Eua Senf

Gastautorenwettbewerb "Warum bin ich eigentlich Borusse?" - Die Platzierten (Nachschlag)

16.01.2005, 00:00 Uhr von:  Gastautor

Nachdem wir vor einiger Zeit schon den eigentlich letzten Teil unseres Autorenwettbewerbs "Warum bin ich eigentlich Borusse" veröffentlicht hatten, trudelten so nach und nach noch einige recht interessante Geschichten ein, die wir Euch hier in unserem kleinen "Nachschlag" vorstellen wollen.

Artikel 1:

Diese Frage (Warum bin ich eigentlich Borusse, Anm. d. Redaktion)ist wirklich sehr gut und ich muss sagen, dass ich mir noch nie wirklich Gedanken darüber gemacht habe. Aber gerade in dieser schwierigen Zeit, wie sie jetzt leider wiederzukommen scheint, habe ich mich auch schon mal gefragt, warum bist du Fan von Dortmund und gehst mit ihnen durch dick und dünn. Ich versuche mir manchmal sogar vorzustellen, Fan von einer anderen Mannschaft zu sein. z.B. Leverkusen, Stuttgart oder Bremen. Nur werden nach kurzer Zeit die Vereinsfarben von rot-schwarz, rot-weiß oder weiß-grün in schwarz-gelb umgewandelt und die zu dieser Zeit typische Trauer und Unruhe in mir wacht wieder auf. Aber um diese Frage eindeutig zu klären, muss ich mal mein Leben wieder aufwickeln. Ich werde versuchen alles zu erwähnen, so peinlich mir manche Dinge aus der Vergangenheit auch sind:

Geboren wurde ich 1989 im tiefsten Schwabenland, in Hechingen, dass etwa eine Autostunde südlich von Stuttgart liegt. Damals interessierte ich mich noch nicht sonderlich für Fußball und ich hätte mir nicht vorstellen können, jemals Fußball gut zu finden. Das aller erste Spiel was ich in meinem Leben jemals sah, war ein Spiel der B*yern, nachdem sie Meister wurden. Als ich das Olympiastadion sah, das wie heute noch fast immer ziemlich leer ist, hielt ich Fußball für einen ziemlich unpopulären Sport und mein Interesse sank weiter, was ich heute nicht mehr nachvollziehen kann. Aber als ich damals die Trikots der B*yern sah, welche rot-blau waren, war ich ein B*yern-"Fan", da meine Lieblingsfarben ebenfalls rot-blau waren. Ich muss heute noch meinen Bruder danken, als er mich damals mit dem Wort "Erfolgsfan" beschimpfte und ich B*yern so schnell wie möglich wieder vergaß. Nach ungefähr einer Stunde war zum Glück nichts mehr von diesem Schwachsinn von wegen B*yern-Fan zu merken. Ich muss weiterhin feststellen, dass mir aber schon damals die Aral-Tankstellen nicht gefielen, wegen der blau-weißen Firmenfarbe. Als wir dann später nach Wuppertal umzogen (um 1996), hörte ich zum ersten Mal (zumindest kann ich mich nicht mehr erinnern, falls der Name davor schon mal fiel) den Namen "Dortmund". Ich fand damals den Stadtnamen sehr toll, weil da ein zwar sehr geringer, aber für mein kindliches Gehirn doch ein "großer" Sinn drin versteckt war. Ich denke, dass das der Hauptgrund für mein heutiges Leben als Borusse ist, aber ich bin mir nicht sicher. Als wir dann in Wuppertal ankamen, lebten wir in einer kleinen Siedlung, in der auch andere Dortmund-Fans wohnen. Später besuchten wir einmal Freunde von uns in Hechingen, deren Sohn Stuttgart-Fan ist.

Als er hörte, dass mein Bruder damals für Dortmund ist, wurde der direkt in einen spielerischen Kampf verwickelt. Aber er verwies danach auf mich, dass ich auch für Dortmund bin und so musste ich zum erstenmal Dortmund verteidigen, aber ich bekam eh nichts ab, weil er mich nicht als ernsten Konkurrenten ansah. Von da an schlug mein Herz immer für den Ballsportverein Borussia 1909 Dortmund. Auch wenn ich damals noch nicht mal den gesamten Namen von Dortmund kannte, geschweige denn die Vereinsfarben, wusste ich, dass Dortmund und ich eine gemeinsame Zukunft haben.

Das nächste mal, als ich von Fußball hörte, war der letzte Spieltag der Saison 2002. Doch ich hatte die ganze fußballlose Zeit den BVB in meinem Herzen bewahrt. Ich war von Anfang an des Spiels für Dortmund und fieberte mit, obwohl ich nichts von Fußball verstand und mein Vater und mein Bruder beide für Leverkusen waren. Seit Anfang dieses Spiels hörte oder sah ich jetzt jedes Spiel von Dortmund. Seit da an war ich Borusse und ich könnte mir heute mein Leben überhaupt nicht mehr ohne Dortmund denken. Mein Bruder wurde Leverkusen-Fan und mein Vater hält sich neutral und ist sowohl für Dortmund, als auch für Leverkusen. Ich bin froh, dass ich Dortmunder wurde!

geschrieben von Mareike Luhn

Artikel 2:

Warum bin ich eigentlich Borusse....? Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, ich bin es wohl seit meiner Geburt im Jahre 1959.... Ich glaube, es ist mir mit in die Wiege gelegt worden, denn ich wurde, genau wie mein älterer Bruder in Dortmund geboren. Als ich drei Jahre alt war zogen meine Eltern, die sich in den Nachkriegswirren in Dortmund kennengelernt hatten, in die Heimat meines Vaters, nach Schleswig - Holstein, genauer gesagt, in die Nähe von Rendsburg.

Mit drei Jahren weiss man natürlich nicht so viel vom Fussball, aber mein Bruder, der in den Jahren, in denen wir in Dortmund wohnten, bereits regelmässig die Regionalliga - Spiele des BVB in der Roten Erde besucht hatte, hat mich von kleinauf an auf den BVB eingeschworen. Es gab für mich nichts anderes als den BVB. Gelb und Schwarz waren natürlich meine Lieblingsfarben, die Abende, an denen die Europapokalspiele Spiele des BVB im Fernsehen übertragen wurden, waren totale Highlights, denn dann durfte ich länger aufbleiben, was Mitte der 60er Jahre für 7-8 jährige Steppkes nicht unbedingt an der Tagesordnung war.

Wann immer es ging, verfolgte ich die Sportschau, um die Zusammenfassungen über die Spiele des BVB zu sehen. Dann kam der bittere Abstieg, in den Jahren darauf habe ich nich eben nicht mehr so für die Bundesliga interessiert, sondern, leider nur in der Zeitung, die Interessen auf die Regional- bzw. die 2. Bundesliga gerichtet. Trotz aller Versuche meines Umfeldes, insbesondere meines Vatersm der als Schleswig - Holsteiner (natürlich?) HSV - Anhänger war, mich zu anderen Vereinen zu bekehren, bin ich (auch natürlich!) dem BVB treu geblieben. Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, wie gross meine Freude war, als wir 1974 in ein Nachbardorf zogen, in dem kurz vorher ein Fussballverein aufgemacht hatte, der Gelb/schwarz als Vereinsfarben hatte. Natürlich bin ich dort sofort Mitglied geworden und diesen Gelb/Schwarzen auch bis heute treu geblieben. Wie gross war meine Freude nach dem Wiederaufstieg in die 1. Liga! Nie werde ich vergessen, wie ich mich im Vorfeld des Bundesliga-Auftaktes 1976 mit unserem Vereinswirt über das Auftaktspiel HSV - BVB unterhalten habe. Er, als gebürtiger Hamburger und eingefleischter HSV - Fan, war so sehr vom Sieg seines HSV überzeugt, daß er fast böse wurde und zu sagen wagte, wir hätten jedoch trotz der Stärke des HSV eine kleine Aussenseiterchance. Das Ergebnis werden noch viele kennen: 4:3 für den BVB, wobei Kostedde gleich 3 Tore schoss. In den 80er Jahren durchlief ich, wie alle BVB Fans wohl, ein Wechselbad der Gefühle: Fast Abstiege, fast bankrott, wechselten mit UEFA - Cup Platzierungen und finanziell besseren Jahren. Dann kam das Jahr 1989. Ich war inzwischen, immer wenn es der Geldbeitel zuliess und meine eigenen Fussballtermine es erlaubten, im Volksparkstadion gewesen, wenn der BVB dort spielte, wollte auch versuchen, Karten für das Finale in Berlin zu bekommen, was auf dem regulären Wege von Schleswig - Holstein aus schier unmöglich war.

Durch Zufall hörten wir von einer Bustour zum DFB-Pokalfinale, die ein Fussballverein aus unserem Kreisgebiet veranstaltete, meldeten uns an und bekamen die letzten freien Plätze. Was dann folgte weiss auch jeder, der dabei war: Berlin leuchtete Schwarz - gelb! 4:1 gegen den Favoriten Werder! welch ein Spiel, welch ein Erlebnis! Die Gefühle sind auch im Nachhinein sehr schwer zu beschreiben. In den 90er Jahren folgte dann, begünstigt durch verbesserte finanzielle Mittel, endlich ein Besuch in meiner Geburtsstadt, batürlich verbunden mit dem Besuch eines Fussballspieles im Westfalenstadion. Unfassbar waren die Eindrücke, die der vollbesetzte Tempel hinterlassen hat. Die vielen HSV Fans, die wir um den Bus vollzukriegen, mitgenommen hatten, störten dabei nur wenig. Nun fahren wir regelmässig hin, sowohl 3-6 mal nach Dortmund als auch nach Berlin, Hannover, Bremen, Wolfsburg und natürlich Hamburg, alles was man so aus Rendsburg bequem mit dem Zug erreichen kann. Mit dem Zug des Spasses wegen...... Ach ja, ich habe zwei Kinder, die, mittlerweile 15 und 19 Jahre alt, zwar beide in Rendsburg geboren sind, aber (natürlich) BVB - Fans sind.......

geschrieben von d-jensen

Artikel 3:

Warum bin ich Borusse? Die bessere Frage für mich ist: Warum alles in der Welt sollte ich es nicht sein? Das ich mich heute, in meinen noch jungen 16 Jahren, einen Borussen nennen darf ist, finde ich, doch ein bisschen erstaunlich. Mein Problem war bzw. ist. Ich komme aus Erfurt (Bitte nicht falsch verstehen, ich liebe Erfurt, das Problem ist die Entfernung). Das ist nicht unbedingt nah. Dazu kommt, dass meine Familie mit Borussia und Fußball nix am Hut hatten, außer mein großer Bruder, er ist Bremenanhänger. Ich hatte niemanden, der mir Fanartikel kaufte, mit mir nach DO gefahren ist (ja, ich weiß, es gibt schlimmeres auf der Welt ;-)))

Aber trotzdem darf ich mich seid meinem 6. Lebensjahr BVB-Fan nennen. Und das aus vollkommen eigenem Willen. Seid ich in der Schule war, war ich ein Schwarz-Gelber. Warum genau? Ich meine behaupten zu können, dass ich die Bundesligavereine im Fernsehen sah und Dortmund am geilsten fand. Es war einfach angeboren. Als ich dann ins Gymnasium kam, hatte ich ein sehr Schwieriges Umfeld: Der FC Bayern. Ich hatte fast nie Freunde, die wie ich dachten. Von der Verhöhnung, Pein und Verteidigung der Borussia nach Niederlagen gar nicht zu sprechen.

Aber all diese Umstände machten mich umso stolzer ein Anhänger des BVB´s zu sein. Einer muss ja hier die Gelb-Schwarze Fahne hochhalten. Mittlerweile bin ich recht gut ausgerüstet (was auch nicht zu verachten ist, da ich fast alles selbst finanzieren musste) mit allerlei Fan-Artikeln. Und ich war bis jetzt schon 2 mal im Tempel: Das erste mal nach der Meistersaison 2002 gegen Stuttgart auf der Nord (ich musste, ich war in einer Reisegruppe). Das zweite mal diese Saison im Sommer beim 4:0 gegen Wolfsburg. Auf der SÜD!!! Wo von ich Jahre lang träumte (is kein Witz), wurde Wirklichkeit. Und es war bestimmt nicht das letzte mal. Wieder gegen den VfB werde ich am 06.03.04 da sein. Und dann wird mein Herz wieder aufgehen ;-)), Bei der Borussia!!!

geschrieben von Nikolas H.

Artikel 4:

Leichter zu beantworten wäre die Frage „Warum bin ich Borusse geblieben?“. Ich habe auf die Frage nicht weniger als 10 TRIFTIGE Gründe gefunden (nachzulesen auf meiner Homepage: http://mitglied.lycos.de/borussiadortmund), aber weshalb bin ich Borusse geworden? Wie für die meisten andern auch, ist es für mich schwierig einen bestimmten Tag festzulegen, an dem mich das Borussia-Fieber gepackt hat.

Anfang des Jahres 1985 in der Nähe von Zürich geboren, lag die Borussia nicht gerade auf dem Weg. An einem verregneten Novembertag 1995 kam meine Mutter, ansonsten nicht gerade begeisterte Fussballanhängerin, auf die Idee mit der Familie ein Fussballspiel zu besuchen. Die 1:3-Niederlage des Grasshopper Clubs in Luzern war nun wirklich kein begeisterndes Match, aber mein Interesse für den Fussball war geweckt. Immer häufiger ging ich nun mit meinem Vater, meinem zwei Jahre jüngeren Bruder und manchmal auch mit meiner Mutter oder meinem Onkel in den „Hardturm“, das Heimstadion der Grasshoppers – aus dem Interesse für Fussball wurde bald einmal eine Sucht. Zur gleichen Zeit bekam mein Bruder seine erste BravoSport geschenkt. Kaum 11 Jahre alt erfuhr ich zum ersten Mal von der Bundesliga – und das mitten im Titelkampf BVB-Bayern!!! Da über keine andere Mannschaft berichtet wurde, hatte ich gerade mal zwei Möglichkeiten mein Herz zu verlieren. Weshalb habe ich mich für den BVB entschieden, noch bevor die Meisterschaft entschieden war? War es Zufall? War ich damals schlau genug zu sehen, dass die Bauern nichts taugten? Oder war es schlicht die weibliche Intuition? Ich kann es nicht genau sagen, jedenfalls war ich bald einmal von „Chappi“ fasziniert: ein Schweizer, der es in der Bundesliga zu was gebracht hat – das kommt nicht häufig vor! Ich hatte mich also entschieden und war dementsprechend auch sehr glücklich, dass die Borussia die Meisterschaft 1996 tatsächlich geholt hatte. So richtig infiziert vom BVB-Virus war ich allerdings noch nicht.

Das Championsleaguefinale 1997 verfolgte ich vor dem Fernseher, zum ersten Mal sah ich die Borussia „live“, nachdem ich bislang nur mit zweiwöchiger Verspätung die Resultate erfahren hatte. Es war ein unglaubliches Spiel! Ich mag mich erinnern, wie ich nervös war, kaum richtig stillsitzen konnte, doch es kam alles gut, der BVB holte die Championsleague. Bis heute bereue ich, dass ich mir in diesem Augenblick nicht bewusst war, welch grossartiges und historisches Ereignis ich gerade miterlebt hatte.

Die Jahre wurden schlechter, (Ich verfolgte die Spiele des BVBs mittlerweile am Fernseher oder in der Zeitung, so dass ich immerhin einigermassen auf dem Laufenden war.) meine Liebe zur Borussia aber von Saison zu Saison grösser. Immer häufiger wurde spekuliert, dass „Chappi“ weg wolle, ich hatte Angst, dachte, dass ich mit seinem Weggang das Interesse für den BVB verlieren würde – und das wollte ich auf keinen Fall! Glücklicherweise kam es anders. „Chappi“ wechselte zwar zu GC (immerhin meine „Nummer zwei“), ich aber hing nach wie vor an der Borussia – stärker denn je zuvor.

Vor der Saison 2001/2002 hatte es mich dann endgültig und vollständig gepackt: die in mir schlummernde Begeisterung kam urplötzlich an die Oberfläche, ich wusste, dass es eine grossartige Saison werden würde und nun begann ich auch konsequenter darüber nachzudenken, wie ich es ins Westfalenstadion schaffen könnte. Kurz vor Weihnachten hatte ich meine Eltern dann soweit, sie versprachen mir eine Fahrt nach Dortmund! Den 20. April 2002 werde ich nie mehr vergessen: wir hatten mit grösster Mühe Karten besorgen können, (BVB-Köln, Südtribüne, Block 11; 68600 Zuschauer) und den Zeitpunkt für die Abreise festgelegt. Die ganze Nacht konnte ich kein Auge zutun, ich war viel zu aufgeregt. Gleichzeitig war mir Angst und Bange, weil ich vermutete von meinem Besuch zuviel zu erwarten. Doch schon bei der Ankunft in Dortmund war die Angst wie weggeblasen, ich stand vor dem Stadion und konnte nur über die Dimensionen staunen. Als ich dann auf der Süd stand, flippte ich völlig aus, so dass ich die erste halbe Stunde des Spiels nur wage in Erinnerung habe – ich war vor Glück wie betrunken. Das Spiel gewannen die Borussen mit 2:1 (90. Minute, Amoroso per Penalty) und Leverkusen verlor gegen Bremen – die verlorengeglaubte Meisterschaft war wieder in Reichweite! Es war der schönste Tag meines Lebens!!! Wie schon die ganze Saison verfolgte ich auch den letzten Spieltag vor dem Teletext. Meine Nerven lagen schon früh morgens blank und es wurde auch nicht besser, als die Borussen drauf und dran waren die Schale zu verspielen. Irgendwann leuchtete dann aber doch noch das 2:1 auf und unendliche 15 Minuten später war es geschafft. Ich konnte nur noch heulen vor lauter Glück! Seit diesem Tag stand für mich fest, dass ich irgendwann einmal nach Dortmund ziehen muss. Vielleicht nicht für immer, aber mindestens für ein, zwei Jahre. Es ist sehr schwer jahrelang von der grössten Liebe seines Lebens getrennt zu leben! Zweimal habe ich seither noch ein Spiel des BVB live gesehen. Das 1:0 in Mailand (März 2003) und das 2:2 gegen Leverkusen (82000 Zuschauer waren nochmals eine gewaltige Steigerung!!!). Heute weiss ich, dass ich mich damals richtig entschieden habe, manchmal frage ich mich aber, was geschehen wäre, wenn es nicht so gewesen wäre... Ich glaube, ich würde mich heute nicht mehr für die Bundesliga interessieren

geschrieben von Nadja Luck

Artikel 5:

Erklären kann ich es mir heute eigentlich nicht mehr. BVB und ich - das ist Normalität. Aber wie kam es dazu? Vielleicht, weil ich 76 im Alter von 8 Jahren vor dem Radio saß und zufällig die Live-Reportage über den Aufstieg mitbekam? Oder weil ich seit Kleinkindesalter scharf darauf war, gegen einen Ball zu treten und endlich die "Großen", die immer im Fernsehen spielen, auch mal im Stadion sehen wollte, ohne mir damals recht Gedanken zu machen (als Kind machen zu können), wer da eigentlich spielt? Wie oft habe ich meinen Vater gefragt, ob wir nicht mal zum Fußball fahren können! Was bekam ich als Antwort? Ich geb doch nicht 20 Mark für ne Karte fürn blödes Fußballspiel aus!

Ich musste tatsächlich warten, bis ich 13(!!!) war. Dann brachte mein "alter Herr" mir plötzlich eine Karte mit! Eine versteht sich! "Fahr mal schön alleine, Du willst ja hin!"

Egal! Bleib doch zu Hause! Von Lünen nach Dortmund komme ich auch mit der Bahn! Mein erstes Bundesligaspiel! 21.02.1981! Dortmund - Schalke! 13 Jahre alt! Und ne Karte für Block 13!!!

Und da stand ich nun mit meiner Fahne (vom Taschengeld vor dem Stadion gekauft) in der Hand! Ich werde nie vergessen, wie beim 2:1 außer mir noch drei weitere Fans glückselig mit dieser Fahne wedelten - bis der doofe Ausgleich fiel!

Für mich war es ein prägendes Erlebnis. Hier wollte ich wieder hin! Und ich bin so oft es ging wieder hin gefahren!

Mit 18 bekam ich mein erstes Auto. Von da an ging es auch zu (fast) jedem Auswärtsspiel! Größte Sorge meiner Eltern waren damals die vielen Kilometer, die ich abriss. ("Denk doch an Dein Auto, Junge! Soviel haben wir ja in drei Jahren noch nicht weg!")

Alles egal! Hauptsache Borussia! Mittwochs in Brügge (0:5), Donnerstags beim Arzt! "Wir haben gestern ne Klausur geschrieben - ich brauch ein Attest!" "Wo warst Du?" "Beim Fußball in Belgien!" "O.K.!"

Samstags zum Pokalfinale in Berlin, Montags am Arbeitsplatz! "Kennen Sie das Ergebnis eines gewissen Spiels vom Samstag?" "Abba hunnatproschentich!" "Gut, setzen!"

Und nach dem UEFA-Cup Finale in Dortmund kam dann erst einmal eine Weile nichts mehr, außer Radio, Fernsehen und Familie. Stressiger Job auswärts, einfach keine Zeit mehr regelmäßig hinzugehen!

Als Höhepunkt konnte ich das Finale in München ich bei Wasser und Cola auf der Couch "genießen", weil meine Frau stündlich auf die Ankunft unserer Tochter wartete, die sich dann doch noch ne Woche Zeit gelassen hat! Wahrscheinlich hatte sie damals schon, noch gar nicht auf der Welt, ein Gespür für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens!

Ich habe mir damals schon geschworen, dass sie meinen "Leidensweg" als Kind nicht mitzumachen braucht. Sie war gerade drei, als sie zum ersten mal Fußball bewusst im Fernsehen mitbekam und brabblete, ob wir da nicht auch einmal hinfahren könnten.

Selbstverständlich hört man als Vater (vor allem, wenn es um Fußball geht) auf die Tochter. Und so saß sie, gerade vier, auf meinem Schoß und hatte einen Heidenspaß, als Marcio gegen Nürnberg seine ersten beiden Tore machte! Seit dem ist sie alle zwei Wochen mit dabei!

Durch eine glückliche Fügung gelang es mir, eine Karte für das Spiel gegen Bremen zu kriegen. Mit einer quietschenden Vierjährigen auf den Schultern habe ich /haben wir die Meisterschaft gefeiert! ("Papaaaa, ich will auch auf die Wiese! Papaaaa ich will auch ein Stück Wiese mit nach Hause nehmen!") Gesagt getan...

Am Donnerstag darauf hatte sie sie eigentlich schon mit einem Freund aus dem Kindergarten verabredet (in zehn Jahren macht sie das nicht mehr!!!). Ich habe sie dann gefragt: Willst Du zum Phillipp oder zur Meisterfeier? Die Antwort war eindeutig: Zur Meisterfeier!!!

Und so musste ich mich am Borsigplatz in endlosen Versuchen an den Truck herankämpfen, bis wir es endlich geschafft hatten! Der Lohn: Autogramme der halben Mannschaft und des Trainers auf ihrem Trikot, das seit dem ungewaschen an der Wand zu hängen hat!

Mittlerweile haben wir zwei Dauerkarten und müssen uns hin und wieder die Plätze mit einer ihrer Freundinnen teilen...

Warum ich Borusse bin? Weil die Mannschaft mir und meiner Tochter bisher einige der schönsten Stunden meines / unseres Lebens bereitet hat!!!

geschrieben von Thomas Müller

Wenn auch Ihr unseren Lesern einmal erzählen wollt, warum Ihr Borussen seid, so scheut Euch nicht uns zu schreiben, wir sind weiterhin sehr gespannt auf Eure Geschichten

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