Eua Senf

Das zerbrochene Glück - Die Fortsetzung

20.04.2005, 00:00 Uhr von:  Gastautor
Das zerbrochene Glück - Die Fortsetzung

Den ersten Teil der Geschichte findet ihr hier. Mittlerweile sind Monate vergangen und du kannst über meine Treue nur noch den Kopf schütteln. Es wurde immer deutlicher, wie zersplittert meine schwarz-gelbe Tasse tatsächlich war. Dem Verspotten von Besitzern anderer Tassen folgte langsam deren Forderung, den Scherbenhaufen endlich auf den Müll zu schmeißen.

Auf den Müll? Niemals! Lieber trinke ich aus meiner Tasse nur noch bitteres Leitungswasser (statt des Champagners), geh den bitteren Gang in die Tiefen der deutschen Fußball-Klassen...

Soweit waren wir also schon, ich und meine Tasse. Wo vor Jahren noch Träume von ganz großen Titeln umherschwirrten, da war nun nur noch Leere, Bangen um die Existenz.

Der 17.02.2005 war wohl einer der schwierigsten Tage im Leben meiner Tasse Borussia Dortmund - und natürlich auch in meinem. Die Wahrheit über den lange schön-geredeten Zustand kam ans Tageslicht. Plötzlich hieß die Frage nicht mehr "Wo geht es weiter?" sondern "Geht es überhaupt weiter?"

Dieser Tag war jedoch zugleich der bisher zweit-wichtigste. Ohne ihn wäre nun vielleicht schon alles vorbei. So kam es am 14.03.2005 aber zum wichtigsten Tag der Vereinsgeschichte.

Plötzlich sah ich fremde Leute. Leute, die über das Schicksal meiner Tasse, meiner Liebe, meines Vereines entscheiden sollten. Ich werde diesen scheinbar nicht enden wollenden Tag, dieses ewige Warten, diese riesige Anspannung bis zur Urteils... äh... Entscheidungsverkündung wohl nie in meinem Leben vergessen. Und ebenso wenig die Erleichterung, als ich die erlösende Nachricht las.

Das Ende konnte also noch einmal abgewendet werden. Doch wie geht es nun weiter? Reicht der Sanierungsplan zum Zusammenkleben der Tasse? Dies wird die Zukunft zeigen müssen, bis dahin halte ich mir immer - vielleicht etwas ignorant oder träumerisch, aber wirkungsvoll - einen Spruch vor die Augen: Die Hoffnung stirbt zuletzt - Dortmund nie!

Nebenbei bewirkte diese Krise auch etwas Positives. Etwas, dass die Leiden der letzten Monate in den Hintergrund rücken lässt. Etwas, auf das man aufbauen, die Tasse neu gestalten kann. Einige nennen es "Wir-Gefühl". Es ist erkennbar an neuen, (vertrauens-)würdigen Leuten in der Vereinsführung. Es ist erkennbar an einem neuen Vereinsorgan für und von uns Fans. Es ist erkennbar an einer intakten Mannschaft inklusive Team- und Kampfgeist. Es ist erkennbar an einer 09. Minute, die bisher einzigartig ist und zum Kult werden kann. Es ist erkennbar an dem weiterhin gut gefüllten Stadion mit immer mehr treuen und aktiven Fans. Es ist erkennbar an diesem Gänsehaut-Feeling, das es zuletzt nur noch selten gab, durch das es einem mittlerweile aber wieder regelmäßig im Stadion eiskalt den Rücken runter läuft. Einige nennen es "Wir-Gefühl". Ich nenne es einfach mal: Der Geist von Dortmund.

Auch wenn die Tasse noch lange nicht wieder die alte ist - zumindest sind die Scherben zusammengekehrt und liegen nun in guten Händen. Und mit einer solchen Treue und einem solchen Zusammenhalt, wie er zur Zeit spürbar ist, kann man jede Tasse der Welt wieder kleben.

Und ganz ehrlich? Irgendwann, wenn alles überstanden ist, werde ich mich gerne daran zurück erinnern und merken, dass die neue alte Tasse viel schöner ist als je zuvor!

United we stand, divided we fall. Together we are, what we can't be alone: Borussia Dortmund.

Geschrieben von André Emsland

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