Fußball offline

11mm - 5. Internationales Fußballfilmfestival in Berlin

11.04.2008, 00:00 Uhr von:  jonam
11mm - 5. Internationales Fußballfilmfestival in Berlin

Es war wieder soweit. Im alterwürdigen Babylon fand zum nun schon fünften Mal das Filmfestival für Fußballfans und alle die es werden wollen statt. Auch dieses Jahr schaffte es der Veranstalterverein „Brot und Spiel" einen interessanten Mix von 40 Fußballfilmen aus der ganzen Welt zu präsentieren. Abgerundet wurde das Ganze mit Auftritten von Regisseuren, aktuellen sowie ehemaligen Fußballgrößen und dem Kurzfilmfestival am letzten Tag.

Maradona - La Mano de Dios

Maradona - La Mano de Dios

Der Eröffnungsfilm des 11mm-Programms war die viel gelobte Verfilmung der Biografie einer bester Fußballer aller Zeiten - Diego Armando Maradona. Die Produktion des italienischen Regisseurs Marco Risi, der der Veranstaltung auch beiwohnte und nach der Aufführung für Fragen zur Verfügung stand, erzählt die Lebensgeschichte des genialien Fußballers von seinen Anfängen als Kind aus armen Elternhaus bis hin zum besten Spieler seiner Zeit. Dabei geht Risi nicht streng chronologisch vor, sondern versucht mit Zeitsprüngen Spannungsbögen herzustellen. Zwischendurch werden immer wieder Originalspielszenen eingestreut. Dies gelingt ihm nicht immer überzeugend. Zum Teil wirkt der Film dadurch etwas hektisch und lieblos zusammengebastelt. Auch versäumt es Risi, das Phänomen Maradona und seine Wirkung auf die Menschen seiner Zeit und auch heute noch näher zu beleuchten. Warum verehren ihn die Menschen in Argentinien und Neapel heute noch fast gottgleich? Darauf findet der Film keine Antworten. Es mag zwar witzig aussehen, wenn Maradona im offenen Wagen einen Triumphzug über neapolitanische Straßen vollführt. Wenn aber nur 200 Statisten die Straßen säumen, wirkt das eher etwas lächerlich. Ganz im Gegensatz dazu sind die schauspielerischen Leistungen der 3 Maradonas, als Kind, als Jugendlicher und als Profispieler, grandios. Gerade der erwachsene Maradona wird vom italienischen Schauspieler Marco Leonardi (Nuovo cinema Paradiso) genial dargestellt. Die innere Zerrissenheit Maradonas, seine Wutanfälle, seine schwachen Momente - mit Leonardi hat Risi sicherlich eine Toppbesetzung der Hauptrolle gefunden. Insgesamt ist der Film sicherlich allen Fans des argentinischen Fußballhelden zu empfehlen. Nicht weil der Film so genial gemacht wurde, sondern weil es schlicht und einfach um Maradona geht und weil Marco Leonardi dem Film wenigstens etwas künstlerische Qualität verleiht.

Once In A Lifetime - The Extraordinary Story About The New York Cosmos

Once In A Lifetime - The Extraordinary Story About The New York Cosmos

Fußball in Amerika? Gibt es doch gar nicht! Aber halt...da war doch mal was? Die Anfänge des amerikanischen Profifußballs sind eine Geschichte voller Missverständnisse, verfehlter Erwartungen und anfangs hoffnungsloser Missionsarbeit. Die Regisseure John Dower und Paul Crowder nahmen sich mit der in Deutschland uraufgeführten Verfilmung der legendären New York Cosmos eines erstmal bizarr wirkend Themas an. Herausgekommen ist eine unterhaltsame Dokumentation mit obendrein noch genialem Soundtrack. Beide schaffen es, aus vielen Einzelinterviews (u.a. Beckenbauer auf Englisch - Weltklasse!), historischen Spielaufnahmen und Szenen außerhalb des Platzes eine kurzweilige Story zu erzählen, die das erste wirkliche Profifußballteam der USA von seinen Anfängen auf mit Glasscherben übersäten Fußballplätzen am Highway bis zum ausverkauften Giants Stadium und hin zur Pleite der Liga begleitet. Das Fußball in Amerika nicht unbedingt nach unseren - europäischen - Vorstellungen funktionieren muss, wird dem Zuschauer in vielen Szenen schnell klar. Auch der erste Toppstar des Teams, der für Millionen von Dollar nach New York gelockte alternde Weltstar Pele muss sich in eine fremde (Fußball-)Welt versetzt vorgekommen sein. Nach seinem ersten Spiel auf dem Highwayfußballplatz schien der Brasilianer auch das Projekt gleich wieder beenden zu wollen. Der vermeintlicher Fußpilz, der ihn fast zum Aufgeben brachte, entpuppte sich allerdings schnell als grüne Farbe. Die wiederum war nötig, um die vielen braunen Stellen auf dem Platz etwas ansehnlicher zu gestalten, damit der Nachrichtenhubschrauber, der über dem Spiel kreiste auch ein ordentliches TV-Bild der Spielpremiere Peles übermitteln konnte. Soccer made in the USA! Insgesamt eine interessante Verfilmung des Werdegangs der New York Cosmos. Der schon erwähnte geniale Soundtrack versetzt den Zuschauer gefühlsmäßig dann endgültig in das New York der Endsiebziger. Ein Muss für jeden Fan von Fußballdokumentationen!

Unterstütze uns mit steady

Weitere Artikel