Warmlaufen

Mit Bananen-Flip über Jena nach Berlin

18.03.2008, 00:12 Uhr von:  Redaktion

Einlauf mit Bananen zum Pokalspiel gegen BremenWer hätte das vor dieser Saison wissen können? Seit Jahren schreibe ich die Vorberichte zum DFB-Pokal - das heißt, es waren vielleicht ein bis zwei Berichte pro Saison. Aber die Saison 2007/08 ist anders. Das ist schon mein fünfter DFB-Pokal-Vorbericht und ich bin tierisch nervös. Pokalhalbfinale?! Dass ich dieses Wort in Zusammenhang mit dem BVB mal lesen oder schreiben muss, hätte ich nie gedacht. Und der Gegner heißt Carl Zeiss Jena, da kann doch gar nichts schief gehen. Oder doch?

Es könnte doch so schön sein, Dortmund steht im Halbfinale, hat ein Heimspiel und bekommt, von der Papierform her, den schwächsten Gegner. Wer soll uns da denn aufhalten? Leider zeigt gerade ein Blick in die Statistik, da gibt es Möglichkeiten... Achtmal stand der BVB schon im Halbfinale, nur drei Mal zog man ins Finale ein. Vor allem sollte man sich im Hinsicht auf den Zweitligisten Jena an die Saison 82/83 erinnern. Dort ist Borussia Dortmund als großer Favorit nach Köln ins Müngersdorfer Stadion gefahren. Gegner war dort der SC Fortuna Köln. Am Ende flog der BVB mit 0-5 aus dem Pokal und kurz danach war auch der Trainer Feldkamp Geschichte. Hoffen wir mal, dass sich die Geschichte nicht wiederholt. Rechnen wir lieber positiv, denn bisher ist der BVB immer ins Finale eingezogen, wenn man im Halbfinale ein Heimspiel hatte. Also, holt die Bananen raus und feiert.

Spielt ein Drittligist im UEFA-Cup?

Florian Kringe ist wieder im TeamSo etwas erhofft man sich natürlich in Thüringen. In der zweiten Bundesliga ist zur Zeit Carl Zeiss Jena ziemlich abgeschlagen am Tabellenende, so dass sie höchst wahrscheinlich demnächst in der dritten Liga spielen müssen. Der 1903 gegründete und 1966 neu gegründete Fußballclub hat mehrere Namensänderungen in seiner Geschichte erlebt. Auch sonst ist die Geschichte des dreimaligen DDR-Meisters in den letzten Jahren sehr wechselhaft gewesen. Von der zweiten Bundesliga (1997/98) ging es dann runter bis in die Oberliga NOFV-Süd und wieder zurück in die zweiten Bundesliga. Viermal konnten die Thüringer den DDR-Pokal gewinnen und standen 1981 sogar im Europapokal der Pokalsieger-Finale. Das verlor man aber in Düsseldorf gegen Dinamo Tiflis. Bisher war im DFB-Pokal immer im Viertelfinale Schluss, doch diesmal erreichten sie das Halbfinale. Ist die Pokalerfolgsstory in Dortmund zu Ende, oder geht die Reise weiter nach Berlin?

Nicht nur Erfolge konnte Jena feiern, sondern auch einige bekannte Spieler hervorbringen. Spieler wie Jörg Böhme, Robert Enke, Jonathan Akpoborie, Perry Bräutigam, Bernd Schneider und Hans Meyer sollten jedem Fußballfan ein Begriff sein. Auch der aktuelle Trainer ist kein Unbekannter. Henning Bürger begann seine Karriere bei Jena, bevor er es u.a. in Gelsenkirchen, Nürnberg, St. Pauli und Frankfurt auf 99 Erstliga- und 176 Zweitligaspiele brachte. Nach seinem Karriereende begann er in Jena als Jugendtrainer, bevor er am 22.12.07 den erfolgslosen Trainer Valdas Ivanauskas ablöste.

Aber vergessen wir die Geschichte, kommen wir zur jetzigen Mannschaft. Am Freitag spielte Jena bei Kickers Offenbach und die Generalprobe misslang. Aristide Bance erzielte die 2-0-Führung der Kickers, Pokalchoreo der Desperados zum Pokalspiel gegen Bremenbevor Sandor Torghelle in der Schlussminute überraschend den 2-1-Endstand erzielte.

Nun ist die Frage, ob Trainer Bürger der vierte Rauswurf eines Bundesligisten gelingt? Dabei hat er allerdings erhebliche personelle Probleme. Fehlen werden die rotgesperrten Angreifer Sami Allagui und Sandor Torghelle. Auch Juniorennationalspieler Nils Petersen ist angeschlagen. Im Tor steht der Weißrusse Wassili Chomutowski. Die Abwehr besteht aus Alexander Maul, Robert Müller und dem Nigerianer Darlington Omodiagbe. Das massive Mittelfeld umfasst die Spieler Tobias Werner, Stefan Kühne, Torsten Ziegner, Niels Hansen und Michael Stegmayer. In der Offensive spielt der Tscheche Jan Simak die hängende Spitze. Einziger Stürmer wird Marcel Schied sein.

"Bundesliga ist was für Pokalversager"

Selten passte so ein Spruch besser auf eine Mannschaft wie Dortmund. In der Bundesliga versucht man den Negativrekord mit den meisten Niederlagen zu brechen. Immerhin 31 verschiedene Spieler hat Thomas Doll schon in der Liga ausprobiert, aber irgendwie klappt es nicht mit einer Mannschaft über längere Zeit. Neben Highlights in Stuttgart, gegen Bremen, gegen Bayern gab es Aussetzer wie in Wolfsburg, gegen Hamburg und in Gelsenkirchen. Der BVB bleibt in der Liga eine Sphinx. Nach dem Spiel in Hamburg steht der BVB auf Platz 13 im relativ Thomas Doll während des Spiels in Hamburggesicherten Mittelfeld. Es geht weder was nach oben als noch nach unten. Das geheime Ziel, endlich wieder nach Europa zu kommen, ist aber immer noch möglich. Nämlich über den ungeliebten Wettbewerb, in dem der BVB seit 19 Jahren immer vor der Jahreswende rausgeflogen ist.

Mittlerweile ist er die Goldgrube und die große Hoffnung der Borussen aus Dortmund. Verlief noch der Beginn beim Regionalligisten aus Magdeburg mit 4-1 holprig, so konnte man beim 2-1-Sieg gegen den Bundesligisten Eintracht Frankfurt sogar einen 0-1-Rückstand drehen. Das erste Hallo-Erlebnis war der Sieg gegen den SV Werder Bremen im Achtelfinale. Man führte schon 2-0 gegen die Nordlichter, als dann der Schiedsrichter das Elfmeterschießen für Bremen ansetzte. Diego konnte den ersten verwandeln, aber Ziegler hielt den zweiten und man war im Viertelfinale. Und die Glücksgöttin Fortuna blieb uns holt. Erneut ein Heimspiel und Gegner war dort der ambitionierte Zweitligist aus Hoffenheim. Der BVB gewann schlussendlich mit 3-1 und freut sich jetzt auf den zweiten Zweitligisten.

Kommen wir nun zur Frage, welche Mannschaft auflaufen wird. Es wird zumindest nicht die vom Samstag sein. Dort schonte Doll nahezu die halbe Mannschaft und kassierte zurecht eine 0-1-Niederlage. Vor allem in der ersten Hälfte zeigte die Defensive die üblichen Schwächen und lud den HSV zum Toreschießen ein, doch da standen Ziegler und der Pfosten im Weg. Gerade als der BVB in der zweiten Hälfte besser in Spiel kam und vor auch eigene Chancen hatte, erzielte Guerrero den goldenen Treffer. In der Folge spielte zwar der BVB nach vorne, hatte aber kaum ernstzunehmende Chancen. Aber egal, wenn man gegen Jena weiterkommt. Falls nicht, dann brennt es in Dortmund.

Zwar konnte Doll noch nicht die endgültige Gesundung der Spieler bekannt geben, aber Kringe, Frei, Klimowicz und Kehl werden heute trainieren. Dann wird man sich beraten, wer spielen kann oder wer nicht. Fest steht, im Tor wird wieder der Pokalheld, Marc Ziegler, stehen. Auch auf der rechten Seite gibt es keine Alternative für Rukavina wird wieder in der Startelf stehenAntonio Rukavina. Bei der Innenverteidigung hat Thomas Doll die Qual der Wahl, da eigentlich außer Kovac alle Innenverteidiger gleich stark (schwach) sind. Ich plädiere darum für Hummels als Partner für Kovac, obwohl es wahrscheinlicher ist, dass Amedick oder Wörns sein Partner wird. Wichtiger für den BVB ist die Rückkehr von Dede, der vor allem für den Spielaufbau wichtig ist. Trotz malträtierten Bein und Arm sollte er wieder einsatzbereit sein. Im defensiven Mittelfeld wird man wieder auf Kehl setzen. Die beiden Außen werden von Tinga und Buckley besetzt werden. Als Lenker hinter dem Sturm wird Federico auflaufen. Der Sturm ist mit Frei und Petric super besetzt.

Zuschauerrekord in Dortmund

Da spielt mitten in der Woche ein desillusionierter Erstligist, der im Niemandsland der Liga steht und empfängt einen fast abgestiegenen Zweitligisten. Normalerweise kann man da froh sein, wenn vielleicht 20.000 Fans kommen. Nicht so in Dortmund! Es wird wohl ein ausverkauftes Haus werden, d.h. das bestbesuchte Heimspiel des BVB im DFB-Pokals. Aber das reicht noch nicht als Superlativ. Es ist auch, zumindest konnte der DFB nicht den Gegenbeweis antreten, das bestbesuchteste DFB-Pokalspiel aller Zeiten. Und damit richtig Stimmung in der Bude ist, kommen aus Thüringen mindestens 8.000 Fans. Schlechte Nachricht gibt es allerdings für Kurzentschlossene, denn die Kassenhäuschen vorm Stadion bleiben zu. Damit jetzt nicht noch Fans anfangen zu heulen: Ihr könnt (hoffentlich) den BVB-Einzug ins Pokalfinale im ZDF um 20:30 Uhr sehen. Für die Glücklichen, die eine der wenigen Karten haben, heißt es aber: schnappt euch eure Fahnen, Pokale, Schals oder einfach Bananen und schreit unsere Mannschaft nach Berlin!

BVB gegen Jena im Pokal, da war doch mal was?

Ohne Worte :-)Man schreibt das Jahr 1993. Der BVB steht überraschend in der zweiten Runde des DFB-Pokals und hat, noch überraschender, ein Heimspiel. Gegner im August ist der Zweitligist FC Carl Zeiss Jena. Vor knapp 17.500 Zuschauern erzielt der Außenseiter aus Thürigen schon in der 11. Minute, durch einen Spieler namens Schreiber, den 0-1-Siegtreffer und schmeißt den Favoriten aus Westfalen aus dem Pokal. Bei den Dortmunder spielen Größen wie Klos, Freund, Reuter, Sammer, Mill, Chapuisat und Zorc. Dieser Zorc ist auch noch der Letzte, der beim BVB angestellt ist.

Aber vergessen wir das Spiel. Lieber sollten die Dortmunder Funktionäre Zorc, Dickel und de Beer mal den Jungens da unten erzählen, wie geil es sein kann, den DFB-Pokal zu gewinnen. Oder vielleicht besuchen die Spieler einfach mal die Altborussen Hoppy Kurrat, Aki Schmidt und Jockel Bracht. Auch sie durften jubeln. Zwar gewannen sie nicht in Berlin den Pokal (Das Finale fand in Hannover statt), aber sie nahmen ihn als Erste entgegen. Insgesamt nahm der BVB an 172 Pokalspiele teil (dazu gehört auch der WFV-Pokal). Einhundert Siegen stehen 54 Niederlagen entgegen. Dazu gab es noch 18 Unentschieden (Wiederholungsspiele oder Elfmeterschießen). 449 Toren stehen 245 Gegentreffer entgegen. Besser sieht es bei den Heimspielen aus. Dort gab es 44 Siege, 5 Unentschieden und nur 12 Niederlagen (192 zu 76 Toren). Richtig positiv ist die Bilanz bei Halbfinalbegegnungen. Bisher hat der BVB noch jedes Pokalhalbfinale in Dortmund gewonnen. Leider waren es bisher nur drei. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass der BVB jedes Auswärtsspiel im Halbfinale verloren hat. Wollen wir einfach mal hoffen, dass wir weiterhin diese Tradition pflegen. Ach ja, die letzte Pokal-Heimniederlage liegt gar nicht so lange zurück. Am 24.10.06 war Dortmunds Pokalschreck Hannover Endstadion.

Solche Bilder möchten wir auch gegen Jena sehenVielleicht sollte man lieber Dolls Erfahrung mit Jena im Pokal heranziehen. Am 4.06.88 fand in Berlin das FDGB-Pokal-Endspiel zwischen Dolls Klub BFC Dynamo und eben Carl Zeiss Jena statt. In der 112. Minuten gelang Doll das vorentscheidende 1-0 (wie er uns versicherte, war es kein Abseitstor). Hoffen wir mal, dass er dieses Sieges-Gen auch seinen Spielern einpflanzen konnte

Das Zünglein an der Waage ist...

...ein Berliner (sonst kommen sie ja nicht so weit). Somit ist ein Elfmeterschießen gesichert, da Mister „Hier ein Elfer, da ein Elfer“ Manuel Gräfe versucht, dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken. Legendär waren seine Entscheidungen beim Spiel Nürnberg gegen BVB aus der Saison 2004/05. Insgesamt gab es acht Spiele unter seiner Leitung. 5 Siegen stehen zwei Unentschieden und nur eine Auswärtsniederlage entgegen. Also ein gutes Zeichen. Seine Assistenten sind Jan-Hendrik Salver und Guido Winkelmann. Einen Doktor schickt der DFB auch noch. Vierter Offizieller ist Dr. Jochen Drees.

Oberkörperfrei...

...sollte man sich morgen verkneifen. Es wird bedeckt und zwischen 2 bis 4°C warm sein. Gefühlt werden die Temperaturen sogar bis –2°C runtergehen. Auch wenn es morgen abend nicht regnen wird, sollte man auf einen Schirm nicht verzichten, denn das Niederschlagrisiko steigert sich bis zum Abend auf 90%.

And now, we present the Berlinfighters

Die Guten aus Dortmund: Ziegler – Rukavina, Kovac, Wörns (Amedick, Hummels), Dede – Kehl, Tinga, Buckley, Federico – Frei, Petric

Pokalchoreo zum Spiel gegen HoffenheimZweite Wahl aus Jena: Chomutowski – Maul, Müller, Omodiagbe – Werner, Kühne, Ziegner, Hansen, Stegmyer – Simak - Schied

Die Dortmunder Joker: Bade – Brzenska, Hummels, Amedick, Kringe, Valdez, Kruska, Senesie, Nöthe

Und was gibt es noch?

Natürlich wird es von den Fans eine Choreo zum Halbfinale geben. Um was es sich handelt, darüber sagen wir nichts. Schließlich will man sich die Freude nicht versauen. Außerdem könnte der Abend sehr lang werden, wenn man ins Finale eingezogen ist. Aber erstmal sollte man das Spiel gewinnen, dann guckt man nach München und drückt den Roten die Daumen (das wäre das fast sichere Ticket nach Europa). Außerdem sollte man nicht vergessen, dass am Mittwoch unsere A-Junioren in der Roten Erde ebenfalls um den Einzug ins Pokalfinale kämpft. Dieses Finale findet ein Tag früher in Potsdam statt. Wäre doch eine schöne Wochenendreise, oder?

So, der Worte sind genug gewechselt, nun lasset Taten sprechen. Haut Jena aus dem Stadion und lasst uns singen: "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!"

CHS, 17.03.2008

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