Unsa Senf

Ist die Losfee käuflich?

09.04.2008, 10:09 Uhr von:  Redaktion

Um es gleich zu Beginn ganz klar zu sagen: Ja. Die Losfee ist käuflich.

Sie war es immer und sie wird es auch immer bleiben. Die Dame soll sehr empfänglich sein für den Glanz alter Dauerkartennummern ebenso wie für Mitgliedsausweise, die im Sonnenlicht golden schimmern. Einmal den Blick auf diese Mitbringsel geworfen, geizt sie nicht mit ihren Reizen - und damit weiß sie umzugehen.

So war es auch wieder bei der Ticketvergabe für das Pokalendspiel 2008 in Berlin. Nehmen wir mal nur die groben Zahlen. Eine Welle von Kartenanfragen hatte Borussia nach dem Halbfinale gegen Jena förmlich überspült. Im Lostopf dürften aM Ende etwa 200.000 Ticketwünsche gelegen haben, also mindestens 80.000 Bestellungen. Der DFB, der in Sachen Karten eher zu den staubtrockenen Vertretern zählt, wollte oder konnte aber nur 20.000 Tickets für den schwarzgelben Anhang bereitstellen. Auf jede verfügbare Karte kamen also 8 Interessenten.

Was also tun? Fanclubs buhlten natürlich schon zu Beginn um die Gunst der Losfee. Sie sollten dann auch eigenes Kontingent an Karten bekommen. Wer den Verein über Jahre (wenn nicht Jahrzehnte) begleitet, Basis- und Fanarbeit leistet, Busse als preiswerte Transportmittel bereitstellt und noch jeden klammen Fan auf irgendeinen Arenen-Parkplatz aufgelesen hat, der muss belohnt werden. Da kann es überhaupt keine Diskussion geben. Da haben Borussia & die Losfee schon mal richtig in den Topf gegriffen.

Bleiben Dauerkartenbesitzer und Mitglieder. Warum auch nicht? Vereinstreue, auf diese Weise dokumentiert, bisweilen über Jahrzehnte gepflegt und oft in Familienbesitz vererbt, muss Vorteile genießen. Damit wird niemand abgestraft, sondern belohnt. Das ist und bleibt eine Frage der Gerechtigkeit.

Sogar das Kontingent von Hauptsponsor Evonik konnte über diverse Medien ausschließlich an Mitglieder verlost werden. Dafür gebührt dem Verein wie dem Sponsor ein großes Lob.

Bleiben die Karten, die über Fanabteilung & Sonderzug an den Mann (Frau) gebracht wurden. Auch hier ein ähnliches Bild. Mitgliedschaft bei Wind und Wetter erhöht die Chance auf ein Ticket. Nicht zuletzt aus diesem Grund wurde die FA ins Leben gerufen. Man vertritt die Interessen der Fans - und jeder kann sich dieser Vertretung anschließen. Es konnten sogar Leute ohne Mitgliedschaft eine Karte für den Sonderzug ergattern. Eine faire und verständliche Geste der FA, nur der Bestellkopf musste Mitglied in der FA sein. So konnte auch dort jeder Fan ein Ticket zugelost bekommen. Niemandem wurde die Tür einfach vor der Nase zugeschlagen. Der Rest war auch einfach ein wenig Losglück.

Womit wir beim einzigen Wermutstropfen der ganzen Veranstaltung sind. Die Anzahl der verfügbaren Karten führte zu Härtefällen. Das bleibt bei einem Verein dieser Größenordnung nicht aus und sorgt hier und da für lange Gesichter und dicke Hälse. Aber mal ganz ehrlich. Wer kennt für dieses Problem eine Lösung? Was hätte Borussia tun sollen? Wo kann die FA in der Kartenverteilung ansetzen? Wie oben bereits erwähnt, die Karten waren mit dem Faktor 8 überbucht.

Lediglich ein kleiner Wehrmutstropfen bleibt: In Sachen Transparenz kann der BVB vom Branchenprimus durchaus noch lernen. Während die Bayern nämlich haarklein aufschlüsselten, wie groß die einzelnen Kontingente waren, veröffentlicht die Borussia diese Zahlen auch auf Anfrage nicht. Schade. Aber vielleicht fehlt in diesem Punkt auch einfach nur die Routine. Der FCB ist in Sachen Pokalfinals schließlich ein alter Hase.

So oder so: Borussia Dortmund hat bei der Kartenvergabe richtig gehandelt. Man verteilt und lost offenbar nach einem Muster mit Belohnungsprinzip. Wobei man anmerken muss, dass dabei niemand ausgeschlossen wurde. Jeder hatte die Chance - und jeder hat ab jetzt die Möglichkeiten seine Chancen im Laufe der Jahre zu verbessern. Das nächste Finale kommt bestimmt.

Rolf und Arne, 09.04.2008

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