschen unter den Zoologischen Gärten. Welche – Ironie des Schicksals – ausgerechnet in Dortmund und Gelsenkirchen beheimatet sind.

Dass sich der Bochumer Tierpark aus diesem Grund auf Haltung und Nachzucht von Graumäusen spezialisiert hat, hätte den Filmbeitrag zwar abgerundet, wurde anscheinend aber kurz vor der Ausstrahlung der Sendung noch raus geschnitten.

Ein Ende finden die Parallelen zwischen Fußballvereinen und Zoologischen Gärten letztendlich jedoch im Aufeinandertreffen der Konkurrenten. Der Bochumer Tierpark ist eben auf sich allein gestellt, weil es sich logistisch als zu schwierig erweisen würde, Dortmunder Nashörner, Giraffen oder Amur-Leoparden die B1 entlang zum „Auswärtsspiel“ gen Westen zu treiben – und weil man auch auf den Besuch der Gelsenkirchener Trampeltiere, Stachelschweine, Erdmännchen und Stinktiere aus nachvollziehbaren sonstigen Gründen verzichtet.

Tinga bissigDer VfL hat es da ungleich leichter. Er bekommt, sofern er sich nicht gerade mal wieder eine Etage tiefer in der Nahrungskette aufhält, zweimal in der Spielzeit Besuch von den großen Nachbarn - Aufeinandertreffen, von denen vor allem der blauweiße Anhang lange zehrt und um die Aufmerksamkeit der Besucher buhlt.

Was an sich aus schwatzgelber Sicht schon eine eher mäßig spannende Geschichte ist, dürfte am kommenden Samstag wohl in beiden Lagern niemanden so richtig vom Hocker hauen. Die Platzierung beider Teams in der Tabelle ist mit „irgendwo da“ ausreichend genau beschrieben, denn weder für den VfL noch für die Borussia dürfte an den verbleibenden Spieltagen noch irgendein signifikanter Ausschlag nach oben oder unten möglich sein. Und weil das so ist, haben beide Vereine zurzeit ganz andere Themen auf der Tagesordnung, als dass noch übermäßige Aufmerksamkeit übrig wäre für ein Möchtegern-Mini-Derby.

Während in Dortmund allerdings das große Finale seine Schatten voraus wirft und fleißig Gewinnspiel-Karten ausgefüllt, Zugtickets gekauft und Hauptstadt-Übernachtungen gebucht werden, sieht die Welt ein paar Kilometer weiter westlich seit dieser Woche nicht einmal ansatzweise so rosa (oder für Bochumer: so regenbogenfarben) aus. Beim VfL herrscht wieder einmal Land unter, seit die Trennung von Sportvorstand Stefan Kuntz bekannt gegeben wurde, mit dessen Person ein großer Teil des blauweißen Anhangs den sportlichen Aufschwung der letzten Jahre eng verbindet. Für Werner Altegoer, den scheinbar unverwüstlichen Präsidenten des VfL, könnten darum schon bald wieder stürmische Zeiten anbrechen. Ob er auch diesen Sturm schadlos überstehen wird, bleibt abzuwarten. Für Außenstehende jedenfalls mutet es schon skurril an, ohne Not eine solche Baustelle zu eröffnen. Da kann man ja gleich mit ner geschulterten Schweinehälfte durchs Löwengehege.

Alex Frei im ZweikampfApropos Löwengehege: Wer sich von Dortmunder Seite letztlich in die Höhle der Maus wagen darf, steht wohl erst kurz vor Spielbeginn fest. Tingas Einsatz ist nach der Oberschenkelzerrung aus dem Karlsruhespiel ziemlich fraglich, Alex Frei fällt mit Bänderdehnung aus und auch Nelson Valdez und Diego Klimowicz konnten am Donnerstag nur Lauftraining absolvieren. Vor allem bei letzterem reicht es wohl maximal für die Bank.

Bei allem Desinteresse an der Liga wäre es indes trotzdem irgendwie schön, in Bochum drei Punkte einzufahren. Der Hunger ist so groß zwar nicht, aber man kann ja auch aus dem Spieltrieb heraus Beute machen. Wollen wir darum hoffen, dass sich unsere Schwatzgelben (nicht nur) am Wochenende ein Beispiel nehmen an den Tieren im Dortmunder Zoo und sich vom Löwen über das Nashorn bis zum Uhu die besten Eigenschaften der dortigen Fauna abgucken. Und dass sie vor allem daran denken, dass es Elefanten in Dortmund nicht gibt. Sonst versetzt uns das gräuliche Getier am Ende doch noch in Hysterie.

Zuletzt noch ein gut gemeinter Ratschlag unserer Zoologie-Redaktion an alle mitreisenden Borussen:
Die Graumaus ist ein possierliches Tierchen, dem man stundenlang zuschauen könnte bei seinem Versuch, nicht an das unterste Ende der Nahrungskette zurückzufallen. Diese Drolligkeit soll jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Graumaus ein ausgeprägtes Revierverhalten an den Tag legt und insbesondere ihren Bau vehement zu verteidigen versucht. Es ist daher geboten, die alte Tierpflegerfloskel gut im Hinterkopf zu behalten und „nie zu vergessen, dass es sich um Raubtiere handelt“. Darum: Augen auf, und Vorsicht walten lassen! Die Castroper Straße ist kein Streichelzoo.

Arne, 28.03.2008

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