Helden in schwatzgelb

Trauer in Dortmund - Der BVB verliert zwei Galionsfiguren

27.06.2008, 22:12 Uhr von:  CHS

Der Mai endete für den BVB traurig. Borussia Dortmund musste sich von zwei seiner größten Spieler verabschieden, Gerd Cyliax und Heinrich Kwiatkowski. Ihnen ist dieser Artikel gewidmet.

Das BVB-Logo

Gerd Cyliax ist international nicht so bekannt, aber er gehörte zu den fleißigsten Titelsammlern. Er verstarb im Alter von 73 Jahren am 17.05.2008 an den Folgen eines Schlaganfalls, den er drei Tage vorher erlitt. Er durfte sich nicht nur Meister nennen, sondern auch DFB-Pokal- und Europapokal-Sieger. Für Heinrich „Kwiat" Kwiatkowski ging es sogar noch höher hinaus. Er war Dortmunds erster Weltmeister, dazu sammelte er drei Deutsche Meisterschaften. Er verstarb nach langer Krankheit am 23.05.2008 im Alter von 81 Jahren im Beisein seiner Frau Katharina im St. Josef-Seniorenheim in Dortmund-Derne. Damit verliert auch Borussias Ältestenrat gleich zwei langjährige Mitglieder. Schwatzgelb.de möchte nun diese beiden Helden in schwatzgelb auch den jüngeren BVB-Fans vorstellen, auch wenn das eigentlich nicht notwendig sein sollte.

Gerd Cyliax, geboren am 23.08.1934 in Dortmund, spielte zuerst beim Dortmunder Vorortclub TBV Mengede. 1956 wechselte er zu Westfalia Herne, wo er zwei Jahre blieb. Danach ging er für ein Jahr zum Oberligisten Preußen Münster, nur um dann 1959, durch Obmann Heinz Dolle, zurück nach Dortmund zu wechseln. Er war ein Außenstürmer und zeichnete sich durch Schnelligkeit, Schusskraft und Spielverständnis aus. Diese Fähigkeiten hatten ihn bereits 1957 in die Junioren-Nationalmannschaft gebracht. Unter Trainer Max Merkel sicherte er sich schnell einen Stammplatz auf der Linkaußenposition. Von seinen Flanken konnten dann die Innenstürmer wie Konietzka, Schütz und Aki Schmidt profitieren. Im Jahr 1961 erreichte er das erste Mal das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft, das allerdings mit 0-3 recht deutlich gegen den 1. FC Nürnberg verloren ging. Aber bereits zwei Jahre später konnte er dann doch noch seine Deutsche Meisterschaft feiern. Im letzten Endspiel um die Deutsche Meisterschaft gewann man gegen den Titelverteidiger und Favorit 1. FC Köln. Zwei Monate später hätte man auch das Double gewinnen können, aber Dortmund scheiterte klar am Hamburger SV.

Europapokalsierger 1966 mit Cyliax

Mit der Einführung der Bundesliga wurde der Angestellte der Union-Brauerei dann Fußballprofi bei Borussia Dortmund. Bereits im ersten Jahr konnte er mit für ein Fußballwunder gegen Benfica Lissabon beim 5-0 im Dezember 1963 sorgen. Auch in der Folgezeit gab es Erfolge. So gewann er 1965 den DFB-Pokal, nur um dann ein Jahr später mit dem BVB als erste deutsche Mannschaft einen Europapokal zu gewinnen. Während er in der Anfangszeit als Außenstürmer eingesetzt wurde, spielte er in den letzten Jahren als rechter Verteidiger, wo er auch das Tore schießen nicht vergaß. In der Bundesliga traf er in 101 Spielen sechs Mal, zwei Mal traf er im Europapokal (12 Spiele). 1968 wechselte er dann zur SG Iserlohn 05, wo er dann ein Jahr später seine Karriere wegen anhaltender Kniebeschwerden beenden musste. Im Rückblick auf seine Karriere sagte er: „Ich bin dankbar, dass ich den Weg als Profi einschlagen durfte. Doch noch schöner war es, mit den großen Borussen-Mannschaften in Deutschland und Europa so viele Erfolge zu feiern."

Nach dem Karriereende wurde der Dortmunder selbstständiger Möbelkaufmann. Vor gut 16 Jahre mussten er und seine Frau Irmgard einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen, als ihre Tochter Susanne bei einem Autounfall ums Leben kam. Seine letzte BVB-Reise führte ihn wieder zusammen mit den Großen von damals anlässlich des DFB-Pokal-Finale im April diesen Jahres nach Berlin. Am 14. Mai erlitt er bei einem Besuch seines Sohns Ralf in Oberursel einen Schlaganfall, an dem er dann drei Tage später verstarb. Borussia Dortmund verliert eine seiner ganz großen Persönlichkeiten.

Der BVB 1961 mit Kwiatkowski

Ganz anders verlief die Karriere von Heinrich Kwiatkowski. Am 16.07.26 wurde er in einem Ort geboren, den man Dortmund nicht in den Mund nimmt. In diesem Gelsenkirchener Vorort lernte er dann das Fußballspielen. Nach seiner Zeit bei Westfalia Schalke wechselte er auf Betreiben von Ernst Kuzorra 1947 zum S04. 1950 zog er weiter zu Rot-Weiß Essen. Dort konnte er sich im ersten Jahr nicht gegen den Stammtorhüter der Essener, Budzinski, durchsetzten. Im zweiten Jahr bestritt er 28 Oberligaspiele und errang die Oberliga-Meisterschaft. In der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft belegte man den zweiten Platz hinter dem späteren Meister VfB Stuttgart.

Trotz des Erfolges wechselte er 1952 dorthin, wo er eigentlich nie hin wollte- nach Dortmund. Da die Borussen aber ein Torwartproblem hatten, war er sofort beim BVB ein Stammspieler und Leistungsträger. Auch mit Dortmund wird er auf Anhieb Meister der Oberliga-West. In der Endrunde blieb er erneut hinter Stuttgart Zweiter, da man trotz Punkt- und Torgleichheit durch das damalige Divisionsverfahren einen schlechteren Wert hatte. Danach folgten in der Liga zwei schwächere Jahre.

International aber stieg der Stern auf. Von seiner Nominierung für die Natioalmannschaft erfuhr Kwiatkowski erst nach der Rückkehr einer Amerikareise des BVB. Er fuhr als zweiter Mann hinter Toni Turek mit in die Schweiz. Am 20.06.54 war es dann soweit, der Dortmunder gab sein Debüt in der Nationalmannschaft. Ausgerechnet gegen Turnierfavorit Ungarn. Trainerfuchs Herberger wollte sich nicht in die Karten schauen lassen und baute die Mannschaft komplett um. Das merkte man, denn nach 21 Minuten stand es schon 3-0 für den Favoriten, der mit ihrem Wundersturm Puskas, Kocsis und Hidegkuti angetreten ist. „Die standen ständig völlig frei vor mir", erinnerte sich Kwiat an das Spiel und hoffte: „Ich habe gebetet, dass es nicht zweistellig wird". Am Ende stand es 8-3 für die Ungarn und Deutschland musste, wie erwartet, in die Relegation. Von da an aber wieder mit dem Stammtorhüter Turek. Das Ende kennt jeder. Deutschland traf im Finale wieder auf die Ungarn und konnte trotz einen 0-2-Rückstand am Ende mit 3-2 gewinnen. Damit werden hauptsächlich die 11, die auf dem Platz standen, in Verbindung gebracht. Die Wahrheit ist aber, alle 22 Spieler waren Weltmeister. So auch Heinrich Kwiatkowski. Er brachte es zwar nur auf vier Spiele in der Nationalmannschaft (kassierte dabei allerdings auch 18 Gegentreffer), trotzdem gehörte er lange zum Stamm und war bei der WM 1958 ebenfalls dabei.

Deutscher Meister
Beim BVB gab es aber auch was zu jubeln. Er wurde 1956 und 1957 endlich (mit der gleichen Mannschaft, einzigartig in der deutschen Fußballgeschichte) Meister. 1961 stand er als Kapitän seiner Borussen erneut im Finale, diese Partie verlor man aber. Bei der dritten Deutschen Meisterschaft 1963 stand er ebenfalls im Aufgebot des Meister. In der Bundesliga brachte es er allerdings nur auf drei Partien. Insgesamt war er bei 409 Oberliga-, 31 Endrunden- und zehn Europapokal-Spielen dabei. 1964 beendete er seine Karriere, blieb aber dem BVB weiterhin treu. So spielte er jahrelang bei der Traditionsmannschaft des BVB (mit 63 Jahren brachte er da so manch 40 Jahre jüngeren Stürmer zur Verzweiflung). Desweiteren gehörte er jahrelang auch dem BVB-Ältestenrat an.


Der gelernte Schlosser arbeitete bei der Bildstelle der Dortmunder Stadtwerke. 1989 ging er nach 25 Jahren in den verdienten Ruhestand. Dort pflegte er seinen Garten, der in der Nähe zu seinem Stadion lag. Heinrich Kwiatkowski starb nun nach jahrelanger Krankheit und hinterlässt neben seiner Frau Katharina, noch seine Tochter Barbara-Monika und seinen Enkel Mike, mit dem er früher gerne die Spiele seines Klubs besucht hat. Der Gentleman wird nicht nur in Dortmund betrauert, sondern auch im gesamten Ruhrgebiet.

Auf jeden Fall verliert der BVB zwei seiner besten und treusten Spieler. Ganz Dortmund verneigt sich vor ihnen und ihrer Leistung. Und eins dürfte sicher sein, ihr werdet nie vergessen!

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