Spielbericht Jugend

Borussen betreiben weiterhin "Aufbauhilfe Ost"

01.10.2006, 00:00 Uhr von:  Tommy
Borussen betreiben weiterhin "Aufbauhilfe Ost"
BVB-Fans in Dresden

Alles andere als gut verlief das Wochenende aus schwarzgelber Sicht. Nach der schwachen Leistung der Profis am Freitag gegen Hannover, verlor die BVB-Zweitvertretung am Samstag beim amtierenden Tabellenführer Dynamo Dresden im Rudolf-Harbig-Stadion mit 2:1.

Manchmal haben Freitags- bzw. Sonntagsspiel in der ersten Fußball Bundesliga auch etwas Positives an sich: man kann problemlos die Spiele der BVB-Zweitvertretung besuchen. So gab es am gestrigen Tag mit dem Gastspiel im Rudolf-Harbig-Stadion gegen Dynamo Dresden eines der Highlights der Regionalligasaison und von der Entfernung her mit fast acht Stunden Busfahrt das weiteste Spiel.

Da in Dortmund, anders als bei vielen anderen Bundesligavereinen mit Zweitvertretungen in der Regional- oder Oberliga, stets großes Interesse an den Spielen der zweiten Mannschaft besteht, organisierten die Verantwortlichen von THE UNITY zwei Busse zum Spiel in die sächsische Landeshauptstadt.

Heimblock

Zwei TU-Busse nach Dresden

Da die Abfahrtszeit für 05:30 Uhr ab dem Dortmunder Hauptbahnhof geplant war, blieb der Großteil der Mitfahrer nach dem Abpfiff des Spiels gegen Hannover 96 direkt in Dortmund und stimmte sich in zahlreichen Kneipen auf die Fahrt ein. Ab fünf Uhr morgens sammelten sich dann alle Mitfahrer am ZOB des Dortmunder Hauptbahnhofs und ohne große Verspätung konnte die Fahrt losgehen. Vor allem in „Bus 2“ entwickelte sich eine prächtige Partystimmung die bis nach Dresden anhalten sollte. Über die A44 und die A7 über Kassel führte der Weg zum ersten größeren Zwischenstopp nach Eisenach, wo man noch die Überreste der früheren deutschen Grenze zur ehemaligen DDR begutachten konnte. Ab Eisenach ging es dann bei schönstem Spätsommerwetter über die A4 direkt nach Dresden. Unterwegs konnte man neben vielen Bergen, Wäldern und noch mehr Feldern die Stadt Jena bewundern, welche durch unzählige Plattenbausiedlungen (im negativen Sinne) auf sich aufmerksam machen konnte.

Gegen 13:15h erreichte man dann endlich die sächsische Landeshauptstadt und nachdem man noch einen kurzen Blick auf die Dresdener Semperoper und der Frauenkirche nehmen durfte erreichte man nur wenige Minuten später zusammen mit „Bus 1“ das Rudolf-Harbig-Stadion.

Zum Erstaunen aller Reisenden wurde man nicht etwa vorher von der Polizei abgefangen, wie es in vielen Städten leider zum Normalfall gehöhrt, sondern konnte direkt bis kurz vor den Gästeblock rollen. Ungewöhnlich vor allem deshalb, weil die Dresdener Fans ja nicht gerade als Freunde der westdeutschen Fußballfans gelten und dies auch in dieser Saison wieder mit Spruchbändern à la „Den Wessiultras aufs Maul“ oder „Wessischweine brachen heute schnelle Beine“ im Stadion zum Ausdruck gebracht haben. Nach kurzen Kontrollen (Rucksäcke und Bauchtaschen wurden im Vorfeld, warum auch immer, verboten) ging es dann recht zügig in den recht kleinen Stehplatzbereich des Gästeblocks. Bis zum Anpfiff fanden noch über 50 weitere BVB-Fans aus der Westfalenmetropole den Weg nach Dresden. Dazu kamen noch weitere BVB-Fans aus dem Dresdener Umfeld. Verpasst hatte man bis zum Anpfiff eigentlich nicht wirklich etwas. Die Dresdener Fankurve schwieg bis zum Vereinslied kurz vor Anpfiff vor sich hin und sonst versuchte nur der Stadionsprecher für ein wenig Stimmung zu verbreiten.

BVB-Fans gewannen das Intro

Retro-Anzeigentafel

Zum Einlauf der Spieler um 14 Uhr gab es auch auf Dresdener Seite nicht wirklich etwas an Fahnenmaterial auszumachen, so dass die zehn kleinen Schwenkfähnchen auf Dortmunder Seite schon zum Sieg reichten. ;-)

Ab Anpfiff legte der Dortmunder Anhang gleich akustisch gut los und die Mannschaft wurde tatkräftig unterstützt. Und man mag es kaum glauben - auch die Dresdener Fans erwachten so langsam. Ehe man sich versah, waren im Block K, also dem Block der Ultras Dynamo so ziemlich alles an Armen in der Luft und die Mannschaft wurde absolut vorbildlich unterstützt. Auffällig vor allem, dass der Vorsänger kein Megafon benutze und ihm stattdessen auf dem Podest ein Trommler zur Seite stand, der die Lieder, wenn nötig, mit Trommelschlägen vorgab. Anzumerken vor allem noch die Disziplin mit der die Gesänge vorgetragen wurden. Teilweise wurde einfach nur lautstark gesungen, ohne jegliche Trommelschläge oder Geklatsche. Vor allem der Gesang „Auf dem Spielfeld, da liegen...“ wusste zu überzeugen und verbreitete im weiten Rund des Rudolf-Harbig-Stadions eine recht angespannte Atmosphäre.

Natürlich begünstigten die beiden Führungstreffer durch die beiden Dresdener Stürmer Pavel David (12., per Kopf) und Marco Vorbeck (30.) die Stimmung doch anderseits wurde auch auf Dortmunder Seite mit den bekannten Gesängen dagegen gehalten.

Lediglich in der zweiten Halbzeit machten sich im Gästeblock langsam aber sicher die Strapazen der letzten 24 Stunden bemerkbar, so dass der Großteil das Spiel bei strahlender Sonne und 27 Grad genoss. Immerhin waren die Borussen nach dem 0:2 durch Vorbeck spielbestimmend, ohne aber zu großen Chancen zu kommen. Die Dresdener Abwehr agierte dazu einfach viel zu clever, machte die Räume geschickt zu und griff die Dortmunder Stürmer stets früh an, so dass viele Schüsse durch Saka, Senesie & Co zu Rückgaben auf Dresdens Torwart Tino Berbig mutierten. Dresden konzentrierte sich stattdessen aufs Kontern im eigenen Stadion, was durchaus noch zu zwei weiteren Toren hätte führen können. Als die Dresdener Fans Mitte der zweiten Halbzeit nach einem zwanzigminütigen Dauersupport und einer HUMBA schon den Sieg feierten, kam die BVB-Zweitvertretung durch eine Koproduktion zwischen Sahr Senesie und Daniel Gordon, sowie einer Unachtsamkeit des Dresdener Torwart Berbig zum 2:1-Anschlusstreffer (90.). Doch letztlich kam der Anschlusstreffer einfach zu spät, denn Dresden spielte die letzten Sekunden in der Partie clever herunter und setzte sich durch die Niederlage des Wuppertaler SV wieder an die Tabellenspitze der Regionalliga Nord.

Abklatschen in der Kurve

Abklatschen in der Kurve - wenn auch in komischen Tritkots

Nach dem Spiel kam dann fast die komplette Dortmunder Mannschaft, angeführt von Kapitän Patrick Kohlmann, zum Gästeblock um sich mit Abklatschen und Worten wie „Danke für euer Kommen“ für die Anwesenheit und die akustische Unterstützung zu bedanken.

Doch nun sollte den mitgereisten Fans erst noch der schwierigste Teil des heutigen Tages erwarten. Da es gerade in Dresden nicht gerade wenige Leute gibt, die der sportlichen Auseinandersetzung nicht abgeneigt sind, entschloss man sich bis zur Ankunft der beiden Busse im Block zu warten. Denn in der Vergangenheit war es nach dem Spiel am Gästeblock immer wieder zu Auseinadersetzungen zwischen den heimischen Dynamofans und dem Gästeanhang bekommen. So war kreiste heute u.a. ein Hubschrauber der Bundespolizei über dem Stadion um den Einsatz der Beamten der Bundespolizei im Stadion zu koordinieren.

Jedenfalls erwies sich das Verhalten des Dortmunder Anhangs als vollkommen richtig, da sich vor allem auf der gegenüberliegenden Seite der ein oder andere Dresdener mit verschränkten Armen positionierte. Bis zum Eintreffen der Busse hatte die Polizei allerdings alles im Griff, zeigte sich dann aber unverständlicher Weise extrem zurückhaltend. Jedenfalls gab es unter den Busfahrern keine Verluste an Fahnen zu verzeichnen. Bis zur Autobahn wurde man noch von der Polizei begleitet und bekam auf Dresdens Straßen noch den ein oder anderen ausgestreckten Finger zu sehen.

Singen verboten?

Das Rudolf-Harbig-Stadion

Nachdem man sicher die Autobahn erreicht hatte und Dresden langsam aber sicher hinter sich ließ, kehrte dann auch die Partystimmung der Hinfahrt in den Bussen ein und es wurde ausgelassen gesungen. Doch ausgerechnet in „Bus 2“ wurde der Gesang knapp 250 Kilometer vor Dortmund zu einem echten Problem. Jedenfalls duldete der Busfahrer keine weiteren Gesänge mehr und drohte gar mit der Polizei. Für alle Reisenden mehr als unverständlich, hatte es in der Vergangenheit doch noch nie Probleme durch solche Lappalien gegeben. Die Folge war letztlich eine recht gedämpfte Stimmung und die Zeit wollte bei gefühlten 25 Baustellen auf der Autobahn einfach nicht umgehen.

Kurz vor 24 Uhr erreichten dann beide Busse nach einer anstrengenden aber insgesamt sehr gelungenen Tour wieder die heimische Westfalenmetropole. Während der Großteil sich so schnell wie möglich mit S-Bahn und Nachtexpress auf den Weg nach Hause machten, gab es tatsächlich noch einige Verrückte, die tatsächlich den Abend in einer Kneipe ausklingen lassen wollten.

Weitere Fotos vom Spiel gibt es ab Dienstag unter foto.schwatzgelb.de.

Dann werden auch die Fotos vom Heimspiel gegen Hannover 96 und RW Erfurt abrufbar sein.

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