Spielbericht Jugend

Canada show your tits

03.05.2005, 00:00 Uhr von:  Trommelgott Jakob
Canada show your tits
Das Freiburger Stadion

Auswärtsspiel in Freiburg. Freiburg? Das ist doch diese Stadt, die in der hinterletzten Ecke unseres Landes positioniert wurde und somit eine der weitesten Auswärtsfahrten in der Saison ist. Hinter Freiburg hält der ICE 503 aus Dortmund kommend nur noch in Basel, was bekanntlich schon Schweizer Hoheitsgebiet zuzuordnen ist. Nach diesem Spieltag im Breisgau ist mir wieder klar geworden, warum die da in der Ecke stehen. Schämen sollen sie sich! Für einen unmenschlichen Ordnungsdienst, einen Käfig, der den Begriff Gästeblock einfach nicht verdient und für den SC, der unsere UEFA-Cup Träume erheblich dämpfte.

Voller Hoffnung machte sich am sehr frühen Samstagmorgen der schwatzgelb.de-Bus auf den Weg ins Badener Land. Überpünktlich traf dieser um 2:00 Uhr am Dortmunder Hbf ein. Hier wartete schon ein großer Teil der Mitfahrer auf die Abfahrt. Warten war das richtige Stichwort, denn bereit um 1:30 Uhr klingelte das Handy der Reiseleitung mit der Frage, wann es denn nun losginge. Auf die Antwort - 2 Uhr 30 - war nur noch ein "Gut dann sind wir halt mal pünktlich" zu vernehmen. Nach dem die teilweise schon recht sommerlich bekleideten Borussen ihre Plätze eingenommen hatten, setzte sich der Bus in Bewegung um 3 Punkte beim Tabellenletzten einzufahren.

Die Hinfahrt verlief auf Grund der frühen Abfahrtzeit sehr ruhig, schließlich wollte man noch ein wenig Freiburg genießen. Einzig ein Mitfahrer der wohl nicht schlafen wollte, konnte einfach nicht genug davon bekommen seine Begleiter damit zu nerven das er doch ein wenig Partymusik haben wolle. Gegen sieben Uhr stand dann die erste große planmäßige Pause in Bruchsaal auf dem Programm. Die Freude über den vorhandenen Burger King wurde jedoch je enttäuscht als die Mitarbeiter den Reisenden mitteilte das die Öffnung erst gegen 10:00 Uhr erfolgen sollte. Die Frage warum es sich jemand erlauben kann auf ein Geschäft mit rund 50 hungrigen Fußball-Fans zu verzichten sei an dieser Stelle erlaubt. Nach dem 45-Minütigen Aufenthalt ging es dann weiter in eine der schönsten Städte der Bundesliga.

Pünktlich um 07:37 Uhr, also fünf Stunden nach Abfahrt des schwatzgelb-Busses startete das Aushängeschild der Deutschen Bahn - ICE 503 - von Dortmund in Richtung Basel SBB. Als Präsident Rauball um 07:30 den Bahnsteig betritt, muss er verwundert feststellen, dass dort bereits eine Horde BVB-Fans durstig auf die Bereitstellung des Zuges wartete. Nachdem jeder sein Plätzchen gefunden hatte (wir in der zweiten, unser Präsident in der ersten Klasse) sollte eine Orgie starten, die wohl ihresgleichen sucht. Der Alkoholvorrat im Zug hätte wohl einer gut sortierten Tankstelle Konkurrenz gemacht. Dementsprechend laut und lustig verlief die Hinfahrt. Zwar schlugen einige Fans über die Stränge und das ein oder andere Bierchen floss nicht in die Kehlen der Fans, sondern über den Teppich der Wägen 22-24, trotzdem erklärte der Zugbegleiter im Nachhinein uns gegenüber, dass die Fahrt doch im Rahmen abgelaufen sei und es keine Sachbeschädigungen gegeben habe.

Die Stimmung im ICE war - nie passte dieser Begriff wohl besser - feuchtfröhlich. Eine nette Polonaise durch den gesamten Zug sollte auch den anderen Mitreisenden zeigen wer hier an Bord für die gute Stimmung sorgte. Der neue Fanhit wurde durchgehend geträllert und es gab lecker Sangria aus Eimern und als der ICE Freiburg erreichte, war nur noch ein Bruchteil der Fans nüchtern. Die knallende Sonne und das heiße Wetter taten ihr übriges und so traf man auf dem Weg zum Stadion auf so manche Alkoholleiche. Im Biergarten vor dem Badenova Stadion ließ sich der ein oder andere noch sein Bierchen schmecken, während andere erste Erfahrungen mit der Dreisam machten. Dat is weder eine Perversität noch ein Frauenname, sondern das niedliche kleine Bächlein, dass früher noch den Stadionnamen mitprägen durfte. Sowohl vor, als auch nach dem Spiel sorgte das fleißende kühle Nass für Erfrischung.

Der Gästeblock im Freiburg
Zurück zur Bustour: Nachdem schwatzgelb.de Super-Busfahrer Heinz den Bus sicher am Stadion geparkt hatte machte sich die gesamte Meute mit der Straßenbahn auf den Weg in die Freiburger Innenstadt. Die gute Stimmung wurde jedoch schon nach wenigen Meter durch den Chauffeur der Straßenbahn gedämpft, da dieser den schwatzgelben über die Durchsage mitteilte, das Hüpfen besser draußen geschehen sollte. Wahrscheinlich ist er ein Blauer, denn sonst wäre er wahrscheinlich einfach mit gehüpft. Nachdem dann auch noch das Singen "verboten" wurde entschloss sich die versammelte Gemeinde einfach dazu, einige Stationen eher auszusteigen und lauthals singend weiter zuziehen. Im Stadtzentrum angekommen verteilten sie sich dann aber auch recht schnell in die verschiedenen Cafes, Biergärten und sonstigen Lokalitäten.


Pünktlich um 13-30 traf sich ein Teil der Busbesatzung am Bus wieder bevor es dann ins Stadion gehen sollte. Keine Minute zu früh erreichten wir den Gästeeingang. Warum keine Minute zu früh? In Feiburg ist das Ordnerverhalten eigentlich nicht länger zu tolerieren. Schikanierung wäre eine Verharmlosung dessen, was sich mal wieder am Eingang zum Gästeblock abspielte. Eine völlig übertriebene und teilweise menschenverachtende Einlasskontrolle führte mehrfach zu Diskussionen und zurecht erregte BVB-Gemüter. Immer wieder mussten Fans die Schuhe ausziehen und ihr Portmonee öffnen um dem Ordnungsdienst unter Beweis zu stellen das man kein Rauchpulver dabei habe. Völlig dumm und unverständlich war die Aussage eines Ordner der einen Fan mit Gipsarm dazu aufforderte den Gips zu entfernen, damit er sich überzeugen können, dass unter dem Gips keine gefährlichen Gestände versteckt seien. Aber mit den Durchsuchungen war es längst noch nicht getan. Alle gefunden Gestände die sich zum Werfen eigenen könnten mussten abgegeben werden. Die Frage wer seinen Autoschlüssel, sein Handy oder ein Asthmaspray wegwerfen würde interessierte den Ordnungsdienst nicht im Geringsten. Nur nach unzähligen Diskussionen unter Beteiligung der BVB-Fanabteilung wurde es den Fans gestattet gesundheitlich benötige Dingen wie das genannte Asthmaspray oder auch Krücken mit in den Block zu nehmen. Die verschärften und überzogenen Kontrollen sorgten dafür, dass einige der Dortmunder Fans erst nach Anpfiff den Weg in den Gästeblock fanden.

Trotz oder gerade wegen des erhöhten Alkohol Konsums wurde bereits vor dem Anpfiff die Mannschaft gefeiert. An einem super Sommertag mit strahlendem Sonnenschein und rund 24° C kann man auch eigentlich keine schlechte Stimmung bekommen.

Da uns jegliche Mittel zur akustischen Unterstützung und die meisten optischen Fanutensilien ohne Begründung verboten worden waren (warum wurde dann doch wieder jemand mit Trommel rein gelassen? Scheiß Willkür) mussten unsere Kehlen umso lauter singen und unsere Hände umso lauter klatschen. Das taten sie auch. Die Mannschaft wurde auch nach dem frühen Rückstand recht ordentlich unterstützt und nachdem Ewerthon und Koller das Ding gedreht hatten, tobte der Block und ein paar nette Pogos im unteren Teil des Käfigs folgten.

Zur allgemeinen Erheiterung trugen die mittlerweile wirklich erheiternden Ergebnisse der Blauen und der Pochumer bei. "Lieber Bayern als der S04" hallte genauso durchs Stadion, wie "Bochum raus aus Liga eins". Das mit Liga eins hat sich ja für die Freiburger auch erledigt, was sie sich auch des öfteren anhören durften. Endlich können wir wieder selbst schadenfroh sein!

In der 80.Minute sagte einer neben mir im Block:

"Wenniesichjetzwieasohinnreindrängnlassenunkeinedritte

BudemachekassiernwahieanocheinTor"

Der Heimblock

Leider sollte er Recht behalten. Wie war das noch: Besoffene und kleine Kinder sprechen die Wahrheit. Ein kleines Kind war der nicht mehr.

Das Tor dämpfte die Stimmung doch erheblich, denn der so greifbar geglaubte UEFA-Cup-Platz rückte wieder in weite Ferne. So wurde ein neues Ziel proklamiert: "Wir wolln den Derbysieg!" schallte es den Spielern entgegen, die sich ob dieser Forderung hinter der Mittellinie versteckten und schüchtern in Richtung Block klatschten.

Die Rückfahrt die schon zum Ritual geworden ist verlief auch wie immer. Erstmal raus aus Freiburg, dann ein Stück Autobahn und zur Pausenzeit beim großen goldenen M einkehren. Unterwegs wurden schon mögliche Gegner im UI-Cup diskutiert. Zur Hilfe kam uns hierbei eine Information die vor ca. 3 Wochen auf der BVB Homepage zu lesen war, in der zu lesen war das es für den am schlechtesten platzierten deutschen Verein zuerst nach Andorra oder Österreich gehen könnte. Die Nummer 2 soll sich zunächst mit einem Verein aus Serbien und Montenegro oder Mazedonien auseinandersetzen. Der "beste" wird wohl nach Tschechien, Polen oder Moldawien reisen. Auch wenn die Ziel alle samt sehr interessant sein können war die Meinung: besser ist es wenn wir uns direkt für den Uefa-Cup qualifizieren.

Mit Diskussionen zum UI-Cup hielt sich im ICE keiner lange auf. Viel mehr schallte der neue Frühjahrshit "Titten raus, is Frühling! Aiaiaiai" durch die Waggons(Bereits auf dem Freiburger Hbf sorgte das Liedchen nicht nur bei uns Fans für Super-Laune. An Board ließ man der Kreativität freien Lauf, als sich zwei junge Kanadierinnen in einem unserer drei Waggons niederließen. Von "Tits out, it´s springbreak!" bis "Canada show your tits" schallte es durch den ICE und die Verbrüderung nahm ihren Lauf...

Sehr groß waren die verbliebenen Alkoholvorräte und wer will schon mit ner vollen Pulle Schnaps nach Hause zurückkehren. Also musste das Zeug wech und so wurde die Rückfahrt noch exzessiver als die Hinfahrt. Traurig nur, dass ein Idiot, der nicht zu unserer Gruppe zählte, zwei unserer Waggons versaute und manch anderer sich davon mitreißen lies und ebenfalls kurz vor Schluß ein Chaos anrichtete. So etwas muss nicht sein und zieht hoffentlich keine Konsequenzen für den Verantwortlichen, der die Fahrt für uns gebucht hat, nach sich.

Mit ein wenig Verspätung erreichte dann auch der ICE seinen Zielbahnhof und wir verteilten uns in alle Himmelsrichtungen. Sieht man mal von der letzten Stunde der Zugfahrt ab, war dies wohl eine der schönsten Auswärtsfahrten, was die An- und Abreise betrifft.

Alles in allem haben wir in diesem Jahr ein Menge toller Auswärtsfahrten erlebt, so dass sich die Fans sicher auch in der nächsten Saison auf interessante und hoffentlich erfolgreiche Touren nicht nur im schwatzgelb.de-Bus freuen dürfen.

Nun gilt unsere ganze Konzentration jenem Auswärtsspiel, dass die gesamte Auswärtssaison auf einen Schlag perfekt machen würde. Alle bitteren Niederlagen bei den Bayern oder sonst wo würden wir vergessen, wenn unser Team endlich mal wieder dieses eine, dieses elementare Spiel gewinnen würde: Das Derby.

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