Die BVB-Geschichte

Die Geschichte des BVB - Teil 8: Von 1959 bis 1968 (II)

15.02.2008, 11:18 Uhr von:  CHS

In dieser Rubrik findet ihr ab jetzt einen Rückblick auf über 100 Jahre Borussia Dortmund und ein wenig mehr. Denn wir werfen auch einen kurzen Blick auf die übrige Dortmunder Fußballlandschaft.

DFB-Pokalsieger-Trainer Hermann Eppenhoff

Durch die Erfolge der letzten Jahren nahm der BVB in der Sommerpause an mehreren Turnieren teil. Zur neuen Saison verstärkte Rudi Assauer den BVB. Der Spieler von der SpVgg. Herten hat dank eines bestimmten „Sponsors" den Weg zum BVB gefunden: Ottmar Rhein war nicht nur im Spielausschuss des BVB, sondern gleichzeitig auch aktiver Offizier in der Pressestelle der 7. Panzergrenadierdivision. In dieser Stelle sorgte er schon einmal dafür, dass BVB-Spieler in Rheine stationiert wurden und er stellte auch Kontakte zu Spielern aus der Bundeswehrauswahl her. Aber der Saisonauftakt 64/65 ging aber daneben. Gegen Aufsteiger Hannover kassierte man eine 0-2-Heimniederlage. Spätestens beim Derby war der BVB wieder da. In Gelsenkirchen gewann man klar mit 6-2. Auch international lief es. Man setzte sich im Messepokal gegen Girondins Bordeaux durch und musste nun gegen die englische Weltklassemannschaft Manchester United spielen. Sowohl im Hinspiel in Dortmund (1-6) als auch im Rückspiel (0-4) waren die Dortmunder chancenlos und die Engländer erteilten dem BVB eine Lehrstunde. National war der BVB nach der Hinrunde als Tabellenachter mit 16-16 Punkten und 23-22 Toren schon weit abgeschlagen von der Spitze.

Im Januar 65 reichte Hermann Eppenhoff seine Kündigung zum Saisonende ein, als Nachfolger wird der Werder Bremen-Trainer Willi „Fischken" Multhaup für zwei Jahre verpflichtet. Erneut war das Derby eine klare Sache für den BVB. In Dortmund kam der BVB zu einem nie gefährdeten 4-0 Sieg gegen die Gelsenkirchener. Aber ein Spieltag vor dem Ende der Saison verloren die Dortmunder in Bremen und machten so Werder zum Meister. Auch den Vize-Titel erreichen die Borussen nicht. Im letzten Spiel schafften sie nur ein 2-2 gegen den 1. FC Köln und mussten sich mit dem dritten Platz zufrieden geben.

Dafür lief es im DFB-Pokal besser. Nach Siegen bei Preußen Münster (1-0), bei Tennis Borussia Berlin (2-1), bei Eintracht Braunschweig (2-0) und gegen den 1. FC Nürnberg (4-2) traf man im Finale auf den Regionalligisten Alemannia Aachen. Der BVB führte schnell mit 2-0 und bereits nach 19. Minuten war das Finale praktisch entschieden. Denn danach machte der BVB nichts mehr fürs Spiel und die Aachener hatten nicht die Möglichkeit, die Dortmunder in Bedrängnis zu bringen. Somit sah nur Bundespräsident Lübke als einziger im weiten Rund „ein schönes Spiel". Mit dem Sieg gewann der BVB zum ersten Mal diesen Wettbewerb und durfte in der nächsten Saison im Europapokal der Pokalsieger starten.

Es ist augenscheinlich, dass der BVB damals hauptsächlich aus Spielern bestand, die aus der Gegend kamen. Außer Brungs und Straschitz (sie kamen von Fortuna Düsseldorf) stammten alle Spieler aus dem Ruhrgebiet.

Nationalspieler Timo Konietzka - Bleibt er oder geht er ?

Sportlich lief es beim BVB, aber leider gab es anderswo Probleme. Der BVB wollte den Spieler Timo Konietzka nicht gehen lassen. Der Spieler und sein neuer Verein, TSV 1860 München, waren sich schon einig. Über ein Monat verhandelten die Parteien um den Spieler. Am 28.06. gab dann der BVB Konietzka frei für den Wechsel nach Bayern. Währenddessen wurde beim BVB die Spieler Reinhard „Stan" Libuda und Siegfried Held geholt. Den Verein verlassen haben neben Konietzka auch Franz Brungs nach Nürnberg. Außerdem gab es einen neuen Trainer. Mit Willi „Fischken" Multhaup kam ein Coach zum BVB, der eigentlich gar nicht zu Dortmund passte. Der gebürtige Essener war stets modisch gekleidet und benutzte zum Lesen ein Monokel. Auch gegen über den Spielern pflegte im Gegensatz zu seinem Vorgänger eine gewisse Distanz. Dafür hatte er andere Fähigkeiten. Er arbeitete auf dem psychologischen Sektor und redete vor allem bei den Europapokalspielen die Mannschaft stark. Erneut ging der Saisonauftakt daneben. Dortmund verlor klar in Braunschweig mit 0-4.

Dortmunds erster Fussballer des Jahres: Hans Tilkowski

Auch in der Nationalmannschaft war ein Dortmunder begehrt. Torhüter Hans Tilkowski war in der Mannschaft von Helmut Schön der große Rückhalt. Im Juni beim Länderspiel in Rio de Janeiro vor 180.000 (!) Zuschauer gegen Brasilien (0-2-Niederlage) verhinderte er eine höhere Niederlage und erhielt vom Sportmagazin den Titel „König von Maracana". Das Gegenstück beim BVB war Hermann Straschitz, der sich bei den Dortmundern zu einem Problemkind entwickelte. Der Ex-Düsseldorfer wollte nicht zum Abschlusstraining erscheinen, wenn er nicht vorher erfahren würde, ob er gegen Gladbach spielte. Er spielte nicht und der BVB gewann (5-4). Beim Derby verzichtete Multhaup wegen des labilen Charakters auf Libuda. Bereits zuvor hatte Libuda innerhalb der Mannschaft einen schweren Stand. Der Ex-Sch*lker fühlte sich von seinen Mitspielern um Wosab geschnitten. Trotzdem gewannen die Borussen in Gelsenkirchen mit 3-2. Nach 14 Begegnungen in der Bundesliga ohne Niederlage kassierten die Dortmunder erst wieder im Dezember eine Niederlage beim TSV 1860 München.

Bis dahin musste der BVB auch im Europapokal der Pokalsieger antreten. Dort gab es eine Neuerung. Bei Torgleichheit nach beiden Spielen qualifizierte sich die Mannschaft, die die meisten Auswärtstreffer erzielt hatten. Der Grund waren wirtschaftliche Überlegungen. Ein Entscheidungsspiel bedeutete für beide Mannschaften in der Regel ein Defizitgeschäft. Nach dem lockeren Auftakt gegen Floriana FC (Malta) spielte der BVB in der 2. Runde gegen ZSKA Sofia und erreichte das Viertelfinale. Am Ende des Jahres gab es das Gerücht, Sigi Held wäre beim FC Neapel im Gespräch. Die Italiener wollten eine Million DM für ihn zahlen. Für Hans Tilkowski endete das Jahr 1965 erfolgreich, er wurde als erster Dortmunder zum Fussballer des Jahres gewählt. Es sollte dann 31 Jahre dauern, bis dies wieder mal ein Borusse schaffte.

Amoroso der 60er: Hermann Straschitz

Der Auftakt im Jahr 1966 begann nicht gut. Der ersatzgeschwächte Titelverteidiger im DFB-Pokal scheitert schon in der Qualifikation gegen den Bundesligaaufsteiger FC Bayern München mit 2-0. Das Drama um den Spieler Straschitz eskalierte. Nach einem unerlaubten Verlassen des Trainingslagers wird der Spieler gefeuert. Zwar nahm der Verein nach 10 Tagen die Kündigung zurück, aber das Verhältnis bleibt gespannt. Beim Testspiel der Nationalmannschaft gegen Dukla Prag (0-2-Niederlage) standen mit Tilkowski, Libuda und Held gleich drei Dortmunder im Team. Auch beim Länderspiel in Wembley gegen WM-Gastgeber England spielte nicht nur Tilkowski mit, sondern es gab das offizielle Länderspieldebüt von Sigi Held. Im Hinspiel im Europapokal erreichten die Dortmunder ein 1-1 gegen Atletico Madrid. Nach dem Rückspiel in Dortmund stand der BVB nach dem 1-0 Sieg durch Emmerich im Halbfinale und traf dort auf eine britische Mannschaft. Zwischen den Europapokalauftritten gab es zum einen das Derby, das die Dortmunder mit 7-0 gewinnen. Dadurch übernahmen sie die Tabellenführung. Auf der Mitgliederversammlung wurde eine Umstrukturierung im Trainerstab beschlossen. Max Michallek übernahm den Posten des Co-Trainer, neuer Trainer der Amateure wurde Heinrich Kwiatkowski.

Im März kam es auch in der Nationalmannschaft zum Erfolgssturmduo Emmerich/Held. In Rotterdam gegen Holland debütierte Lothar Emmerich für die Auswahlmannschaft und war neben Held der zweite Dortmunder. Das Spiel gewannen die Deutschen mit 4-2. Ein Tag später wurde Torhüter Tilkowski in einem Autounfall mit einem Lastwagen verwickelt. Er erlitt zwar nur Prellungen, aber sein Auto hatte Totalschaden. Der April brachte dann das Europapokalhalbfinale bei West Ham United. Dortmund drehte in den Schlußminuten das Spiel zu einem 2:1. Eine Woche später empfing der BVB die Engländer und gewann vor 35.000 Zuschauer die Partie mit 3-1. Dortmund stand im Endspiel in Glasgow gegen den großen FC Liverpool. Währenddessen kämpfte der BVB noch um die Meisterschaft. Aber Trainer Multhaup sagte schon, die Priorität lag beim Europapokal. Trotzdem konnte Dortmund bis zum Finale die Tabellenführung verteidigen.

Der Triumpfort: Hampton Park zu Glasgow

Am 5. Mai war es soweit. Im Hampden Park in Glasgow standen sich die Dortmunder und der FC Liverpool gegenüber. Und der krasse Außenseiter Borussia ging durch Held in Führung. Aber die überlegenen Engländer erreichten durch Hunt den Ausgleich. In der Verlängerung war es dann „Stan" Libuda, der in der 106. Minute mit einem Bogenschuss über den verdutzten Torhüter die 2-1-Führung erzielte. Und dank des Dortmunder Kampfgeistes fanden die Engländer kein Mittel und Dortmund gewannen als erste Deutsche Mannschaft einen Europapokal. Ein Tag später kamen die Europapokalhelden auf dem Kölner Flughafen an und wurden im Autokorso durch die Dortmunder Innenstadt präsentiert. Eine Viertel Million Fans waren in der Stadt und freuten sich mit ihnen.

Leider lief es in der Bundesliga nicht mehr so gut, denn nach Niederlagen gegen Bremen, TSV 1860 München und Frankfurt belegte der BVB den zweiten Platz in der Bundesliga hinter den Münchener Löwen. Neben den Strapatzen wegen der Europapokaleinsätze lag es auch an einer taktischen Fehlbeurteilung von Trainer Multhaup. Obwohl das Spiel gegen München nur drei Tage nach dem Endspiel im Europapokal stattfand und viele Spieler angeschlagen bzw. nicht fit waren, setzte er auf die gleiche Mannschaft. Diese konnte den Münchener nicht trotzen und verlor die wichtigen Punkte. Lothar Emmerich wurde mit 31 Treffern Torschützenkönig. Nach dem letzten Heimspiel begann der Ausbau des Stadion „Rote Erde" auf eine Kapazität von 55.160 Plätzen. Die Kosten beliefen sich auf 550.000 DM. Während des Heimspiel gegen TSV 1860 München erhielten die Spieler des BVB als erste Fussballmannschaft überhaupt vom Bundespräsident Ludwig Erhard das Silberne Lorbeerblatt für ihre Erfolge im Europapokal. In England nannte man das Sturmduo Emmerich - Held nur noch „the terrible twins", die schrecklichen Zwillinge. Es war zu dieser Zeit der Erfolgsgarant für den BVB. Denn die beiden wussten immer, was der andere machte. So erzielten sie bis auf zwei Begegnungen, in denen Emmerich torlos blieb, im Europapokal immer Tore.

Das Tor zur Glückseeligkeit: Stans 2-1-Tor aus der Sicht des Torhüters

Im Juni erklärte der FC Köln, das man gerne den Trainer Multhaup holen möchte. Beide Seiten waren sich einig, nur der BVB musste zustimmen. Und eine Woche später ließ der BVB-Vorstand den erfolgreichen Trainer gehen. Für die neue Saison kam der Trainer Heinz Murach. Weitere Neuzugänge sind Peehs (Borussia Neunkirchen), Mikulasch (ESV Ingolstadt), Willi Neuberger (TuS Röllfeld) und Trimhold (Eintracht Frankfurt). Den Verein verließ auch Straschitz nach Hannover.

Während der Sommerpause fand die Fussball-Weltmeisterschaft in England statt. Nationaltrainer Helmut Schön nominierte mit Tilkowski, Held, Paul und Emmerich vier Dortmunder. Im ersten Vorrundenspiel in Sheffield gegen die Schweiz gewannen die Deutschen mit 5-0, wobei Held den ersten Treffer erzielte. Außerdem war auch noch Tilkowski dabei. In Birmingham spielte Deutschland dann gegen Argentinien (0-0). Erneut waren Tilkowski und Held mit dabei. Im dritten Vorrundenspiel (ebenfalls in Birmingham) gewannen die Deutschen mit 2-1 gegen Spanien. Neben Tilkowski und Held war diesmal auch Emmerich dabei, der dann auch noch aus unmöglichem Winkel den 1-1-Zwischenstand erzielte.

Während die WM lief, bat im Juli Trainer Heinz Murach zum ersten Training. Währenddessen in Shefield gewann die deutsche Mannschaft mit 4-0 gegen Uruguay und stand im Halbfinale. Tilkowski und Emmerich überzeugten, nur Held fiel ein bisschen ab. Und auch zwei Tage später war das Dortmunder Trio dabei, als Deutschland gegen die UdSSR mit 2-1 gewann. Am 30.07. fand dann das Endspiel im Wembley Stadion gegen England statt. Erneut waren Tilkowski, Held und Emmerich dabei. 2-2 steht es nach der regulären Spielzeit. In der Verlängerung schoss Geoff Hurst aufs Tor, traf die Unterkante des Tores und von da sprang der Ball auf die Linie. Der Linienrichter entschied auf Tor, später stellte sich heraus, es war kein Tor. Die Geburtsstunde des „Wembley-Tores". Am Ende gewannen die Engländer mit 4-2 nach Verlängerung und wurden Weltmeister. Aber Dortmund hatte drei Vizeweltmeister in seinen Reihen.

Das erste Bundesligaspiel ging wie immer daneben. Beim Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf kassierten die Dortmunder vor 45.000 Zuschauer eine 1-2-Niederlage. Eine besondere Ehrung erhielt Lothar Emmerich am 20.08. vom Kicker. Als bester Torjäger bekam der Dortmunder die vom Sportmagazin gestiftete Kanone überreicht. Beim ersten Sieg fehlte Libuda, weil er ein Freundschaftsspiel verschlafen hatte und deshalb suspendiert wurde. Die Dortmunder kamen erst langsam in Gang. Aber als der Extrainer Multhaup mit dem 1. FC Köln nach Dortmund kam, gab es für ihn ein Debakel. Der BVB gewann mit 6-1, davon drei Treffer durch Emmerich. Beim Derby konnten viele das Spiel gar nicht sehen. Im Stadion „Rote Erde" herrschte in der 2. Halbzeit dichter Nebel. Trotzdem gewannen die Borussen klar mit 6-2 die Begegnung. Beim Länderspiel gegen Norwegen (3-0-Sieg) in Köln absolvierte Sigi Held sein 12. Länderspiel.

Als Titelverteidiger reiste der BVB erneut nach Glasgow, diesmal jedoch in den Ibrox-Park, dem Stadion von Glasgow Rangers. Die Schotten gewanen mit 2-1, aber der zwischenzeitige Ausgleich von Trimhold bescherte eine lösbare Aufgabe für das Rückspiel. Beim Bundesligaspiel in Hamburg gab Schiri Wengenmayer drei Handelfmeter. Der Dortmunder Emmerich verwandete, aber der HSV vergibt seine zwei Elfer durch Sandmann und Pohlschmidt. Am Ende trennte man sich 1-1.

Im Rückspiel gegen Glasgow Rangers schafften es die Borussen nicht, ein Treffer zu erzielen. Am Ende bedeutetr das 0-0 zwar das Ausscheiden, aber dank der 40.000 Zuschauer im Stadion „Rote Erde" hatte der BVB die größte Einnahme in der Vereinsgeschichte, nämlich 367.000 DM.

Emma ohne Hemd, aber mit dem DFB-Pokal

Bei der Weihnachtsfeier gab es dann Missstimmungen. Weil ein Pressefotograf ungefragt Fotos von Sigi Held und Lothar Emmerich machen wollte, wurden beide handgreiflich. Vorsitzender Steegmann sprach von einer Schande und kündigte Disziplinar-Maßnahmen an. Nach der 0-1-Niederlage gegen den FC Bayern beendete der BVB das Jahr mit 16-16-Punkte auf Platz 9. Bei der Wahl „Sportler des Jahres" in Baden-Baden erhielt die Nationalmannschaft um Tilkowski, Held und Emmerich von den Sportjournalisten die Auszeichnung „Mannschaft des Jahres 66". Und auch die Fotoaffäre klärte sich noch im alten Jahr. Die Spieler entschuldigten sich beim Fotografen und gaben ihr Fehlverhalten zu.

Im DFB-Pokal ereilte den BVB auch in der ersten Runde das Aus. Zwar erreichte man beim Heimspiel nach einem 0-2-Rückstand noch ein 2-2 nach Verlängerung gegen den 1. FC Köln, aber 11 Tage später in Köln gewann der 1. FC Köln mit 0-1. In der Bundesliga lief es dann etwas besser, so das man Mitte Februar sogar den dritten Platz erreichen konnte. Im Länderspiel in Karlsruhe gegen Marroko (5-1) bereitete Sigi Held alle drei Treffer vor. Vor dem Länderspiel in Dortmund gegen Albanien forderten viele Experten, dass der wiedergenesene Tilkowski das Tor hüten sollte. Und tatsächlich beim 8-0 Sieg der Nationalmannschaft vor 32.000 Zuschauer im Stadion „Rote Erde" stand er im Tor, bekam aber kaum was zu tun. Zwei Tage später wurde bekannt gegeben, das Dortmund zu den künftigen Bundesligaspielen mit einem Hubschrauber flog. Dieser wurde von der Bundeswehr gekauft und in den Vereinsfarben gestrichen. In der Bundesliga lief es nicht richtig, aber spätestens beim Derby war der BVB wieder da und gewann in Gelsenkirchen mit 4-1. Beim EM-Qualifikationsspiel in Belgrad verloren die Deutschen gegen Jugoslawien mit 0-1. In seinem 13. Länderspiel zeigte Sigi Held nur sehr wenig. Personell änderte sich in der neuen Saison die Mannschaft. Fristgerecht kündigte Libuda im April seinen Vertrag. Im Mail erklärte Tilkowski, dass er weiterhin beim BVB bleiben will. Währenddessen übernahm der ehemalige Torhüter Kwiatkowski das Training der Amateure. Dank eines 4-0 gegen den FC Bayern durch zwei Emmerich-Tore erreichte der BVB mit 39-29 Punkten und 70-41 Toren den dritten Platz und Emmerich bekam zusammen mit Gerd Müller (je 28 Treffer) die Torjägerkrone.

Im Juni ging der BVB auf eine 8-tägige Kanadareise, wo er zwei Freundschaftsspiele austrug. Anders als noch im Mai angekündigt, wechselte Tilkowski zu Eintracht Frankfurt. Der BVB wollte wohl den verdienten Nationaltorhüter nicht mehr haben. Somit sah der Kader in der Saison 67/68 erheblich anders aus. Neu in die Mannschaft kamen Brakelmann (Preußen Horstmar), Köddermann (Eigene Jugend), Wendland (Eigene Jugend), Hofmeister (SV Stockstadt) und Koschmieder (Eigene Amateure). Verlassen haben den Verein neben Tilkowski (Eintracht Frankfurt) auch Mikulasch (SV Reutlingen), Geisler (Dortmund-Lindenhorst) und Kwiatkowski (Neuer Amateurtrainer). Überraschung auch beim Trainingsauftakt: Die Langzeitverletzten Theo Redder und Horst Trimhold nahmen am Training teil und hofften auf eine baldige Rückkehr in die Mannschaft.

Rund um den Borsigplatz machte sich Optimistmus breit. So stand im Kicker ein Zitat von Sigi Held: „Wir wollen endlich Meister werden". Auch bei der Trainerumfrage erklärte Heinz Murach: „Man halte mich ruhig für unbescheiden. Mein Tip ist Dortmund". Nach durchschnittlichem Beginn fand am 09.09.67 das Spiel zwischen dem BVB und den FC Bayern statt. Nach knapp einer halben Stunde lag der BVB noch mit 2-3 zurück, am Ende gewannen die Dortmunder im Stadoin „Rote Erde" das Spiel durch einen überragenden Stan Libuda (Ein Tor erzielt, drei vorbereitet) mit 6-3. Aber in der Saison blieb es dabei: Zuhause gewann der BVB (meist recht deutlich), auswärts klappte fast gar nichts. Selbst eine 2-0 Führung gegen den HSV nach 16 Minuten reichte dem BVB nicht, man verlor das Spiel mit 2-3.

Im September und Oktober fanden zwei Länderspiel statt. In Berlin gegen Frankreich erzielte Stan Libuda das 1-0, wurde dann aber verletzt ausgewechselt. Beim EM-Qualifikationsspiel in Hamburg gegen Jugoslawien musste Libuda verletzt passen, Deutschland gewann aber mit 3-1. Ende Oktober fand die Jahreshauptversammlung statt. Der gesamte Vorstand um Wilhelm Steegmann wurde einstimmig wieder gewählt und der Verein nahm in der Saison 66/67 3.77 Mio Mark ein, das machte einen Reingewinn von 53.843 DM. Der Bundeswehr-Major Ottmar Rhein wurde neuer Spielausschuss-Vorsitzender.

Trotz des Derbysieges mit 2-1 zuhause gegen die Blauen endete die Hinrunde ernüchternd. Dortmund wurde mit 17-17 Punkten und 32-29 Toren nur Zehnter. Im Länderspiel in Bukarest gegen Rumänien war Stan Libuda dabei, Deutschland verlor aber mit 0-1. Und beim EM-Qualifikationsspiel in Tirana gegen Albanien war Sigi Held dabei. Allerdings bedeutete das 0-0-Unentschieden das Verpassen der EM-Qualifikation.

Die Heimkehr aus Glasgow, ein Empfang in schwarz und gelb

Das Jahr 1968 begann, wie das Vorjahr geendet hatte. Sieg und Niederlage wechselten sich ab. Am 24.01. erklärte Trainer Heinz Murach, dass er zum Ende der Saison kündigen werde. Der Nachfolger wurde der 53-jährige Fußball-Lehrer Oswald Pfau. Er erhielt einen Zweijahresvertrag. Beim 5-0 gegen den Karlsruher SC traf Lothar Emmerich zum 2-0. Es war sein 100. Bundesligator - soviel wie kein anderer. Im März wurden dem ehemaligen Spielausschuss-Vorsitzenden Heinz Stork und dem Ex-Meisterspieler Helmut Bracht die Tribünen-Ehrenkarten entzogen wegen vereinsschädigendem Verhalten. Weil dieser Vorstandbeschluss nicht einstimmig war, sorgte dies für eine vereinsinterne Krise.

Während der BVB zuhause eine Macht war, kassierte er auswärts die Niederlagen. Nach dem 1-4 in Frankfurt hatte der BVB erstmals in der Saison ein negatives Punktekonto. Zwar folgte dann im Heimspiel gegen den Tabellenzweiten Mönchengladbach ein 3-1-Sieg, aber schon beim nächsten Spiel in Braunschweig, in dem Klaus Brakelmann sein erstes Bundesligaspiel bestritt, gab es wieder eine Niederlage. Nach dem 0-0 gegen 1860 München forderten unzufriedene Zuschauer den Rücktritt des Vorsitzenden Willi Steegmann. Diese Forderung wurde auch von der internen Opposition um die Mannen von Heinz Stork, Helmut Bracht und Heinz-Peter Hillefeld gestellt. Nach den beiden Niederlagen beim Wiener Osterturnier räumte Heinz Murach vorzeitig den Trainerplatz und überließ ihn Oswald Pfau, der ja eigentlich erst zum Sommer den Posten übernehmen sollte. Der Einstand beim Derby lief nicht so gut. Denn in Gelsenkirchen kassierte der BVB eine 0-1-Niederlage. Bester Borusse war Stan Libuda, für den dieses Spiel das letzte im Schwatzgelben Trikot war. S04-Präsident Günter Siebert konnte den „verlorenen Sohn" wieder zurückholen, der vor allem durch Depressionen, Wehrdienst und Eheproblemen nahezu in der gesamten Saison neben sich stand.

Erst Dortmunds erster Weltmeister, später Trainer beim BVB: Heini Kwiatkowski

Im DFB-Halbfinale kassierten die Borussen in Köln beim 1. FC eine klare 0-3-Niederlage. Beim Länderspiel in Cardiff gegen Wales (1-1) spielte neben Sigi Held erstmals auch der Borusse Willi Neuberger mit. Am letzten Spieltag kassierte der BVB beim neuen Deutschen Meister 1. FC Nürnberg trotz guter Leistung eine 1-2-Niederlage .Damit belegte der BVB mit 31-37 Punkten und 60-59 Toren einen enttäuschenden 14 Platz. Vor allem die Auswärtsschwäche mit nur ganzen vier Unentschieden war gravierend. Bester Schütze war Lothar Emmerich mit 18 Treffern. Vom 28.05. bis 27.06. ging der BVB auf eine vierwöchige USA-Tournee mit insgesamt neun Spielen. Darunter wurde mit Manchester City in Chicago sogar der englische Meister besiegt. Währenddessen spielte die Nationalmannschaft in Stuttgart gegen Brasilien und gewann mit 2-1. Mit dabei war Sigi Held (als Torschütze zum 1-0) und Willi Neuberger.

Auch der Auftakt zur Saison 1968/69 ging daneben. Trotz passabler Leistung beim Heimspiel gegen Mönchengladbach verloren die Dortmunder mit 1-3. Im Team waren die Neuzugänge Torwart Günther und Stürmer Lehmann dabei. Das Spiel am 31.08.68 gegen Kaiserslautern wurde von der Stadt Dortmund wegen starker Regenfälle abgesagt. Einen tollen Einstand feierte Werner Weist gegen den HSV. Beim ersten Saisonsieg gegen den HSV (3-1) erzielte er in seinem ersten Bundesligaspiel auch sein erstes Tor.

Aber die Freude darüber währte nicht lange. Beim Derby in Gelsenkirchen ging der BVB zwar mit 1-0 in Führung durch Neuberger, aber innerhalb von drei Minuten drehten die Sch*lker das Spiel und gewannen am Ende sicher mit 1-4. Nach der Heimniederlage gegen Kaiserslautern (2-3) übernahm der BVB auch den letzten Platz mit 3-9 Punkten. In Marseille fand am 25.09. ein Länderspiel zwischen Frankreich und Deutschland statt (Endstand 1-1). Sigi Held bestritt sein 17. Länderspiel.

Glück und Pech liegen häufig nahe bei einander. Als Trimhold beim Heimspiel gegen MSV Duisburg bereits nach 3 Minuten wegen eines Muskelfaserrisses ausgewechselt werden musste, zeigte Trainer Pfau ein glückliches Händchen und wechselte mit Weist den Mann ein, der beide Treffer zum 2-1-Sieg erzielte. Auch beim Auftakt der WM-Qualifikation war Sigi Held dabei. Die Deutsche Mannschaft gewann mit 2-0 in Wien gegen Österreich.

Dortmunds erster Spielervermittler Ottmar Rhein mit Trainer Oswald Pfau (sitzend).
Bei der Jahreshauptversammlung am 28.10.68 gab es dann einen großen Wechsel. Nur Schatzmeister Fritz Schaaf blieb im Amt. Neuer Präsident wurde Dr. Walter Kliemt. Sein Stellvertreter war Dr. Paul Will und Udo Remmert. Den Posten des Spielausschuss-Obmanns übernahm Helmut „Jockel" Bracht. Am 09.11.68 war es dann endlich so weit. Nach 18 Monaten ohne Auswärtssieg gewannen die Borussen in Aachen gegen die Alemannia. Torschütze war natürlich wieder Sigi Held. Beim WM-Qualifikationsspiel in Nikosia schaffte es in der Nachspielzeit die deutsche Mannschaft eine Blamage abzuwenden. Beim 1-0-Sieg gegen Zypern gehörte Sigi Held in seinem 19. Länderspiel noch zu den Aktivposten.

Nach dem Ende der Hinrunde belegte der BVB mit 16-18-Punkten und 30-34 Toren den 11. Platz. Das Jahr endete für Sigi Held wieder bei der Nationalmannschaft. Bei den Länderspielen in Rio de Janeiro gegen Brasilien (2-2) und in Mexiko City gegen Mexiko (0-0) wurde Sigi Held bei beiden Spielen eingesetzt und erzielte den 1-2-Anschlusstreffer gegen Brasilien.

Am 17.12.68 gab es dann einen überraschenden Trainerwechsel beim BVB. Weil Trainer Oswald Pfau einen Herzinfakt erlitt, wurde als neuer Trainer Helmut Schneider, Meistertrainer von 56 und 57, vorgestellt.

In der nächsten Ausgabe geht es um die Rückkehr eines Meistertrainers, die Rückkehr eines Torjägers, einen Schäferhundbiss, Reisen nach Amerika, den Aufstieg von Sigi Held, Dortmunds erster Gehversuche im UI-Cup und einen Bundesligaskandal, der große Auswirkungen auf dem BVB hatte. Auch geht es um die kleinen Skandale beim BVB, Misswirtschaft und Fehleinschätzungen. Nicht zu vergessen, eine Rekordniederlage, der Abstieg in die Zweitklassigkeit und eine Fastpleite.

Bildermaterial:

  • Martin Betker - Martin sucht für seine Sammlung weiteres Material (Hefte, Tickets, Autogrammkarten etc.)

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