Eua Senf

Gastautorenwettbewerb "Warum bin ich eigentlich Borusse?" - Die Platzierten (Nachschlag Teil 2)

30.12.2005, 00:00 Uhr von:  Gastautor

Artikel 1: Warum bin ich Borusse?

Es ist das beste was einem passieren kann, der BVB ist aus meinem Leben nicht wegzudenken. Geboren wurde ich 1988, nicht wie zu erwarten in Dortmund oder Umgebung, sondern in Kiel. Also schon mal ein wenig anstrengend, die Spiele live zu verfolgen. Das BVB Fieber hat mich etwas später als andere gepackt: erst seit ich ca.10 Jahre alt bin, bin ich ein schwarz-gelber. Einen großen Verdienst hat hierbei auch mein Onkel, der schon viel länger BVB-Fan ist als ich. Erst hier interessierte mich Fußball überhaupt und ich verfolgte die Spiele im Fernsehen. Warum ich als Norddeutscher nicht HSV, St.Pauli, oder Bremen-Fan sondern ein schwarz-gelber geworden bin, denke ich, liegt an der fantastischen Atmosphäre im Westfalen-Stadion und allen Gästeblöcken der Republik und den tollen Fans der Borussia. Das erste mal im Tempel war ich in der Meistersaison 2002 gegen Leverkusen. Dieser Tag hat sozusagen mein ganzes Leben verändert. Die Atmosphäre, die Fans, die Gesänge, die Größe des Stadions, auch mal die Stars aus nächster Nähe sehen. Und natürlich die Südtribüne. Seit ich da war, will ich dort mal stehen. So begleite ich unsere Borussia also durch dick und dünn, anders als Modefans, oder die die wöchentlich für jemand anderen sind.Während die andern in der Schule HSV-Fans oder Anhänger anderer Nordvereine sind und manchmal dumme Scherze über die Finanzlage oder die Ergebnisse vom Samstag machen, denke ich immer: Ihr lebt das doch gar nicht.Ihr wisst gar nicht wie geil das ist, seinem Verein in Stadien zu folgen und sie nicht nur im Fernsehen zu sehen. Aufzuschreien bei Toren, mitzusingen, sich zu ärgern bei vergebenen Chancen. Bis heute, ich bin ja erst 16, bin ich Borusse geblieben und habe bereits meinen Bruder, meinem Vater, und meine Freundin mit meiner Liebe zu Borussia angesteckt. Borusse bin ich nicht nur wegen dem Verein, den Farben, sondern auch wegen den geilen Erinnerungen die einem bei Fußballfahrten im Gedächtnis bleiben. Ich bin leider noch jung, und muss immer erst betteln wenn es um Auswärtsfahrten geht. Aber ich war schon in Hamburg, Rostock...halt alles was so in der Nähe liegt. Immer mit dem WE-Ticket. Und zum Rückrundenstart nach Wolfsburg. Mal schauen was mich dort erwartet. Alles in einem also kann man sagen das der BVB mein Leben geprägt hat und ich mit dem BVB einige der besten Augenblicke in meinem Leben verbinde.Heja BVB.

geschrieben von Julian Völter

Artikel 2: Warum ich Borusse wurde?

Eine äußerst schwer zu beantwortende Frage, da die beiden Gründe die für viele Bekannte zutreffen nicht für michgelten, der erste Grund, das Umfeld scheidet bei mir aus, da ich ineiner Familie groß geworden bin in der es, abgesehen von meinem FC St.Pauli begeisterten Vater nicht viel Fußball-Euphorie gibt. Der zweiteGrund die erfolgreichen Jahre 1995-1997, in der viele meiner Bekannten ihre "schwarz-gelbe Seele" erlangten, waren auch nicht der Grund warum mein Herz für den BVB schlägt da ich, 1988 geboren, schon seit dem Kindergarten im Jahr 1992 Sympathien für die Schwarz-Gelben hege. Nunzum warum: Mein erstes Spiel im Tempel liegt mittlerweile mehr als 10Jahre zurück. Es war am 01.09.1993 als es einen glanzvollen 4-0 Heimsieg der Dortmunder Borussia zu feiern galt. Meinen ersten schwarz-gelben Freudentaumel bescherten mir damals, im zarten Alter von 5 Jahren Stephane Chapuisat und Kalle "Air" Riedle, die die Tore beim Heimsieg gegen Dynamo Dresden erzielten. Glücklicherweise verpasste ich kein Tor da sich der BVB bis zur 37 Minute zeit lies. Glücklicherweise deshalb, weil mein Vater, der mir den Ausflug ins Westfalenstadion verfrüht zur Einschulung geschenkt hatte, mir erst nach ca. 20 Minuten Spielzeit erklärte, dass es wenn man sich ein Fußballspiel anguckte vorteilig auswirkte wenn man während des Spiels auf den Ball achtete. Das hatte ich von der Atmosphäre des "Tempels der Glückseeligkeit" beeindruckt beinahe glatt vergessen. Nach diesem tollen Erlebnis war mein Fandasein endgültig besiegelt, und das obwohl an diesem Tag nur 39.000 Zuschauer den Weg in das schönste Stadion der Welt gefunden hatten! Die Frage warum ich mich bereits 1992 entschied Dortmund-Fan zu sein bleibt wahrscheinlich für immer offen, wahrscheinlich war es eine Art Liebe auf den ersten Blick, die mich damals zum BVB führte. Es müssen zu dem Zeitpunkt wirklich höhere Mächte gewirkt haben da meine Heimatstadt Rheda ziemlich Blau-verseucht war und leider immer noch ist? Seit dem Sieg gegen Dresden bin ich dem Tempel aus unerfindlichen Gründen längere Zeit ferngeblieben bis ich eines Tages das Abschiedsspiel von Susi Zorc besuchte. danach musste ich leider die erste Niederlage mit ansehen, die 0-2 Niederlage gegen den Sportclub aus Freiburg schmerzte mich damals schon Recht stark, wenn ich allerdings daran denke was für eine Tortur die arme Fanseele zurzeit erleiden muss wirkt so eine Niederlage wie gegen den SCF wie Balsam? In dieser Saison hab ich bisher nur ein Heimspiel versäumt und versuche zu so vielen Auswärtsspielen wie finanziell irgendwie möglich zu fahren und Bange und hoffe jedes mal aufs neue auf drei Punkte die uns näher an die internationalen Wettbewerbe führen würden. In diesem Sinne auf eine erfolgreiche Rückrunde!

geschrieben von Jacob Liedtke

Artikel 3: Warum bin ich eigentlich Borusse?

"Das ist angeboren", ist das erste, was mir spontan immer auf diese Frage einfiel. Das ist natürlich Quatsch, meine DNS enthält wohl kaum Merkmale, die sie von Fussballverrückten in grünen oder roten Farben unterscheidet (bei blauen bin ich mir da nicht so sicher, aber das ist ein anderes Thema).

Also musste ich mich, um dieser Frage seriös auf den Grund gehen zu können, zurückbeamen in die Urzeiten meiner persönlichen Sozialisation: Soweit ich mich erinnere, interessierten mich Fussbälle in den ersten sechs Lebensjahren entschieden weniger als die täglich zu beantwortende Frage, ob ich stärker, gemeiner und somit besser war als mein Nachbar, sein Nachbar, die anderen Jungs im Kindergarten und der Nachbar des Nachbarn schräg gegenüber. Samstags nachmittags war Bundesliga, das ging mir gewaltig auf den Keks, weil mein alter Herr da immer um 17:48 die ARD-Sportschau gucken wollte - bei nur einem SW-Fernseher im Haus und angesichts veralteter Familienhierarchien bedeutete das für mich und meine grosse Schwester natürlich: mitgucken oder eben was anderes machen - meisst machten wir was anderes... Der BVB spielte da noch gar keine Rolle, schliesslich war`s ja noch die Sportschau, Ausschnitte von 3 Spielen, und da wurden halt die anderen gezeigt, jene, die auch irgendwie vorne um die Meisterschaft mitspielten - ich war (wenn überhaupt für jemanden) für die Gladbacher, weil die gegen die Bayern bei allem Erfolg doch immer noch die Aussenseiter waren und immerhin in etwa aus unserer Nähe kamen, meinem geographischen Wissensstand nach... Mein Vater spielte schnell auch keine Rolle mehr, Haus und Hof auf der Rennbahn verwettet, aus dem Staub gemacht, fertig - und doch war er damit letztendlich Wegbereiter meines Borussenwahns, denn die Notwendigkeit ergab es, dass ich fortan die Sonntage in schöner Regelmässigkeit bei meiner Grossmutter in Schüren verbrachte. Schürufer Strasse, die Keimzelle einer ewigen Liebe, meine seelige Oma Jo... Ich weiss nicht, wer IHR das Virus dereinst implantierte, seit ich denken kann war SIE jedoch Borusse - und so wurden unsere Sonntage zu unvergesslichen Ritualen: Bis 14:30 Uhr drosch ich hinten im Hof Bälle vor die Wand (Oma Jo hatte keine Nachbarkinder, die ich hätte verprügeln können), dann gab`s Kuchen und WDR2 - Kurt Brumme, Jochen Hageleit, Heribert Fassbender (jaja!) und und und... So sassen wir dann da, sie in ihrem Sessel, immer eine Zigarrette in der Hand (wobei ich bis heute nicht sicher bin, ob sie jemals daran zog), ich auf dem Sofa, den Reportern lauschend und nebenbei Fallrückzieher mit Luftbällen übend. Oma Jo sprach irgendwie nie über den kommenden Gegner, meisst wusste sie - glaube ich - gar nicht, gegen wen wir überhaupt spielten, wer bei denen ein Star war, wie die in der Tabelle standen und all diese Nebensächlichkeiten - für sie gab`s immer nur "unsere Jungs" und "die anderen"; wenn wir siegten war sie "stolz auf unsere Jungs", wenn wir verloren mahnte sie, dass "die anderen halt nun mal auch Fussball spielen können", dass man "immer nur so gut spielen kann, wie der Gegner es zulässt" und dass WIR "nächstes mal bestimmt wieder gewinnen werden"... Was waren das nicht für grossartige Spiele damals 1972/73 und 1973/74 - Erkenschwick, Siegen, Viktoria Köln, 1.FC Mühlheim: meine ganz eigene grosse Fussballwelt! Inzwischen waren wir umgezogen, ich bekam wieder ein eigenes Zimmer, durfte mir ganz neue Möbel aussuchen, keine Frage, sie mussten schwatzgelb sein, und nach kurzer Unterredung mit Oma Jo machte Mama auch keine Anstalten mehr, dagegen anzukämpfen ("aber Junge, nimm doch lieber Kieferfurnier, die sollen dir ja auch noch in ein paar Jahren gefallen" etc.). Das Westfalenstadion kam, die 2. Liga Nord, der erste Boom: "In Dortmund kommen schon 40.000, wenn die nur mal das Flutlicht anmachen", hiess es damals allerorten, und tatsächlich erreichten wir in Liga 2 Zuschauerzahlen, von denen die meissten Bundesligisten nur träumen konnten - und darauf war ich stolz, denn schliesslich war ich ja auch längst Borusse, wie Oma Jo eben... Mein Enthusiasmus muss im familieninternen Bereich irgendwann auch den letzten überzeugt haben, dass ich so langsam die nötige Reife hätte - also sollte er denn nun endlich kommen, mein ganz besonderer, ganz spezieller, ganz persönlicher Tag, MEINER... für immer und ewig: 21.12.1974 Borussia Dortmund - Arminia Bielefeld Mein Patenonkel war`s, der sich meiner erbarmte (irgendwie müssen Patenonkel ja auch einen Sinn haben), zarte 9 Jahre war ich alt - und nicht im geringsten darauf gefasst, welch bombastisches Szenario mich da erwarten würde. Da waren zuerst einmal diese Massen, die sich dem Stadion entgegenwälzten, 52.000 sollten es werden, alle mit irgendwelchen schwatzgelben oder blau-weiss-schwarzen Utensilien behangen... Dann der erste Schritt auf die Gegentribüne, der erste Blick ins Stadion, dieses Flutlicht (war ja Winter), dieses total irreal helle Licht, dieses unglaublich leuchtende Grün des Rasens und dann... ...diese Gesänge... Von links wir, unsere Süd, die ich ja nur aus dem Fernsehen kannte, von rechts ca. 10.000 Bielefelder, kaum weniger laut - Gesänge, Chöre, die alles um mich herum ausfüllten, ein Wettstreit, der nicht enden sollte, bis ich Äonen später wieder aus dem Stadion schwebte, ein Wettstreit, der sich in meinem kleinen Kopf manifestierte als eines der gigantischsten Ereignisse der Welt... Wir spielten 1:1, Burghart Segler machte unser Tor, aber der wichtigste Mann auf dem Platz, so wusste ich natürlich damals als 9-jähriger, ist immer der Kapitän... und der hiess KLAUS ACKERMANN !!! ;o) Den ersten Schritt zum Borussen hatte ich ja irgendwie längst schleichend hinter mich gebracht, nun war also der zweite, meine Feuertaufe, mein erstes Live-Spiel, auch gelaufen, ein paar Mal nahm mich mein Onkel auch noch mit auf seinen Sitzplatz, aber es fehlte noch etwas, und so wurde ich manisch, es gab nur noch ein Ziel zu erreichen: DIE SÜD... 16.08.1975 - Borussia Dortmund-VFL Osnabrück Gebohrt hab ich lange genug, wenn ich etwas wollte konnte ich die Menschen schon damals so lange nerven, bis sie endlich sagten: "Dir deinen Frieden, mir meine Ruhe", und so hatte ich mir diesen Abend nun wirklich redlich verdient. Ein Bekannter meines Cousins (man muss auf das Umfeld ausweichen, wenn Mütter nix mit Fussball zu tun haben wollen und Väter sich längst aus dem Staub gemacht haben), so ein richtiger Bär mit Kutte und mindestens 2,95 Meter gross (für mich), der seit Jahr und Tag zum BVB rannte, meinte damals - zumindest sinngemäss: "Was soll der Scheiss, nehmen wir den Jaus halt mit, ich pass schon auf!" GESCHAFFT!!! Block 13 oben, direkt am Zaun, hinter mir ein lebendiger Schutzwall, um mich rum tobende, singende, klatschende, tanzende, schreiende Menschen - JETZT war ich selbst ein GROSSER, ein ECHTER Borusse, ohne wenn und ohne aber... 2:2 ging`s damals aus, unten auf der Süd, direkt hinterm Tor standen tatsächlich 2 Osnabrücker und schwenkten unbehelligt riesige lila-weisse Fahnen, scheissegal im Nachhinein, denn dies sollte die Saison werden, die uns zurück brachte in die 1.Bundesliga... Was alles nachher kam - meine ersten Schritte allein auf die Süd, der Aufstieg, die erste Uefa-Cup-Teilnahme, die ersten Live-Auswärts-Spiele, Fortuna Köln und Wegmann, der Pokalsieg, die Meisterschaften, die Championsleague, all die unvergessenen Spiele, Fahrten, Erlebnisse widme ich hiermit der Person, die die Flamme entzündete, ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein -

meiner Heldin, OMA JO...

geschrieben von Holger Ackermann

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