Spielbericht Amateure

Dat iss Fußball ! BVB Amateure 5:4 in Oestrich

25.03.2002, 00:00 Uhr von:  Tommes
Spielszene
Spielszene

Es gibt Spiele, die gibts gar nicht. Dieses gehörte sicherlich dazu. Schon 0:3 lagen die Amateure der Borussia bereits hinten. Zur Pause auf 3:3 rangekommen, nahm man noch alle Punkte aus dem Schleddestadion in Oestrich mit nach Hause. Viele Tore und noch mehr gelbe und gelb-rote Karten.

Horst Köppel knirschte schon vor dem Spiel leise mit den Zähnen. Michael Ratajczak fuhr mit den BVB-Profis nach Lautern. Der für diese Fahrt eingeplante Alexander Kuschmann, klagte die Tage zuvor über eine Rippenprellung. Kuschmann gab vor dem Spiel sein Okay. Im anderen Falle hätte Matthias Tripp in den Kasten gemusst. Tripp hatte als Torwart der A-Jugend am gleichen Morgen beim 0:8 gegen Bayer Leverkusen bereits durchgespielt und dabei kräftig Bälle aus dem Netz gefischt. Auch David Odonkor konnte die Packung der A-Junioren nicht verhindern.

Spielszene
Spielszene

Der Erste gegen den Letzten. Vom Papier her klar, absolut klar, glasklar. Dies muss aber bei dieser Borussia nichts bedeuten. Des öfteren stolperte man schon bei einem vermeintlichen Kleinen. Dazu gibt es in Oestrich einen Kunstrasen. Der letzte Ausflug auf diesem Belag ging damals in Hordel mit 1:2 verloren. Aber los gehts mit einem total verrückten Spiel.

Ein Spiel beginnt mit der ersten Minute. In dieser besagten Anfangsminute stand der Ex-Dortmunder Thorsten Horz, der für den BVB schon in diversen Jugendmannschaften und auch bei den Amateuren gespielt hat, ganz alleine mit dem Ball am Fuß vor Dortmunds Keeper Kuschmann. Entweder war er zu überrascht von dieser Situation oder es war ihm einfach peinlich, dass die Borussen-Abwehr ihn so sträflich vorne vernachlässigte. Auf jeden Fall verstolperte er den Ball, anstatt ihn, was viel einfacher gewesen wäre, im Tor der Dortmunder zu parken. Der Gegenzug. Flanke von Kurtulus Öztürk von rechts, Sahin gibt den Ball zu Bugri und der prüft zum ersten Mal Oestrichs Torhüter Alter, der den Ball zur Ecke lenkt.

Spielszene
Spielszene

Oestrichs Courtoglou und Kurtulus Öztürk vergeben die nächsten guten Chancen. Beide setzen den Ball jeweils rechts am Tor vorbei. (12./15.) Dann das 1:0 der Gastgeber in der 24. Minute. Langer Paß nach vorne auf links auf Courtoglou, der den Ball rechts ins lange Eck an Kuschmann vorbeidrischt. Dieses Tor mutet wie ein Betriebsunfall an. Die Borussen ließen sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen. Auch das 2:0 vier Minuten später, brachte irgendwie niemanden aus der Ruhe. Eine schöne Kombination mit Courtoglou und Horz verwertet Werlein (28.). Doch auch jetzt hatte man von draussen nicht das Gefühl, dass dieser Nachmittag aus Sicht der Dortmunder in die Hose gehen könnte. Schon einmal hatten die schwarzgelben in dieser Saison einen 0:2 Rückstand gedreht. Damals in Hövelhof ging man als 7:2 Sieger vom Platz. Dann aber gar das 0:3.

Im Laufduell im Strafraum rennt Florian Kringe seinen Gegenspieler einfach um. Klarer Strafstoß, den dann auch Werlein zum 3:0 nutzt und Kuschmann bei der Ausführung in die falsche Ecke schickt. 33 Minuten sind zu diesem Zeitpunkt schon gespielt. Zehn Minuten später sah es dann wieder ganz anders aus. 3:1 durch Deniz Sahin, der einen Eckball mit dem Kopf ins Tor drückt. 3:2, ein bildschön herausgespieltes Tor. Björn Mehnert wartet uuuuunendlich lange, bis er den Ball punktgenau zu Öztürk in den Strafraum gibt. Der schiebt den Ball sofort weiter in die Mitte zu Francis Bugri, der keine Mühe hat aus kurzer Entfernung den zweiten Treffer zu machen. Das 3:3 dann nach einer erneuten Ecke. Florian Thorwart steigt am höchsten und donnert den Ball mit dem Kopf unter die Latte. (38./42./43.) Erst der überraschende Rückstand und dann die schnelle Aufholjagd. In Iserlohn und Umgebung werden die Augenarzt-Praxen in dieser Woche wohl überfüllt sein. Ein Spiel, dass bei den Zuschauer zu heftigen Entzündung durch übermäßiges Reiben der Augen führen kann.

Spielszene
Spielszene

Auch die Orthopäden werden wohl gut zu tun haben. Für unnatürliches Kopfschütteln sorgte Schiedsrichter Webers aus Aachen, der bereits zur Pause sechs gelbe Karten verteilte. Fünf davon, weil er sich als nicht sehr kritikfähig zeigte und diese an mündige Spieler verteilte, die nicht jeden Mist der aus seiner Pfeife kam, wortlos hinnahmen. Auch Florian Kringe gehörte zu seinen Opfern. Karayildiz bekam eine wegen Haltens.

In der 54. Minute war erneut Kurtulus Öztürk an einem Tor der Dortmunder beteiligt. Seine Flanke fiel Ahmed Karayildiz auf den Kopf. Bilderbuchmäßig wie der Ball von dort in den Winkel des Tores der Gastgeber tanzt. Zum ersten Mal die Führung für die Borussia. Bastian Pinske versucht sich fünf Minuten später als Kunstschütze. Seinen direkten Freistoß aus 25 Metern kratzt Keeper Alter aus seinem linken oberen Eck. (59.). Das 3:5 dann wieder durch Ahmed Karayildiz. Er ist vor dem Tor einen Schritt schneller vor sein Gegenspieler und spitzelt den Ball ins Netz, 63.Minute. Jetzt wäre es eigentlich an der Zeit gewesen, wieder etwas für das Trefferkonto zu tun. Oestrich am Boden, deutlich unterlegen.

Schiri Webers bei seiner Lieblingsbeschäftigung
Schiri Webers bei seiner Lieblingsbeschäftigung

Doch der BVB macht es nochmal unnötigt spannend. In Unterzahl, die Kartenspielerei des Schiedsrichter erlebt einen weiteren Höhepunkt und der Oestricher Neumann darf als Erster duschen gehen, erzielt der Gastgeber nach einem schnellen Konter und einem Lupfer über Kuschmann hinweg, durch Rademacher, der zuvor zu seinem ersten Oberligaeinsatz überhaupt eingewechselt wurde, den 4:5 Anschluß. Dies alles in der 75. Spielminute.

Der BVB nun hektisch. Anstatt nun besonnen das Ergebnis über die Bühne zu bringen und mit kühlem Kopf auf weitere Möglichkeiten zu hoffen, wirft man alles nach vorne, als ginge es darum immer noch einem Rückstand hinterher zu laufen. Schneller Konter der Dortmunder in der 86. Minute. Bugri schickt den eingewechselten Odonkor, der mit seinem Schuß am Keeper scheitert. Die nachfolgende Ecke setzt Karayildiz neben das Tor. Francis Bugri verabschiedet sich auch unfreiwillig und vorzeitig auf Bitten des Schiedsrichters mit gelb-roter Karte. Auch dies völlig überzogen. Zum Glück kann Oestrich nichts zählbares mehr entgegen setzen. David Odonkor setzt nochmal in der dritten Minute der Nachspielzeit einen bunten Akzent. Er holt sich die elfte Karte des Spieles ab.

Dann ist Schluß. Eine Mischung aus Erleichterung, breitem Grinsen und ungläubigem Kopfschütteln unter den Schwarzgelben nach diesem Spiel, das sicherlich noch einmal im Mannschaftskreis diskutiert wird.

Die Stimmen zum Spiel:

Spielszene
Spielszene

Horst Köppel: Wir haben die ersten zwanzig Minuten total verschlafen und haben überheblich und pomadig gespielt. Bei einem 0:3 habe ich eigentlich nicht mehr daran geglaubt, dass wir noch zurückkommen können. Aber dann vielen die Treffer innerhalb von kurzer Zeit. Aber dann nach dem 3:5 haben wir uns richtig schwer getan. Ich rede auch nicht davon, dass man den Vorsprung weiter vergrößern muss, sondern man muss das Ergebnis halten. Ich bin froh und recht dankbar, dass es beim 5:4 geblieben ist.

Horst Quade (SFO): Dieses Spiel ist bezeichnend für unsere Saison. Dortmund hat das Spiel dominiert, aber wir haben in der ersten Halbzeit gut Konterfußball gespielt. Aber dann waren wir wie immer nicht in der Lage von der Taktik oder der kämpferischen Einstellung Leistung für 90 Minuten zu bringen. Wir fielen in ein tiefes Loch und darein fielen noch drei Tore, die das Spiel entschieden haben. Aber das war für mich als Trainer in diesem Jahr trotzdem ein Highlight. So ein Schiedsrichter hat, unabhängig vom Ergebnis gesehen, in der Oberliga nichts zu suchen.

Florian Thorwart: Total verrückt. Wir hätten nicht drei Tore kassieren müssen um aufzuwachen. Es war irgendwie ein schläfrige Stimmung, obwohl wir uns ganz normal vorbereitet haben. Der Kunstrasen war ungewohnt, soll aber keine Entschuldigung sein. Wir hätten am Schluß taktisch klüger spielen müssen, aber genauso hätten wir nach dem 5:3 weiter Druck machen müssen, dann wäre es nicht mehr so eng geworden.

Spielszene
Spielszene

Der Dreikampf ist wohl zu einem Zweikampf geworden. Rheine hat sich nach der Heimniederlage gegen den VFB Hüls (0:1) aus dem Rennen verabschiedet. Jetzt kleben nur noch die Blauen dran, das aber immer noch mit sieben Punkten Rückstand, bei nur noch fünf ausstehenden Spielen. Das nächste Spiel findet wieder zu Hause in der Roten Erde statt. Gegner am kommenden Sonntag ist um 15 Uhr die zweite Mannschaft des VFL Bochum.

Statistik:

BVB: Kuschmann, Mehnert, Sahin, Thorwart, Pinske, Öztürk (64. Löring), Achenbach (46. deDeus), Kringe, Bugri, Krontiris (80. Odonkor), Karayildiz

Tore: 1:0 Courtoglou (24.), 2:0 Werlein (28.), 3:0 Werlein (33.), 3:1 Sahin (38.), 3:2 Bugri (42.), 3:3 Thowart (43.) - 3:4 Karayildiz (54.), 3:5 Karayildiz (63.), 4:5 Rademacher (75.)

Schiedsrichter: Webers (Aachen) Note 6

Unterstütze uns mit steady

Weitere Artikel