Eua Senf

Quo Vadis aus der Sicht der Fanabteilung

13.04.2006, 00:00 Uhr von:  Gastautor

Unser Kommentar zur Situation der Fanabteilung hat für einigen Gesprächsstoff gesorgt. Obgleich wir für Diskussionen das Forum vorgesehen haben, möchten wir dem Wunsch des 2. Abteilungsvorsitzenden, Guido Schnittker, entsprechen und ihm ausnahmsweise an dieser Stelle die Gelegenheit geben, auf die im Kommentar angesprochenen Punkte zu antworten.

Aufgrund des Kommentars "Quo vadis, Fanabteilung" bei "schwatzgelb.de" vom 10.April 2006 möchte ich als Mitglied der Abteilungsleitung hiermit einmal zu einigen der dort angesprochenen Punkte Stellung beziehen:

Der Autor hat sicherlich Recht, wenn er schreibt, dass die Gründung der BVB-Fanabteilung ein wichtiger Meilenstein in der Vereinsgeschichte unserer Borussia war. Selbstverständlich sind wir seinerzeit angetreten um Verbesserungen für die unzähligen Fans und die rund 25.000 Vereinsmitglieder, aber auch für den BVB - egal ob e.V. oder KGaA - anzuregen und umzusetzen, Anstöße für Ideen zu geben, und an deren Umsetzung mitzuarbeiten. Viele Dinge also, die noch vor wenigen Monaten beim BVB undenkbar waren.

Alle Verantwortlichen und alle Helfer sind stets und ehrlich bemüht, Fehler zu erkennen, abzustellen und aus Fehlern lernen, um so die weitere Arbeit der FA zu verbessern. Daher sind wir alle jederzeit für konstruktive und berechtigte Kritik dankbar.

Rund 16 Monate nach Gründung der Fanabteilung fällt mein Fazit etwas anders aus, als vom Verfasser des Kommentars "Quo vadis, Fanabteilung".

Zunächst bitte ich zu bedenken, dass sich die Fanabteilung vor 16 Monaten aus dem "Nichts" gegründet hat. Hier waren seinerzeit Herzblutfans am Werk, die durch Fanclubarbeit und Szenekenntnisse mit Vereinsarbeit vertraut waren. Allerdings galt der Einsatz nun der Gründung einer neuen Abteilung innerhalb des B.V. Borussia 09 e.V. Dortmund. Dies ist - im Nachhinein betrachtet - kaum mit dem Vorsitz bei einem Fanclub vergleichbar da wir hier über ganz andere Dimensionen ehrenamtlicher Arbeit reden. So musste sich zunächst der gewählte Vorstand zusammenfinden, anschließend galt es interne Strukturen aufzubauen, also Fanvertreter wählen zu lassen und mit ihnen zusammenzuarbeiten. Danach erfolgte die Einrichtung der so genannten Arbeitsgruppen. So ganz "nebenbei" galt es auch, sich eine gewisse Vertrauensbasis bei der Vereinsführung zu erarbeiten, die nun einmal für eine enge Zusammenarbeit nötig ist.

Im Vergleich zu Fanclubs oder anderen Fanorganisationen steht die BVB-Fanabteilung in ihrer Verantwortung in der Mitte zwischen Verein und Fans. Hier galt es also von Anfang an, möglichst allen Wünschen gerecht zu werden und zu versuchen zum Teil konträre Ansichten unter einen Hut zu bekommen bzw. als Vermittler zwischen Verein und Mitgliedern/Fans aufzutreten. Dies allerdings ist in der Praxis leider nicht immer so einfach, wie es der Autor zu glauben vermag. Bei unserer Tätigkeit müssen nämlich ab und an Kompromisse eingegangen werden, die letztendlich für alle Beteiligten nie zu 100 Prozent befriedigend sein können. Das haben Kompromisse nun einmal so an sich.

Zum besseren Verständnis möchte ich einige Punkte des Kommentars aufgreifen und aus Sicht der Fanabteilung näher bringen.

Beginnen möchte ich mit der Bändchen-Spendenaktion. Hier ist im Kommentar zu lesen, dass die Fanabteilung federführend an dieser Aktion beteiligt war. Das ist zwar richtig, man muss aber die Entwicklung der Initiative "Fans & Freunde" betrachten, um zu verstehen, warum die Fanabteilung letztendlich die komplette Abwicklung übernommen hat.

Die Initiative "Fans & Freunde" wurde seinerzeit und kurz nachdem die Fanabteilung ihre Arbeit aufgenommen hatte von 15 honorigen und bekannten Persönlichkeiten ins Leben gerufen. Die Fanabteilung wurde durch Reinhard Beck und Olaf Suplicki vertreten. Ziel der Initiative war es, eine Stiftung zu gründen, um Borussia in der damaligen schweren finanziellen Zeit zu unterstützen und zu versuchen, den kompletten e.V. zu endschulden um den weiteren Fortbestand des BVB e.V. zu sichern. Pläne wurden geschmiedet und mehrheitlich beschlossen. Unter anderem auch die Aktion mit den Spendenarmbändern.

Kurz darauf fand die allen bekannte "Molsiris-Versammlung" am Düsseldorfer Flughafen statt. Das Ergebnis dürfte jedem BVB-Fan bekannt sein. Borussia war soeben noch einmal der drohenden Insolvenz entkommen, die größte Sorge war also zunächst vom Tisch. Zu diesem Zeitpunkt waren die Bändchen aber bereits bestellt und da es sich um eine Sonderanfertigung handelte, konnte man diesen Auftrag auch nicht mehr stornieren. Das Ergebnis der Molsiris-Abstimmung ließ die Mitglieder der Initiative "Fans & Freunde" zu der Erkenntnis kommen, ihre Unterstützungspläne bis auf "Weiteres" ruhen zu lassen und die Stiftungsidee auf "Stand-by" zu schalten, da eine akute Gefährdung des Fortbestands unserer Borussia nun offensichtlich nicht mehr gegeben war.

Da die Spendenaktion mit dem Heimspiel gegen Rostock aber bereits gestartet war, entschied sich der FA-Vorstand dazu, die Bändchenaktion stellvertretend für die Initiative "Fans & Freunde" fortzusetzen und die Spendenerlöse dem e.V. für die Jugendarbeit zukommen zu lassen. Letztendlich konnten so mehr als 27.000 Euro für die Jugendarbeit des BVB gesammelt werden. Ein Betrag, der den Verein in die Lage versetzt, wichtige Anschaffungen für den Jugendbereich zu realisieren. Der Dank der Fanabteilung gilt hier ganz besonders dem unermüdlichen Einsatz der vielen Helfer aus den Fankreisen sowie den Fanvertretern der Fanabteilung.

Ein weiteres Thema des Kommentars ist das Borusseum als solches sowie die um das Borusseum herum laufenden Aktionen. Mit dem BVB-Museum hat der Abteilungsvorstand ein Projekt angestoßen, welches seit Jahrzehnten von unzähligen BVB-Anhängern herbeigesehnt wurde.

Die Fertigstellung für Juni 2006 wurde von dem Architekturbüro in Betracht gezogen und wäre praktisch auch möglich gewesen, wenn nicht baubehördliche Auflagen dafür gesorgt hätten, dass die Termine in dieser Form nicht einhaltbar waren. Des weiteren wurden die ersten Planungen nochmals überdacht und Gespräche mit den Verantwortlichen des Museums "Haus der Geschichte" in Bonn geführt. Die am Museumsprojekt beteiligten Personen gingen nochmals in Klausur und einigten sich letztendlich darauf, sich für die Planung und den Bau des Borusseum lieber etwas mehr Zeit zu lassen und dafür ein gut durchdachtes und ein dem BVB wirklich würdiges, besonderes Museum entstehen zu lassen. Beim jetzigen Planungsstand ist davon auszugehen, dass nach der WM mit den Bauarbeiten begonnen werden kann.

Ein wichtiger Eckpfeiler zur Finanzierung des Museumsbaus ist die von der Fanabteilung initiierte Benefiz-CD "Wir sind Borussia". An diesem Projekt haben sich Künstler verschiedenster Musikrichtungen beteiligt und für die Museums-Idee auf ihre Gagen verzichtet. Dies allein ist schon aller Ehren wert. Dass man es gerade bei einer Musik-CD nicht jedem Recht machen kann, versteht sich von selbst. Zu verschieden sind halt die persönlichen Musikgeschmäcker. Letztendlich zählt aber die Idee, endlich eine BVB-CD zu präsentieren, die musikalisch eine möglichst breite Masse von BVB Fans anspricht. Dass die Benefiz-CD bei den meisten Käufern sehr gut ankommt, zeigen uns die vielen positiven Kritiken, die uns in den letzten Wochen erreicht haben. Mit dieser CD unterstützt jeder BVB-Fan mit 5 Euro den Bau des Borusseum und erhält für einen Preis von 10 Euro einen fairen Gegenwert. Die Zahl der verkauften CDs (bislang knapp 7000 CDs) sollte wohl eigentlich für sich sprechen.

In dem Kommentar beschreibt der Autor die mangelnde Basisarbeit der Fanabteilung. Hier stellt sich die Frage, wo Basisarbeit für den Autor beginnt und wo sie endet bzw. wie der Autor sich denn eine gute Basisarbeit vorstellt?

Unter grundlegender Basisarbeit versteht die Fanabteilung unter anderem, immer für die Abteilungsmitglieder, aber auch für alle BVB-Fans da zu sein. Durch die von der Fanabteilung eingerichteten Infostände am und im Stadion sind die entsprechenden Vertreter vor jedem Heimspiel für Jedermann erreichbar und ansprechbar. Auch per E-Mail stehen Ansprechpartner für alle Fans bereit. Diese Möglichkeiten sind in den vergangenen Monaten auch von unzähligen Fans genutzt worden. Auf dem "kleinen" Dienstweg konnten so schon viele kleinere und größere Probleme und persönliche Anliegen von Mitgliedern und Fans durch den Einsatz der Fanabteilung gelöst werden. Nicht ein Fan oder ein Vereinsmitglied, welches an die Fanabteilung herangetreten ist, wurde mit seinem Anliegen abgewiesen.

Unser grundlegendes Problem in der Basisarbeit ist ein anderes. Aufgrund der kaum vorhandenen finanziellen Möglichkeiten (zur Erklärung: Die Fanabteilung verfügt auch weiterhin über keinerlei Budget seitens Borussia oder anderer Gönner) ist es der Fanabteilung leider (noch) nicht möglich, eine Basisarbeit in Vollzeit zu realisieren, und das möglichst bundesweit. Auch wenn hier die Regionalvertreter bereits eine hervorragende Arbeit leisten. Hier steht aber auch Borussia in der Pflicht, die Fanabteilung in ihrer Arbeit zu unterstützen.

Wir nehmen die Kritik an der Basisarbeit aber sehr ernst. Mittlerweile wurde die Projektgruppe "Basisarbeit" ins Leben gerufen, die sich darum bemüht, Verbesserungen auf diesem Gebiet zu erzielen.

Sicher kann man Fannähe und Basisarbeit anhand der Anzahl an abgehaltenen Fanversammlungen bewerten, doch damit macht man es sich zu einfach. Es gibt gerade was Versammlungen angeht nicht nur ein Zeitproblem (dieses wird nun in den Projektgruppen gelöst, da der Projektleiter den Vorstand hier in Planung und Umsetzung entlastet) sondern auch eine finanzielle Hürde. Der Fanabteilung entstehen ca. 500 Euro Nutzungskosten für die Räumlichkeiten. Nichtsdestotrotz nimmt der Abteilungsvorstand aber die Kritik an mangelnder Basisarbeit in Anbetracht der Breite dieser Tätigkeit sehr ernst und bemüht sich um weitere Verbesserungen.

Als nächsten Punkt möchte ich Stellung zu der sehr kontrovers diskutierten internen Neustrukturierung der Fanabteilung beziehen. Aus der Distanz ist es sicher nicht leicht zu verstehen, warum es besser sein sollte, die Anzahl der gewählten Fanvertreter von 15 auf sieben zu reduzieren und die Arbeitsgruppen durch Projektgruppen zu ersetzen.

Der Abteilungsvorstand, aber auch die Fanvertreter mussten sich im Laufe der ersten 12 Monate erst einmal näher kennen lernen. Dabei hat sich früh gezeigt, auf wenn man sich verlassen konnte und wer auch jederzeit dazu bereit und in der Lage war mit anzupacken, wenn es galt Freizeit für den BVB und seine Fans zu opfern. Für andere Fanvertreter beschränkte sich ihr Engagement auf eine Anwesenheit bei den Sitzungen. Aufgrund privater und beruflicher Verpflichtungen konnten sie nur wenig bis gar nicht mithelfen, wenn Arbeit zu verrichten war. Aufgrund dieser Erfahrungen entschloss sich der Abteilungsvorstand bei der letzten Fanversammlung nur noch mit sieben Fanvertretern zusammenzuarbeiten. Aus dem Kreis der "alten" Fanvertreter wurden sieben Personen zur Wahl vorgeschlagen, die in mehr als einem Jahr Amtszeit bewiesen haben, dass sie bereit sind kräftig mit anzufassen und Verantwortung zu übernehmen.

Bereits die erste Fanbeiratssitzung hat uns gezeigt, dass die Entscheidung zur Straffung des Gremiums absolut richtig war. Diese Sitzung verlief bedeutend effektiver als die meisten Fanausschuss-Sitzungen in der Vergangenheit. Das wird sich sicherlich auch sehr positiv auf alle noch anstehenden Vorhaben und Aufgaben der Fanabteilung auswirken.

Gleiches gilt für die neuen Projektgruppen, welche die Arbeitsgruppen ablösen. Während einige der ehemaligen Arbeitsgruppen immer wieder neue Ideen entwickelten, die in ihrer Menge mangels Kapazitäten gar nicht mehr in die Tat umgesetzt werden konnten, drehten andere Arbeitsgruppen "Warteschleifen", da dort angestoßene Projekte oder Vorhaben bereits zur vollsten Zufriedenheit erledigt wurden und die Existenzberechtigung dieser AGs somit eigentlich in großen Teilen erloschen war, da nur noch kleinere, unbefriedigende Dinge zur Erledigung anstanden. Dies führte verständlicherweise in einigen Gruppen zu Unzufriedenheit unter den Teilnehmern. Durch die Einrichtung von Projektgruppen soll in Zukunft erst bei konkreten Vorhaben und Zielen die Arbeit aufgenommen werden.

An den Projektgruppen können weiterhin alle Interessierten mitarbeiten. Die Projektleitungen werden von Fanvertretern übernommen, die gleichzeitig von der Abteilungsleitung mit mehr Kompetenzen ausgestattet wurden. Somit sind kürzere Dienstwege gewährleistet und daher ist eine weitaus effektivere Arbeit möglich. Ein weiterer Vorteil der Projektarbeit ist, dass sich jeder, der mitarbeiten möchte, nun genau die Projekte aussuchen kann, für die er sich auch wirklich interessiert. In den AGs war es ein immer wiederkehrendes Problem, dass sich nicht alle Leute gleichermaßen für alle anstehenden Aufgaben begeistern konnten - was sich dann natürlich auch im jeweiligen Engagement einzelner AG-Mitglieder in Bezug auf einzelne Teilprojekte innerhalb der Arbeitsgruppen niederschlug.

Auch wenn bei den Themen der derzeit aktiven Projektgruppen für den ein oder anderen hilfswilligen BVB-Fan im Augenblick nichts dabei sein sollte für das er sich wirklich interessiert, so werden diese Projektgruppen bei Bedarf durch neue Projektgruppen abgelöst, die so im Laufe der Zeit für wirklich jeden interessierten Borussen Projekte entstehen lassen, die auch einmal seine Interessen ansprechen werden.

Zu guter Letzt möchte ich nun noch kurz auf die Unterstützung des Länderspiels gegen die USA eingehen, welches in Dortmund stattgefunden hat. Hier hat sich die Fanabteilung in erster Linie in der Pflicht gesehen, den BVB als Gastgeber dieses Spiels zu unterstützen. Schließlich möchten wir doch wohl alle, dass der DFB auch zukünftig Länderspiele in unserem Stadion austrägt. Immerhin kann Borussia auf diesem Wege zusätzliche Mehreinnahmen generieren, die in der augenblicklichen finanziellen Situation nicht zu verachten sind. Daher war es uns wichtig dabei zu helfen allen zeigen zu können, dass auf die Dortmunder Fußballfans stets Verlass ist. Das war der Hauptgrund für die von der Fanabteilung befürwortete und mitorganisierte T-Shirt-Aktion.

Unter dem Strich hat die Fanabteilung aber sicherlich - sowohl intern als auch extern - noch sehr viele Probleme zu bewältigen und unzählige Dinge zu verbessern. Persönlich möchte ich aber behaupten, dass zumindest 85 Prozent unserer bisher geleisteten Arbeiten positiv waren. Bestätigt wird das der Fanabteilung von allen Seiten. Wir sind nach nur 16 Monaten in vielen Bereichen bereits weiter, als seinerzeit erhofft bzw. angestrebt. An den noch verbleibenden 15 Prozent werden Abteilungsleitung, Fanvertreter und alle anderen freiwilligen Helfer gemeinsam hart arbeiten. Wir alle lernen tagtäglich dazu, bleiben letztendlich aber auch nur Menschen, die nicht frei von Fehlern sind.

Trotzdem kann ich versichern, dass alle Leute, die innerhalb und im Umfeld der Fanabteilung tätig sind, stets nur das Beste für unseren BVB sowie für alle seine Mitglieder und Fans im Sinn haben. Und das wird sich auch zukünftig nicht ändern.

Wir halten fest und treu zusammen - Aus Liebe zu Borussia!

Mit schwarzgelben Grüßen

BVB | FANABTEILUNG

GUIDO SCHNITTKER

Stellv. Abteilungsleiter

geschrieben von Guido Schnittker

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