Spielbericht Amateure

Eine Niederlage die Mut macht - BVB (A) 2:4

04.08.2002, 00:00 Uhr von:  Tommes

Gekämpft und dagegen gehalten, aber doch verloren. Mit 2:4 (0:2) unterlagen die Amateure des BVB in ihrem ersten Heimspiel, der noch frischen Regionalligasaison gegen den VFL Osnabrück. Die Tatsache, dass man mit dem Favoriten teilweise sehr gut mithalten konnte, läßt keine trüben Aussichten für den Rest der Spielzeit zu.

Bombenwetter und eine Bombenkulisse. Offiziell 3010 Zuschauer durfte der BVB im Stadion Rote Erde begrüßen. Erwartungsgemäß steuerte der Gast mit schätzungsweise Zweieinhalbtausend den Löwenanteil bei. Es tat weh zu sehen, wie die Osnabrücker Fans einen Support vom Feinsten hinlegten, während die wirklich benötigten Fans von Borussia Dortmund bei einem wertlosen Testspiel in Oberhausen weilten. Traurig, dass lediglich fünf Personen die Plätze auf der Tribüne belegten, an deren Stelle eigentlich sonst die Leute stehen, die bei solch einer tollen Kulisse, sicher hätten mithelfen können gegen den VFL einen Punkt zu gewinnen.

Machten ein Auswärts- zum Heimspiel. Die VFL-Fans
Machten ein Auswärts- zum Heimspiel. Die VFL-Fans

Aber vielleicht hat sich das Thema Fans für die Amateure des BVB bei Heimspielen demnächst sowieso erledigt. Denn ein weiterer Grund zum Aufsteigen einer Zornesröte ist der maßlose Preisaufschlag, den der BVB für die Spiele der Regionalliga einfordert. Ein Sitzplatz kostet nun stattliche 10 Euro! Dies ist ebenso ungerechtfertigt, wie die 7,50 Euro in der zurückliegenden Oberliga. Das eventuelle Argument des BVB, dass man damit noch hinter den allgemeinen Preisen in der Regionalliga stehe, zieht nicht. Vereine wie Verl, Uerdingen oder auch Osnabrück sind in ihren Etats auf die Einnahmen der Eintrittsgelder angewiesen. Der BVB ist es nicht.

Sicherlich ist Borussia Dortmund ein Wirtschaftsunternehmen, dass Gewinne erwirtschaften muss. Nur wenn man schon den Kunden, also den Fan mit Werbung, Merchandising und allerhalb Firlefanz auf den er sich einlässt berieselt, sollte der Amateurbereich doch eine geschütze Oase für den Fan sein, in der er nicht in die unverschämte Geschäftemacherei mit reingezogen wird.

Es muß endlich etwas passieren!

Eine Ermäßigung für Dauerkarteninhhaber oder Mitglieder ist nicht erst seit heute fällig, aber seit heute definitiv überfällig!

Auch wenn es schwer fällt, kommen wir zum Spiel. Überraschenderweise stand wieder Philip Laux im Kasten des BVB. Michael Ratajczak musste auf der Bank Platz nehmen. Ebenfalls den Platz des zweiten Torhüters beim VFL auf der Bank nahm Alexander Kuschmann ein. Der vor der Saison vom BVB gewechselte Keeper hat es schwer die Osnabrücker Torwartlegende Uwe Brunn zu verdrängen. Vor dem Spiel trafen sich beide Ex-Kollegen zum kleinen Plausch, der locker und freundschaftlich wie immer ablief.

Nachdenklich. Gehörte letzte Saison noch zur anderen Bank: Alex Kuschmann (ganz vorne)
Nachdenklich. Gehörte letzte Saison noch zur anderen Bank: Alex Kuschmann (ganz vorne)

Der VFL spielte forsch auf und brachten die Dortmunder schon zu Beginn des Spiels unter Druck. Bereits nach sieben Minuten brachen zum ersten Mal alle Dämme in der Abwehr um Knoche, Sahin und Thorwart. Deniz Sahin verunglückte eine Abwehr, die vor den Füßen von Christian Claaßen landete. Aus zwanzig Metern donnerte er das Ding über Laux hinweg in den rechten Winkel. Keine Chance für den Keeper der Borussen. 1:0 für den Gast (7.).

Drei Minuten später wieder eine Unsicherheit in der BVB-Abwehr. Uwe Seggewiß schlägt im Strafraum über den Ball. Den folgenden Schuß eines Osnabrückers kann Laux zum Glück festhalten. Die erste kleine Möglichkeit für den BVB hatte allerdings auch Seggewiß, der nach einer Flanke von Krontiris vor dem Tor zu spät registriert, dass sein Gegenspieler Ukrov unter dem Ball durchspringt und dieser frei liegt.

Keine der beiden Mannschaften haben in der Folgezeit aber wirklich große Chancen um das Ergebnis von 0:1 aus der Sicht des Gastgebers zu verändern. Bemerkenswert der Zwischenruf von Osnabrücks Trainer Jürgen Gelsdorf nach einer knappen halben Stunde an seine Mannschaft "Das ist zu wenig". Und es stimmt, Dortmund spielt gut mit. Sie kämpfen und halten dagegen. Osnabrück hört nun auf den Coach. 36. Minute Harun Isa schliesst einen Konter mit einem satten Schuss auf das Dortmunder Tor ab. Laux reisst reflexartig den Arm hoch und lenkt den Ball glänzend zur Ecke ab. Das hätte das 0:2 sein können. Gefallen ist es dann wenig später und zwar in der 41. Minute.

Zweikampf auf dem Platz
Zweikampf auf dem Platz

Weiter Abschlag von Uwe Brunn und bevor der Ball den Fuß von Brunn verläßt, brüllt der Routinier Laux von hinten "weiter Abschlag". Weit war er dann auch, zu weit für die Dortmunder Abwehr. Der Ball springt auf, Harun Isa hält trocken drauf und es steht 0:2 für den VFL Osnabrück. Zu diesem Zeitpunkt total unnötig.

Die VFL-Fans feiern Jürgen Gelsdorf, dem sein letzter Besuch in der Roten Erde nicht ganz so gut geschmeckt hat. Damals mit Fortuna Düsseldorf verlor er 0:2, die Fans forderten seinen Kopf und der Mannschaftsbus wurde mit einer hitzigen Sitzblockade lange am Stadion festgehalten.

Zur Pause wechselt Köppel aus. Er bringt Guy Demel für Deniz Sahin. Direkt nach der Pause die nächste gute Möglichkeit der Gäste. Ein Freistoß von der linken Seite wird mit dem Kopf aufgenommen und donnert an die Querlatte. Doppelt gut, dass er Ball nicht ins Tor springt, da der Kopf den der Ball an Balken lenkt zu einem Dortmunder gehört, genauer gesagt zu Florian Thorwart.

Die Osnabrücker kontern schnell und gefährlich. Odonkor bleibt mit einem Schuß in der Abwehr hängen, der Ball wird postwendend nach vorne gedroschen. Doch Claaßen der Schütze des Führungstreffers hebt den Ball von der Strafraumgrenze nach einer zwei gegen zwei Situation über den Dortmunder Kasten. (53.)

Auswechslung einmal anders

Spielszene
Spielszene

In der 56. Minute eine Auswechslung der besonderen Art auf Seiten der Lilaweissen. Trainer Gelsdorf hat schon den neuen, frischen Mann an der Aussenlinie am Händchen, um ihn gegen Oliver Freund auszuwechseln. Der nimmt sich aber frühzeitig selbst aus dem Spiel. Nach einer Flanke in den Strafraum reisst er Florian Thorwart um. Es gibt Strafstoß für den BVB und die gelb-rote Karte für Freund, der bereits in der 36. Minute von Schiedsrichter Michael Anklam aus Hamburg, der im Laufe der Partie nicht unbedingt gut bei beiden Trainern ankam, verwarnt worden war. Den Strafstoß verwandelt Bastian Pinske sicher zum 1:2 Anschluß. Die Dortmunder spüren nun, dass hier noch was geht. Nochmal der Rückblick auf den Vorwurf von zu Beginn des Berichtes. Ein zwölfter Mann für die schwatzgelben Farben wäre jetzt Goldwert gewesen. (57.)

Aber fast hätte es auch so in den Maschen der Gäste geklingelt. Denn auch in der Osnabrücker Abwehr geht die Schlafkrankheit um. Odonkor schnappt sich den Ball, läuft auf Brunn zu. Der wehrt nach vorne ab. Krontiris schnippelt einen Ball aus dem Hintergrund durch diverse Hosenträger, doch leider wird der Ball kurz vor der Linie noch rausgeschlagen. Das wäre was gewesen. (58.)

Wurde es aber leider nicht. Wieder träumt unsere Abwehr vor sich hin. Der letzte Mann in der Mitte spielt nach einem langen Paß nach vorne auf Abseits und läßt auf Rechtsaußen Bastian Pinske im Regen stehen, der das Abseits aufhebt (Pinske nach dem Spiel: "Da darf man nicht auf Abseits spielen"). Der Angreifer spielt im Strafraum quer auf Claaßen, der keinerlei Mühe hat den Ball erneut an Laux vorbeizuschieben. 1:3, 75. Spielminute.

Spielszene
Spielszene

Der Osnabrücker Anhang war zufrieden, aber ein klein wenig spannend wurde es doch noch einmal. 86. Minute, erneut Strafstoß für Borussia Dortmund. DeDeus soll geschubst worden sein und wieder ist es Bastian Pinske, der antritt und erneut sicher verwandelt. Nur noch 2:3. Doch die Mühe eines erneuten Aufbäumens kommt zu spät. Christian Claaßen heisst der Mann auf Osnabrücker Seite, der sich ein Herz faßt und aus der Entfernung halbhoch links draufhält zum 2:4 trifft und damit für den spielerischen Schlußpunkt in diesem Spiel sorgt. Das allerletzte Wort hatte Schiedsrichter Anklam, der Horst Köppel wenige Augenblicke vor Ende auf die Tribüne schickt.

Die Stimmen zum Spiel:

"Wir haben Nerven gezeigt"

Jürgen Gelsdorf: Auch wenn es heute sehr warm war, gab es keinen Sommerfussball. Ein hochinteressantes Spiel, in dem wir über weite Strecken klare Vorteile hatten. Die 2:0-Führung zur Pause war in Ordnung. Wir hatten dann die Chance zum dritten Tor, dann kam aber die Situation mit dem ersten Elfmeter. So kippt dann das ganze Spiel. Die Dortmunder haben ihre Qualitäten gezeigt, die in der ersten Halbzeit nicht so zu sehen waren. Wir haben auch Nerven gezeigt und das 3:1 war dann eine Erlösung. Die Dortmunder haben in der zweiten Hälfte, wie auch in Leverkusen gezeigt, dass sie die Klasse halten werden. Ein Dank auch an unsere Fans, wenn man deren Begeisterung sieht, kann man sich richtig daran freuen.

"Wir haben uns gut gewehrt"

Horst Köppel: Wir haben heute, besonders in der ersten Halbzeit gemerkt, dass wir nun eine Klasse höher sind. Die Mannschaft hat sich ein wenig überraschen lassen von der Kompaktheit des Gegners. Sie waren auch körperlich überlegen, so kam auch das erste Tor zustande, das fast ein Geschenk war. Erste Hälfte haben wir nicht viel zum guten Spiel beigetragen. Die zweite Halbzeit wurde dann besser, aber auch da hat man gesehen, das Osnabrück weitaus erfahrener ist als meine Mannschaft. Ich bin aber nicht unzufrieden und es war wichtig, dass wir schon zum Beginn der Saison so einen starken Gegner bekommen haben. Ich halte Osnabrück für einen Favoriten um den Aufstieg und so haben wir uns auch gut gewehrt.

Zum Schluß gab es in der Pressekonferenz noch einen netten Dialog:

Köppel: Leider gibt es wie in der Oberliga auch in der Regionalliga empfindliche Schiedsrichter. Es ist abenteuerlich was da so abgeht, wie man da in den Senkel gestellt wird, wenn man mal einen Ausruf macht. Ich muss mich nicht wie ein kleiner Junge belehren lassen. Die Hinausstellung kostet mich wieder ein paar Mark, aber ich hoffe der Verein hilft mir (grinst)

Ulrich Behle (Leiter der PK): Ich befürchte es

Gelsdorf: Ist aber nicht so teuer, wie in der Bundesliga

Köppel: Ich habe in der Bundesliga schon viele Schierdsrichterlehrgänge finanziert.

Behle: Naja, das war dann ja aber für einen guten Zweck.

Köppel: Hat aber nichts genutzt.

Das nächste Spiel der Amateure ist am Samstag um 15.00 Uhr in Uerdingen gegen den KFC. Das nächste Heimspiel ist am 17. August gegen den SC Paderborn. Anstoß ist um 14 Uhr.

BVB: Laux, Knoche, Thorwart, Sahin (46. Demel), Achenbach, Pinske, Odonkor, Bugri, Krontiris (81. Sirin), Sasy, Seggewiß (74. DeDeus)

Tore: 0:1 Claaßen (7.) 0:2 Isa (41.) , 1:2 Pinske (57., FE), 1:3 Claaßen (75.), 2:3 Pinske ( 86.,FE), 2:4 Claaßen (89.)

Schiedsrichter: Matthias Anklam, Hamburg (war okay, aber sollte auch manchmal die Ohren schließen)

Zuschauer: 3010

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