Unsa Senf

Meister? Ja, warum denn eigentlich nicht?

01.05.2001, 13:00 Uhr von:  Arne

Am Freitag haben wir unseren Spielbericht noch mit "BVB kann Meisterschaftsträume begraben" betitelt. Jetzt, nachdem sämtliche Clubs der oberen Tabellenregion bereits gespielt haben, sieht es gar nicht mehr ganz so übel aus in der Bundesliga und für den BVB sind es weiterhin "nur" lächerliche 3 Punkte und ein paar Törchen Abstand zu diesem ekligen Tabellenführer aus Herne-West.

Kommt die Salatschüssel wieder nach Dortmund?

Warum also nicht Meister werden? Sich drei Spieltage vor Schluss noch im Titelrennen zu befinden, das schreit doch geradezu danach, den Titel jetzt auch endlich gewinnen zu wollen. Nicht so bei uns! Hier wird seltsamerweise weiterhin Understatement vom Feinsten betrieben. "Denk doch an die letzte Saison", hört man in der letzten Zeit ziemlich häufig rund um das Westfalenstadion. Ja, ich denke oft an die letzte Saison und ebenso häufig denke ich auch daran, wo die Asseln in der letzten Saison standen. Und heute? Warum sollten wir uns dann zurückhalten, während dort sogar schon die Meisterfeier geplant wird?

Und mal ehrlich: Mag sein, dass die Schwatzgelben diesen Titel - gerade nach der erschreckend schwachen Vorstellung am Freitag in Wolfsburg - nicht verdient hätten, aber mal streng genommen betrachtet: Wer hätte das auch schon? Soll etwa eine Mannschaft Meister werden, die gestern nicht einmal in der Lage war, gegen das ersatzgeschwächte Schlusslicht der Tabelle zu gewinnen und nur mit Ach und Krach einen Punkt gegen die meiner Meinung nach mit Abstand schwächste Mannschaft der Liga erringen konnte?

Oft hört man auch, unsere Borussen sollten nicht unter unnötigen Druck gesetzt werden. Ja, was soll denn noch großartiges passieren, drei Spieltage vor Ende der Saison? Welche negativen Auswirkungen sollte dieser Druck denn jetzt noch haben? Vor der Spielzeit mit der Vorgabe des Titelgewinns zu starten, kann in der Tat belastend für eine Mannschaft sein, das sehe ich ein, aber so? Warum stellen wir uns nicht endlich hin und sagen: "Okay, unsere Ausgangslage ist nicht ganz so gut wie die unserer Konkurrenten, aber wenn sich die Gelegenheit bietet, dann wollen wir natürlich auch Meister werden, klar!?"

Stellt Euch vor, wir können Meister werden, und keiner merkt’s

Ein Bild, wie wir es nur zu gerne wieder sehen würden
Wenn wir immer wieder sagen, dass die Meisterschaft utopisch ist, dann werden wir sie auch mit Sicherheit nicht gewinnen. Aber wir haben die Chance und wir sollten jetzt zumindest versuchen, sie zu nutzen. Die Angst vor einem möglichen Versagen sollte nicht derartige Auswirkungen haben, dass man gar nicht erst versucht, dieses Ziel zu erreichen. "Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren" heißt es schließlich, und dafür werfe ich auch gerne 5 Mark ins Phrasenschwein.

Malen wir uns mal den kommenden Spieltag aus: Legokusen besiegt mal wieder den FCBäh, Golfsburg schlägt die Asseln in ihrer hässlichen Betonschüssel zu Überraschung aller und wir gewinnen sowieso zuhause gegen Stuttgart. Auf einmal stehen dann plötzlich 4(!) Mannschaften 3 Spieltage vor dem Ende punktgleich an der Spitze. Zugegeben, dieses Gedankenspielchen ist nur eines von vielen möglichen Szenarien, aber unrealistisch ist das weiß Gott dennoch nicht. Und was ist, wenn es wirklich so kommen sollte? Sollen wir dann immer noch sagen, dass die Meisterschaft unerreichbar und utopisch wäre?

Meine Sorge ist die, dass wir vor dem 34. Spieltag mit einem oder zwei Punkten Rückstand im Hintertreffen liegen und wirklich niemand im Borussenlager an den Titel glaubt. Denkt doch mal an ´95! Auch da lagen wir am letzten Spieltag einen Punkt zurück und auch da waren wir nur krasser Außenseiter. Aber wir wollten diese verdammte Salatschüssel endlich mal wieder gewinnen und wir haben in lange nicht erlebter Übereinstimmung die Mannschaft nach vorne geschrieen und haben es auch geschafft. Warum sollte das nicht auch dieses Jahr klappen?

Also, egal ob verdient oder nicht, die Chance ist da und sei sie noch so gering, wir sollten versuchen, sie zu nutzen. Denn ein Meister BVB wäre auch einem Pokalsieger aus Herne wieder einmal eine entscheidende Nasenlänge voraus.

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