Warmlaufen

Wirklich nur ein Karnevalsverein?

30.11.2001, 00:00 Uhr von:  Wade
Fast genau vor einem Jahr, am 13.12.2000, endete dass Spiel in Köln 0:0
Fast genau vor einem Jahr, am 13.12.2000, endete dass Spiel in Köln 0:0
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Samstag tritt der BVB zum 65. mal beim 1.FC Köln an. Beide Vereine haben sich in der nun 38 jährigen Bundesligageschichte einige packende Duelle geliefert. Zuhause waren die Geißböcke für den BVB lange fast unbezwingbar. Nur zwei Siege und 4 Unentschieden erreichte Borussia Dortmund von 1963 bis 1990 bei den Domstädtern. Vor allem in den 80´er Jahren ließen die Geißböcke nichts anbrennen.

Acht Siege der Kölner, in der Zeit 1983 bis 1989, davon 6 in Folge mit 19:3 Toren, sprechen da eine deutliche Sprache. Viel gab es bis Ende der 80´er für die Dortmunder in „Kölle“ nicht zu holen.

Seit den 90´er Jahren hat sich das Blatt jedoch zu Gunsten der Borussen gewendet. Seit dieser Zeit holte der BVB in keinem anderen Stadion der Liga mehr Siege als in Müngersdorf. Fünf Siege, 1 Unentschieden und 2 Niederlagen weißt die Statistik seit der Saison 90/91 bis zum Abstieg der Kölner, im Jahre 1998 auf.

Den Dortmunder Fans dürfte vor allem das 1:6 in der Meisterschaftssaison 94/95 noch in guter Erinnerung sein. Ein damals entfesselt aufspielender Andreas Möller besiegte die Geißböcke fast im Alleingang. Drei Tore schoss er selbst, eins schöner als das andere. Der FC versteckten sich damals keinesfalls. Bruno Labbadia gelang noch der Ausgleichstreffer zum 1:1, doch zusammen mit Stephane Chapuisat jagte Andy Möller die Kölner Hintermannschaft von eine Verlegenheit in die andere. Die Presse überschlug sich damals mit Lobeshymnen und war der Meinung, die Geburt eines neuen Traumsturms (Chapuisat/Möller) miterlebt zu haben.

Nach harten Kampf sportliche faire Gesten, typisch Micki
Nach harten Kampf sportliche faire Gesten, typisch Micki
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Für einen Dortmunder und Ex-Kölner Spieler war dieser Tag ein schmerzlicher, obwohl er dort sein letztes Pflichtspieltor erzielte: Sein Name: Flemming Povlsen. Gerade von einem Kreuzbandriss genesen, ereilte ihn 18 Monate später, in der 2. Hauptrunde des DFB Pokals gegen Kaiserslautern, sein 2. Kreuzbandriss, der das Ende seiner noch jungen Karriere bedeutet. Nicht nur die Dortmunder haben den sympathischen und immer bis zum Umfallen kämpfenden Dänen in ihr Herz geschlossen. Auch die Kölner erkennen heute noch seinen bedingungslosen Einsatz für seinen Verein an.

Die zwei Siege der Kölner in den 90´er Jahren machte der Österreicher Toni Polster ebenfalls fast im Alleingang klar. Ein Jahr vor dem denkwürdigen 1:6 Sieg machte „Doppelpack“ Toni seinem Spitznamen alle Ehre und steuerte beide Tore zum verdienten 2:0 Sieg der Domstädter bei.In der Abstiegssaison 97/98 zeigte Polster beim 4:2 Sieg des FC, dass er es noch besser kann und schoss gleich drei der vier Tore selbst.

Das letzte Spiel in Köln

Der letzte Auswärtssieg des BVB bei den Kölnern datiert vom 07.12.1996. Damals siegte der BVB nach schwacher erster Halbzeit und einem 1:0 Rückstand (Vladoiu 45.) noch verdient mit 1:3. Zweifacher Torschütze war nach seiner Einwechselung Heiko Herrlich (1:1; 69. und 1:3; 86.). Das 1:2 erzielte damals Michael Zorc (72.).

Die letzte Begegnung im Müngersdorfer Stadion endete 0:0. Es hatte vor dem Spiel stark geregnet und der Boden war tief und schwer zu spielen. Die Dortmunder verpassten damals in der starken Anfangsphase ein Tor zu machen. Die Kölner bekamen nach 20 Minuten das Spiel besser in den Griff und Dortmund konnte froh sein, in der staken Phase der Domstädter, nicht in Rückstand geraten zu sein. Erst zur Mitte der 2. Halbzeit wurde Dortmund wieder stärker, ohne jedoch zum Torerfolg zu kommen.

Wohin führt sein Weg? Ewald Lienen, Leidgeprüfter Trainer des FC Köln.
Wohin führt sein Weg? Ewald Lienen, Leidgeprüfter Trainer des FC Köln.
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In diesem Jahr zeigt sich wieder wie schwer das 2. Jahr nach einen Aufstieg in die 1. Bundesliga ist. Sieben Niederlagen in Folge mussten die Geißböcke einstecken, auch wenn ihn in manchen Partien stark aufspielten und ihnen das nötige Glück fehlte, so war verletzungsbedingte Ausfall von Leistungsträgern wie Christian Timm und die Formschwäche einiger Stammspieler mit dem dünnen Kader nicht zu kompensieren.

Die Luft für Lienen wird immer dünner, auch wenn der Vorstand und die Fans noch zum Trainer stehen, weiß jeder wie schnell Adenauers Spruch „Was stört mich mein Geschwätz von gestern“ zum tragen kommt.

Der Sieg in Hamburg gegen St.Pauli und im Pokal gegen Aachen verschafft Mannschaft und Trainer erst einmal wieder die nötige Ruhe im Umfeld. Beim beiden 2:1 Siegen wussten vor allem die Neuzugänge Marc Zellweger und Rigobert Song zu überzeugen. Auch bei einigen der Leistungsträger der letzen Saison, scheint die Formkurve wieder rechtzeitig nach oben zu zeigen. Vor allem die Vorstellung von Christian Timm im Pokalspiel auf dem Aachener Tivoli lässt die FC Fans hoffen. Ob Timm, der sich auf die Gegenung gegen seinen Ex -Verein brennt, am Samstag von Beginn an spielt ließ Lienen offen.

Das Thema Timm ist bei diesem Spiel eh nicht ohne. Es hielt sich das Gerücht, dass der BVB versucht haben soll, dem 1.FC Köln ein Tauschgeschäft Bobic/Timm, schmackhaft zu machen. Ein solcher Deal wäre aus Sicht der Dortmunder sicher interessant gewesen. Aus Kölner Sicht wäre es wohl der endgültige Vertrauensbruch zwischen Fans, Trainer und Präsidium gewesen.

Borussia wird allen Anschein nach in Bestbesetzung auflaufen können. Abzuwarten ist, ob Metzleder oder Kohler neben den, nach seiner Einwechslung gegen Kaiserslautern, stark aufspielenden Wörns auflaufen wird. Ansonsten dürfte Micki Stevic eine Chance in der Anfangself verdient haben. Dede ist wieder fit, genauso wie Amoroso, der in der Woche an einer leichten Wadenverletzung laborierte. Neben Ricken und Rosicky dürften Amoroso, Koller und Ewerthon gesetzt sein.

Die mitreisenden Dortmunder Fans können sich wahrscheinlich wieder auf einige nette Geschenke der Kölner Fans aus dem, über den Gästeblock liegenden Oberrang freuen. Vor allem zur Weihnachtszeit würden die BVB Fans sicher lieber Gebäck und Schokolade, statt den üblichen Duschen aus Kölsch und anderen gelbfarbenen Flüssigkeiten vorziehen...

Und hier gibt's den Vorbericht aus Kölner Sicht

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