Warmlaufen

Eine Woche in blau

22.02.2008, 20:53 Uhr von:  Redaktion

smolarekNach dem amüsanten Ausscheiden aus dem DFB-Pokal und dem durchaus überzeugenden Sieg gegen den Meister aus Stuttgart, treten die Gelsenkirchener am Sonntag im Westfalenstadion an, um sich eine Packung abzuholen.

Eine ereignisreiche Woche liegt hinter Mirko Slomka und seinen Jungs. Unser sg-Spitzel Ivan R. (die sg-Redaktion weiß den vollständigen Namen des kroatischen Nationalspielers, der vor der Saison aus der Schweiz ins Ruhrgebiet wechselte, er möchte aber anonym bleiben) erstattete uns täglich Bericht über kuriose Mathestunden, Frikadellen von Oma Neuer, Jermaines Provokationen und Gipsbeinen.

Montag, 4. Februar:
Die Stimmung nach dem Sieg gegen Stuttgart ist hervorragend. Selbst bei Fabian Ernst, sonst eher ein stiller Vertreter seines Fachs mit dem Temperament eines Beamten im mittleren Dienst, formiert sich ab und zu ein Lachen im Gesicht. Wir spielen ein lockeres 5 gegen 2 im Training. Oder wie Kevin es jetzt nennt: „Die Zahl, bei der man nach gelben Karten gesperrt wird“ gegen „so viele Tore habe ich gegen die Sseiss-Sstuttgarter gemacht“. Nach dem Training tritt Gerald Asamoah vor das Mikro des WAZ-Redakteurs: „Auch gegen Dortmund werden wir volle Pulle spielen und wir werden ganz locker drei Punkte mit nach Hause nehmen. Ich mache fünf Buden.“

Dienstag, 5. Februar:
Heute ist Deutschstunde für alle unsere ausländischen Spieler. Ich schleiche mich in den Unterricht und schaue mal, wie das abläuft. „Wo ist der Kevin“, fragt der Lehrer. Streber Rafinha, das fleischgewordene Monchichi, weiß bescheid und sagt, nachdem er die Tasche des Lehrers akkurat auf das Pult gelegt hat: „Der muss heute Sonderschichten in Mathematik ableisten.“ Also gucke ich mal ins Nebenzimmer. Da sitzt Kuranyi in der ersten Reihe und schaut mit großen Augen einem 13-Jährigen Sch****-Fan, der wohl als Lehrer fungiert, beim Zählen zu. Auf der Tafel steht: Nach der fünften gelben Karte werde ich gesperrt. Der Teenie sagt zum Profi: „Kevin, also noch mal: Welche Zahl kommt nach der vier?“ Kuranyi: „Sieben?“ Am Abend tritt Asamoah vor das Mikro des Sportredakteurs der Buerschen Zeitung: „Wir kovacasamoahsind guter Dinge, dass wir auch gegen Dortmund die Ernte einfahren können. Vielleicht treffe ich ja sogar.“

Mittwoch, 6. Februar:
Mittagessen in der Schalke-Kantine. Es gibt leckere Buletten von der Oma von Manuel Neuer. Der Westermann schlägt zu, als gäbe es ab morgen kein Fleisch mehr. Was ist los, Heiko?, frage ich. Er: „Ich brauch endlich mal wieder etwas auf dem Teller, was mal gelebt hat. Bei der Nationalmannschaft gibt es nur Möhren und so ein Zeuchs.“ Jermaine Jones bestätigt ihn. Doch der übertreibt das Ganze: „Ey, Albert, wie fandest Du das Essen beim Jogi? Ach ne, Du warst ja gar nicht eingeladen. Hahahahaha.“ Und er setzt noch einen drauf: „Ach ja, Kevin, nimm bloß nicht fünf Buletten, sonst bist Du für die nächste Frikadelle gesperrt. Hahahahaha.“ Am Abend tritt Gerald Asamoah vor das Mirko des RevierSport-Redakteurs: „Wir fahren nach Dortmund, um natürlich zu gewinnen. Aber wir müssen sehen, wie der Spielverlauf ist. Ein Punkt wäre auch schon ein Gewinn. Eventuell kann ich sogar mitspielen, bin ein wenig vergrippt.“

Donnerstag, 7. Februar:
Panik macht sich breit im Training: Alex Frei soll wieder fit sein. „Oh nein, oh goddogoddogoddogoddogott“, ruft Manuel Neuer die ganze Zeit und rennt wild umher mit den Händen am Kopf. Was ist denn mit dem Frei?, frage ich. „Mit dem fing das ganze Elend an damals“, sagt unsere Nr. 1. „Und wenn der Smolarek auch noch spielt, dann geh ich nicht auf den Platz.“ Ich konnte ihn beruhigen, denn der spielt ja nicht mehr in Dortmund. „Wirklich nicht?“, fragt Neuer. Nein, der ist weg. „Und der Metzelder?“, fragt Manu. Auch weg. „Na, dann“, meint er und lächelt etwas. „Außerdem macht der Kevin ja zwei Buden“, sagt Manu. Nee, der ist doch gesperrt, weil er nicht wusste, dass nach vier die fünf kommt. Neuer schluckte: „Ach so, stimmt ja. Und der Dede, Wörns, Tinga und Kringe? Sind die noch dabei?“ Die sind alle noch da, sage ich. Plötzlich rennt Neuer los in die Kabine und schreit nur: „Neeeeeeeein!“ 20 Sekunden später kommt er komplett umgezogen mit seiner Tasche wieder raus, schreit immer noch, springt in sein Auto und rast davon. „Was ist denn mit dem los?“, fragt Krstajic. Ich sage: Ich glaube, der hat Angst vor dem Spiel in Dortmund am Sonntag. „Wir spielen am Sonntag in Dortmund?“, fragt der Serbe mit weit aufgerissenen Augen. Ja, sicher, sage ich. Krstajic rennt los: „Neeeeeeein.“ Am Abend tritt Asamoah vor das Mikro des Kicker-Redakteurs: „Gegen Dortmund waren es ja immer heiß umkämpfte Partien. Wir würden zwar prinzipiell am Sonntag lieber gegen einen anderen Verein und vor allem in einem anderen Stadion spielen, aber der doofe Spielplan hat es ja so vorgesehen. Ich kann wahrscheinlich nicht dabei sein, denn ich habe einen ganz entzündeten Pickel am Rücken.“

flugzeugbannerFreitag, 8. Februar:
Was ist denn mit dem Tönnies los? Der Wurst-Clemens will nicht ins Westfalenstadion mitkommen. „Den Laden betrete ich nie wieder“, poltert er los. Wieso? Was ist denn passiert?, frage ich ganz unbedarft. Tönnies: „Die haben uns damals so was von provoziert und uns um die Meisterschaft betrogen, mit dieser Bagage will ich nichts mehr zu tun haben.“ Hmm, ich war ja damals noch nicht dabei. Zum Glück habe ich mir die Blamage erspart. Mein Kumpel Mladen sagte mir, dass dem Watzke das alles egal sei: „Wenn Herr Tönnies nicht zu uns ins Stadion will, dann soll er halt zu Hause bleiben.“ Abends tritt Asamoah vor das Mirko von Radio Vest: „Es ist keine Schande, in Dortmund zu verlieren. Auch wir als Schalker sollten mit der Möglichkeit einer Niederlage rechnen, vor allem, wenn man bedenkt, wie stark die Dortmunder zuletzt aufgetreten sind. Ich befürchte, ich kann gar nicht mitspielen. Ich habe mich gestern beim Comiclesen am Papier geschnitten. Das tut höllisch weh. Ich lass das mal morgen vom Doc abklären.“

Samstag, 9. Februar:
Ganz still ist es heute. Keiner sagt was, alle gucken bedröppelt auf den Boden. Nur Kevin rennt grinsend umher: „Ratet mal, wer morgen gesperrt ist!“ „Schnauze, Kevin“, ruft Altintop. „Wegen Deiner Dummheit muss ich jetzt von Anfang an ran.“ „Du triffst doch eh nicht“, ruft Kuranyi und lacht laut. Slomka nimmt ihn zur Seite: „Kevin, nun hör auf, den Halil zu ärgern. Lern mal lieber die Zahlenreihe bis fünf!“ Grummelnd geht Kevin raus. Mittags tritt Gerald Asamoah mit Gipsbein vor das Mirko der versammelten Gelsenkirchener Presse: „Es tut mir leid, ich habe mir heute morgen beim Bergsteigen das Bein gebrochen. Ich bedauere es sehr, dass ich in Dortmund nicht auflaufen kann.“
Ein Pressevertreter fragt nach: „Werden Sie die Mannschaft denn im Stadion unterstützen?“ Asamoah: „Ich bitte sie, das geht doch nicht, ich will niemandem den Platz wegnehmen, es gibt eh viel zu wenige Eintrittskarten.“
Ein anderer Pressevertreter: „Seit wann steigen Sie auf Berge? Das ist ja das allerneueste!
Asamoah, etwas verlegen: „Seit heute.“
Ein Pressevertreter: „Und wo ist das ganze passiert? So hügelig ist Gelsenkirchen nicht.“
Asamoah: „In der Schweiz. Mein Kumpel Ivan wollte mir seine Heimat zeigen heute morgen. In aller Herrgottsfrühe sind wir los, und nun sind wir wieder hier.“
Wiederum ein Pressevertreter: „Stimmt das, Herr R.? Wir haben gerade 13.30 Uhr.“
Ich musste zustimmen. Hatte ich dem Gerald versprochen. Dafür musste er mir versprechen, dass er für einen Monat aufhört, den DJ in der Kabine zu spielen. Das hängt nicht nur mir schon aus den Ohren raus.

watzkeSo weit mein Wochenbericht vor dem Derby.

Euer Ivan R.

So könnten sie spielen:

Borussia Dortmund: Ziegler - Rukavina, Amedick, Kovac (Wörns), Dede - Kehl - Kringe, Tinga - Federico - Frei (Klimowicz), Petric.
Auf der Bank: Bade - Wörns, Brzenska, Hummels, Kruska, Buckley, Klimowicz, Valdez.
Fraglich: Kovac (Schulterprellung).
Es fehlen: Kuba (Faserriss im Oberschenkel), Weidenfeller (Reha nach Schulter-OP), Degen (Aufbautraining nach Sprunggelenk- und Adduktoren-OP).

FC Schalke 04: Neuer - Rafinha, Bordon, Krstajic, Westermann - Jones, Ernst - Rakitic, Kobiashvili - Asamoah, Larsen.
Auf der Bank: Schober - Höwedes, Varela, Zé Roberto, Sanchez, Lövenkrands, Altintop.
Es fehlen: Kuranyi (Gelbsperre), Pander (Knieprobleme), Bajramovic (Zeh-Entzündung), Grossmüller (Rotsperre), Abel (Rückstand nach Kreuzbandriss).

Schiedsrichter: Peter Gagelmann (Bremen). Assistenten: Matthias Anklam, Sascha Thielert. Vierter Offizieller: Dr. Jochen Drees.

Das Westfalenstadion wird mit 80.708 Zuschauern ganz gut gefüllt sein.

DvB - 08.02.2008

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