Warmlaufen

Noch ein Funke(l) Hoffnung für Kölle?

18.04.2002, 00:00 Uhr von:  Wade Jörg
Hat den Kölnern bisher wenig Glück gebracht: Hennes VII
Hat den Kölnern bisher wenig Glück gebracht: Hennes VII

In Kaiserslautern dürften unsere Jungs wohl die letzte Chance auf den 6. Meistertitel verspielt haben. Für uns Fans war die Minusleistung unser Mannschaft in der Pfalz in den letzten Tagen sicher nur schwer zu verdauen. Immerhin hatte der BVB die Vorlage aus Hamburg nicht aufgenommen und somit die Möglichkeit verpasst, bis auf 2 Punkte an die Leverkusener heranzukommen. Noch schlimmer dürfte sich das Auslassen dieser Chance auf die Gemüter vieler Kölner Fans ausgewirkt haben. Immerhin ist die Wahrscheinlichkeit nun groß, dass ausgerechnet der ungeliebte Pillenclub von der anderen Rheinseite kurz vor dem Gewinn der 1. deutschen Meisterschaft in seiner Vereinsgeschichte steht.

Das Schönrechnen für ganz optimistische Borussenfans lassen wir deshalb heute ausfallen. Denn in den letzten drei Spielen der Saison ist kaum damit zu rechnen, dass die Leverkusener noch zweimal verlieren oder dreimal unentschieden spielen.

Vielmehr muss der BVB seinerseits nun aufpassen, dass er nicht auch noch den 2. Tabellenplatz gefährdet. Denn die Anwärter auf den begehrten Platz an der (Champions League) Sonne sitzen uns bedrohlich im Nacken. Ganze drei Punkte trennen die Bayern vom BVB. Gerade deshalb sollte die ganze Konzentration (von Spielern wie Fans) auch dem kommenden Gegner aus der Domstadt gehören. Denn die Kölner werden nach ihrem Sieg über St. Pauli alles versuchen, um den drohenden Abstieg noch zu verhindern. Der FC will gegen den BVB mindestens einen Punkt aus dem Westfalenstadion entführen. Immerhin gelang das den Kölnern im letzten Jahr mit einem 3:3 im Westfalenstadion nach sieben Niederlagen in Dortmund. Der letzte Sieg der Domstädter in Dortmund (1:2) liegt 11 Jahre zurück. Der BVB sollte am Samstag rennen bis zum Umfallen. Die Fans sollten dem gleich tun und Schreien bis zum Umfallen. Vielleicht eröffnet sich ja dann doch noch eine kleine Chance auf den Meistertitel.

Wer darf mitspielen?

Wurden beim letzten Heimspiel gegen den 1.FC Köln (3:3) verabschiedet: Teddy de Beer und Alfred Nijhuis
Wurden beim letzten Heimspiel gegen den 1.FC Köln (3:3) verabschiedet: Teddy de Beer und Alfred Nijhuis

Der BVB bangt vor dem Spiel um Christan Wörns, der wegen einer Meniskus-Quetschung bereits auf das Länderspiel am Mittwoch gegen Argentinien verzichten musste. Bei der Nationalmannschaft eingesetzt wurden Jens Lehmann, Christoph Metzelder und Lars Ricken. Alle drei überstanden das Testspiel ohne Verletzungen und stehen somit Sammer am Samstag zur Verfügung. Jens Lehmann kehrt nach abgesessener Strafe wieder ins BVB Gehäuse zurück. Dede (Meniskus-OP), Billy Reina (Muskelfaserriss) und Jörg Heinrich (Rücken- und Oberschenkelbeschwerden) fallen dagegen weiter aus.

Trainer Funkel muss auf Moses Sichone (Gelb-Sperre) verzichten, kann aber auf Thomas Chicon hoffen, der trotz eines Kapseleinrisses im Sprunggelenk von der medizinischen Abteilung das OK signalisiert bekommen hat. Weiterhin verzichten muss der Kölner Trainer auf Arweladse (Knie-OP), Laslandes (Zehenverletzung) und Timm (Reha-Training).

Schiedsrichter der Partie ist Dr. Helmut Fleischer aus Hallstadt in Bayern. Seine Assistenten an der Seitenlinie sind am Samstag Knut Kircher und Georg Greipl. Dr. Fleischer pfeift zum vierten Mal in dieser Saison (bei Hertha BSC (2:0), gegen den HSV (1:0) und in Leverkusen (0:4)) ein Spiel des BVB.

Früher war alles besser...

...Das mag ganz sicher für die FC Fans gelten. Spiele gegen den 1. FC Köln standen vor allem Anfang der 60ér Jahre unter einem ganz anderen Stern. Die Kicker aus der Domstadt spielten zu dieser Zeit wohl den technisch besten Fußball und der Weg zur Meisterschaft führte nur über den FC. Vor 40 Jahren waren Spiele gegen den 1.FC Köln echte Gassenhauer und die Kölner Fans galten mit den Dortmundern Anhängern zu dem Besten was die Liga zu bieten hatte. Ganz sicher hätten die FC Fans für ihren Verein heute gerne eine ähnliche Ausgangslage wie Anfang der 60ér Jahre. Doch diese schönen Zeiten sind für die Domstädter längst vorbei.

Ein Kölner Spieler, der die großen Momente der Kölner entscheidend mit zu verantworten hat ist Leo Wilden. Der Ex-Nationalspieler, der 229 Spiele (2 Tore) für den FC absolvierte, galt zu seiner Zeit als einer der besten Stopper der Liga und hat so manchen Stürmer das Leben schwer gemacht. schwatzgelb.de sprach vor dem Spiel mit Leo Wilden:

Interview mit dem Kölner Alt-Internationalen Leo Wilden

Leo Wilden 1965 im Dress des 1.FC Köln
Leo Wilden 1965 im Dress des 1.FC Köln

schwatzgelb.de: Was macht Leo Wilden heute ?

Wilden: Ich bin Kaufmann und betreibe in Köln 4 Lottogeschäfte. In meiner Freizeit spiele ich noch Golf und Tennis.

schwatzgelb.de: Glaubst Du, dass der FC den Klassenerhalt noch schafft ?

Wilden: Ich formuliere es mal so: Ich hoffe für den Verein, dass sie es noch schaffen.

schwatzgelb.de: Köln ging 1963 als haushoher Favorit ins Endspiel und unterlag überraschend dem BVB mit 3:1. Was ist von dem Spiel an Erinnerungen geblieben ?

Wilden: Es war das letzte Qualifikationsendspiel um die Deutsche Meisterschaft. Nach der ersten Deutschen Meisterschaft für den 1. FC Köln 1962 freuten wir uns erst mal auf dieses Endspiel gegen Dortmund, wobei wir als leichter Favorit ins Spiel gingen. Doch überraschend erwiesen sich die Dortmunder als so stark, dass wir nach hartem Kampf 3:1 verloren. In unserer Mannschaft war zu diesem Zeitpunkt eine große Unruhe entstanden, da bekannt war, das Karl-Heinz Schnellinger am Ende der Saison nach Italien ging.

schwatzgelb.de: Wie groß war die Unterstützung der Fans damals?

Wilden: Die Fans haben uns genauso wie 1962 in Berlin mit Begeisterung unterstützt. Die Begeisterung der Fans war in den 60-ern sicherlich am größten, zumal es damals, anders als später, nur um die Ehre ging.

schwatzgelb.de: Wie war der Kontakt damals zu den Fans?

Wilden: Zwischen Fans und Verein war noch nicht so ein Vertrauensverhältnis wie heute. Wir hatten zwar viele Anhänger. Die waren vom Verein aber noch nicht so angenommen. Der Verein kümmert sich heute mehr um seine Fans. Damals gab es ein oder zwei Fanclubs in Köln. Das ist heute natürlich ganz anders.

schwatzgelb.de: Ein Jahr später wurdest Du mit dem FC erster deutscher Meister in der neuen Bundesliga. In dieser Saison gelang Dir ein Tor, weißt Du noch gegen wenn?

Wilden: Ich meine gegen Hans Tilkowski. Ich habe aus 20 Metern draufgehämmert und der Ball ist zufällig unter der Latte gelandet.

schwatzgelb.de: Wer war Dein unangenehmster Gegenspieler beim BVB ?

Wilden: Schütz, weil er alle Tricks besaß, die ein Mittelstürmer haben muss. Andere schwere Gegenspieler waren Uwe Seeler vom HSV und Stehl aus Nürnberg. Koslowski von Schalke war zum Beispiel ein besonders nickliger Spieler, gegen den es schwer war zu spielen, wenn man sportlich fair bleiben wollte.

schwatzgelb.de: Hatten die Spiele gegen den BVB einen besonderen Stellenwert für Dich ?

Wilden: Wir haben ein Spiel in Dortmund 3:2 gewonnen. Ich meine es war in der Qualifikationsteilnahme zur Deutschen Meisterschaft 1962. Der leider verstorbene Fritz Evert hat hierbei eines seiner größten Spiele gemacht. Nach unserem 3:2 entwickelte sich eine große Abwehrschlacht. Die Spiele gegen Dortmund waren immer eine große Herausforderung, zumal gegen ihr Stürmerduo Schütz und Konietzka, die Max und Moritz genannt wurden.

schwatzgelb.de: Wer war für Dich der beste Kölner Spieler Deiner aktiven Zeit und wer war für Dich der beste Dortmunder ?

Wilden: 1. FC Köln: Da muss ich zwei nennen, nämlich Hans Schäfer und Wolfgang Overath, mit dem ich noch knapp 2 Jahre in einer Mannschaft gespielt habe. BVB: Auch hier muss ich zwei nennen, und zwar Schütz und Konietzka.

Leo Wilden (Mitte) bei der Geburtstagsfeier seines Freundes Günter Hagedorn.
Leo Wilden (Mitte) bei der Geburtstagsfeier seines Freundes Günter Hagedorn.

schwatzgelb.de: Triffst Du noch heute alte Weggefährten und zu welchem Anlass ?

Wilden: Wir haben in Köln eine Mannschaft von Alt-Internationalen. Ich bin in puncto Fußball aber mittlerweile in Rente gegangen, aber wir haben noch eine tolle Truppe zusammen mit Wolfgang Overath, Wolfgang Weber, Heinz Hornig und Bernd Cullmann, die sich noch regelmäßig zu Spielen treffen. Einmal im Jahr machen wir eine Weihnachtsfeier, wodurch wir uns grundsätzlich einmal im Jahr, neben dem Besuch von Heimspielen des 1. FC Köln, treffen. Mit einigen habe ich sowieso engen Kontakt. Mit Karl Heinz Thielen bin ich befreundet, wir treffen uns auch im familiären Rahmen. Außerdem haben wir in der Eifel ein gemeinsames Wochenendhaus.

schwatzgelb.de: Was für ein Ergebnis tippst Du am 20.04.2002 für das Spiel BVB gegen 1. FC Köln ?

Wilden: 2:2

schwatzgelb.de: Wir danken Dir für das Gespräch und wünschen Dir und dem 1.FC Köln alles Gute

Das Interview führte unser Mann in Köln, Jörg H. Ottersbach

Wichtiger Tipp am Rande:

Die Polizei und die Verkehrsexperten der Stadt Dortmund raten allen Fußball-Fans dringend, am Samstag, 20. April, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Bundesligaspiel des BVB gegen den 1. FC Köln anzureisen.

Neben dem ausverkauften Westfalenstadion findet in den Westfalenhallen gleichzeitig die stark besuchte Ausstellung "Intermodellbau" statt. Das heißt: die Parkplatzsuche wird schwierig, weil die Polizei mit rund 20.000 Besuchern bei der Ausstellung rechnet, die bereits in den Vormittagsstunden die Parkplätze belegen werden.

So könnte der BVB spielen:

Lehmann - Wörns, Metzelder, Kehl - Oliseh, Evanilson, Ricken, Rosicky - Ewerthon, Koller, Amoroso

Hier findet ihr den Vorbericht aus Kölner Sicht

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