Eua Senf

MvB und BvM

18.11.2004, 00:00 Uhr von:  Gastautor

Man stelle sich folgende Konstellation vor: Eine Fußballmannschaft schafft es zum wiederholten Male nicht, über eine längere Zeit konstant gute Leistungen zu bringen. Nach vielleicht zwei guten Spielen folgt immer wieder mindestens ein Ausrutscher. Die Mannschaft verliert oder spielt gegen vermeintlich schlechtere Teams nur Unentschieden. Die Lösung des Problems wird in den Köpfen der Spieler gesucht. Über Jahre geht das so.

Man kommt zu der einvernehmlichen Meinung, dass ein Trainerwechsel eine Möglichkeit sein könnte, die Blockade in den Köpfen der Spieler zu lösen. Der Schritt wird vollzogen. Der alte, nicht immer einfache, bisweilen störrische und grantelnde Trainer wird in den Süden der Republik entlassen, wo er eine Mannschaft vorfindet, mit der er zunächst an die früheren Erfolge mit seinem alten Team anknüpfen kann. Man selbst verpflichtet einen neuen Trainer, der unbestrittene Erfolge mit seiner Mannschaft im Westen des Kontinents hatte. Auch bei uns, den Fans, hinterlässt er einen guten Eindruck.

Man ist halt auch zu viel Negatives von dieser Mannschaft gewohnt, um dem neuen Trainer die Schuld an der Misere zu geben. Das wäre zu einfach! Nun hat dieser neue Trainer einen Schwiegersohn. Einen, der auch Fußball spielt. Und das auch noch ganz manierlich. Dieser ist immerhin Stammspieler in einer der (ich hasse es das zu sagen) spielstärksten Nationalmannschaften Europas. Dieser Spieler ist darüber hinaus dafür bekannt, dass er einer ist, der seine Mannschaft auf dem Platz aufwecken, sie wachrütteln und mitreißen kann. So wie das der alte Trainer zu tun imstande war, als er noch selbst die Stiefel geschnürt hat. Moment mal. Der ist der Schwiegersohn des neuen Trainers? Da könnte man ja glatt auf die Idee kommen, dass er seinen Schwiegervater vielleicht gern als Trainer hätte, und zu unserem Verein wechseln würde. Ja, genau! So ist das auch. Er hat des Öfteren davon gesprochen, gern zu unserem kleinen Verein wechseln zu wollen, und das trotz aller Probleme. Wahrscheinlich nicht, weil er ein so guter Mensch ist und uns als Fans gern mag oder uns von unseren Dämonen befreien möchte. Sondern weil er hier immer noch gutes Geld verdienen kann. Wie das halt heutzutage so ist mit den Profis. Aber festzuhalten bleibt, dass dieser Spieler, den wir sehr gut gebrauchen können, sich vorstellen kann, demnächst in den schönsten Fußball-Farben der Welt zu spielen.

Nun hat unser Verein neben dem sportlichen zu allem Überfluss auch noch finanzielle Probleme. Und da könnte man meinen, einen Spieler zu kaufen, der augenscheinlich so gut ist und so perfekt zu den Problemen der Mannschaft passen würde, sei sehr teuer und nicht zu bezahlen. Dazu muss man sagen, dass auch die jetzige Mannschaft, nicht grad für umsonst spielt, wie meine Oma gesagt hätte. Da spielen im Mittelfeld, dem Mannschaftsteil unseres auserkorenen neuen Freundes und Trainer-Schwiegersohnes, fast ausnahmslos Nationalspieler. Diese sind allerdings sobald sie Dortmunder Luft zu atmen kriegen seltsam träge und antriebslos, zumindest auf dem Fußballplatz (siehe schwatzgelb.de-Artikel von Sebi vom 28.10.2004). Trotzdem gibt es angeblich Vereine, die den einen oder anderen Mittelfeldspieler gern kaufen würden. Tolle Idee, oder? In der Winterpause verkaufen wir eine unserer Mittelfelddiven (wenn sie denn wirklich jemand haben möchte), die beim Sommerschlussverkauf am Westenhellweg nur auf dem Boden liegen würden - bei dem Gedränge kein Wunder - und holen des Trainers seine Frau ihren Schwiegersohn. Problem: Das Geld für diesen Transfer soll von Sponsoren bereit gestellt werden. Noch dazu kommt diese Idee aus den Reihen des neuen, großen und mutmaßlich profitgierigen Investors Florian "Neckermann" Homm. Da kann man schon auf dumme Gedanken kommen, was den Wahrheitsgehalt und die Intentionen dieser Aussage angeht. Zu bedenken ist allerdings, dass sein jetziger Verein für ihn (wenn das denn stimmt) "nur" 1,8 Mio. Euro haben möchte. Für einen der besten Spieler seiner, wie schon erwähnt, nicht ganz schlechten Nationalmannschaft. Zugreifen! Den Spieler der vermutlich am ehesten in der Lage ist das charakterliche Problem der Mannschaft in den Griff zu bekommen, der zu uns will, der für vergleichsweise wenig Geld zu haben ist, sollte man doch kaufen, oder? Zumal dieser Transfer durch Verkäufe unseres Spielermaterials zu unterstützen sein könnte, was natürlich im Vorfeld zu prüfen wäre. Dann könnte man die Sponsoren direkt wieder ausbezahlen, sofern man deren Geld denn überhaupt bräuchte.

Unser Sportdirektor, nicht irgendeiner, sondern einer, der sich wirklich verdient gemacht hat um den Verein, der lange, lange Jahre im Mittelfeld gespielt hat, weiß angeblich nichts von den Wechselabsichten des Schwiegersohnes. Er verweist das alles ins Reich der Fabeln. Aber der Spieler sagt es selbst. Man sah es ihn sagen, im Fernsehen, im Internet. Man las seine Kommentare in Zeitungen. Also: Warum setzen wir uns nicht ernsthaft mit dem Kauf eines Mark van Bommel auseinander? Wenn die Rahmenbedingungen, sprich Verkäufe anderer Spieler, niedrige Transfersumme für van Bommel etc., stimmen. Schließlich braucht eine junge Mannschaft auch ihre Stützen - in jedem Mannschaftsteil. Dann hätten wir in der Abwehr Christian Wörns und hoffentlich irgendwann wieder Christoph Metzelder, im Mittelfeld eben Mark van Bommel und im Sturm Jan Koller. Drumherum ein junge, hungrige Mannschaft mit Leuten wie David Odonkor, Florian Kringe, Philipp Degen usw. Ich mag van Bommel. Obwohl er ein Holländer ist. Man gewöhnt sich schließlich an alles. Man denke an unseren Trainer. Den mag ich auch.

Geschrieben von Sascha Dumke

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