Unsa Senf

Ikpeba und der BVB: Nur ein ganz schweres Millionenmissverständnis?!

28.03.2001, 13:00 Uhr von:  Sebi

In der letzten Woche schenkten sowohl die regionalen als auch die überregionalen Medien einem BVB-Spieler besonders große Aufmerksamkeit. Victor Ikpeba ?durfte? seinem Ärger über die permanente Nicht-Berücksichtigung in den letzten Wochen Luft machen. Dabei offenbarte sich, dass das Tischtuch zwischen Trainer Matthias Sammer und dem Nigerianer wohl endgültig zerschnitten ist.

Victor Ikpeba

Seit dem Pokalspiel im November 2000, in dem der BVB einem unbedeutenden G*ls*nkirchener Vorortverein mit 2:1 unterlag, befand sich der einstige Weltklassestürmer nicht mehr in der Startelf der Borussia. Zuletzt zog Matthias Sammer der Option Victor Ikpeba sogar einen leeren Platz auf der Dortmunder Auswechselbank vor. Keiner Kaffeesatzleserei bedarf es, um hier ein äußerst getrübtes Verhältnis zwischen den beiden zu diagnostizieren.

Zu Saisonbeginn schien Sammer noch der Mann zu sein, der Ikpeba nach dem Tod seiner Frau aus einem sehr tiefen Tal hinausführt. Auch der von Juventus Turin neu verpflichtete Sunday Oliseh sollte Ikpeba dabei als ein Landsmann behilflich sein. Ein schönes Kopfballtor gegen den TSV 1860 München untermauerte am dritten Spieltag auch den persönlichen Aufschwung Ikpebas zu Beginn dieser Saison. Seit diesem dritten Spieltag allerdings geht es für ihn nur noch bergab. Allem voran skandalös schwach anmutende Leistungen in Testspielen dürften nun dafür gesorgt haben, dass Ikpeba durch das Sieb von Matthias Sammer gefallen ist. Und zwar endgültig, wie folgende Aussage von Sportmanager Michael Zorc unterstreicht: "Die Situation ist für beide Seiten unbefriedigend, wir suchen nach vernünftigen Lösungsmöglichkeiten. So viele gibt es im Fußball aber nicht..."

Rein ökonomisch betrachtet, bahnt sich somit unausweichlich ein großes Verlust-Geschäft für den BVB an. Die im Sommer 1999 ins Fürstentum Monaco überwiesenen 12 Mio. DM sind jedenfalls nicht mehr zu erzielen. Somit kostete jedes Ikpeba-Tor, vom horrenden Gehalt einmal abgesehen, 4 Mio. DM. Und dass der Preis durch weitere Treffer noch gesenkt werden könnte, ist inzwischen leider alles andere als wahrscheinlich. Nicht zuletzt Ikpebas Aussagen der letzten Tage dürften ihn - bei allem Verständnis für seine Verärgerung - noch weiter ins Abseits manövriert haben. So ließ der Nigerianer etwa verlauten, dass "er beim BVB alles gegeben habe, man ihm aber nicht erlaubt habe, groß zu werden!" Und das dürfte Matthias Sammer, der schon immer jegliche Kritik intern und nicht extern äußerte, noch weiter erzürnt haben.

Victor Ikpeba
Trotz der momentanen Sturm-Misere beim BVB hat sich Ikpeba also endgültig aller Einsatzchancen beraubt. Bei einem Vertrag bis 2003 ist damit eine absolut unbefriedigende Situation eingetreten. Andererseits - muss - man in seinem Fall solche Zahlenspiele und überzogene Kritik mit großer Vorsicht genießen. Man sollte mit Ikpeba jedenfalls nicht zu hart ins Gericht gehen. Seine Integration scheint nach 1 ½ Jahren (!) noch längst nicht abgeschlossen. Noch viel härter traf ihn aber das Schicksal. Mitte letzten Jahres verlor der Nigerianer nämlich seine Frau, die den Kampf mit dem Krebs leider verlor. Wie er dies verkraftete, ist - wenn überhaupt - nur mannschaftsintern bekannt. Aber damit nicht genug: Nach dem Tod seiner Frau sieht Ikpeba auch seine Kinder nur noch äußerst selten. Diese leben durch eine große Entfernung von ihrem Vater getrennt, in dessen ehemaligem Wohnort Monaco.

Das sind selbstverständlich alles andere als günstige Voraussetzungen um - in Dortmund - erfolgreich Fußball zu spielen. Akzeptable Bedingungen könnte der einstige "Sunnyboy" vermutlich nur noch in bekannter Umgebung (Monaco bzw. Frankreich) und vor allem in der Nähe seiner Kinder vorfinden.

Damit wären wir wieder bei dem großen finanziellen Verlust für den BVB. Doch in so einem Fall sollte man im beiderseitigen Interesse die menschlichste Lösung finden. Millionen-Verständnis hin oder her!

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