Eua Senf

and the Winner is...

24.03.2004, 00:00 Uhr von:  Gastautor
and the Winner is...

Die Wahl ist getroffen. Der Sieger steht fest und kann sich nun über einen außergewöhnlichen Preis freuen.

Wir laden ihn zu einem Heimspiel des BVB auf die Pressetribüne (eigene Anreise) ein. Zusammen mit einem Redakteur beobachtet er von dort das Spiel und danach geht es dann zur Pressekonferenz und in die Mixed-Zone, in der die Spieler nach dem Spiel den Journalisten für Nachfragen und Interviews zur Verfügung stehen.

Eintracht "vom (BVB-)Winde verweht"

Es gibt Gegner, die mag man einfach! Nicht unbedingt, weil diese Vereine so überaus sympathisch wären; eher wegen der schönen Erinnerungen, die einen jahrzehntelangen Fan bei Spielen gegen eben diese Clubs befallen. Eintracht Frankfurt ist so ein klassischer Fall. Wer von den älteren Anhängern erinnert sich nicht an den letzten Spieltag der Saison 1986/87, als die Mainstädter im Waldstadion von unserer Mannschaft mit 4:0 "abgefidelt" wurden, was damals die sensationelle Teilnahme am UEFA-Cup für den BVB bedeutete und für eine der besten BILD-Schlagzeilen aller Zeiten sorgte: "18.000 Dortmunder tranken Autobahn leer!".

Nun ging es also wieder einmal gegen diesen Gegner, und die Vorzeichen sahen gar nicht so schlecht aus. Erstens zählt die "launische Diva" aus Mainhattan zu den "Lieblingsofern" der Borussia (bereits 31 Siege), zweitens konnte das letzte Aufeinandertreffen beider Teams im Westfalenstadion mit einem 6:1 deutlich zugunsten der Schwarz-Gelben entschieden werden. Zudem sorgte das 1:0 im Hinspiel für den legendären, weil einzigen Bundesliga-Auswärtssieg der Dortmunder im gesamten Jahr 2003. Grund genug also, optimistisch in diese Partie zu gehen. Wenn es da nicht die enttäuschenden Ergebnisse der vergangenen Wochen gegeben hätte...

Vorspiel

Der BVB, nach der mageren Punktausbeute aus den letzten drei Begegnungen wieder einmal mit dem Rücken zur Wand stehend, mit drei Veränderungen im Vergleich zum Freiburg-Spiel. Christian Wörns übernahm seinen angestammten Platz in der Innenverteidigung vom angeschlagenen Demel (Rücken). Flavio bekam die (verdiente) Quittung für seine verpatzten Auftritte gegen Stuttgart und in Freiburg; für ihn sollte der wiedererstarkte Capitano Dede ein wenig Schwung ins, zuletzt harmlose Mittelfeld bringen. Den Part auf der linken Seite besetzte Niclas Jensen, der gemeinsam mit dem brasilianischen Publikumsliebling in einigen Spielen der Vorrunde bereits prächtig harmonierte. Zuletzt die Auflösung der wohl am heftigsten diskutierten Personalentscheidung der letzten 8 Tage: Jan Koller durfte seinen Platz in der Sturmmitte, im Gegensatz zur Vorwoche, wieder einnehmen, was wiederum den emsigen, aber glücklosen David Odonkor zurück ins zweite Glied beförderte. Eintracht Frankfurt, das mit einem zahlreich erschienenen und recht geschlossen auftretenden Fanblock überzeugen konnte, mit einer eher defensiven Ausrichtung und reichlich Rückenwind nach dem, auch für die einheimische Fangemeinde erfreulichen 3:0-Sieg gegen die Hallenfussballer aus der Nähe von Bottrop.

Spielfilm

Der Wind sollte den Frankfurtern zunächst eiskalt ins Gesicht wehen, und das nicht nur im bildlichen Sinne. Ein orkanartiger Sturm wütete durch das Westfalenstadion und schien Vorbild für die Dortmunder Offensivbemühungen zu sein. Nach einer kurzen Abtastphase auf dem nassen Rasen übernahm der BVB, angetrieben vom starken Dede und dem umsichtigen Frings, das alleinige Kommando und erspielte sich in der ersten Viertelstunde allein 8 Torchancen, die besten vergaben Ewerthon (5., 9.) und Koller (7.). Dann gab es den ersten Jubel, der jedoch lediglich dem, auf der Anzeigetafel erschienenen Zwischenstand in Herne-West galt. In der 23. Minute - zwei weitere gute Möglichkeiten wurden zwischendurch noch von Youngster Gambino vergeben - entdeckten die zuvor sehr linkslastigen Borussen endlich, dass es auch noch eine andere Spielfeldseite gab. Nach einer schönen Gemeinschaftsaktion von Gambino und Evanilson düpierte der Brasilianer seinen Gegenspieler Markus Kreuz, flankte flach und scharf auf Landsmann Henrique Ewerthon, und der Borussenfloh ließ dem Frankfurter Schlussmann mit seinem trockenen Flachschuss keine Chance. Wer dachte, dass nun ein Gang zurückgeschaltet würde, sah sich getäuscht. Guillaume Warmuz verlebte die wohl ruhigste Halbzeit seiner Karriere, der Ball lief einbahnstrassenartig nur in Richtung Nordtribüne, wo die Frankfurter alle Hände voll zu tun hatten, um nicht frühzeitig alle Hoffnungen auf einen Auswärtspunkt begraben zu müssen. Ein Eintracht-Spieler nahm dies sogar zu wörtlich und verpasste Jan Koller in der 33. Minute einen Cut unter dem rechten Auge. Bei dieser Aktion verlor Dino unglücklicherweise noch eine Kontaktlinse, so dass Borussia 5 Minuten ohne Erfolg beweisen musste, dass es ohne den in die Kabine geeilten Lulatsch doch besser geht. Kaum wieder auf dem Spielfeld angelangt, erwischte es den langen Tschechen erneut; diesmal verstand Schiedsrichter Albrecht, der insgesamt wenig Probleme mit dem Spiel hatte, keinen Spass und ?belohnte? den gerade erst verwarnten Henning Bürger mit einer Ampelkarte für seinen gezielten Handkantenschlag. Nachschlag gab es dann noch für SGE-Trainer Willi Reimann, der wohl Gefallen an den Handgreiflichkeiten seiner Mannen gefunden hatte, eine solche am vierten Unparteiischen gleich einmal ausprobierte und sich somit ebenfalls für den vorzeitigen Kabinengang qualifizierte. Zur Halbzeit herrschte ungläubiges Staunen in der Fussball-Oper. So ein Offensivfeuerwerk in der ersten Hälfte hatte man zuletzt im November letzten Jahres in Dortmund gesehen, und da auch nur von den Leverkusener Gästen. Kein Vergleich zu den letzten Partien, wo stets die ersten 45 Minuten verschlafen wurden. Das einzige Manko sahen die meisten der 80.500 Zuschauer in der mangelhaften Chancenverwertung, verbunden mit der Angst, dass die knappe Führung in der zweiten Hälfte wiederum nur verwaltet werden könnte, was in der Vergangenheit ja nicht nur gegen Cottbus schief ging. Aber die Borussen hatten sich wohl noch einiges vorgenommen, stürmten gleich munter weiter und erarbeiteten sich Chancen im Minutentakt, eingeleitet von einem schönen Solo des stärksten Dortmunders, Ewerthon, der nur elfmeterverdächtig im Strafraum gestoppt werden konnte, und einem Koller-Kopfball, der nur die Latte traf. In der 53. Minute war es wieder der, bis dahin auffälligste Eintacht-Spieler, "Alu Minium", der einen Torerfolg verhinderte (Ewerthon hätte diesen nach seinem Kunststoss redlich verdient gehabt). Nach 60 Minuten zählten die überforderten Statistiker sage und schreibe 25 zu null (!) Torschüsse für die enorm starke BVB-Truppe. 15 Minuten später rieben sich nicht nur die Gästefans verwundert die Augen, denn da gab es die befürchteten letzten Zuckungen der, in allen Belangen enttäuschenden Hessen. Christoph Preuß wollte sich nicht länger mit der Nominierung als bester Nebendarsteller begnügen und vergab in kurzem Abstand die beiden einzigen Chancen der Eintracht. Kurz darauf dann die Spielentscheidung, wiederum durch den starken Evanilson vorbreitet, der abschliessend den Beweis ablieferte, dass es sich manchmal doch lohnt, Jan Koller hoch anzuspielen. Der wuchtige Kopfball wirkte wie ein Befreiungsschlag des engagierten, aber auch oft glücklosen tschechischen Nationalspielers, bei dem die Kritik der letzten Wochen sichtlich Spuren hinterlassen hatte. Matthias Sammer bewies schliesslich noch Fingerspitzengefühl und verschaffte durch Auswechslungen den wohl besten Dortmunder Spielern, nämlich Gambino, Evanilson und Ewerthon, jeweils einen verdienten Einzelabgang mit Standing Ovations.

Fazit

Mit der besten Heimleistung der gesamten Saison (vielleicht sogar der letzten Jahre) gelang dem BVB ein mehr als verdienter Sieg gegen erschreckend schwache Frankfurter. Ein Kantersieg wäre bei 31:2 Torschüssen und über 50 Minuten Überzahlspiel nicht nur möglich, sondern eigentlich fast zwingend gewesen. In der nächsten Woche wollen und müssen die stark verbesserten Dortmunder in Hannover wieder einmal beweisen, dass der überzeugende Triumph gegen die Eintracht mehr als eine Eintagsfliege ist!

Borussia Dortmund - Eintracht Frankfurt 2:0 (1:0)

Dortmund: Warmuz(3) - Evanilson(2), Reuter(3), Wörns(3), Jensen(3) - Kehl(3,5), Frings(3), Dede(2,5) - Gambino(2,5), Koller(3), Ewerthon(2,5)


Frankfurt:
Nikolov - Günther, Puljiz, Hertzsch, Bürger - Chris, Preuß, Schur - Skela, Kreuz - Amanatidis

Einwechslungen: 83. Odonkor(-) f. Gambino, 87. Madouni(-) f. Evanilson, 89. Senesie(-) f. Ewerthon ? 76. Lexa f. Chris, 83. Cha f. Amanatidis

Tore : 1 :0 Ewerthon (23., Vorarbeit Evanilson), 2 :0 Koller (80., Vorarbeit Evanilson)

Schiedsrichter: Albrecht (Kaufbeuren) (2,5)

Gelbe Karten: Reuter - Bürger

Gelb-Rot: Bürger (38.)

Zuschauer: 80.500


geschrieben von Kimba

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