Eua Senf

Immer wieder, immer wieder, ...

26.08.2003, 00:00 Uhr von:  Gastautor
Immer wieder, immer wieder, ...

Immer wieder dasselbe (Nach-)Spiel nach Leistungen wie der vom letzten Samstag in Köln. Die Führungsetage ist ratlos, die Spieler zeigen sich einsichtig und sparen nicht mit Selbstkritik. Doch genau so war es schon oftmals zuvor, und es wird voraussichtlich nicht das letzte Mal in dieser Saison gewesen sein.

Eigentlich will es aber niemand mehr hören. Zu oft musste man sich als gemeiner Fan fragen, welche Lehren aus Spielen dieser Art gezogen wurden, wenn sich eine nominell überlegene Mannschaft wie die des BVB noch immer mit einfachsten fußballerischen Mitteln düpieren lässt. Mit Mitteln, die eigentlich die Basis für erfolgreiche Auftritte sein sollten: Laufen und Kämpfen. Die Phrase von der Ehre der Profis, an die appelliert werden muss, ist mittlerweile mehr als abgenutzt und dürfte bei den Betreffenden hinter vorgehaltener Hand eher für Amüsement sorgen als für Schrecken oder gar Einsicht. Der Führung fehlen die Mittel, sich bei den Profis Respekt zu verschaffen ? die haben angesichts wirtschaftlicher Unabhängigkeit und kaum vorhandener Konkurrenz in den eigenen Reihen zu wenig zu befürchten.

Dabei drängt sich mitunter der Eindruck auf, dass die Mannschaft besser geredet wird als sie tatsächlich ist. Die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit, gemessen an den Spielwertungen verschiedener fachkundiger Beobachter, lässt diesen Schluss durchaus zu. Warum wird die Mannschaft so groß geredet und geschrieben? Hunde die bellen, beißen bekanntlich nicht. Wenn sich Führungsgremien und Profis regelmäßig in den einschlägigen Fachzeitschriften dazu äußern, welches Potenzial die Mannschaft habe, dass man Meisterschaftskandidat sei usw., Optimismus verbreiten und Sprüche klopfen, sich aber genauso regelmäßig nachher kleinlaut entschuldigen und Fehler analysieren müssen, während sich die restliche Liga darüber freut, dass der selbsternannte Favorit wieder einmal gestürzt ist, fragt man sich, ob der Verein sich damit einen Gefallen tut. Maulhelden gibt es mehr als genug - weniger ist eben manchmal mehr. Und der Fan sieht es sowieso lieber, wenn die Mannschaft Taten sprechen lässt. Nur diese sorgen übrigens auch für den Respekt der Gegner.

Wenn das nicht der Fall sein sollte, warum widerlegt die Mannschaft diesen Eindruck nicht mit akzeptabler Konstanz? Ist es Arroganz? Ist es unter ihrer Würde, die Ärmel hochzukrempeln? Die Ursachen zu erforschen hat man jetzt wieder ein wenig Zeit. Auch ein eventuelles Erreichen der Champions League darf dies nicht stoppen, denn noch ist genügend Zeit, etwas zu bewegen.

Klar ist, dass eine Mannschaft, die nicht auch unabhängig von Führung, Trainer und sonstigen Einflüssen von sich aus sportliche Erfolge erreichen will, in aller Regel scheitern wird. Man darf gespannt sein, wie Herr Meier diese Siegermentalität in die Köpfe der Spieler "reinprügeln" will. Wenn ihm dies gelänge, wäre die Quadratur des Kreises geglückt. Den Spielern muss bewusst sein, dass nur sie selbst den erforderlichen Willen aufbringen können. Sie werden merken, dass sichtbarer Wille auch bei Niederlagen immer honoriert wird.

Worte wie "Charakter", "Einstellung" usw., die auch Matthias Sammer oft gebraucht, um das Übel beim Namen zu nennen, treffen den Punkt. Die richtige Methode, diese zu vermitteln, ist offenbar noch nicht gefunden. Und wenn Worte nicht reichen, hilft vorübergehend vielleicht doch nur eine Schleifermentalität, wie sie Felix Magath nachgesagt wird. Um auf die Erkenntnis der Profis zu warten, geht es um zuviel Geld für den "Verein". Über die Aktionäre, den Kapitalmarkt usw. will ich erst gar nicht reden.

Eins steht jedoch zu befürchten: Die nächste Nicht-Leistung der Kategorie Köln wird nicht lange auf sich warten lassen. Für die danach zu bemühenden Erklärungen und Ausblicke dürfte es bereits einen entsprechenden Almanach geben, den jeder in die Kameras und Mikrofone beten kann. Wenn doch lieber die fußballerische Leistung derart präzise abgerufen werden könnte - schön wär´s...

Geschrieben von Thomas Heinisch

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