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Der Chat mit Teddy

11.02.2001, 13:00 Uhr von:  Jens
Der Chat mit Teddy
Teddy de Beer beim schwatzgelb.de-Chat

Das war er also, unser und Euer erster "Promichat" bei schwatzgelb.de. Uns hat es eine ganze Menge Spaß gemacht, den zahlreichen Besuchern des Chats hoffentlich auch. Teddy hatte sich eine knappe Stunde Zeit für Euch nehmen können, mehr erlaubte ihm seine Frau nicht. Sie wartete mit dem Essen auf ihn und drohte mit der Prügelstrafe, falls er sich verspäten sollte ;-)

Teddy de Beer

Teddy nimmt seit geraumer Zeit nicht mehr am Mannschaftstraining teil, da er sich schwer verletzte und ein Comeback derzeit nicht absehbar ist. Logischerweise drehten sich hierum viele Fragen. Nach seiner Auskunft raten ihm die Ärzte zu Geduld. Die Verletzung sei so schwer, daß eine Rückkehr einfach nicht abzusehen ist. Auf die Frage, wie lange er denn noch spielen werde, sagte Teddy: "Im Moment ist es problematisch darüber zu sprechen, eigentlich wollte ich bis ich 40 bin spielen, doch jetzt habe ich leider diese schwierige Verletzung." Wie sich die Verletzung noch immer auswirkt, machte auch folgende Bemerkung deutlich: "Nein, ich bin nicht ganz schmerzfrei, beim springen und laufen habe ich noch Schmerzen."

Daher hält er sich mehrheitlich im Rehazentrum Ortohmed, direkt neben dem BVB-Trainingszentrum am Rabenloh, auf. Er konnte einem interessierten User deshalb auch nicht mitteilen, welchen Eindruck Tomas Rosicky beim Abschlußtraining hinterlassen hatte. Scherzhaft stellte er aber klar, daß er trotz Verletzung die "wahre Nummer 1" sei. Borussias Nachwuchstorhüter Matthias Kleinsteiber attestierte der langjährige Stammkeeper der schwatzgelben: "Er war lange verletzt und ist halt immer wieder durch Verletzungen zurück geworfen worden, aber er ist jung und talentiert." Sein Verhältnis zu Jens Lehmann schilderte er als gut, er diskutiere sehr viel mit ihm.

Teddy de Beer beim schwatzgelb.de-Chat

Ob sich denn, im Vergleich zur letzten Saison, viel verändert habe in der Mannschaft, wollten viele Chatter von ihm wissen. Teddy machte dabei einen sehr positiven Eindruck: "Jeder denkt an die Mannschaft oder wird vom Trainer dazu gezwungen."

Ein deutliches Zeichen dafür, daß Matthias Sammer aufräumt mit der Einzelwirtschaft innerhalb des Kaders. Er hält es auch für übertrieben, nach jeder Niederlage die alte Saison in Erinnerung zu rufen. Die Mannschaft sei insgesamt viel stabiler geworden, wenn es auch zu solchen Aussetzern wie gegen 1860, Bayern und die beiden ausgefallenen Spiele gegen Gelsenkirchen komme. Entscheidend sei, wie man sich von solchen Niederlagen erhole und dann zurückkomme. Auch der Trainer wurde von ihm gelobt: "Der richtige Trainer, ist immer der erfolgreiche Trainer. Aber die Arbeit, die Matthias Sammer abliefert, ist sehr professionell und ich hoffe, daß er das nötige Glück hat."

Teddy de Beer beim schwatzgelb.de-Chat

Auf die Frage, ob der BVB denn keinen neuen Stürmer - einen echten "Knipser" - brauche, sagte Teddy: "Wir haben gute Stürmer, nur ist es so, daß nach der letzten Saison wir dieses Jahr zum ersten Mal der Mannschaft die Chance geben können, zusammen zu wachsen und ich hoffe, daß das in den nächsten Jahren so fortgeführt wird. Dann wird sich auch das Spielverständnis verbessern. Man muß an dem Selbstbewußtsein der Spieler arbeiten und den Torhunger speziell schulen, außerdem haben wir mit Fredi Bobic und noch Heiko Herrlich - wenn er zurückkommt - zwei hervorragende Knipser, die natürlich auch die entsprechenden Vorlagen brauchen."

Zum Thema Heiko Herrlich konnte er uns dann leider nichts mehr sagen. Er wußte nur zu berichten, daß Heiko die Therapie hinter sich gebracht habe und nun sehr erschöpft sei. Wir hoffen aber in Zukunft wirklich positive Nachrichten von unserem Heiko zu erhalten.

Über Lars Ricken wußte er folgendes zu berichten: "Er hatte zwar in der letzten Zeit einige Probleme und konnte auch nicht so gut spielen, aber wie er sich dieses Jahr in die Mannschaft gekämpft hat, durch seinen Willen, das ist sehr beeindruckend."

Teddy de Beer beim schwatzgelb.de-Chat

Das anstehende Derby löst natürlich bei uns Borussen schon langsam Fieber aus, schließlich wollen wir endlich mal wieder - zum Abschied - im Buerer Erdloch gewinnen. Teddy versuchte zu erklären, warum für viele Spieler diese "Derby-Stimmung" nicht mehr so aufkommen kann: "Es hat sich verändert, früher kamen die Spieler aus dem Umkreis und da waren Spiele gegen S04 etwas besonderes, nur einem Evanilson oder Ikpeba ist dies leider nicht möglich, da sie diese Tradition nicht kennen können. Trotzdem ist jeder von unseren ausländischen Spielern für mich ein Borusse, solange ich sehe, daß er bereit ist, alles zu geben."

Einem von Börsenplänen beunruhigten, sich in den chat verirrenden, Schlacker konnte er dann noch mitteilen, daß er für den ersten Besuch in der "Arena" einen Eimer gelber Farbe bereit halte. An seinen ersten Derbysieg konnte er sich übrigens nicht erinnern, es seien so viele gewesen......zum anstehenden Derby meinte er dann noch - nach einem Tipp befragt - vorsichtig: "Die Tagesform wird entscheiden."

Beim Thema Derby war auch die Frage nach Andi M*ller nicht weit. Ob Möller sich beim BVB zuletzt nicht absichtlich habe hängen lassen, wollte ein Fan wissen. "Nicht mit Absicht," stellte Teddy klar, "sondern unser Spielsystem wurde umgestellt und da gab es den zentralen Mittelfeldspieler nicht mehr und auf der linken Position - wo Andreas spiele sollte - kam er nicht zurecht. Das könnte er mal spielen, aber auf die Dauer wäre er dort nicht wirklich gut." Außerdem sei M*ller "keine Heulsuse, er ist zwar zu GE-Buer gegangen, was wir auch nicht verstanden haben, aber Fakt ist, wir haben mit ihm sehr große Erfolge erreicht."

Teddy de Beer beim schwatzgelb.de-Chat

Die Aktionen "Pro15:30" ( www.pro1530.de ) sind inzwischen auch bei den Spielern angekommen. Teddy ist von Sonntagsspielen nicht begeistert. Aber er machte auch deutlich, daß der Fußball sich halt ans Fernsehen verkauft habe und nun auch mit diesen Begleiterscheinungen leben müsse ("Wir müssen uns nach denen richten, die auch sehr viel Geld bezahlen.").

In diesem Zusammenhang wurde auch von den exorbitanten Ablösesummen gesprochen, insbesondere über die Rekordablöse für Tomas Rosicky (25-30 Mio.). Teddy meinte: "Der Junge kann da nichts für, das ist die Entwicklung des Marktes. Für ein Talent muß man heute 25 Mio. bezahlenund für einen gestandenen Spieler schlappe 60 Mio." Begeistert schien auch er davon nicht zu sein, denn weiter sagte er: "Das ist nicht die Frage, manchmal muß man sich den Gegebenheiten anpassen und ich denke mir, daß sich der Markt von selbst regulieren wird, wenn die entspr. Einnahmen nicht da sind."

Wichtig und besonders interessant ist es sicherlich für viele, zu erfahren, was Teddy nach seiner aktiven Karriere plant. Er habe bislang einige lockere Gespräche mit dem Vorstand geführt, noch sei aber nichts konkret, da er immer noch um sein Comeback kämpfe. Erst wenn es absehbar ist, daß dahingehend nichts mehr machbar ist, werde es konkret. Vorstellungen habe er ebenfalls noch nicht konkret entwickelt. Auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, Fanbeauftragter des BVB zu werden, antwortete er leider nicht. Er kenne die Aufgaben der jetzigen Fanbeautragten Acki Schmidt und Lothar Emmerich nicht und könne daher nichts dazu sagen. Es ist zwar inzwischen ein offenes Geheimnis, daß sich viele Borussen Teddy in dieser Position wünschen würden, da er lange Jahre im Verein ist und selbst noch nicht so alt, als das ihn nicht alle Fans noch kennen würden. Das ist bei Acki und Lothar, die zu jungen Leuten kaum Zugang finden, nicht gegeben.

Teddy de Beer beim schwatzgelb.de-Chat

In diesem Zusammenhang tauchte dann auch die Frage auf, ob er es sich denn früher nie vorstellen konnte, den Verein zu verlassen. Doch Teddy machte klar, daß er dem Verein sehr viel zu verdanken habe: "Es kam nie dazu, da ich 1993 - als ich sehr unzufrieden war und nicht spielte - mir das Schienbein brach, aber der Verein zu mir hielt und sagte, sollte ich fit werden, kann ich hier weiter arbeiten und ich bin froh, daß ich mich so entschieden habe." Er unterschrieb dann einen neuen 4-Jahresvertrag beim BVB und bekam kurze Zeit später die ersten Angebote aus dem In- und Ausland. So wollte ihn sein alter Klub, der MSV Dühsburch, wieder an die Wedau lotsen. Aber Ottmar Hitzfeld untersagte einen Wechsel. Im Nachhinein scheint Teddy mehr als nur froh darüber zu sein: "Hätte ich woanders noch gespielt, wäre ich nicht bei den ganzen Erfolgen dabei gewesen und ich habe mich damals entschieden mein bestes für den BVB zu geben, egal in welcher Position." Er sagte auch noch, daß die letzten 15 Jahre die schönsten für ihn als Fußballer gewesen seien. Auch wenn der Stammplatzverlust stark an seinen Nerven gekratzt hatte: "Ziemlich schlecht, zwischendurch hatte ich keinen Bock mehr Fußball zu spielen."

Außerhalb des Chats erläuterte er uns, warum es so wichtig gewesen sei, trotz Reservistenrolle, beim BVB zu bleiben. Er habe intern, als erfahrener Spieler und langjähriger Borusse, viele Krisen meistern können und Dinge ansprechen können, die nie nach außen gedrungen sind. Darum habe auch er einen Anteil an 2 Meisterschaften und einem Europapokalsieg. Welcher Spieler denn der beste gewesen sei, mit dem er jemals zusammen gespielt habe, wollte ein Fan wissen!? Das sei, ganz klar Julio Cesar, so Teddy. Julio - wir erinnern uns alle mit einer oder zwei Tränen im Knopfloch - konnte defensiv einfach alles. Teddy sagte, er habe nie einen kompletteren Spieler als ihn gesehen. Stark im Kopfball, schnell, zweikampfstark, vielseitig, technisch versiert, was will man da noch mehr?

Auch zur aktuellen Diskussion um junge Spieler in der Bundesliga äußerte sich Teddy gerne: "Diese Entscheidung trifft oft nicht der Trainer, sondern der junge Spieler,denn als Trainer kann ich nur die Leute in ein Team bringen, die mir auch zeigen, daß sie bereit sind, sich für den Erfolg zu quälen und unbedingt dorthin wollen."

Über die Entwicklung von Christian Timm zeigte sich Teddy überrascht. Daher sieht er auch die Probleme, die durch die Ausländerregelung, die er als "Weltbürger" wohl eher ganz abschaffen würde, für junge Spieler auftauchen können: "Schwierig wird es für Jugendspieler in den jeweiligen Ländern, weil mit Stars die man kauft, der Erfolg sofort eintreten kann, ohne den jungen Leuten eine Aufbauphase zugestehen zu können."

Kurz vor Schluß wurden noch ein paar persönliche Hobbys (Lesen, Motorradfahren, Fußball) geklärt. Eine Homepage habe er bislang nicht, Fredi Bobic habe ihn aber schon mal darauf angesprochen und das chatten machte ihm sichtlich Spaß. Apropos Spaß, wenn es darum beim BVB geht, taucht immer wieder der Name Teddy de Beer auf: "Eigentlich bin ich eher ruhig, aber wenn der Anlaß da ist, bin ich schon mal der Vorsitzende vom Festausschuß.", sagte er selbst dazu.

Teddy de Beer beim schwatzgelb.de-Chat
Teddy erklärte, daß das Ziel des BVB ein internationaler Startplatz sei, der UI-Cup damit aber nicht gemeint sei. Von der Meisterschaft redet an der Strobelallee offensichtlich niemand, was angesichts der Leistungen gegen die beiden vor uns platzierten Mannschaften wohl auch nicht aktuell wäre.

Beeindrucken war noch sein Statement zu den Gefühlen, die er als Spieler hatte, wenn er den Rasen betrat: "Diese Atmosphäre muß man einatmen, die Augen schließen und in sich festhalten."

Und zum Ende noch ein Spaß in Richtung kiffender Fußballer aus Ghana. Auf die Frage, was er denn gedacht habe, als er hörte, daß Ibrahim Tanko gekifft habe, antwortete Teddy: "Ich habe das Ding aufgeraucht, damit dem Jungen nicht ganz schwindelig wird ;-)"

Wir bedanken uns bei allen Chattern und vor allem bei einem sympathischen Menschen Wolfgang "Teddy" de Beer für die Teilnahme am Chat. Teddy offenbarte Ansichten, die vielen Menschen sicherlich gut zu Gesicht stehen würden und von einem Fußballer eher nicht erwartet werden: "Jeder Spieler bei uns hat seine Vorzüge und da ich weiß, daß ich selbst nicht unfehlbar bin, komme ich eigentlich mit allen sehr gut aus. Ich versuche nur die positiven Sachen zu sehen, denn Fehler hat jeder von uns." Auch sein Statement zur Europapolitik Ausländerregelung der internationalen Ligen war lesens- und hörenswert: "Nein, ich denke mir, wir können uns vor der neuen Zeit mit einer großen europäischen Idee auch im Fußball nicht sperren, denn ich denke, daß wir Europäer, oder Weltbürger sind. Jeder Mensch ist gleich."

Wer mehr wissen will, klicke den angehängten Auszug aus dem Chat an, hier kann alles komplett nachgelesen werden.

===> Chat-Auszug

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